Die revolution von 1848/49
Revolution von 1848/49Mit der raschen Industrialisierung und ihren positiven wie negativen Begleiterscheinungen hatte sich auch das politische Bewusstsein der Menschen in Europa nachhaltig verändert. Seit der Proklamation der Menschenrechte, zuerst in Amerika, dann in Frankreich während der Revolution, waren nationale und liberale Bewegungen entstanden, die im Freiheitskampf gegen die Napoleo- nische Fremdherrschaft nahezu alle Völker des Kontinents erfassten. Von den Ergebnissen des Wiener Kongresses enttäuscht, führten sie, an ihrer Spitze anfänglich vor allem die studentische Jugend und die Freiwilligen der Befreiungskriege, einen verzweifelten Kampf gegen die Restaurationspolitik der Fürsten, die mit der ganzen Macht ihrer Polizeiapparate die Emanzipationsbestrebungen vergeblich zum Schweigen zu bringen versuchten.Der immer brisanter werdende Gegensatz zwischen den reformfreudigen, nationale und liberale Rechte einfordernden Kräften und den mehr oder weniger starr auf politische Beharrung ausgerichteten Staatsapparaten löste im Frühjahr 1848 eine bis auf England und Russland ganz Europa erfassende Revolutionswelle aus, die Ende Februar in Paris mit Protesten gegen die korrupten Oberschichten und den hohen Wahlzensus ihren Anfang nahm. Da politische Versammlungen verboten waren, veranstaltete die Opposition eine Reihe von »Banketten«, die allerdings zur politischen Arbeit genutzt wurden. Das Verbot eines großen »Reformbanketts« am 22.
Februar 1848 führte zum Aufstand. Die Revolutionäre gewannen die Oberhand und zwangen den »Bürgerkönig« Louis Philippe zur Abdankung. Frankreich wurde zur Republik erklärt. Republikaner und Sozialisten bildeten eine provisorische Regierung und schrieben Wahlen zur Nationalversammlung aus.Die Pariser Ereignisse gaben das Signal für zahlreiche revolutionäre Aufstände in anderen europäischen Ländern, die auch als Märzrevolution bezeichnet werden. In Wien erzwangen die Aufständischen am 13.
März den Rücktritt des verhassten Staatskanzlers Fürst Metternich. Auch in Berlin kam es zu Barrikadenkämpfen mit dem Militär. Fast widerstandslos gaben jetzt die Regierungen nach, überall wurden reformfreudigere Persönlichkeiten in die Kabinette berufen und Verfassungen versprochen. Am 18. Mai trat in der Frankfurter Paulskirche eine aus Wahlen hervorgegangene deutsche Nationalversammlung zusammen.Im österreichischen Vielvölkerstaat verbanden sich revolutionär-liberale Vorstellungen mit Autonomieforderungen der nichtdeutschen Nationalitäten.
Die Tschechen lehnten ihre Teilnahme an den Wahlen zur deutschen Nationalversammlung ab und beriefen einen Slawenkongress zum 2. Juni nach Prag ein. In Italien setzte ein sozialpolitisch motivierter Aufstand in Sizilien die italienische Reformbewegung in Gang, die in einen nationalen Befreiungskrieg gegen Österreich mündete, als sich König Karl Albert von Sardinien an die Spitze der Befreiungsbewegung setzte und Österreich den Krieg erklärte. In Ungarn meldete die ungarische Nationalbewegung unter Kossuth Autonomieforderungen an.Der Umschwung dieser revolutionären Entwicklung, der schließlich zur Niederschlagung nahezu aller Erhebungen und Reformansätze führte, setzte wieder in Frankreich ein. Als nach dem Wahlsieg der Republikaner über die Sozialisten einige soziale Reformen zurückgenommen wurden und die Arbeiter dagegen Sturm liefen, ließ die Nationalversammlung diese erste sozialistische Erhebung in der europäischen Geschichte vom Militär brutal niederschlagen.
Auch in Deutschland gelang es der Frankfurter Nationalversammlung nicht, sich gegenüber den wiedererstarkenden Mächten Preußen und Österreich als übergeordnete Reichsregierung durchzusetzen. Die Versammlung löste sich auf, die in einem Rumpfparlament verbliebenen radikalen Demokraten wurden schließlich von preußischen Truppen auseinander gejagt (Juni 1849). Immerhin enthielt der Verfassungsentwurf der Paulskirche einen Katalog der Grundrechte, der die künftige konstitutionelle Debatte bestimmen sollte. Der Weg zum Verfassungsstaat war auch durch die Reaktion nicht mehr aufzuhalten.Österreichisches Militär zerschlug sowohl die Erhebung tschechischer Studenten und Arbeiter in Prag im Juni 1848 wie den Wiener Arbeiteraufstand im Oktober. Auch die italienische Freiheitsbewegung brach nach anfänglichen Erfolgen zusammen.
Rom, wo Aufständische den Papst vertrieben hatten, wurde von französischen Truppen besetzt, die die alte Ordnung wiederherstellten. In Ungarn musste Österreich die Hilfe russischer Truppen in Anspruch nehmen, um den ungarischen Aufstand endgültig niederzuwerfen. Allein in Frankreich war es zu einem grundlegenden strukturellen Wandel des politischen Systems gekommen
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