Indien filmindustrie
Filmbiz Indien
Klatsch und Tratsch aus dem umtriebigsten Filmland der Welt
Indiens Filmindustrie ist die größte und produktivste der Welt. Jährlich werden dort mehr Filme gedreht, als in den USA, Japan oder Hongkong, und wir haben wie immer kaum eine Ahnung, was da abgeht. Die Hauptproduktionsstätten sind Bombay, Madras und Kalkutta. Weil Indien ein Vielvölker- und Vielsprachenstaat ist, werden auch die Filme in unterschiedlichen Sprachen gedreht, meist aber in Hindi.
Bis auf wenige Ausnahmen, enthält jeder Film mindestens eine Liedeinlage, häufig sogar mehr. Tatsächlich sind die Lieder die Herzstücke der Filme und sind meist populärer, auch über Sprachgrenzen hinweg.
Sie können einen ansonsten öden Film aus den roten Zahlen katapultieren.
Die Filmindustrie ist nach einem Star-System organisiert. Ähnlich wie im Hollywood der 30er Jahre oder im Hongkong der 60er, bloß noch viel umtriebiger. Die Schauspieler werden nicht Schauspieler, sondern Hero, die Schauspielerinnen Heroine genannt. Was auch ihrem Selbstverständnis entspricht, denn so reden sie auch über sich selbst.
Der Schauspielerberuf scheint in Indien in der Familie weitergegeben zu werden, schon beinahe erblich zu sein.
Viele Helden (z.B. Saif Ali Khan) und Heldinnen (Tina Khanna) sind Söhne und Töchter der letzten Generation von Leinwandhelden und -heldinnen. Es gibt dort richtige Schauspielerclans. (Wie auch in den USA die Fondas, die Sheens/Estevez, Baldwins, Arquettes usw.)
Die verschiedenen indischen Heldinnen hassen sich untereinander wie die Pest und zicken sich die ganze Zeit an.
So eine Offenbarung von Mamta Kulkarni (die indische Madonna): "Nein, ich habe keine Freundinnen in der Filmindustrie. Die Heldinnen sind zu bitchy, und ich möchte mich nicht zu Schlamm-Boxkämpfen mit ihnen erniedrigen."
Das gleiche gilt natürlich auch für die Helden. Der Konkurrenzkampf ist hammerhart, da heißt es: Öffentlich lächeln und heimlich treten. So meint Saif Ali Khan: "Jeder, der hier mitmischt, will die Nr. 1 sein.
Was zur Hölle sollte er denn sonst hier machen?" Saif wird immer als besonders arrogant verschrien, weil er die Dinge beim Namen nennt.
Mit den Intrigen geht auch eine bunte Film-Klatsch-Presse (Cine Blitz) einher, die sich an den Skandalen der Schauspieler weidet und über eine vernichtende Macht verfügt. Die Klatsch-Reporter scheinen zu den besten Freunden der Heroes und Heroines zu gehören und plaudern mit ihnen über die intimsten Dinge. Sie können aber auch wirklich böse sein, und haben schon so manchen Star ruiniert. - Denn wenn die ihren guten Ruf verloren haben, dann sind sie ganz schnell weg vom Fenster.
Heldin Mamta Kulkarni kann ein Lied davon singen.
Als Oben-Ohne-Fotos von ihr, die künstlerisch wirken sollten, veröffentlicht wurden, wurde sie öffentlich ausgebuht und als Hure beschimpft. Worauf sie sich erst einmal eine Woche lang zurückzog und weinte. Natürlich entschuldigte sie sich später.
Der Konkurrenzkampf macht auch nicht vor der eigenen Familie halt. So sieht sich Heldin Shilpa einer Rivalin aus dem eigenen Hause gegenüber: der Ex-Miss-India, ihrer Schwester Namrata. "Ich werde Namrata niemals unterstützen", geht Shilpa empört an die Öffentlichkeit.
Wie kaum anders zu erwarten, ist das Filmbiz auch ein großer Heiratsmarkt. Man verliert den Überblick, will man verfolgen, wer was mit wem hat. Raveena mit Akshay Kumar, Pooja mit Sohail Khan, Reena Roy mit Amin, Madhoo mit Kamal Sadanah.
"Die Versuchungen lauern überall: Biologisch ausgedrückt, ist es nicht leicht, ein platonisches Verhältnis zu meinen Heldinnen aufrecht zu erhalten. Sie machen mich an." offenbart Held Atul Agnihotri.
Aber als Saubermann bekannt, schafft er es, den Versuchungen zu widerstehen. Natürlich spielt da auch eine Rolle, daß er mit Alvira Khan-Agnihotri verheiratet ist, der Schwester Salman Khans. Ihre glückliche Heirat kann vielen Jugendlichen Rollenmodell werden, denn Alvira ist Moslem und Atul Hindu, und gemischte Ehen sind immer noch sehr selten in Indien.
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