Die französiche revolution
Die französische Revolution
Inhalt:Die Einberufung der GeneralständeDer Sturm auf die BastilleDer Adel dankt abDie Republik der reichen BürgerDas Gesetz "Le Chapelier"Die Flucht Ludwigs XVI.Eine neue VerfassungKrieg gegen ÖsterreichDanton und der 10. August 1792Der Kampf zwischen Girondisten und JakobinernDer Bürgerkrieg in FrankreichDer TerrorDer 9. Thermidor und das Direktorium
Ein heißer Sommer hatte die Ernte verbrannt, ein ganzes Land war in unglaublicher Erregung, überall wurden politische Ideen diskutiert, die hohe Geistlichkeit hatte angekündigt, daß sie auf kein einziges Privileg verzichten würde. Die Staatskasse war leer und deshalb konnte sich Ludwig XVI. auch nicht mehr der Einberufung der Generalstände entziehen, seine Verzögerungspolitik war gescheitert.
Lomenie de Brienne verkündet gleichzeitig den Staatsbankrott, die Einberufung der Generalstände zum 1. Mai 1789 und seinen Rücktritt. Der Hof hat die Kontrolle der Ereignisse verloren.
Die Einberufung der Generalstände
Ludwig XVI. beruft erneut Necker zum Regierungschef, der aus seinem Privatvermögen dem Staat einen Vorschuß gibt. Im ganzen Land werden Forderungskataloge aufgestellt.
Eine Revolution bahnte sich an, daran zweifelte niemand mehr. Die Forderungskataloge, so verschieden und vielseitig sie waren, brachten allesamt die Forderung nach Freiheit zum Ausdruck. Die Forderungen der Bourgeoisie gipfelten alle in einer neuen Verfassung um ihre Rechte dauerhaft zu sichern. Die cahiers de doleance der Landbevölkerung spiegelten den unversöhnlichen Haß der Bauern auf den Adel und zeigten der Bourgeoisie, daß sie hier einen starken Verbündeten hatte. Die cahiers de doleance zeigen aber auch, daß die alte Ständeeinteilung nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmte: einfache Landpfarrer waren keineswegs gegen die Beschlagnahme der großen Kirchengüter und die Einstellung des Adels hing von seinem Reichtum ab, ob er seine Einkünfte aus der Ausbeutung großer Ländereien zog oder verarmt war, und mancher reicher Bürger, der vom Sklavenhandel oder dem Handel mit den Kolonien lebte, wäre durch das Ende der Sklaverei ruiniert worden. Diese unterschiedlichen Interessen sind die Ursache für die zahlreichen Strömungen, die das Bild der kommenden Revolution prägen.
Man diskutierte den ganzen Winter über. Es war der kälteste seit 1709, die Seine war von Paris bis Le Havre gefroren. Als im Februar die Einberufung der Generalstände verschickt wurde, zogen wieder Gruppen von Bettlern über das Land. Im Frühjahr wurden in den Städten die Lebensmittel rationiert und es bildeten sich wieder Schlangen vor den Bäckerläden, in denen es nur sehr teures und schlechtes Brot gab. Überall wurden Getreidelieferungen geplündert, Steuern wurden fast gar nicht mehr bezahlt, die Not war zu groß. Die Wahlen begannen in einer Stimmung des Aufruhrs.
Überall wurden Arbeiter entlassen, die Frauen zuerst. In den ersten sechs Monaten des Jahres 1789 hat man über 300 Aufstände gezählt, unter der Losung "Brot und Freiheit".
Im April wird in Paris der Garten neben dem Palais Royal für die Öffentlichkeit geöffnet und ist sofort Treffpunkt aller Revolutionäre, die hier die Tagesereignisse kommentieren: Aufruhr am Pont-au-Change, Aufruhr am Pont Marie, Streik bei Reveillon. Der Mann, der jetzt die Sympathien der Pariser hat, ist Phillip Orleans, der bei der ersten Versammlung der Adligen für die Bürger Partei ergriffen hat. Phillip ist ein geschworener Feind der Königin Marie-Antoinette und läßt keine Gelegenheit aus, um gegen den Hof zu intrigieren. Sein Geld hat zahllose Hände geschmiert, auch während der Revolution.
Drei Jahre später wird er für den Tod seines Bruders stimmen und sich Phillip-Egalite (Gleichheits-Phillip) nennen lassen. Nützt ihm aber nichts. Dennoch, im folgenden Jahrhundert wird sein Sohn den Thron besteigen.
Am 5. Mai 1789 versammeln sich die Abgeordneten in Versailles. Schon bei der Kontrolle der Mandate stellt sich die wesentliche Frage: wird pro Kopf oder pro Gruppe abgestimmt ? Der Adel brachte seinen Haß offen zum Ausdruck und lehnte jede Form der Zusammenarbeit ab, der dritte Stand war isoliert.
Nach einem Monat ergebnisloser Verhandlungen konstituiert er sich am 17. Juni zur Nationalversammlung und erhebt den Anspruch, Steuern zu erlassen. Die Vertreter der Landpfarrer und des verarmten Adels folgten Phillip Orleans und gingen zum dritten Stand über. Als sie drei Tage später ihren Versammlungsort, ein ehemaliges Ballhaus, verschlossen fanden, schworen die 600 Abgeordneten nicht mehr auseinanderzugehen bis eine neue Verfassung beschlossen ist.
Der Sturm auf die Bastille
Am 23. Juni versucht Ludwig XVI.
mit einer kraftlosen Rede nochmals die drei Stände zu spalten und bekommt von Mirabeau, der ihm den Willen des Volkes vorhält, eine Antwort, die wie eine Ohrfeige wirkte. Der König gibt nach und erlaubt die Sitzungen der Nationalversammlung, zieht aber gleichzeitig um Paris Truppen zusammen. Die Nationalversammlung verlangt den Rückzug der Truppen, der König lehnt ab. Die Partei der Königin verstärkt ihren Widerstand. Der Hof hatte gespürt, daß die Kraft der Nationalversammlung nicht in den Mandaten lag sondern in der Unterstützung durch das Volk. Und die Abgeordneten hatten sich bisher geweigert, Petitionen der Pariser entgegenzunehmen.
Deshalb mußte der Schlag gegen Paris erfolgen. Und die Pariser wurden von Tag zu Tag selbstbewußter, befreiten Soldaten aus dem Gefängnis, griffen Dragoner mit Steinen an. Ludwig XVI. hat Necker durch Breteuil ersetzt und in Versailles jetzt eine Truppe von 25.000 Soldaten zur Verfügung. Aber im pariser Rathaus hat sich ein neuer Stadtrat gebildet, der eine Miliz aufstellt.
Die Nationalversammlung hat mit den Ereignissen schon fast nichts mehr zu tun: Am 12. Juli kommt es zu einem Scharmützel mit deutschen Reitern in den Tuilerien. Und die Bewaffnung der Bürger geht voran, Waffenlager und Bäcker werden gleichermaßen geplündert. Am 13. läuten die Glocken. Wann wird der König den Befehl zum Angriff geben ? Am 14.
morgens um neun Uhr werden am Invalidendom Kanonen und Gewehre in Besitz genommen. Die Menge, Bürger und Arbeiter gemeinsam, zieht zur Bastille. Der König war mit seinen Truppen im Westen, in Versailles, und hätte mit der Bastille im Osten als Operationsbasis, die Stadt in die Zange nehmen können. Die Bastille war von Karl dem Weisen gebaut worden, um die Stadt in Schach zu halten, und obwohl sie seit langem nur noch als Staatsgefängnis, ein Symbol des absolutistischen Regimes, diente, war die Gefahr vorhanden. Die Befestigung der Bastille war während der vorangegangenen Tage wieder instand gesetzt worden. Wenngleich die Bastille dem Ansturm nicht lange standhielt gab es doch hundert Tote.
Die Bourgeoisie ergreift Besitz von ihrer neuen Macht: Bailly wird zum Bürgermeister von Paris gewählt, Lafayette zum Kommandanten der Nationalgarde. Die Nationalversammlung schickt eine Delegation zum Pariser Rathaus und der König sieht sich gezwungen, Necker wieder einzusetzen. Wer hat den König besiegt ? Das Volk. Wer nutzt den Sieg ? Die Bourgeoisie.
Auf dem Lande werden die Schlagbäume, die alten Zollschranken, zerbrochen und etliche Schlösser gehen in Flammen auf. Die Unruhe ist allgemein, Banden ziehen umher und die unglaublichsten Gerüchte gehen um.
Man hat das später die "Große Angst", la Grande Peur, genannt. Vermutlich lag das daran, daß sich die Freude über die neugewonnene Freiheit mit der Furcht vor der Rache der alten Herren mischte. Die Bauern hatten ihr Land in Besitz genommen und verbrannten jahrhundertealte Besitzurkunden, in denen die Adligen aufgezeichnet hatten, was und welche Vorrechte sie den Bauern - wie auch immer - abgepresst hatten. Und wehe dem, der auch nur den geringsten Widerstand wagte, das Massaker folgte meist unausweichlich. So kam es zu einer anderen großen Angst: der Angst der Adligen. Ab Ende Juli verließen sie in einer ersten großen Welle das Land.
Aber bald wächst in diesen entthronten Häuptern die Lust auf Rache und sie werden sich mit allen Feinden Frankreichs verbünden.
Der Adel dankt ab
Dem Beispiel Brissot's folgend erscheinen zahllose neue Zeitungen. Die Buchhandlungen können dem Andrang kaum standhalten, so groß ist der Wissensdurst der Menschen. In Versailles führt die Nationalversammlung gemächlich ihre Beratungen fort, sie ist von den Erwartungen der Menschen beinahe gelähmt. In Paris beschließt die Commune üppige Bezüge für ihren Bürgermeister und den Stadtkommandanten, während sie gleichzeitig bemüht ist, die einfachen Bürger aus der Miliz heraus zu drängen. Hatte die Nationalversammlung davon geträumt, nur einige abstrakte Prinzipien zu deklamieren, so änderten beunruhigende Nachrichten aus der Provinz die Situation: die Bauern weigern sich, die feudalen Abgaben zu leisten, setzen ihre Weigerung schriftlich auf und bewaffnen sich, um ihre Forderungen durchzusetzen.
Kann sich die Nationalversammlung mit einigen schönen Worten aus der Affäre ziehen und im übrigen untätig bleiben ? Möglicherweise ist alles verloren, wenn sie zu lange zögert. Der berühmt gewordene Enthusiasmus der Nacht des 4. August ist schließlich das Ergebnis der Taten des Volkes: angesichts der Gefahr allgemeiner Aufstände wird die Abschaffung der feudalen Abgaben, des Zehnten, der Privilegien der Zünfte und der Provinzen beschlossen. Eine grundlegende Veränderung, über die die Abgeordneten endlos weiterdiskutiert hätten, wenn das Volk seinen Willen nicht erzwungen hätte. Aber so erschrocken waren die Vertreter des Adels und der Kirche doch nicht, daß sie alles auf einen Schlag aufgegeben hätten. Die Beschlüsse jener denkwürdigen Nacht hatten zwar unwiederbringlich die feudalen Abgaben beseitigt, aber - weise Beherrschung der Begeisterung - für alle anderen Vorrechte eine Entschädigung vorgesehen.
Damit glaubten Adel und Geistlichkeit der Revolution den gefährlichen Stachel genommen zu haben. Die Ordnung, ihre Ordnung könne nun wiederhergestellt werden. Sie übersahen nur ein Detail: die Ablösesumme hätte das Vermögen der Bürger um ein Vielfaches überstiegen. Und die Bauern begriffen auch gleich, die Verpflichtung zur Entschädigung der alten Herren führte sofort zu neuen Unruhen. Die Revolution ging weiter.
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