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  Frankreich im zeitalter des imperialismus (1848-1914)

Frankreich 1848-1914 Nach der überraschenden Kapitulation der herrschenden Notabeln der Juli-Monarchie im Februar 1848 sind zunächst die Republikaner die Erben der Macht: städtische Kleinbürger, Intellektuelle, Arbeiter, wenige demokratisch Gesonnene und Literaten wie beispielsweise Viktor Hugo, dem Verfasser des Werks "Der Glöckner von Notre Dame". Vom Volkstumbegriff der Romantik geprägt, hoffen sie auf eine nationale und soziale Republik und sind davon überzeugt, diese repub-likanische Ordnung - da im Interesse der überwiegenden Mehrheit des Volkes lie-gend - auf legalem Weg, also mit den Mitteln der parlamentarischen Demokratie erreichen zu können. Ihr Appell löst soziale Erhebungen in den Städten und auf dem Land aus, weckt Erinnerungen an traditionelle Gemeinschaftsformen der stän-dischen Gesellschaft und gewinnt auf diese Art einen Teil der Bauern für die repub-likanische Bewegung, vor allem im Zentrum und im Südosten von Frankreich. Erstmals werden unter den Arbeitern Energien zur Selbstorganisation frei, was bald zu einer Kraftprobe zwischen bürgerlichem Republikanismus und den Pariser Ar-beitermassen führt. Das Großbürgertum befindet sich in einer Phase wirtschaftlicher und psychologi-scher Depression, doch es gewinnt rasch an Macht zurück, als große Teile des bis-her machtlosen Bürgertums und der bäuerlichen Kleinbesitzer von der Angst vor einer sozialen Revolution ergriffen werden und sich mit den Führenden zu einer "Partei der Ordnung" zusammenschließen. Im Kampf um die geeignetste Form der Eindämmung der republikanischen Bewegung setzt sich der BONAPARTISMUS durch: Seine Herrschaftstechnik versteht es, die Besitzängste der Bauern und die soziale Not der städtischen Unterschichten für eine autoritäre Staatsform in Dienst zu nehmen; eine neue, dynamischere Generation industrieller Unternehmer schließt sich ihm deswegen an.

Nach Louis Philippe ermöglicht die Herrschaft Napoleons III. eine zweite Welle der Industrialisierung unter stärkerer Zentralisierung des po-litischen Lebens. Grundstrukturen der 2. Republik (1848-1870) Die Verfassung des neuen Kaiserreiches behält das allgemeine Wahlrecht bei, schränkt aber die Rechte des Parlaments erheblich ein. Der gesetzgebende Corps législatif ist auf 300 Mitglieder beschränkt, tagt nur 3 Monate im Jahr und hat kei-nerlei Initiativrecht. Die Gesetze werden vielmehr von einem vom Kaiser ernannten Staatsrat vorbereitet und von einem aus ebenfalls ernannten Persönlichkeiten und Amtsträgern wie Kardinäle, Marschälle und Admiräle bestehenden Senat kontrol-liert.

Wirtschaftspolitisch ist das Regime den Prinzipien des Saint-Simonismus ver-pflichtet. Es fördert die industrielle Entwicklung des Eisenbahnbaus und versucht Staatsaufträge und Verkehrsverbindungen zu verbessern. Der Aufstieg der Industriegroßmacht verstärkt das Interesse an Kolonialbesitz: Al-gerien wird unter französischen Siedlern zur Kornkammer Frankreichs; die Besit-zungen im Senegal werden erweitert; neue Stützpunkte am Golf von Guinea, an der afrikanischen Ostküste und in Indochina werden errichtet. 10. Dezember 1848: In den Präsidentschaftswahlen siegt Louis Napoleon Bon-aparte (Napoleon III.) mit 5,4 Millionen Stimmen 15.

März 1850: Eine konservative Schulgesetzgebung setzt die Katholische Kirche wieder in ihre traditionelle Rolle als Ordnungs-macht. 19. Juli 1851: Louis Napoleons Versuch, das Parlament zu einer Verfas-sungsänderung, die ihm eine Wiederwahl ermöglichen wür-de, zu bewegen, scheitert. Er erklärt die Aufhebung des Wahlgesetzes vom Mai 1850, spaltet die Republikaner und schwächt so die Front seiner Gegner entscheidend. 2. Dezember 1852: Nach der endgültigen Festigung seiner Herrschaft und der Wiedereinführung des Kaisertums nach Aufständen ein Jahr zuvor, besteigt Louis Napoleon am Jahrestag seines Staats-streiches als Napoleon III.

den Thron Frankreichs. 1853-1856: Außenpolitische Erfolge im Krimkrieg stärken Napoleons Stellung Februar/März 1856: Frankreich tritt auf dem Pariser Friedenskongress als Füh-rungsmacht auf, konkrete Zugeständnisse bleiben allerdings aus. 14. Januar 1858: Ein fehlgeschlagenes Attentat eines revolutionären Italie-ners auf das Kaiserpaar führt zu scharfen Verfolgungsmaß-nahmen gegen republikanische Kräfte (etwa 430 Verban-nungen). 1863: Außenpolitische Misserfolge zehren am Prestige des Kai-sers. Er sieht sich gezwungen, seinen Gegnern im Parlament entgegenzukommen.

4. September 1873: Nach der Niederlage bei Sedan im DEUTSCH-FRANZÖSISCHEN KRIEG (Napoleon war in Gefangen-schaft geraten) stirbt der Kaiser 1873 im Londoner Exil. Grundstrukturen der 3. Republik (1870-1944) Die republikanische Koalition aus dem neuen industriellen Großbürgertum und aufsteigenden Mittelbürgertum hat nun endgültig über die Vertreter der konstitutio-nellen Monarchie gesiegt. Die Bedeutung des ländlichen Großgrundbesitzes geht infolge einer strukturellen Agrarkrise seit Mitte der siebziger Jahre zurück, während die Industrialisierung nur langsam voranschreitet. Das breit gestreute Bankkapital engagiert sich vornehmlich im Kapitalexport-, Handels- und Immobiliengeschäft; die Bereitschaft zu riskanten Investitionen ist vergleichsweise gering, was die französische Wirtschaft weniger krisenanfällig als die anderer Staaten macht.


1870: Paris wird von den deutschen Armeen eingeschlossen. 13. Februar 1871: Paris kapituliert und wählt eine Nationalversammlung, da Otto von Bismarck auf einem Friedensvertrag mit einer legalen Regierung besteht. Wahlen, Aufstände und Revoluti-onen werden folgen, bis man sich endlich auf eine Regie-rungsform einigen kann. 30. Januar 1879: Nach vorzeitigem Rücktritt Mac-Mahons wird der Republikaner Jules Grévy neuer Präsident Frankreichs.

Unter ihm wird der 14. Juli zum Nationalfeiertag erklärt. 1886-1889: Enttäuschung über mangelnden sozialen Fortschritt, Instabilität der Regierungen und Ausgleichspolitik mit Deutschland lassen eine antiparlamentarisch-nationalistische Bewegung entstehen. 1898-1899: Dreyfus-Affäre 8. April 1904: Mit Großbritannien verständigt sich Frankreich in der "Entente Cordiale" 1905: Außenpolitische Isolierung Deutschlands in der ERSTEN MAROKKO-KRISE 4. November 1911: Die ZWEITE MAROKKO-KRISE endet mit der Anerkennung des Protektorats über das Land von seitens Deutschland; die wirtschaftlichen Gegensätze dauern jedoch an 3.

August 1914: Deutschland erklärt Frankreich den Krieg; Regierungsmehrheit und Sozialisten bilden die "Union Sacrée"

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