Che guevara
Seien wir realistisch - versuchen wir das Unmögliche!"
Ernesto Ché Guévara - Argentinischer Arzt, Guerillero, kubanischer Minister und lateinamerikanischer Revolutionär - wurde nach seiner heimtückischen Ermordung in den bolivianischen Bergen am 9.Oktober 1967 weltweit zu einem Symbol, ja einem Mythos, der Protestbewegungen. Die Erinnerung an ihn ist über alle Grenzen und Ausgrenzungen bis heute lebendig geblieben. Er ist für die Einen das Beispiel des entschlossenen revolutionären Kampfes, die Hoffnung auf Änderung und Befreiung, die letzte und äußerste Alternative. Für andere ist er der Phantast und romantische Träumer oder der schießwütige Rebell und rücksichtslose Anarchist. Immer wieder aber muss er als Beweis für das Scheitern des Aufbegehren gegen die immer menschenfeindlichere Welt des großen Geldes herhalten.
Kindheit und Jugend
Ernesto Ché Guévara wurde am 14.6.1928 in Rosario, Argentinien, geboren. Die Eltern stammten aus der Oligarchie. Vor allem die Mutter nährte seine gesellschaftskritische Einstellung. Er wird als nett zu jedermann, belesen, introvertiert, willensstark, Asthmatiker und Raucher beschrieben.
Seine Jugend verbrachte er zur Zeit der Peróns in den 40er und zu Anfang der 50er Jahre. Auch damals war Lateinamerika von den Yankees und Großgrundbesitzern abhängig. Während seines Studiums wanderte er in die nördlichen Provinzen Argentiniens; die bolivianischen Randgebiete und durch die Anden und verdingte sich dort als Arzt. Die Verelendung der Menschen beeindruckte ihn zutiefst. Nach dem Medizinstudium war er in Bolivien und Mexiko, wo er an der Revolution teilnahm. Dort lernte er auch den chilenischen Marxisten und späteren Ministerpräsidenten Salvador Allende kennen.
Mit seinem Empfehlungsschreiben bekam er eine Gratisfahrkarte für einen Bananenfrachter der "United Fruit-Company", der nach San José, Costa Rica auslief. In Costa Rica bekam er erstmaligen Kontakt zu kubanischen Revolutionären und erfuhr von Fidel Castro. 1954 nahm er an der Revolution in Guatemala teil, wo er ebenfalls Kubaner traf, die die Revolution vorbereiteten. Diese Operation sollte nach der Freilassung von Fidel Castro in Mexiko ihren Anfang nehmen.
Seine revolutionären politischen Auffassungen kamen erst nach dem Studium in Guatemala und Mexiko zum Ausdruck. Auch war es seine Freundin Hilda Gadea Acosta, die Ernesto Ché Guévara in Guatemala zum Kommunismus führte.
In Mexiko 1954 las er auch Lenin und Bücher über den Spanischen Bürgerkrieg. Dort arbeitete er auch als Facharzt für Allergien im Hauptkrankenhaus in Mexiko-Stadt. Er bekam dort Kontakt zu den kubanischen Patienten Raoul Castro und seinem Bruder Fidel. Diese ließen seinen Entschluß für die kubanische Revolution reifen. Ausgebildet wurden sie vom kubanischen Oberst Alberto Bayo, der schon im Spanischen Bürgerkrieg erfolgreich Guerilla-Operationen durchgeführt und ein Lehrbuch darüber verfasst hatte.
Partisanenkämpfe in der Sierra Maestra
Am 25.
11.1956 lief die berühmte Yacht Granma nachts mit 83 Mann an Bord und abgeblendeten Lichtern aus dem mexikanischen Hafen Tuxpan aus, völlig überladen mit Menschen und Waffen. Sie wurde entdeckt, ihre Insassen in Kuba in einem Hinterhalt zum größten Teil getötet. Die übriggebliebenen Revolutionäre wurden in der Sierra Maestra von den Bauern, aber auch von anderen oppositionellen Kräften gegen Batista unterstützt. Am 20.Juli 1958 verbündeten sich im "Pakt von Caracas" die Vertreter der bedeutendsten Widerstandsgruppen gegen den Diktator Batista.
Die Unterzeichner verpflichteten sich, Kuba zur Demokratie zurückzuführen.
Dazu meinte Ché Guévara: "Wir waren mit dem Kompromiss nicht zufrieden, aber er war notwendig; er war zu jenem Zeitpunkt sogar fortschrittlich. Er konnte nicht über seine Zeit hinaus bestand haben, als er zum Hemmschuh der revolutionären Entwicklung wurde, aber wir waren gewillt, uns an ihn zu halten. Durch seinen Treubruch half uns der Feind, die unbequemen Bande zu trennen und dem Volke seine wahren Absichten zu zeigen.
Wir wussten, dass es ein Minimalprogramm war, ein Programm, das unsere Anstrengungen begrenzte, aber wir wussten auch, dass es nicht möglich war, unseren Willen von der Sierra Maestra aus zur Geltung zu bringen, und dass wir uns - für lange Zeit - auf "Freunde" verlassen mussten, die versuchten, unsere militärische Stärke und das Vertrauen, dass die Bevölkerung Fidel entgegenbrachte, für ihre eigenen makaberen Pläne zu nutzen."
Vor allem wollten sie, mit Hilfe der imperialistischen Handelsbourgeoisie, die mit den Herren im Norden (USA), eng verbunden war, die Herrschaft des Imperialismus auf Kuba aufrecht erhalten.
.. war ein gut durchdachter Coup. Einige der distinguiertesten Angehörigen der kubanischen Oligarchie trafen zur "Verteidigung der Freiheit" in der Sierra Maestra ein, unterzeichneten zusammen mit dem Guerillachef eine gemeinsame Deklaration und gingen dann nach Miami, um ganz nach Belieben ihre Trumpfkarte auszuspielen. Sie hatten jedoch nicht daran gedacht, dass politische Manöver nur soweit gehen können, wie es die Stärke des Gegners erlaubt ..
. Die schnelle Aktion unseres Befehlshabers, der das völlige Vertrauen der Guerillaarmee besaß, verhinderte, dass sich der Verrat weiterentwickelte."
Damit gab Ché zu erkennen, dass er sich dem diplomatischen Schachzug Fidel Castros anschloß, eine breite Opposition gegen den damaligen kubanischen Diktator zu schaffen, um sie dann nach der Revolution zu verlassen. Nach Ché Guévaras kampfentscheidenden Eingreifen in der Provinz Las Vias und dem Endsieg von Santa Clara, konnten er, Fidel Castro und ihre Leute in Havanna am 1.1.1959 triumphal einziehen.
Der revolutionäre Kampf dauerte also zweieinhalb Jahre. Ché Guévara, als Kommandant der Havanna-Festung "La Cabana", führte Säuberungsaktionen an Batista-Anhängern und Konterrevolutionären durch. Ché Guévara war nach Fidel Castro der zweite Mann in Kuba, er besaß herausragende intellektuelle und militärische Fähigkeiten, ungewöhnlichen Mut und stellte an sich und andere fast übermenschliche revolutionäre Ansprüche.
1959 besuchte der Commandante über ein Dutzend afrikanische und asiatische Länder, Jugoslawien und die DDR, um wirtschaftliche und politische Beziehungen aufzunehmen und technische und kulturelle Informationen zu sammeln, z.B. dass die wirtschaftliche Entwicklung von der Technisierung abhänge und Forschungsinstitute in Medizin, Naturwissenschaften und Landwirtschaft gegründet werden müssen.
Er wurde Nationalbankchef. 1960 schloß er Handelsabkommen mit der Sowjetunion, China, Ungarn, Bulgarien, Nordkorea und der DDR ab. 1961 wurde er Industrieminister und damit Herrscher über die kubanische Wirtschaft, er wollte das Land zum Kommunismus führen mit einer radikalen Landreform und Nationalisierung von Telefongesellschaften und allen Industrien.
Eine revolutionäre Armee sollte das Land nach außen verteidigen, Kommunistische Kader und die Kommunistische Partei den "neuen, revolutionären Menschen" schaffen, dazu gehörten Säuberungsaktionen für Revisionisten. 1961 fand die US-amerikanische Invasion in der "Schweinebucht" statt, die von Fidel Castro, Ché Guévara und dem Militär erfolgreich abgewehrt wurde. Seit dieser Zeit besteht auch die US-amerikanische Blockade.
Der Sozialismus und der Mensch auf Kuba
Ché Guévara wollte den neuen, selbstlosen Menschen, der sich und seine Familie zu Gunsten der konsequent kommunistischen Gesellschaft zurückstellt, schaffen. "Es werden Revolutionäre kommen, die das Lied vom Neuen Menschen mit der wahren Stimme des Volkes singen ... Die Avantgarde haben ihr Auge auf die Zukunft gerichtet, in der die Menschen andere Züge tragen: Die Gesellschaft des kommunistischen Menschen ..
. Wir werden Menschen des 21.Jahrhunderts hervorbringen. der Kommunismus ist ein Ziel, dass die Menschheit nur bewusst erreicht; daher die Erziehung, die Beseitigung der Erbgebrechen, von ausschlaggebender Bedeutung ...
Wir verstehen den Kommunismus nicht als mechanische Summe der Konsumgüter in einer gegebenen Gesellschaft, sondern als das Resultat eines bewussten Aktes; daher die Wichtigkeit ... der Veränderung des Bewusstseins der Individuen einer Gesellschaft in mitten materieller Vollentwicklung."
Den Weg zum neuen Menschen und zur Neuen Gesellschaft sollte die kubanische revolutionäre Einheitspartei bahnen. Von ihren Mitgliedern, den "Besten unter den Guten" verlangte Ché, dass sie "vollkommene Revolutionäre und Marxisten" seien.
Als solche müssten Sie die marxistische Lehre kennen und verstehen, wie der dialektische Materialismus zur Interpretation der Welt anzuwenden sei.
Die "Diktatur des Proletariats" mit der "klassenlosen Gesellschaft" soll die Lenkung auf den "breiten, leuchtenden Weg zum Sozialismus" übernehmen. "Der Marxist soll das vollkommenste aller menschlichen Wesen sein ... stets erster im Studium, in Eifer .
.. in jedem Augenblick vernünftiger, bewusster, menschlicher als die Anderen."
Zum echten Revolutionär - Lebensinhalt und Lebensführung
Che sieht seinen ausschließlichen Lebensinhalt darin, sich bedingungslos für die Sozialistische Umgestaltung von Menschen und Gesellschaft einzusetzen. Er kennt kein Leben außerhalb der Revolution. ,,Der echte Revolutionär muss leidenschaftliches Temperament mit kühlem Verstand verbinden, er hat schmerzende Entscheidungen zu fällen, ohne mit der Wimper zu zucken.
Er muss unteilbare Liebe zu den Völkern bis zur Vollkommenheit entwickeln, kann selbst aber nicht eine kleine Dosis täglicher Zärtlichkeit seinen Lieben zuwenden wie die anderen Menschen. Die Führer der Revolution besitzen Frauen, die ebenfalls ein Teil ihres Lebensverzichts sein müssen, damit so die Revolution ihrer Bestimmung zugeführt wird.. In einer wahren Revolution ist die Aufgabe des Avantgarde-Revolutionärs eine großartige und zugleich beängstigende ...
der Revolutionär, ideologischer Motor der Partei, verbraucht sich in dieser unablässigen Aktivität, der erst der Tod ein Ende setzt." Damit steht Che Guevara an der Seite Trotzkis: als permanenter Berufsrevolutionär bis zu seinem bitteren Ende.
,,Internationaler Sozialismus"
Che Guevara sieht Kuba verpflichtet, die Idee der Revolution in alle Länder Amerikas und der übrigen Welt zu allen unterdrückten Völkern zu tragen. Als Sprecher Kubas unternahm er mehrere Auslandsreisen in die afrikanischen Staaten Algerien, Angola und Kongo, um eine gemeinsame Kampffront gegen den Imperialismus und Neokolonialismus aufzumachen. er wandte sich dabei gegen den Führungsanspruch der Sowjetunion. Auf Grund dessen wurde er nach seiner Rückkehr nach Kuba von Fidel Castro zum Rücktritt gezwungen.
Daraufhin versuchte er, die Revolution im Guerillakrieg nach Bolivien zu tragen.
Warum musste Che in Bolivien scheitern?
Über die Ursachen des Fehlschlags in Bolivien liegen viele Untersuchungen und Abhandlungen vor, die sich unter vier Hauptgesichtspunkten zusammenfassen lassen:
1. Mangelhafte und unrichtige Informationen über Bolivien, die politische Einstellung der Bevölkerung und die Position des Barrientos-Regimes. 2. Die Revolution in Bolivien vom Jahr 1952 hatte bereits eine Landreform durch Selbstaufteilung zahlreicher Großfarmen zugunsten von Landarbeitern und Kleinbauern zu Stande gebracht. Neu geschaffene Agrarsyndikate bildeten eine beachtliche politische Macht.
3. Einstellung der kubanischen Unterstützung fünf Monate nach Beginn des bolivianischen Unternehmens.
4. Die Unterschätzung der militärischen Stärke des Gegners, sowie die Fehleinschätzung der Geografie Boliviens (Ausdehnung, Urwälder)
Zum ersten Mal in der Geschichte Boliviens verschafften sich die indianischen Bauern nach 1952 politische Rechte. Sie kamen ins Parlament, erhielten Posten als Gemeinderäte und Bürgermeister. Bauernmilizen auf Seiten der Regierung schlugen Arbeiterrevolten nieder.
Die Lage der Landbevölkerung war zwar immer noch nicht befriedigend, aber fühlbar besser geworden. Der Kommunismus wurde von den kleinen Bauern zurückgewiesen, auch aus Furcht, durch die Bildung von Kollektivbetrieben, wie in sozialistischen Staaten, ihr Land, dass sie soeben bekommen hatten wieder zu verlieren. Deshalb stieß er in der Landbevölkerung auf offenen Feindschaft. Präsident Barrientos war rechtmäßig vom Volk gewählt und hatte in seiner Regierung auch Vertreter der Linken. Der Präsident konnte sich auf eine breite Mehrheit im Volk stützen, mischte sich unter die Leute, verhandelte mit örtlichen Politikern und beherrschte zudem die beiden Haupt-Indianersprachen des Landes. All das trug ihm Respekt und Sympathie der Bevölkerung ein.
Hinzu kam, dass die bolivianische Bevölkerung, zum größten Teil indianischen Ursprungs, mit stärkstem Misstrauen Nichtindianern, Weißen und vor allem Fremden, wie Che gegenüberstand.
So fehlten die wichtigsten, von Che selbst aufgestellten Voraussetzungen, für einen Erfolg seines Unternehmens. Zudem war die kommunistische Bewegung in Bolivien in sich gespalten, teils moskauhörig, teils maoistisch, teils trotzkistisch.
,,Es gibt keine anderen Alternativen mehr, als entweder die sozialistische Revolution zu machen oder die Karikatur der Revolution." 1967
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