Der widerstand gegen den nationalsozialismus
Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Der "Widerstand" gegen das NS-Regime war breit gefächert. Er reichte von passiver Resistenz und non- konformem Verhalten bis zu Emigration und dem "generalstabsmäßig" geplanten Attentats- und Umsturzversuch vom 20. Juli 1944. Getragen wurde der Widerstand von Männern und Frauen aus allen sozialen Schichten und politischen Lagern. Oppositionskreise in der Wehrmacht zählten ebenso dazu wie die Mitglieder der "Weißen Rose", des "Kreisauer Kreises" oder der "Roten Kapelle". Daneben gab es die vielen "unbesungenen Helden", die Verfolgten Unterschlupf gewährten oder sie mit Lebensmitteln versorgten.
Während Thomas Mann sich aus der Emigration über den Londoner Rundfunk an die deutsche Bevölkerung wandte, schlossen sich andere Emigranten wie der deutsche Kommunist und Jude Harald Hauser der französischen Résistance an, um mit der Waffe gegen das "Dritte Reich" zu kämpfen. Andere wie Johann Georg Elser versuchten, Adolf Hitler direkt zu töten.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 bildeten sich bald vielerorts Widerstandsgruppen. Aktiven Widerstand leisteten in den Anfangsjahren des NS-Regimes vor allem Kommunisten, die nach dem 30. Januar 1933 besonders unter Verfolgung und Terror zu leiden hatten. Im Sommer 1933 saßen rund 15.
000 kommunistische Funktionäre und Aktivisten in "Schutzhaft". Im Untergrund erschien von 1933 bis 1935 das Zentralorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), "Die Rote Fahne". Kommunistische aber auch sozialdemokratisch orientierte Widerstandsgruppen verbreiteten Flugschriften und Klebezettel gegen den Nationalsozialismus und unterstützten rassisch und politisch Verfolgte. Einige dieser Gruppen in Berlin, die rund 50 Frauen und über 100 Männer umfassten, wurden von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) mit dem Sammelbegriff "Rote Kapelle" belegt. Durch ihren Funkkontakt zur Sowjetunion wurde eine Gruppe um Arvid Harnack und Harro Schulze-Boysen im August 1942 enttarnt. Von den 130 festgenommenen Mitgliedern der "Roten Kapelle" wurden 49 umgebracht.
Zu ihnen zählte auch das Ehepaar Hans Coppi und Hilde Coppi: Hans Coppi wurde am 22. Dezember 1942 vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und am selben Tag in Der "Widerstand" gegen das NS-Regime hingerichtet. Nur wenige Wochen zuvor hatte seine Frau Hilde im Frauengefängnis Barnimstraße einen Sohn geboren. Auch sie wurde zum Tode verurteilt und - nachdem Adolf Hitler ein Gnadengesuch abgelehnt hatte - am 5. August 1943 in Plötzensee hingerichtet.
Widerstand gab es auch in den Kirchen.
So verurteilte der Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, in mehreren Predigten die nationalsozialistische Terrorherrschaft und geißelte die als "Euthanasie" bekannt gewordenen Massentötungen als vorsätzlichen Mord. Mindestens 70.000 "unheilbar Kranke" wurden im Zuge des "Euthanasie-Programms" ermordet. Als diese Mordaktion Heil- und Pflegeanstalten in Westfalen erreichte, wandte Galen sich in einer stark beachteten Predigt am 3. August 1941 gegen die als "Gewährung des Gnadentods" verbrämte Massentötung und erstattete Anzeige nach Paragraph 211 des Strafgesetzbuches. Britische Flugzeuge warfen Flugblätter mit Auszügen der "Euthanasie-Predigt" ab, und auch Mitschriften anderer Predigten Galens gingen von Hand zu Hand.
Während die NS-Machthaber vor einer Festnahme des populären Bischofs zurückschreckten, wurde der Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg, der als einer von wenigen auch gegen die Deportation von Juden aufgetreten war, verhaftet. Er verstarb am 5. November 1943 auf dem Weg in das Konzentrationslager (KZ) Dachau.
In der evangelischen Kirche war der Dahlemer Pfarrer Martin Niemöller einer der konsequentesten NS-Gegner. Er gründete im September 1933 den Pfarrer-Notbund, der Anfang 1934 rund 7.000 Mitglieder zählte und gegen die Einführung des "Arierparagraphen" in Kirchenämter und die Entlassung von Geistlichen "jüdischer Herkunft" protestierte.
Aus dem Notbund ging wenig später die "Bekennende Kirche" hervor. Sie berief sich in der Auseinandersetzung mit dem NS-Staat und mit den "Deutschen Christen", die sich als "SA Jesu Christi" verstanden, auf ein "Kirchliches Notrecht", das den religiösen Widerstand legitimierte. Eine christliche Gesinnung führte auch den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer in den Widerstand. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs unterhielt er enge Kontakte zur militärischen Opposition um Admiral Wilhelm Canaris und Hans Oster und wurde am 9. April 1945 gemeinsam mit diesen im KZ Flossenbürg erschossen.
Keiner festen Widerstandsgruppe zuzuordnen ist der Diplomat Rudolf von Scheliha.
Seit 1932 an der Botschaft in Warschau tätig, wurde er bei Kriegsausbruch ins Auswärtige Amt zurückberufen. Hier nutzte er seine dienstlichen Möglichkeiten, um verfolgten Juden und Polen zu helfen und die nationalsozialistischen Verbrechen in Polen und anderen Ländern aufzudecken. Sein Wissen über die Judenvernichtung übermittelte er in das neutrale Ausland. An Vorbereitungen für einen Staatsstreich wirkte Scheliha ebenfalls mit. Ohne genaue Kenntnis seiner Widerstandsaktivitäten wollte die Gestapo den ihr als Gegner bekannten Scheliha ausschalten. Wegen angeblicher Zugehörigkeit zur "Roten Kapelle" wurde Scheliha Ende Oktober 1942 verhaftet, aus dem Auswärtigen Dienst entlassen, wegen "Landesverrats" zum Tode verurteilt und am 22.
Dezember in Plötzensee gehängt.
Der nationalkonservative Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler, ein auch von Hitler hoch angesehener Finanzfachmann, trat 1937 aus Protest gegen den in Deutschland herrschenden Antisemitismus sowie die nationalsozialistische Wirtschafts- und Finanzpolitik von seinem Posten zurück. Nach Kriegsbeginn wurde Goerdeler zum Mittelpunkt eines konservativ, nationalliberal ausgerichteten Widerstandskreises, dem auch der frühere deutsche Botschafter in Italien, Ulrich von Hassell, General Ludwig Beck, über den Goerdeler Zugang zu militärischen Widerstandskreisen erhielt, und Johannes Popitz angehörten. An den Planungen zu einem Umsturzversuch und der Neuordnung Deutschlands nach Überwindung der NS-Herrschaft nahmen aber auch Gewerkschafter wie Wilhelm Leuschner und Jakob Kaiser (1888-1961) teil. Hinsichtlich der Staatsform, wie sie 1941 in der Denkschrift "Das Ziel" dargelegt wurde, neigte der Goerdeler-Kreis zu der Wiedereinführung der Monarchie und zu einem Zweikammer-System.
Ein Zentrum des bürgerlich zivilen Widerstands war der "Kreisauer Kreis", benannt nach dem niederschlesischen Gut Kreisau von Helmuth James Graf von Moltke, wo ab 1940 auf regelmäßigen Treffen Konzepte für eine grundlegende staatliche, wirtschaftliche und soziale Neuordnung Deutschlands nach dem Sturz der NS-Diktatur erörtert wurden.
Im Unterschied zu anderen Widerstandsgruppen lehnte der "Kreisauer Kreis" Nationalismus weitgehend ab und orientierte sich an einer europäischen Föderation. Vor allem über Adam von Trott zu Solz suchte der Kreis Kontakte zu anderen Widerstandsgruppen im In- und Ausland sowie zu den Alliierten. Ab 1943 wuchs auch bei den Mitgliedern des "Kreisauer Kreises" die Überzeugung von der Notwendigkeit eines Staatsstreichs. Nach der Verhaftung Moltkes im Januar 1944 schlossen sich einige Mitglieder der Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Goerdeler an und wirkten an den Vorbereitungen zum Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 mit.
Nach dem misslungenen Umsturzversuch nahm die Gestapo in den folgenden Wochen Tausende von Regimegegnern fest, rund 5.
000 von ihnen wurden bis Kriegsende hingerichtet oder starben an den Haftbedingungen.
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