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  2.weltkrieg

2.Weltkrieg   1 EINLEITUNG Weltkrieg, Zweiter, globale kriegerische Auseinandersetzung (1939-1945), die ein Schlüsselereignis in der Geschichte des 20. Jahrhunderts darstellt. Verursacher war das nationalsozialistische Deutschland, das mit dem Überfall auf Polen die Kampfhandlungen am 1. September 1939 begann. Am Ende des Krieges stand die Teilung des deutschen Staates und eine neue politische und wirtschaftliche Weltordnung mit zwei Supermächten.

Der größte Land-, Luft- und Seekrieg der Geschichte hatte katastrophale Folgen: Etwa 60 Millionen Menschen starben weltweit, davon mindestens 20 bis 30 Millionen Zivilisten, die durch Luftangriffe, Deportation, Massenvernichtungslager und Übergriffe der Streitkräfte umkamen. Etwa sechs Millionen Juden wurden Opfer des nationalsozialistischen Vernichtungskrieges. Rund 20 Millionen Menschen mussten fliehen, wurden vertrieben oder als Zwangsarbeiter verschleppt. 2 BEGINN DES KRIEGES Auf Befehl Adolf Hitlers überfiel am 1. September die deutsche Wehrmacht ohne Kriegserklärung Polen. Daraufhin erklärten Frankreich und Großbritannien Deutschland am 3.

 September 1939 den Krieg. Australien, Indien und Neuseeland schlossen sich der britischen Kriegserklärung am 6. September, die kanadische und südafrikanische Regierung am 19. September an. Die USA hielten sich zunächst vom europäischen Kriegsschauplatz fern. Der amerikanische Präsident Roosevelt ließ jedoch keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er Großbritannien und Frankreich in ihrer Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Aggressor durch Wirtschafts- und Militärhilfe unterstützen werde.

Weit weniger eindeutig war das Verhältnis zwischen der Sowjetunion unter Stalin und dem Deutschen Reich zu Beginn des Krieges. In einem Vertrag, den der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop am 23. August 1939 in Moskau unterzeichnete, versicherten sich die beiden Partner, im Kriegsfall nicht die Kriegsgegner des anderen Vertragspartners zu unterstützen. Der auf zehn Jahre abgeschlossene Hitler-Stalin-Pakt beinhaltete neben der Verpflichtung, sich nicht an Bündniskonstellationen zu Lasten des anderen zu beteiligen, ein geheimes Zusatzprotokoll, in dem Polen und die baltischen Staaten in russische und deutsche Einflusszonen aufgeteilt wurden. Die außenpolitische Ausgangssituation im Jahr 1939 hatte sich entgegen Hitlers ursprünglichen Vorstellungen entwickelt. England, Hitlers Wunschpartner, war nicht gewillt, den Expansionsdrang des Deutschen Reiches durch ein Bündnis abzusichern.

Die Frontstellung des britischen Empires gegen das Deutsche Reich vereitelte Hitlers Plan, durch eine globale Interessenaufteilung mit Großbritannien "freie Hand im Osten", d. h. die Möglichkeit zur Umsetzung seiner gegen die slawischen Länder gerichteten Expansionspläne zu erlangen. Hitler schätzte die britische Appeasement-Politik grundsätzlich falsch ein. Zwar erkannten die Briten Teile der deutschen Revisionsforderungen an, doch während Hitler England durch ein bilaterales Abkommen auf seine Seite ziehen wollte, planten die Briten, das Deutsche Reich durch eine entgegenkommende Politik einzubinden, um damit den Frieden in Europa zu sichern. Ziel Hitlers war es dagegen, das internationale System kollektiver Sicherheit zu beseitigen.

Mit Hilfe des deutsch-sowjetischen Bündnisses versuchte Hitler, seinen Handlungsspielraum im Osten wiederzuerlangen. Die Sowjetunion betrachtete die Vereinbarung als Sicherheitsbündnis auf Zeit. Die "Vernunftehe" zwischen Hitler und Stalin bedeutete keine irreversible Festlegung auf ein neuartiges Bündnissystem. Beide Seiten trachteten danach, technologisch und wirtschaftlich voneinander zu profitieren, um die jeweiligen Expansionspläne im geeigneten Moment vorantreiben zu können. 3 GRUNDZÜGE DER NS-AUSSENPOLITIK VOR 1939 Zur Verschleierung seiner Zielsetzung bediente sich Hitler oft einer verharmlosenden, irreführenden Sprache, die das Ausland von der Friedfertigkeit und dem berechtigten Anspruch auf die Revision bestehender Grenzen und Verträge überzeugen sollte. Trotz aller Taktik und aller programmatischen und bündnispolitischen Verschiebungen seit der Machtergreifung (1933) lassen sich Konstanten in Hitlers Weltbild feststellen.

Leitmotiv der nationalsozialistischen Außenpolitik war der "Kampf um Lebensraum". In seinem Buch "Mein Kampf" (die erste Auflage erschien 1924) entwickelte Hitler seine sozialdarwinistische Vorstellung von der Unmöglichkeit der friedlichen Koexistenz der Völker. Alleine der Kampf bestimme das Überleben. Aus seiner Sicht konnte ein Volk nur dann überleben, wenn es sich erstens von rassischen "Abszessen am Volkskörper" befreie und zweitens Lebensraum und Bevölkerungszahl in eine "gesunde" Übereinstimmung bringe. Auf der weltanschaulichen Grundlage von Antisemitismus, Antibolschewismus und Lebensraum-Ideologie machte Hitler in der Sowjetunion seinen Hauptfeind aus, gegen den rassische und politische Herrschaft gewaltsam durchzusetzen sei. Den Volkskörper gefährdende Kräfte, wie Juden und politisch Andersdenkende, gelte es auszumerzen.


Hitlers Denkweise knüpfte in vielfältiger Weise an bereits im 19. Jahrhundert entstandene sozialdarwinistische und rassistische Denkmuster an und bildete daraus einen pseudorationalen Gesellschaftsentwurf, der Innen- und Außenpolitik als Ganzes begriff und beides unter die Prämisse des totalen Krieges stellte. Seit seinem Machtantritt im Januar 1933 verfolgte Hitler das Ziel, das internationale System kollektiver Sicherheit zu durchbrechen. Seine Bemühungen galten ebenso der Revision des Versailler Friedensvertrages wie der Aushebelung des Völkerbundes als internationalem Machtfaktor. Hitlers Revisionismus fand in Deutschland zunächst uneingeschränkte Akzeptanz. Er konnte sich der Zustimmung des Auswärtigen Amtes sicher sein, da die Aufhebung der Versailler Ordnung und die Neubelebung militärischer und machtpolitischer Stärke auch zentrales Ziel der politischen Führungsschichten des Deutschen Reiches war.

Den qualitativen Unterschied der nationalsozialistischen Außenpolitik machte Hitler schon wenige Tage nach der Machtergreifung am 3. Februar 1933, die das Ende der Weimarer Republik markierte, vor den ranghöchsten Offizieren der Reichswehr deutlich, indem er die Gewinnung von "neuem Lebensraum im Osten" als Leitmotiv zukünftiger Außenpolitik definierte. Fasst man die weltpolitische Entwicklung seit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten zusammen, lassen sich drei außenpolitische Faktoren erkennen, die die deutsche Revisionspolitik begünstigten: Erstens lenkte die ostasiatische Dauerkrise zwischen Japan und China die Aufmerksamkeit der Weltmächte, insbesondere der USA und Großbritanniens, auf den Konfliktherd fern von Europa, so dass sich der Aufstieg des Deutschen Reiches im Schatten der ostasiatischen Krise vollziehen konnte. Zweitens schuf der Interessenkonflikt um die Mittelmeerregion eine internationale Konstellation, in der Deutschland durch geschickte Bündnispolitik die Spannungen zwischen den europäischen Großmächten auszunutzen vermochte. Drittens begünstigte der sowjetisch-britische Konflikt, der sowohl in Ostasien als auch in der Mittelmeerregion das Verhältnis der beiden Mächte bestimmte, die Expansionspolitik Hitlers. Zunächst jedoch stand Hitler vor zwei Problemen: Erstens wollte er die außenpolitische Isolierung, in die sich das Deutsche Reich durch seine neue antidemokratische Führung hineinzumanövrieren drohte, abwenden.

Zweitens wollte Hitler die Gunst der Stunde nutzen, um den - seit dem ungeahndet gebliebenen japanischen Überfall auf China (1931) bloßgestellten - Völkerbund weiter zu schwächen. Den ersten außenpolitischen Erfolg konnte Hitler durch das Konkordat mit dem Vatikan im Juli 1933 verbuchen, das ihn als gleichberechtigten Vertragspartner auf der internationalen Bühne einführte und die Isolation erstmals durchbrach. Allerdings verstärkte sich der außenpolitische Druck auf das Deutsche Reich im Oktober 1933 wieder, nachdem Hitler nicht nur die internationale Abrüstungskonferenz unter Protest verlassen, sondern auch den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund erklärt hatte. Seine Schaukelpolitik, einerseits Schwächung des Systems kollektiver Sicherheit, andererseits Schaffung eines neuen Machtblockes nach nationalsozialistischen Prämissen, zeigt sich besonders deutlich beim deutsch-polnischen Pakt (26. Januar 1934). Hitler untergrub dadurch nicht nur das französisch-polnische Bündnissystem, sondern verschaffte sich gleichzeitig ein Sprungbrett für seine gegen die Sowjetunion gerichtete Expansionspolitik.

Die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht (März 1935), die Kündigung der Locarnoverträge und der Einmarsch in die entmilitarisierte Zone des Rheinlandes (März 1936) verdeutlichen, wie zielstrebig die deutsche Führung auf die Aufhebung der Versailler Ordnung hinarbeitete. Das Versagen des Völkerbundes förderte die Hegemoniebestrebungen des nationalsozialistischen Deutschlands. Weder die USA noch die Sowjetunion trugen das System transnationaler Sicherheit; Völkerrechtsverstöße, wie beispielsweise der italienische Angriff auf Abessinien 1935, wurden durch den Völkerbund nicht oder in nicht ausreichendem Maße geahndet. Dieses Machtvakuum vermochte Hitler geschickt zu seinen Gunsten zu nutzen. Der Völkerbund erwies sich als unfähig, die Aggressoren Deutschland, Italien und Japan wirkungsvoll zu isolieren. Den Antikominternpakt zwischen Deutschland und Japan (November 1936) und die Bildung der Achse Berlin-Rom (Oktober 1936) konnte die internationale Organisation nicht verhindern.

Mit der Jahreswende 1936/37 begann eine neue Phase nationalsozialistischer Außenpolitik. Galt es bisher, die Isolierung zu überwinden, wurde nun die "Eroberung neuen Lebensraumes" zum vordringlichen Ziel. Mit der Verkündung des Vierjahresplanes auf dem Reichsparteitag der NSDAP im November 1936, der eine nochmalige Steigerung der Rüstungsproduktion und eine zukünftige Unabhängigkeit des Reiches von Importen aus dem Ausland anstrebte, nahmen die Kriegsvorbereitungen konkrete Formen an. Nach dem Anschluss Österreichs gab Hitler am 30. Mai 1938 den Befehl zur Zerschlagung der Tschechoslowakei. Die Krisensituation wurde 1938 noch einmal durch das Münchner Abkommen entschärft, auf dem Hitler, Mussolini, Chamberlain und Daladier die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an das Reich beschlossen.

Doch die britische Appeasement-Politik, deren Zweischneidigkeit sich besonders in den Münchner Vereinbarungen zeigte, scheiterte an Hitlers unbedingtem Willen zur kriegerischen Revision der Grenzen. Er ließ sich nicht in ein System von Verträgen einbinden, die seinem Ziel der Lebensraumerweiterung im Osten zuwiderliefen. Bereits am 14./15. März 1939 erklärte Hitler das "Restgebiet" der Tschechoslowakei zum "Protektorat Böhmen und Mähren". 4 POLEN UNTER NATIONALSOZIALISTISCHER HERRSCHAFT Schon mehrere Monate vor dem Überfall auf Polen, am 23.

 Mai 1939, erklärte Hitler vor den Führern der Wehrmacht: "Danzig ist nicht das Objekt, um das es geht. Es handelt sich für uns um die Erweiterung des Lebensraumes im Osten und Sicherstellung der Ernährung, sowie die Lösung des Baltikum-Problems. Lebensmittelversorgung ist nur dort möglich, wo geringe Besiedlung herrscht." Polen sollte zum Modellfall für zukünftige Expansionen werden. Deshalb stilisierte die Propaganda den raschen Sieg der überlegenen deutschen Wehrmacht (7. Oktober 1939) zum Beweis der Unbezwingbarkeit des Dritten Reiches hoch.

Dass der Sieg so glatt und reibungslos und ohne größere Verluste für die deutsche Seite durchgeführt werden konnte, lag weniger am militärischen Konzept des Blitzkrieges als an der abwartenden Haltung der europäischen Großmächte. Weder England noch Frankreich leisteten Polen die so dringend benötigte militärische Unterstützung. Während Deutschland keine Rücksicht auf die Rechte Dritter nahm, fühlten sich die Westmächte an völkerrechtliche Verträge gebunden. Weder Belgien noch die Niederlande wollten ihre Neutralität zugunsten britischer und französischer Aufmarschpläne opfern, so dass der alliierte Aufmarsch gegen Westdeutschland erheblich behindert wurde. Zusätzlich begünstigte der deutsch-russische Nichtangriffspakt die Expansionspolitik Hitlers: Durch den Einmarsch der Roten Armee (17. September 1939) wurde die Niederlage Polens endgültig besiegelt.

4.1 Polen während der Besatzungszeit Die deutsche Okkupationspolitik in Polen durchlief verschiedene Phasen. Die erste Phase, die vom Einmarsch bis zur Errichtung des Generalgouvernements Mitte Oktober 1939 andauerte, war sowohl durch den Dualismus von Volkstums- und Ausbeutungspolitik als auch durch einen Interessenkonflikt zwischen der zu diesem Zeitpunkt noch an völkerrechtlichen Bestimmungen orientierten Wehrmacht und dem terroristischen Wirken von Einsatzgruppen der Schutzstaffeln (SS) und des Sicherheitsdienstes (SD) bestimmt. Unkoordiniertem Terror, zahlreichen Exekutionen und gewalttätigen Exzessen stand ein gewisses Maß an militärischer Ordnung gegenüber. Während der Leiter des Sicherheitsdienstes Heydrich zynisch festlegte: "Flurbereinigung: Judentum, Intelligenz, Geistlichkeit, Adel", handelte das Militär zunächst nach den Grundsätzen der Haager Landkriegsordnung. Die zweite Phase, die etwa von Oktober bis zum Frühjahr 1940 reichte, hatte für die polnische Bevölkerung, insbesondere für die polnisch-jüdische Bevölkerungsgruppe, gravierende Folgen.

Das Berliner Reichssicherheitshauptamt führte umfangreiche Deportationen, "Umsiedelungen" und Vernichtungsaktionen durch. Die an das Reich angegliederten Ostgebiete sollten "judenfrei" gemacht werden. Die Ghettoisierung der Juden im Generalgouvernement Polen unter seinem Leiter Hans Frank wurde umfassend und mit großer Radikalität vorangetrieben (siehe Warschauer Ghetto; Warschauer Ghettoaufstand). In der dritten Phase, die im Frühsommer 1940 einsetzte, konsolidierten sich die Verwaltungsstrukturen. Die SS-Einsatzgruppen wurden lokalen Gewalten unterstellt, wodurch ein gewisses Maß an Ordnung wieder hergestellt werden konnte. "Ordnung" bedeutete allerdings nicht eine Befriedung des Landes.

Die deutschen Besatzer sahen in den vormals polnischen Ostgebieten in erster Linie ein schier unerschöpfliches Reservoir an Menschen und Rohstoffen, das für die nationalsozialistischen Ziele der Wiederaufrüstung und damit für den Lebensraumkrieg genutzt werden sollte. Mit den im Frühsommer 1940 immer konkreter werdenden Überlegungen für einen Feldzug gegen die Sowjetunion trat die nationalsozialistische Polenpolitik in eine vierte Phase. Das Generalgouvernement gewann zunehmend als Aufmarschgebiet an Bedeutung. Transport- und Liefersysteme wurden ausgebaut, die Rüstungsproduktion intensiviert. Nach der Niederlage von Stalingrad und der Ausweitung des Luftkrieges über Deutschland veränderte sich 1943 die strategische Bedeutung Polens ein letztes Mal. Die durch die Rote Armee zurückgedrängte Wehrmacht griff rücksichtslos auf die Ressourcen der besetzten Länder zurück.

Der Partisanenkrieg gegen die deutschen Besatzer erreichte einen ersten Höhepunkt, und die durch die alliierten Angriffe bedrohte deutsche Industrie wurden zunehmend in den Osten verlagert, um dort Schutz vor den Luftangriffen der Westmächte zu finden. Doch obwohl Polen damit einen grundsätzlichen strategischen Bedeutungswandel erfuhr und der Administrator des Generalgouvernements Hans Frank Hitler eindringlich zu einer zeitlichen befristeten, aus "herrschaftstechnischen" Gründen notwendig erscheinenden Aussetzung der Ausbeutungspraxis aufforderte, ließ der "Führer" einen Kurswechsel nicht zu. 5 AUSSENPOLITISCHE KONSTELLATION IM JAHR 1939/40 Nach dem Sieg über Polen wäre eine Strategie der Sicherung des erreichten Status quo den Westmächten und ihren Aufrüstungsplänen entgegengekommen. Dem Deutschen Reich drohte der Verlust der erkämpften außenpolitischen Handlungsinitiative und des rüstungswirtschaftlichen Vorsprungs, zumal England keinerlei Anstalten machte, auf die fadenscheinigen Friedensangebote Hitlers einzugehen. Hitler lief die Zeit davon. Italien war nicht, wie geplant, aktiv an der deutschen Seite in den Krieg eingetreten, und die stetige Annäherung zwischen den neutralen Benelux-Staaten und den Westmächten bedrohte Hitlers kontinentale Hegemonie.

Auf einer Lagebesprechung mit den Oberkommandierenden der Wehrmacht erläuterte Hitler am 27. September seine Pläne. Er wolle nicht abwarten, "bis der Gegner kommt", sondern - wenn eine friedliche Regelung nicht möglich sei - einen "Schlag nach Westen" führen. Frankreich solle zerschlagen und England in die Knie gezwungen werden. Um die außenpolitische Dynamik, die durch den Polenfeldzug entstanden war, auszunutzen und um die kriegswirtschaftlich notwendigen Erzlieferungen aus Schweden abzusichern, begann im Frühjahr 1940 mit der Besetzung Dänemarks (9. April 1940) die "Operation Weserübung".

Die deutsche Wehrmacht eroberte neben Dänemark auch Norwegen, so dass sowohl die nordeuropäische Flanke gesichert als auch die eigene Position gegen die Sowjetunion gestärkt wurde. Dies schien aus nationalsozialistischer Sicht nötig, da Russland Ende November 1939 Finnland überfallen und damit seine Einflusszone im Norden Europas weiter ausgebaut hatte (siehe Finnisch-Sowjetischer Winterkrieg). Doch der Preis für den Sieg war hoch. In den Seeschlachten mit Großbritannien, das Norwegen militärisch unterstützt hatte, verlor das Reich einen großen Anteil seiner Marinestreitkräfte. Zwar musste auch England Verluste hinnehmen, doch wogen diese aufgrund der größeren britischen Reserven weitaus weniger schwer als bei den qualitativ und quantitativ unterlegenen deutschen Streitkräften. Der "Schlag nach Westen", von dem Hitler schon während des Polenfeldzuges gesprochen hatte, begann am 10.

 Mai 1940. Gegen den Willen der militärischen Führung setzte Hitler den waghalsigen Plan durch, Frankreich anzugreifen. Der strategische "Sichelschnitt", der die Flanken der französischen Streitkräfte aufreiben sollte, war ein militärischer Schachzug. Der Überraschungseffekt und das Tempo der völkerrechtswidrigen Vorstöße durch Belgien und Holland lähmten die Verteidiger, so dass die Wehrmacht in weniger als fünf Wochen Paris einnehmen konnte. Nur sechs Wochen nach Kriegsbeginn war Frankreich besiegt, aufgeteilt in einen besetzten und einen unbesetzten Teil, dem so genannten Freien Frankreich, und zu einem Waffenstillstandsabkommen in Compiègne gezwungen (22. Juni 1940).

Gab es bis zu diesem Zeitpunkt auch innerhalb der deutschen Bevölkerung Vorbehalte gegen den Krieg, so bedeutete der Sieg gegen den "französischen Erbfeind" einen enormen Popularitätsschub für das nationalsozialistische Regime. 6 KRIEGSSITUATION NACH DER NIEDERLAGE FRANKREICHS Aus der Sicht der militärischen Führung boten sich im Sommer 1940 für das Deutsche Reich mehrere militärische Optionen an. England war nach der Niederlage Frankreichs isoliert, während sich die deutsche Einflusszone erheblich vergrößert hatte. Sie reichte nun von Nordnorwegen bis zur Biscaya. Ein Großteil Europas stand unter nationalsozialistischer Herrschaft bzw. war, wie Italien oder Spanien, mit dem Reich verbündet.

Eine Seeblockade gegen England schien möglich, da das Deutsche Reich über genügend Luft- und Seestützpunkte verfügte, um England direkt anzugreifen. Andererseits gab es Überlegungen, die britische Vorherrschaft im Mittelmeerraum durch gezielte Militäraktionen zu brechen. Gemeinsam mit dem Bündnispartner Italien konnte das Deutsche Reich die Engländer an der Peripherie ihres Einflussbereichs angreifen, um so das Zentrum London indirekt zu schwächen. Der Dreimächtepakt, den Italien, Japan und Deutschland am 27. September 1940 unterzeichneten und dem bis 1942 noch weitere Länder, darunter Ungarn, Rumänien, die Slowakei und Nanking-China, beitraten, kann als der Versuch einer Neuordnung der ostasiatisch-europäischen Einflusszonen gewertet werden, der systematisch die Vorherrschaft des britischen Empires zu untergraben versuchte. Solange England nicht zu einem Friedensschluss mit Deutschland bereit war, währte das Bündnis auf Zeit zwischen der kommunistischen Sowjetunion und dem nationalsozialistischen Deutschland.

Doch Hitler hatte sein Ziel der "Lebensraumerweiterung" im Osten nicht aufgegeben. Im Gegenteil, nach den Aufzeichnungen des Chefs des Generalstabes Franz Halder hatte Hitler im Juli 1940 bereits gegenüber einem führenden Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes seine zukünftige Marschrichtung festgelegt: "Augen stark auf den Osten gerichtet. England wird voraussichtlich noch einer Demonstration unserer militärischen Gewalt bedürfen, ehe es nachgibt und uns den Rücken frei lässt für den Osten". Die "Demonstration der Stärke" folgte Mitte August 1940 mit den ersten Bombardements englischer Städte durch die deutsche Luftwaffe. Doch die eher halbherzige Kriegsführung des Generalstabes deutet darauf hin, dass der Krieg gegen England nicht mit dem gleichen Vernichtungswillen betrieben wurde wie der gegen Polen und Frankreich. Hitler hoffte nach wie vor auf ein Einlenken Großbritanniens, um zum entscheidenden Stoß gegen die Sowjetunion ausholen zu können.

Der Kampf mit "verkehrten Frontstellungen" beschnitt den Handlungsspielraum deutscher Expansionsbestrebungen im Osten erheblich. Der deutsche Luftkrieg gegen England endete ergebnislos, nachdem es nicht gelungen war, die notwendigen Bedingungen für die "Operation Seelöwe", die Invasion der Britischen Inseln, zu schaffen. 7 KRIEG AUF DEM BALKAN UND IN NORDAFRIKA Während in Hitlers Führerquartier das Geflecht an Überlegungen für den "Lebensraumkrieg" gegen die Sowjetunion immer engmaschiger wurde, zwang der unerwartete Feldzug Italiens gegen Griechenland zu einer Verschiebung der bereits angelaufenen Planungen. Der italienische Diktator Mussolini, der sich durch die deutsche Rumänienpolitik hintergangen fühlte, versuchte durch einen Sieg über Griechenland Macht und militärstrategischen Einfluss zu gewinnen. England nutzte die Chance, sich auf die griechische Seite zu stellen, um erstens den italienischen Angriff abzuwehren und zweitens der "Achse Berlin-Rom" eine Niederlage beizubringen, die ihren Einfluss in der Mittelmeerregion dämmen würde. Um nicht eine alliierte Balkanfront unter britischer Führung entstehen zu lassen, unterstützte Hitler Mussolini.

Der Balkan und insbesondere Rumänien bildeten das Rückgrat einer südosteuropäischen Frontlinie in dem geplanten Russlandfeldzug. Zusätzlich bedeuteten die rumänischen Ölquellen einen kriegswichtigen Energieträger, den es vor britischen Bombardements zu schützen galt. Drei eng miteinander verknüpfte Ziele verfolgte Hitler also mit dem Balkankrieg: Erstens die militärische Stabilisierung des italienischen Bündnispartners, zweitens die Flankensicherung für den Krieg gegen Russland und drittens die Sicherung der rumänischen Ölquellen. Unter großem militärischem Aufwand konnten alle drei Ziele verwirklicht werden. Der Sieg über Griechenland und Jugoslawien beendete zwar die Militärpräsenz Großbritanniens in der Balkanregion, doch die Bündelung deutscher Kräfte an unterschiedlichen Frontverläufen, der Verschleiß großer Mengen Kriegsmaterials und die dadurch mitverursachte häufige Terminverschiebung des Russlandfeldzuges waren der Preis für die deutsche Hegemonie auf dem Balkan. Der Kampf Italiens gegen britische Stellungen in Nordafrika mit dem Ziel der Wiedererrichtung eines "Römischen Mittelmeerreiches" drohte Ende 1940 zu scheitern.

An eine Offensive, wie es die Deutschen von ihren südlichen Partnern forderten, war nicht zu denken. Mussolini musste am 20. Dezember 1940 angesichts der katastrophalen militärischen Entwicklung Hitler um Hilfe ersuchen. Die Illusion vom italienischen "Parallelkrieg" war damit zerstört. Italien war vom Deutschen Reich abhängig und musste sich in seiner Kriegsführung an dessen Strategie anpassen. Ende Dezember 1940 begann die Wehrmacht mit der Verlegung von Kräften nach Nordafrika, wo sie bis zum Sommer 1941 zunächst größere Geländegewinne erzielten.

Das "Deutsche Afrikakorps", das unter dem Oberbefehl von Erwin Rommel stand, kämpfte aufseiten italienischer Truppen zunächst um die Rückeroberung der Cyrenaika, die im Dezember 1940 an die Briten verloren gegangen war. Nacheinander konnten die Achsenmächte, die ja parallel dazu auch auf dem Balkan gegen England kämpften, von den Briten besetztes Gebiet zurückerobern. Allerdings lag der Grund für die Erfolge des durch die nationalsozialistische Propaganda zum "Wüstenfuchs" stilisierten General Rommel darin, dass die Briten fast 60 000 Soldaten ihrer Afrikaarmee zur Verteidigung Griechenlands aus Nordafrika abziehen mussten. Langfristigere Ziele konnte das nationalsozialistische Deutschland in Nordafrika nicht verfolgen, da am 22. Juni 1941 der Krieg gegen die Sowjetunion begann, der alle zur Verfügung stehenden Kräfte in Anspruch nehmen sollte. 8 DER BEGINN DES KRIEGES GEGEN DIE SOWJETUNION Hitler hatte es trotz aller Erfolge nicht vermocht, ein grundsätzliches strategisches Problem zu lösen.

Nach wie vor machte Großbritannien keinerlei Anstalten, sich dem deutschen Druck zu beugen. Die von Churchill geführte Allparteienregierung widerstand jeglichen deutschen Annäherungsversuchen. Um sein immer wieder in Varianten durchdachtes Ziel eines "Lebensraumkampfes im Osten" zu verwirklichen, musste Hitler sich nun auf ein militärstrategisches Vabanquespiel einlassen: ein Zweifrontenkrieg gegen England und Russland. Die deutsche Führung hielt einen Blitzkrieg gegen den "bolschewistischen Feind" für möglich. 8.1 Konzeption des Vernichtungskrieges Am 18.

 Dezember 1940 erging in der "Weisung Nr. 21" Hitlers Befehl, die Vorbereitung für das "Unternehmen Barbarossa" zu treffen. "Die deutsche Wehrmacht muss darauf vorbereitet sein, auch vor Beendigung des Krieges mit England Sowjetrussland in einem schnellen Sieg niederzuwerfen." Der Kampf gegen Russland war von Beginn an als rassistischer Vernichtungskrieg geplant. Er unterschied sich damit grundsätzlich von den bisherigen Feldzügen gegen die Westmächte. Vernichtung und Ausrottung galten als Leitmotive expansionistischer Kriegsführung im "Unternehmen Barbarossa".

Hitler erklärte in einem Gespräch mit dem Chef des Wehrmachtsführungsstabes Alfred Jodl: "Dieser kommende Feldzug ist mehr als nur ein Kampf der Waffen; er führt zur Auseinandersetzung zweier Weltanschauungen", und er sei mit unerbittlicher Härte zu führen. Am Beispiel der Rolle der Wehrmacht wird deutlich, welche qualitative Radikalisierung die nationalsozialistische Politik vollzogen hatte. Gab es innerhalb der Wehrmachtsführung im Polenfeldzug Bedenken gegen rassistische und völkerrechtswidrige Exzesse, so ebneten sich die zum Teil bestehenden weltanschaulichen Differenzen zwischen NS- und Wehrmachtsführung im Lauf des Krieges zunehmend ein. Die Meinungsverschiedenheiten nahmen ab, und die Wehrmacht entwickelte sich zum willigen Vollstrecker des nationalsozialistischen Vernichtungskrieges. Zwei Beispiele sollen dies verdeutlichen: In Hitlers Erlass über "Die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet ,Barbarossa' und besondere Maßnahmen der Truppe" vom 13. Mai 1941 wurden schon Wochen vor Kriegsbeginn die Weichen für die Eroberungspolitik in Russland gestellt.

"Freischärler", also Partisanen, seien schon im Kampf oder auf der Flucht "schonungslos" zu liquidieren, lautete der Befehl. Dies gelte ebenso für solche Zivilisten, die sich den Anordnungen deutscher Soldaten zu widersetzen versuchten. Straffreiheit dagegen war all denjenigen in Aussicht gestellt, die sich an den "Säuberungsaktionen" beteiligt und dadurch gegen militärrechtliche Bestimmungen verstoßen hatten. Unter Androhung von Strafe wurde den Wehrmachtsangehörigen befohlen, verdächtigte Täter nicht zu verwahren, sondern sie gleich zu exekutieren. Und diejenigen Handlungen sollten unter Strafe gestellt werden, die die Moral der Truppe hätten gefährden können. Dazu zählte beispielsweise "geschlechtliche Hemmungslosigkeit" ebenso wie der Raub oder die Verschwendung von Vorräten und Beutegut.

Keineswegs stießen die Anordnungen des "Führers" auf Protest der Wehrmacht. Zwar verstießen sie gegen die elementaren Grundregeln des Völkerrechtes, doch machte sich die Wehrmachtsführung den Kriegsgerichtsbarkeitserlass zu Eigen und lieferte zugleich noch eine ideologische Begründung. "Bei der Beurteilung solcher Taten ist in jeder Verfahrenslage zu berücksichtigen", so der Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, "dass der Zusammenbruch im Jahre 1918, die spätere Leidenszeit des deutschen Volkes und der Kampf gegen den Nationalsozialismus mit den zahlreichen Blutopfern der Bewegung entscheidend auf bolschewistischen Einfluss zurückzuführen war und dass kein Deutscher dies vergessen hat". Die Anordnung Hitlers öffnete den Verbrechen der Wehrmacht an der Zivilbevölkerung Tür und Tor. Jede Frau und jeder Mann konnte nun Opfer der nationalsozialistischen Willkür werden. Wer zum "Partisanen" erklärt und exekutiert wurde, hing allein vom Ermessen der lokalen militärischen Entscheidungsträger ab.

Freilich gab es auch Teile der Wehrmacht, die sich dem widersetzten, Befehle nicht weitergaben und Kriegsgefangene menschlich zu behandeln suchten. Doch war diese Gruppe, gemessen an den Befürwortern des "Unternehmens Barbarossa", verschwindend gering. Waren im "Kriegsgerichtsbarkeitserlass" die Feindgruppen noch nicht genau definiert, so präzisierten die "Richtlinien für die Behandlung politischer Kommissare" vom 6. Juni 1941 die Aufgaben der Wehrmacht. "Im Kampf gegen den Bolschewismus ist mit einem Verhalten nach den Grundsätzen der Menschlichkeit oder des Völkerrechtes nicht zu rechnen. Die Urheber barbarisch asiatischer Kampfmethoden sind die politischen Kommissare.

Gegen diese muss daher sofort und ohne weiteres mit aller Schärfe vorgegangen werden." Der "Kommissarbefehl" zeigt deutlich, wie weit sich die deutsche Kriegspolitik von den Grundlagen des Völkerrechtes entfernt hatte. Die politische Führung Russlands sollte ausgeschaltet, entmachtet und bei dem geringsten Zeichen von Widerstand oder Widerspruch exekutiert werden. 8.2 Gründe für den Russlandfeldzug Um behaupten zu können - wie in jüngster Zeit des öfteren geschehen -, Hitler wäre mit dem "Unternehmen Barbarossa" einem drohenden Überfall Stalins zuvorgekommen und hätte einen Präventivkrieg geführt, muss man zunächst folgende Fragen - mit Berücksichtigung der gegenseitigen Wahrnehmung der politischen Gegner - beantworten können: Unter welchen Voraussetzungen wurde der Krieg von nationalsozialistischer Seite geplant? Galt ein Angriff Russlands als wahrscheinlich? Wie wurde die Schlagkraft des kommunistischen Gegners bewertet? Sicher ist, dass Hitler und die Wehrmacht 1941 nicht mit einem militärischen Schlag der Sowjetunion rechneten. Man ging davon aus, dass die russische Armee, die sich in einer Phase der Reorganisation und Modernisierung befand, noch nicht kriegsbereit sei.

Mit einer ernst zu nehmenden Bedrohung rechnete man frühestens ein halbes Jahr später. Zwar gab es Meldungen über russische Truppenbewegungen, doch gaben diese keinesfalls Grund zur Unruhe. Nach ihrer Einschätzung der Lage und ihrem Wissensstand konnten sich Hitler und die Wehrmacht also nicht auf eine präventive Funktion des Russlandfeldzuges berufen. Unter diesen Umständen ist es auch nicht mehr relevant, ob Stalin tatsächlich über ausgearbeitete Kriegspläne gegen das Deutsche Reich verfügte, oder nicht. Die Motive, warum sich Hitler ausgerechnet im Juni 1941 zu einem Angriff auf Russland entschloss, müssen also an anderer Stelle gesucht werden. Sowohl ideologische als auch strategische Beweggründe können angeführt werden, nicht aber ein Präventivkrieg.

An erster Stelle stand Hitlers Ziel der Eroberung von "Lebensraum im Osten". Die Zeit zwang ihn zum Handeln, weil die Aufgabe der amerikanischen Neutralität abzusehen war. Und ein Kriegseintritt der USA an der Seite der Westmächte England und Frankreich stellte eine ernst zu nehmende Bedrohung der Expansionspläne dar. Zur Verhinderung dieses Bündnisses standen der deutschen Außenpolitik zwei Möglichkeiten zur Verfügung: entweder die Aufgabe des ideologischen Zieles der Eroberung von "Lebensraum im Osten" oder Krieg gegen die Sowjetunion, der die Möglichkeit eröffnete, mit den eroberten Ressourcen die USA zu bekämpfen. Da die Vorbereitung auf den "Lebensraumkampf im Osten" das Kernelement der nationalsozialistischen Politik war, gab Hitler dem Vernichtungskrieg den Vorzug. 8.

3 Der Beginn des Krieges gegen Russland Die anfänglichen Erfolge der Wehrmacht schienen den Planungen der Militärs Recht zu geben. Der Russlandfeldzug, als Blitzkrieg geplant, sollte nicht länger als drei bis vier Monate andauern. Auf den Erfahrungen des Frankreichfeldzuges aufbauend, ging man von der eigenen Überlegenheit und der Durchschlagskraft deutscher Waffen aus. Um die Angriffsgeschwindigkeit erhöhen zu können, verzichtete man beispielsweise auf die Winterausrüstung der Soldaten. Noch 14 Tage werde der Krieg andauern, so prophezeite der Generalstabschef Franz Halder am 3. Juli 1941 euphorisch.

Den raschen Sieg vor Augen, verfügte Hitler am 14. Juli 1941 eine grundlegende Umorientierung der Rüstungsindustrie. Der Schwerpunkt wurde verlagert von der Produktion für das Heer zugunsten der See- und Luftstreitkräfte, die sich für den Krieg gegen die USA und England rüsten sollten. Die Hochstimmung der ersten erfolgreichen Wochen schlug im Spätherbst 1941 in Ernüchterung um. In drei Heeresgruppen waren die deutschen Truppen bis zum September 1941 u. a.

bis nach Leningrad vorgerückt. Grund für die anfänglichen Erfolge waren vor allem strategische Vorteile: Das nationalsozialistische Deutschland, das Russland ohne Kriegserklärung überfallen hatte, verfügte über rund drei Millionen Soldaten, insgesamt 153 Divisionen, eine hohe Zahl motorisierter und gepanzerter Einheiten, die den Angriff durch hohe Geschwindigkeit und Intensität vorantreiben konnten. Die Dynamik des Überfalls war ein entscheidender Vorteil für Deutschland und vernichtete bereits am ersten Tag des Krieges mehr als 2 000 sowjetische Flugzeuge am Boden. Von entscheidendem Nachteil für die russischen Streitkräfte war nicht nur ihre zahlenmäßige Unterlegenheit zu Beginn des Krieges, sondern vor allem auch ihr organisatorisches Defizit und die mangelnde Ausbildung der durch die stalinistischen Säuberungen dezimierten Offizierskorps. Dagegen verfügte die Sowjetunion über eine große Reserve an Soldaten und Material, die vor allem in einem länger dauernden Krieg wirkungsvoll eingesetzt werden konnte. Die Wehrmacht musste trotz großer Geländegewinne schon früh enorme Verluste hinnehmen.

Bis August 1941 waren bereits annähernd 410 000 Verwundete, Gefallene und Vermisste zu beklagen. In der deutschen Führung waren unterdessen Konflikte um die den größten Erfolg versprechende militärische Strategie ausgebrochen. Während Halder einen bedingungslosen Durchbruch nach Moskau forderte, bevorzugte Hitler eine vorsichtigere Strategie, die die Schwächung der mittleren Heeresgruppe zugunsten der nördlichen und südlichen vorsah, um dadurch die Eroberung des Donezbeckens und die Verbindung mit Finnland zu gewährleisten. Immer deutlicher zeigte sich das Scheitern der Blitzkriegsstrategie. Zwar konnte Leningrad eingekesselt werden, die Stadt wehrte sich jedoch in einem zähen Kampf erfolgreich gegen die deutschen Belagerer. 30 Kilometer vor Moskau kam der Vormarsch der deutschen Truppen zum Erliegen.

Chaotische Planungen, divergierende strategische Konzepte und mangelnde Vorbereitung machten sich nun bemerkbar. Mit dem Wintereinbruch kam die deutsche Front zum Stillstand. Nach dem Prinzip "alles oder nichts" glaubte Hitler, nach dem Scheitern seines Gesamtkriegsplanes vom Herbst 1940, nun die Entscheidung herbeiführen zu müssen. 8.4 Stalingrad Seit dem gescheiterten Angriff auf Moskau ("Operation Taifun") war die Rote Armee zur Gegenoffensive übergegangen. Die Wehrmacht drohte aufgerieben zu werden.

Durch einen militärischen Kraftakt gelang es Hitler noch einmal die Ostfront im Januar 1942 zu stabilisieren. Sein "Haltebefehl" und der Aufruf zum "fanatischen Widerstand" zeigten Wirkung. Die militärische Führung, die er für die Rückschläge im Winter 1941 verantwortlich machte, wurde abgesetzt. Hitler übernahm nun selbst das Kommando über die Wehrmacht. Die Offensive im Sommer 1942, die unter Einsatz aller verfügbarer Ressourcen vorangetrieben wurde, führte die deutschen Streitkräfte bis tief in das sowjetische Hinterland. Ziel war die Eroberung der Erdölfelder im Kaukasus und die Einnahme von Stalingrad, einem der wichtigsten Verkehrs- und Rüstungszentren.

Der 6. Armee unter General Friedrich Paulus gelang es Anfang September 1942 in die Vororte Stalingrads einzudringen und bis Mitte des Monats den größten Teil der Stadt zu erobern. Doch die schon geschlagen geglaubte Rote Armee leistete Widerstand. Kurz nach der deutschen Einnahme Stalingrads bündelte die Rote Armee ihre überlegenen Kräfte westlich Stalingrads, um die deutschen Truppen in der Stadt einzukesseln. Nachdem Hitler einen Ausbruchsversuch untersagt und eine Übergabe der Stadt abgelehnt hatte, ging die Rote Armee am 25. Januar 1943 dazu über, die Stadt zurückzuerobern.

Am 31. Januar 1943 musste die durch Hunger, Kälte und Munitionsmangel erschöpfte 6. Armee kapitulieren. Der Mythos der "ruhmreichen" 6. Armee, die bis zum letzten Blutstropfen für das Wohl des Deutschen Reiches gefochten habe, wurde schon unmittelbar nach dem Verlust von Stalingrad propagandistisch inszeniert. "Sie starben, damit Deutschland leben kann", titelte die nationalsozialistische Presse.

Diese Formulierung versuchte den tief greifenden Stimmungsumschwung der Bevölkerung nach der Niederlage zu überdecken. 8.5 Die Praxis des Vernichtungskrieges Schon im Februar/März 1941 hatte es zwischen Wehrmachts- und nationalsozialistischer Führung einen Konsens über die Art und Weise der Kriegsführung im Osten gegeben. Die Wehrmacht machte sich Hitlers Forderung nach dem Kampf gegen die "jüdisch-bolschewistische Intelligenz" zu Eigen, zumal die Richtlinien des Diktators genügend Spielraum für eigene Interpretationen ließen. Darin lag eine wesentliche Ursache späterer Exzesse: Die ungenaue Zielgruppendefinition bot die Voraussetzung für die Radikalisierung im Krieg, für einen "schubweisen Entkopplungsprozess" (Ludolf Herbst), der den Vernichtungswillen begünstigte und die immer weitere Ausdehnung der Gewaltaktionen förderte. Allein von den 3,35 Millionen russischen Kriegsgefangenen im Jahr 1941 kamen bis zum 1.

 Februar 1942 zwei Millionen ums Leben. Sie starben an Unterversorgung, Zwangsarbeit und den Strapazen langer Märsche oder wurden exekutiert. Drei Faktoren bildeten die Rahmenbedingungen für die Ermordung der russischen Kriegsgefangenen und der Ostjuden während des "Weltanschauungskrieges". Erstens der Vernichtungswille der nationalsozialistischen Führung und der Einsatzgruppen vor Ort, die durch die besondere Brutalität ihres Vorgehens gegen die Zivilbevölkerung hervortraten. Zweitens die fast reibungslose Zusammenarbeit zwischen Parteidienststellen und Wehrmachtseinheiten, die den Massenerschießungen der SS nicht nur zuarbeiteten, sondern auch selbst aktiv Exekutionen vornahmen. Und drittens die Beteiligung von Kollaborateuren aus den besetzten Ländern, die ein eigenes Interesse an der Bekämpfung von Juden und Kommunisten hatten.

Zusätzlich wurden die Handlungsmöglichkeiten der nationalsozialistischen Führung immer geringer: Nachdem Vertreibung und Aussiedlung noch nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatten oder aber an der praktischen Umsetzbarkeit gescheitert waren, entwickelten sich auf der Grundlage bestehender Deportationspläne neue, radikalere Lösungsvorschläge, die die Politik des Antisemitismus fortsetzten, und sie in Bahnen lenkten, in der die Vertreibungs- zu einer Vernichtungspraxis wurde. Insgesamt lassen sich seit Kriegsbeginn drei Phasen der deutschen Judenpolitik während der Ostexpansion unterscheiden: Die erste Phase, die in etwa vom Beginn des Überfalls auf Polen bis zum Juni 1940 dauerte, war durch die "Territorialisierung der Judenfrage" gekennzeichnet. Die Juden wurden zur Auswanderung in den Osten gezwungen, so dass bis zum Juni 1941 etwa 300 000 polnische Juden die deutsch besetzten Gebiete verlassen mussten. Deportationen und Ghettoisierung prägten ebenfalls diese erste Phase. Die Region um Lublin wurde zu einem der großen Sammelbecken für die Vertriebenen. In einer zweiten Phase erweiterten sich die nationalsozialistischen Umsiedlungs- und Deportationspläne.

Bis zum Beginn des Russlandfeldzuges wurde die "Lösung der Judenfrage" von Überlegungen bestimmt, die eine Aussiedlung der Juden nach Madagaskar vorsah. Die jüdischen Ghettos veränderten derweil ihr Gesicht. Hunger und die Ausschreitungen der Einsatzgruppen wurden zu täglichen Erfahrungen. Mit dem Beginn des Russlandfeldzuges wurde schließlich in einer dritten Phase die Tötungsmaschinerie institutionalisiert. 9 DIE USA UND DER KRIEGSSCHAUPLATZ IN EUROPA Zum Zeitpunkt des deutschen Angriffs auf Polen hatten sich die USA zunächst für neutral erklärt. Nach isolationistischer Tradition wollten sie sich aus dem Krieg heraushalten.

Erst nach der Niederlage Polens gelang es Roosevelt, eine Änderung der außenpolitischen Strategie durchzusetzen. Auf der Basis von "cash and carry", d. h. Barzahlung und Transport auf nichtamerikanischen Schiffen, erlaubten die Amerikaner ab November 1940 Waffenlieferungen. Faktisch konnten nur Seemächte diese Möglichkeit nutzen. Als im Sommer 1940 die Bedrohung vom Atlantik und vom Pazifik gleichzeitig wuchs, beschlossen die USA den Bau einer zweiten Ozeanflotte.

In Umgehung der Legislative hatte Roosevelt mit diesen Maßnahmen den Schritt von der Neutralität zur "Nichtkriegsführung" zugunsten Englands getan. Nach seiner Wiederwahl im November 1940 baute Roosevelt die USA systematisch zum "Arsenal der Demokratie" aus. Ein Element dieser Politik war der "Lend-Lease-Act" (siehe Lend-Lease-System) vom März 1941. Dieses Leih- und Pachtgesetz erlaubte es der amerikanischen Regierung, jedem Staat Waffen und Material zu "leihen" oder zu überlassen. Im Laufe des Jahres errichteten die USA einen Marinestützpunkt in Island und nahmen britische Schiffe in ihre Geleitzüge auf. Obwohl die deutschen U-Boote Anweisung hatten, Zwischenfälle zu vermeiden, kam es zu Zusammenstößen.

Im September gab Roosevelt den Befehl, die Kriegsschiffe der Achsenmächte unter Beschuss zu nehmen. Damit waren die USA im Atlantik vom Status der "Nichtkriegsführung" zum "unerklärten De-facto-Kriegszustand" übergegangen. Zur Koordination ihrer Kriegsziele in der Atlantikschlacht trafen sich England und die USA im August 1941 in der Bucht von Placentia zur Atlantikkonferenz (siehe Atlantikcharta). Im Laufe des Jahres 1941 überwand Roosevelt die Bedenken der Isolationisten im eigenen Land und bezog nach und nach die Sowjetunion in die materiellen Unterstützungskampagnen mit ein. Das Problem des Übergangs vom Materiallieferanten zum aktiven Kriegsteilnehmer löste sich von selbst, als Hitler den USA am 11. Dezember 1941 den Krieg erklärte.

Anfang 1942 schlug das Kräfteverhältnis in der Atlantikschlacht noch einmal zugunsten der Deutschen um. Nach dem Kriegseintritt der USA waren die amerikanischen Küsten deutschen U-Boot-Angriffen ausgesetzt. Der U-Boot-Krieg wurde jetzt von deutscher Seite uneingeschränkt geführt. Gleichzeitig mit der Einführung eines neuen Codiersystems im Funkverkehr entschlüsselten die Deutschen den Hauptcode der alliierten Geleitzüge im Atlantik. Im November 1942 erreichte die Schlacht im Atlantik ihren Höhepunkt. Die Tonnageverluste der Alliierten erreichten Rekordhöhe.

Allein in diesem Monat versenkten die deutschen U-Boote 105 Schiffe mit insgesamt 650 000 Bruttoregistertonnen. Seit Januar 1942 war die Zahl der deutschen U-Boote im Atlantik von 22 auf über 100 (Oktober) angestiegen. Im März 1943 wendete sich das Blatt zugunsten der Alliierten. Es gelang ihren Geleitzügen immer häufiger, den deutschen U-Booten auszuweichen oder sich in Kämpfen erfolgreich zu wehren. Lücken im Luftraum konnten die Alliierten schließen, und der Einsatz neuer Radarortungsgeräte und selbständiger U-Boot-Jagdgruppen führte bis Mai 1943 dazu, dass die Alliierten den Atlantik kontrollierten. Trotz der sich abzeichnenden Niederlage, setzte die deutsche Seekriegsleitung den U-Boot-Krieg fort, um die alliierten Kräfte weiterhin zu binden.

10 DIE USA, JAPAN UND DER KRIEG IM PAZIFIK Seit 1931 betrieb Japan eine aggressive Außenpolitik mit dem propagierten Ziel, Asien von der kolonialen Ausbeutung zu befreien und eine neue Ordnung zu errichten. Erste Zeichen dieser Politik waren die Errichtung des Kleinstaates Mandschukuo (1932) und der Austritt aus dem Völkerbund (1933). Drei Jahre später schloss sich Japan der Antikomintern an. Seit Juli 1937 rückten japanische Armeen gegen China vor. Als der Vormarsch nach zwei Jahren stagnierte, hatte Japan fünf Provinzen im Norden Chinas erobert und beherrschte die chinesische Küste. Es richtete daraufhin 1940 eine Marionettenregierung unter Wang Tsching-wei (1883-1944) in Nanking ein und erpresste von England eine dreimonatige Sperrung der Burmastraße sowie von dem Vichy-Regime die Zustimmung zur japanischen Besetzung des Nordens Indochinas.

Damit waren die letzten überseeischen Versorgungswege für Waffen und Munition nach China abgeschnitten. Falls China und England von den Aggressoren besiegt worden wären, wären die USA an zwei Seiten von expansionistischen Kräften bedroht gewesen. Dieses Szenario veranlasste die Amerikaner im September 1940 zur Aufgabe ihrer strikten isolationistischen Haltung. Neben der Unterstützung Englands wurde die Eindämmung der japanischen Expansion durch Wirtschaftsmaßnahmen vordringliches Ziel der amerikanischen Regierung. Die europäischen Westmächte, durch das Vorgehen gegen China in ihren Wirtschafts- und Handelsinteressen und langfristig in ihren kolonialen Besitzungen bedroht, reagierten auf die Expansionspolitik Japans nur mit verbalem Protest, da ihre militärischen Kräfte in Europa gebunden waren. Durch die Offensive Deutschlands nach Westen im Mai 1940 änderte sich die Situation im Pazifik entscheidend: Die Kolonialmächte Holland und Frankreich waren besiegt bzw.

geschwächt, und die britischen Kräfte waren am europäischen Kriegsschauplatz gebunden. Ein Vorstoß in die europäischen Kolonialgebiete in Südostasien schien Erfolg versprechend. Unter strategischen Gesichtspunkten konnte ein Angriff auf südostasiatische Gebiete die Nachschubverbindungen Chiang Kai-sheks unterbrechen und somit dem Krieg gegen China eine entscheidende Wendung geben. Um für eine solche Operation den Rücken frei zu haben, schloss Japan am 13. April 1941 einen Neutralitätspakt mit der Sowjetunion. Entgegen der deutschen Diplomatie, die Japan gerne dazu bewegt hätte, eine zweite Front gegen England zu eröffnen, richtete sich der japanische Angriff in Südostasien am 2.

 Juli 1941 gegen Französisch-Indochina und Thailand. Auf die Aggression reagierten die USA, England und Niederländisch-Indien mit dem Einfrieren der japanischen Guthaben. Die japanische Regierung stand nun vor der Wahl, auf die Umsetzung der Hegemonialpläne zu verzichten oder mit den verbleibenden Vorräten zunächst Rohstoffquellen zu erobern. Falls sich Japan für weitere Südoperationen gegen britische und niederländische Besetzungen entschied, musste es mit Widerstand seitens der amerikanischen Flotte rechnen. Weitere Expansion bedeutete also gleichzeitig Krieg gegen die USA. Das Klima zwischen den USA und Japan verschlechterte sich zunehmend, nicht zuletzt nachdem der auf Interessenausgleich bedachte Ministerpräsident Fürst Fumimaro Konoe im Oktober seinen Posten an den ehemaligen Kriegsminister General Tojo Hideki abtrat.

Ein Ultimatum Tojos zum 25. November 1941 führte zu keiner Einigung. Die USA, die den japanischen Diplomaten-Code entschlüsselt hatten, wussten, dass ein militärischer Angriff der Japaner unmittelbar bevorstand. Dennoch trafen Ort und Zeit des ohne japanische Kriegserklärung erfolgten Angriffs auf Pearl Harbor die USA überraschend. Mit dem Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 entschied sich Japan für eine Fortsetzung der aggressiven Expansionspolitik.

Der Überfall schaltete die amerikanische Schlachtflotte im Pazifik mit einem Schlag aus und brachte Japan einen strategischen Vorteil. Dieses Ereignis markierte den Beginn des weltweiten Krieges. 11 DER GLOBALE KONFLIKT: DIE JAPANISCHE OFFENSIVE IM PAZIFIK Nach der Aggression gegen Südostasien war es das Ziel Japans, die Kontrolle über die Rohstoffe in der Region zu gewinnen. Der Angriff auf Pearl Harbor sollte die potentielle Bedrohung durch die amerikanische Flotte beseitigen. Die Sowjetunion war durch das Neutralitätsabkommen zunächst von militärischen Schritten in Asien abgehalten worden. Die Pläne der Japaner richteten sich zunächst gegen die Philippinen und Malaya.

Darauf sollte die Eroberung von Birma und Niederländisch-Indien folgen. Die Besetzung von Teilen Neuguineas, des Bismarck-Archipels und der Marshall Islands und Gilbert-Inseln sollte Japan die Kontrolle über Öl, Kautschuk und Zinn sichern. Gleichzeitig sollten die Eroberungen einen Verteidigungsgürtel um das japanische Kernland bilden. 1941/42 stieß die japanische Offensive in drei Richtungen vor: Der Hauptstoß nach Süden richtete sich gegen die Philippinen (Januar) und Niederländisch-Indien (März). Java und die Sunda-Inseln wurden besetzt. Hier kapitulierten die holländischen Verteidiger im März 1942.

Nach der Eroberung Timors war auch Australien bedroht. Diese Front zielte vor allem auf wirtschaftliche Autarkie. Nach einem Bündnisschluss mit Thailand nahmen die Japaner auf dem asiatischen Kontinent die britischen Kolonialstützpunkte Hongkong und Singapur ein. Durch die Eroberung Birmas wurde China im April 1942 endgültig vom alliierten Nachschub abgeschnitten. Dieser Frontabschnitt bedrohte langfristig Indien. Eine weitere japanische Offensive galt Ozeanien.

Noch im Dezember 1941 eroberten die Japaner Guam und Wake, bis März 1942 den Bismarck-Archipel, Neuguinea und die Salomonen. In weniger als sechs Monaten waren die Japaner nach geringen Verlusten zu einem Großreich aufgestiegen. Sie beherrschten ein Territorium mit etwa 450 Millionen Einwohnern und reichen Bodenschätzen (Gummi, Chinin, Zinn, Reis, Erdöl, Erze). Sehr schnell zeigte sich, dass sie nicht nur als Befreier von den Kolonialmächten, sondern als Eroberer gekommen waren: Brutalität gegen Kriegsgefangene (vor allem Filipinos) und Massaker unter Einheimischen zeugten davon. Durch die raschen Eroberungen Japans gelangten die Briten und Amerikaner zu der Ansicht, dass die Japaner nur schwer zu besiegen seien. Auf japanischer Seite zeigte sich eine Art Siegestrunkenheit.

In Verkennung der Tatsache, dass die Expansionen nur durch die vorausgegangenen Siege Deutschlands, den Konflikt in Europa und die Kämpfe auf dem Atlantik und im Mittelmeer möglich geworden waren, führten die Japaner ihre Kriegserfolge auf die eigene Überlegenheit sowie auf die Schwäche und Dekadenz der Europäer zurück. Der Siegestaumel verdeckte auch ein strukturelles Manko des japanischen Militärs: Es gab in Japan keinen Oberbefehlshaber, der einen einheitlichen Kurs festlegen konnte. Heer und Marine mussten sich untereinander verständigen, um dann anschließend das Einverständnis des Kaisers einzuholen. Uneinigkeit lähmte die Entscheidungen der militärischen Führungseliten. Konkurrierende Pläne zielten auf den Indischen Ozean, das britische Kolonialgebiet in Richtung Australien und den Zentralpazifik, wo sich die US-Marine zu regenerieren begann. 12 DER WEG NACH MIDWAY - STAGNATION Anfang April 1942 startete die japanische Marine einen Vorstoß in den Indischen Ozean.

Auf Unterstützung von Landtruppen konnte sie nicht hoffen, da das japanische Heer in China und Mandschukuo gebunden war. Ein Versuch, das strategisch wichtige Madagaskar zu erobern, blieb erfolglos. Das Scheitern dieses Versuchs brachte Japan zwar keine großen Verluste, bedeutete aber strategisch eine schwere Niederlage. Im Südpazifik geriet Japan bald darauf in Zugzwang. Die Amerikaner hatten ihre militärische Präsenz in diesem Raum verstärkt, und Japan musste eine Art Schutzschild nach Süden errichten. Der so motivierte japanische Angriff auf die Midway-Inseln am 3.

 Juni 1942 endete zwei Tage später mit einer Niederlage, von der sich die japanische Flotte nicht erholen sollte. Die Schlachtschiffe waren intakt geblieben, aber es hatte sich gezeigt, dass der entscheidende Faktor im Pazifik die Flugzeugträger waren, und davon hatten die Japaner vier verloren. 13 ALLIIERTE GEGENOFFENSIVE AUF GUADALCANAL So ermutigt, entschlossen sich die USA im August zu einem Gegenangriff auf die Salomon-Insel Guadalcanal. Die Japaner antworteten darauf mit schweren Attacken aus der Luft und zur See. In sechs Seeschlachten erlitten beide Seiten große Verluste. Obwohl während der Kämpfe, die sich über sechs Monate hinzogen, immer wieder der Nachschub für die US-Marines bedroht war, zeichnete sich im November/Dezember 1942 ab, dass die USA in dieser Abnutzungsschlacht überlegen waren.

Japans schwindende Ressourcen konnten mit der prosperierenden kriegswirtschaftlichen Produktion der Amerikaner nicht mehr mithalten. Am 7. Februar 1943 zogen sich die Japaner schließlich zurück. Die Annahme der japanischen Strategen, Amerika sei nicht bereit, für einige unbedeutende Inseln einen hohen Preis an Menschen und Material zu zahlen, hatte sich als falsch erwiesen. Guadalcanal war eine Bankrotterklärung der strategischen Führung in Tokyo. Statt sich aus den Kämpfen entweder rasch zurückzuziehen oder mit vollem Einsatz zu kämpfen, hatten die Japaner den dritten Weg eingeschlagen: Sie brachten immer mehr Ressourcen in den Kampf ein, aber nie genug, um den Gegner zu überwältigen.

Diese Strategie führte zum Verlust der Schlacht von Guadalcanal und - was bedeutender war - zum Verlust der militärischen Initiative insgesamt. Mit der erfolgreichen alliierten Gegenoffensive von Guadalcanal im Winter 1942 hatte der Krieg im Pazifik eine Wende genommen, wie sie sich ähnlich auch an den anderen Kriegsschauplätzen zeigte. 14 KRIEGSWENDE IN EUROPA - DER VERLUST DER DEUTSCHEN INITIATIVE AUF DEM ÖSTLICHEN KRIEGSSCHAUPLATZ Die Niederlage der 6. Armee in Stalingrad verdeutlichte unzweifelhaft, wie sich die Gewichte zu Ungunsten der deutschen Wehrmacht verschoben hatten. Die Verluste im Osten waren kaum mehr durch Nachschub aufzuwiegen. So kamen alleine in Stalingrad von den etwa 250 000 Soldaten 91 000 in russische Kriegsgefangenschaft; 42 000 Verwundete konnten gerettet werden, alle übrigen waren gefallen.

Die mangelnde Planung sowie die Überschätzung der eigenen und die Unterschätzung der gegnerischen Kräfte beendeten den Traum vom neuen "Lebensraum im Osten". Mit zunehmender Kriegsdauer konnte die Rote Armee ihre anfänglichen Rüstungsnachteile ausgleichen, der Überraschungseffekt des Blitzkrieges hatte seine Wirkungskraft verloren, und auch die Organisationsfähigkeit der sowjetischen Militärs hatte entscheidend an Dynamik gewonnen. Trotz zunehmender Überlegenheit des Gegners schlug Hitler die im Frühjahr 1943 vorsichtig von sowjetischer Seite geäußerte Möglichkeit zu Friedensverhandlungen aus. Grund für die Wiederannäherung Stalins war der Tiefpunkt der diplomatischen Beziehungen zu den Westmächten gewesen. Doch in völliger Fehleinschätzung der eigenen militärischen und politischen Schwäche wies Hitler das Angebot nicht nur barsch zurück, sondern intensivierte sogar im Frühsommer 1943 seine Kriegsanstrengungen in Russland durch einen Zangenangriff auf den sowjetischen Frontbogen von Kursk. Am 5.

 Juli 1943 begann Hitler die Schlacht, um die sowjetischen Kräfte einzukesseln. Die russischen Generäle Schukow und Vasilyevsky hatten allerdings ebenfalls diese Gefahrenstelle erkannt und ihre Kräfte verstärkt. In der größten Panzerschlacht des 2. Weltkrieges konnte die Sowjetunion die deutschen Kräfte bis auf ihre Ausgangsposition zurückdrängen. Dann brach Hitler die Operation ab, um seine Divisionen in Italien verstärken zu können, denn inzwischen waren britische und amerikanische Einheiten auf Sizilien gelandet. Endgültig lag nun das Gesetz des Handelns in den Händen der Alliierten.

Hitler musste mit einer Invasion der Westmächte rechnen. Daher änderte er seine Strategie für den Osten: Im Rahmen einer defensiven Haltestrategie sollten offensive Teilschläge geführt werden. Die sowjetischen Truppen führten trotz zahlenmäßiger Überlegenheit keine weiträumigen Umfassungsmanöver durch, sondern griffen unter rücksichtslosem Einsatz von Menschen jeweils an einem Schwerpunkt an, um ihn an eine andere Stelle zu verlegen, sobald die deutschen Kräfte gebunden waren. Durch derartig gestaffelte Offensiven drängte die Rote Armee die deutschen Verbände bis Ende September 1943 auf die "Pantherstellung" entlang Narva, Desna und Dnjepr zurück. Als Hitler am 15. September den Rückzug an den Dnjepr befahl, wandten die Deutschen die Taktik "der verbrannten Erde" an: Zerstörung aller Verkehrs- und Versorgungseinrichtungen, Zwangsevakuierung der arbeitsfähigen Bevölkerung sowie die Misshandlung und Ermordung der Zivilbevölkerung.

Am 3. November gab Hitler Anweisung, den Westen personell und materiell bevorzugt auszustatten. Unter diesen Voraussetzungen erzielte die Rote Armee bis zum Jahresende 1943 tiefe Einbrüche in die Pantherstellung. Trotz militärischer Erfolge gelang den sowjetischen Truppen der Durchbruch erst im Rahmen der Winteroffensive 1943. Aus dem Brückenkopf Kiew drang die 1. Ukrainische Front unter General Watutin am 24.

 Dezember 1943 bis über die ehemalige polnisch-sowjetische Grenze nach Kowel und Luzk vor. Damit bildete sie einen 300 Kilometer langen Keil zwischen den deutschen Heeresgruppen Süd und Mitte. Ende Januar 1944 schlossen 1. und 2. Ukrainische Front am Dnjepr 54 000 Deutsche ein. Nur unter Zurücklassen von Waffen und Verwundeten konnten 30 000 Mann nach Südwesten ausbrechen und die deutschen Linien erreichen.

Auch am Nordflügel war die sowjetische Winteroffensive 1943/44 erfolgreich. Sie hatte die Bedrohung von Leningrad abgewehrt. Abgeschlossen wurde die sowjetische Frühjahrsoffensive 1944 mit der Rückeroberung der Krim. Die meisten der 150 000 deutschen und rumänischen Soldaten auf der Krim starben oder gerieten in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Die sowjetische Sommeroffensive 1944 brachte die Rote Armee bis an die Grenze Ostpreußens, an die Weichsel und an die Donau. Die deutschen Kräfte waren um diese Zeit durch die Landung der Westalliierten in der Normandie (6.

 Juni 1944) gebunden. 15 NORDAFRIKA ALS KRIEGSSCHAUPLATZ Die sich abzeichnende Kriegsniederlage des Deutschen Reiches im Osten war begleitet von dem Verlust der Vorherrschaft in Nordafrika. Und ähnlich wie im Russlandfeldzug führte die Überschätzung der eigenen Kräfte und die ideologische Verblendung zum Zusammenbruch der Front. Bis zur Jahresmitte 1942 konnte das deutsche und italienische Afrikakorps strategisch wichtige Erfolge verbuchen. Ende Juni gelang den Truppen der Achsenmächte die Überschreitung der ägyptischen Grenze. Die Eroberung Kairos war das ehrgeizige Ziel.

Doch im Gegensatz zu Großbritannien verfügte Deutschland nicht oder nur unzureichend über Nachschubkräfte. Die Angriffe der Achsenmächte konnten sich in den Wüstenschlachten gegen die immer stärker werdende britische Armee nicht durchsetzen. Am 23. Oktober begann bei El Alamein die groß angelegte Offensive der Briten. Die anhaltenden Luftangriffe auf die deutschen Basen schwächten zusätzlich die deutsche Offensive, so dass die Westmächte Stück für Stück in Nordafrika Land zurückgewinnen konnten. Ganz im Gegensatz zu den militärischen Notwendigkeiten stand der Befehl Hitlers an Rommel, "keinen Schritt zu weichen" und seiner Truppe "keinen anderen Weg zu zeigen als den zum Siege oder Tode".

Doch die verzweifelten Durchhalteparolen waren nicht mehr als verbale Realitätsflucht. Auch Rommel erkannte die Ausweglosigkeit und die Überlegenheit der amerikanisch-britischen Streitmächte, die seit der für Hitler überraschenden Landung in Marokko und Algerien (7. und 8. November 1942) ihren Druck weiter verstärkten. Auf eigenen Befehl hin ordnete Rommel den Rückzug an. Den Untergang des italienisch-deutschen Afrikakorps konnte er freilich nicht mehr verhindern.

Durch seine Entscheidung, die Stellungen bis zum letzten Mann zu halten, hatte Hitler daran maßgeblichen Anteil. 16 KONFERENZ VON CASABLANCA Nachdem die Alliierten um die Jahreswende 1942/43 die militärische Initiative an sich gerissen hatten, schien es nur einen Umstand zu geben, der den alliierten Sieg hätte gefährden können: den Bruch zwischen den Westmächten und der Sowjetunion. Daher war die Kooperation der drei im militärischen Bereich und die Einigkeit in Fragen der Nachkriegsordnung äußerst wichtig. Zunächst trafen sich Roosevelt und Churchill in Casablanca (Januar 1943). Die beiden Staatsoberhäupter beschlossen, vordringlich die deutsche U-Boot-Gefahr zu bekämpfen, da die Sicherheit des Schiffsverkehrs für alle Operationen in Europa und Ostasien die Voraussetzung war. Während die amerikanischen Militärs einen direkten Vormarsch gegen Deutschland favorisierten, setzten sich die Briten für einen Vorstoß gegen den "weichen Unterleib" der Achsenmächte - Sizilien und Italien - ein.

Roosevelt schloss sich schließlich der Ansicht der Briten an. Die amerikanischen Militärs konnten sich einige Monate später nur insofern durchsetzen, als keine weiteren Truppen in den Mittelmeerraum gebracht wurden, um alle zur Verfügung stehenden Kräfte auf den Britischen Inseln für die Invasion in Nordfrankreich zu sammeln. Als Zeitpunkt für eine Invasion in Nordfrankreich wurde August/September 1943 anvisiert. Die Westalliierten beschlossen eine gemeinsame strategische Luftoffensive gegen Deutschland. Allerdings konnte man sich nicht über die Methode einigen. Die Briten wollten schwere Nachtangriffe, d.

 h. Flächenangriffe fliegen, die Amerikaner setzten sich für Tagesangriffe auf strategische Ziele ein. Das Ergebnis war, dass beide Strategien angewandt wurden (Combined Bomber Offensive). Erstmals eingesetzt gegen die Küstenstadt Hamburg, kostete sie Ende Juli 1943 50 000 Menschenleben. Man einigte sich auf die "bedingungslose Kapitulation" der Dreierpaktmächte Deutschland, Italien und Japan als Kriegsziel. Diese Formel sollte auch der Sowjetunion beweisen, dass die Westmächte den Krieg an der Seite ihres sowjetischen Verbündeten bis zum Ende ausfechten würden, auch wenn die Eröffnung einer zweiten Front in Europa erst für später in Aussicht gestellt wurde.

Stalin schloss sich der Forderung nach einer "bedingungslosen Kapitulation" an (Mai 1943). Im Mai 1943 beendeten die westalliierten Streitkräfte durch die Eroberung der Hafenstädte Tunis und Bizerta die deutsch-italienische Militärpräsenz in Nordafrika. Ebenso schwer wie der strategische Verlust wog der personelle und materielle Aderlass der Achsenstreitkräfte: Mehr als 250&nb

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