Die goldenen zwanziger jahre
Die "Goldenen Zwanziger"
- > zweite Hälfte d. zwanziger Jahre der Weimarer Republik gilt als stabile Phase
- Gründe:
1. Außenpolitische Erfolge
- Gustav Stresemann: - 1923 Führung der Regierung in kritischen Monaten
- danach bis 1929 Außenminister
- begann Vertrauen des Auslandes zurückzugewinnen
- der Dawes-Plan, unterstützt durch US- Anleihen, stabilisierte dt. Wirtschaft, Sanierung der dt. Währung
- Verbesserung Verhältnis mit Frankreich -> um aus internationalen Isolierung herauszukommen
- Oktober 1925 Annerkennung gemeinsamer Grenzen im Locarnopakt von Dt., Frankr.
, Belgien
- Garantiemächte: GB & I
- Abschluss von Schiedsabkommen mit Polen und Tschechoslowakei
-> d.h. auf gewaltsame Veränderungen der bestehenden Grenzen wurde verzichtet
- Dt. Beitritt Völkerbund: 8. September 1926
- 1928 Unterzeichnung Abkommen mit weitern 14 Staaten
- Inhalt: Krieg als Mittel der Politik geächtet
- diesem Briand-Kellogg-Pakt traten 45 weitere Staaten bei, darunter Sowjetunion
2. Wirtschaftsaufschwung
- mit Stabilisierung der Währung und der US- Anleihen floss Geld in Wirtschaft, und in Gemeinde- und Länderkassen
-> Finanzierung von wirtschaftlichem Aufschwung
2.
1. Sozialpolitik:
- Ansteigen der Löhne
- 1927 Gesetz der Arbeitslosenversicherung
- 1927 8 Std. Arbeitstag
- 1927 Einrichtung von Arbeitsämtern
2.2. Wirtschaft :
- Übernehmen von Akkord- und Fließbandarbeit aus USA
- Aufschwung von: Elektrotechnik, Maschinenbau, Chemie
- verstärkte Produktion von langlebigen Konsumgütern / Produktionsvolumen um 50 % erhöht
- Dtl. Anschluss an Weltherrschaft
- > Zurückgehen von Arbeitslosigkeit, Steigen vom Arbeitseinkommen
- Lebensstandart entspricht etwa nur Vorkriegsniveau, trotzdem "Goldene Zwanziger"
- Entstehung von: Arbeiterwohnsiedlungen, Schulneubauten, moderne Krankenhäuser, Volksbüchereien, Schwimmbäder und andere Sportanlagen, waren auch für Geringverdienende zugänglich
- trotz Verabschiedung wichtiger Sozialgesetze und- maßnahmen, versuchten Unternehmer diese aufzuheben
- dagegen wehrten sich Arbeiter und kämpften für Erhaltung des Achtstundentages und um Löhne
-> Streiks nahmen zu
3.
Leistungen der Kultur- und Sozialpolitik
3.1. Moderne Schulpolitik:
- Einleitung von demokratischen Entwicklungen im Schulwesen in Weimarer Republik
- am 28. April 1920 nahm dt. Nationalversammlung ein Reichsgrundschulgesetz an
- vierjährige Grundschule für Kinder aller soz. Schichten eingeführt
- eine herausragende Rolle in der Bildungspolitik nahm Berlin ein
- Schulwesen in der Hauptstadt war eines der größten in der Welt
* über 1000 Schulen
* darunter 652 Volksschulen
* 16.
000 Lehrer
* 500.000 Schüler
- Unterricht fand in unbeheitzen Zimmern statt
- erst 1929 in Berlin Prügelstrafe abgeschafft
- Grundsatz der neuen Schulpolitik war, dass jeder Bürger Gelegenheit erhalten müsse, "das zu werden, wozu er taugt"
3.2. Blütezeit der Kultur:
- weder pol. Stabilität noch wirtschaftl. Aufschwung hatte 20-er Jahre zu Goldenen gemacht
-> sondern enormer kultureller Aufschwung
- Begleitung durch tech.
Entwicklungen
- Entstehung literarisch bedeutende Werke von:
- Thomas und Heinrich Mann, Arnold Zweig, Erich Kästner, Alfred Döblin und Anna Seghers, Hermann Hesse
- Kennzeichnung von Malerei, Grafik und Bildhauerei durch verschiedenste Kunstströmungen, insbesondere Expressionismus
- Gruppe "Blauer Reiter" - BILD um Wassili Kandinsky und Paul Klee entwickelte abstrakte Kunst weiter
- Auseinandersetzungen mit Krieg und Politik der Weimarer Republik war besonders prägend für Künstler wie:
* Ernst Barlach
* Max Beckmann
* Otto Dix
* Käthe Kollwitz
* Rudolf Schlichter
3.3. Theater
- Theater erlebte in Weimarer Zeit eine neue Blüte
- Appellierung durch Bert Brecht an Vernunft des Publikums und Notwendigkeit des Klassenkampfes
- seine Theaterstücke verwendeten erstmals Stilmittel der Verfremdung
- berühmte Werke Brechts: * "Das Leben des Galileo Galilei"
*"Dreigroschenoper" (1928)
* "Mutter Courage und ihre Kinder".
- hervorragender Theaterregisseur: Erwin Piscator
- Kennzeichnung des politischen Massentheaters durch "Revue Roter Rummel" und "Trotz alledem"
- noch im gleichen Jahr hatte "Hoppla, wir leben!" Premiere
- erstmals Verwendung von Segment-Globus-Bühne, eine drehbare Halbkugel, die sich an mehreren Stellen aufklappen lässt und den Blick auf wechselnde Orte und Szenen freigab
3.4. Architektur und Design- in Architektur und Design fand "neue Sachlichkeit" Eingang
- diese drückte sich durch einfache gerade Formen aus
- Schönheit und Funktionalität miteinander verbunden
- 1919 Gründung einer Hochschule für Gestaltung - Bauhaus von Walter Gorpius in Weimar
- in dem Maler und Designer wie Wassili Kandinsky, Paul Klee, Marcel Breuer, Marianne Brandt lehrten und arbeiteten
- auch Komponist Paul Hindemith hielt Gastvorlesungen
- im Bauhaus sollten Architektur, Malerei, Design und handwerkliche Kunst zusammengeführt werden
- 1925 Streichung der staatl.
Unterstützung Thüringen > Bauhaus nach Dessau verlegt
- das Bauhaus hat Weimarer Republik nur ein halbes Jahr überlebt
3.5 Mode
3.5.1 Damenmode
- Wort "Mode" ist lateinisch-französischen Ursprungs
* es heißt Brauch, Sitte zu einem bestimmten Zeitpunkt, Zeitgeschmack oder die zu einem bestimmten Zeitpunkt bevorzugte Art, sich zu kleiden und zu frisieren
- Mode zeigt viel Bein
- Röcke werden immer kürzer
- Illustrierte zeigen kniefreie Modelle
- für die Mode der damaligen Zeit: Revolution
- die "Dame" 1912 gegründet, Illustrierte für die Frau
- ist eine Modezeitschrift, die moderne Frauenkleidung zeigt
3.5.2 Herrenmode
- 1919 Männer: Gehrock mit Zylinder
- Herrenmode in Zwanziger Jahren überwiegend klassisch, dunkel
- Akademiker und Büroangestellte trugen Bowler oder Homburg (schwarzer Rock und gestreifte Hosen)
- 1922 wurde Oxford- oder Tangohose mit eng geschnittenem Sakko getragen
- Freizeitbekleidung: statt Weste einen Pullover unter Sakko, Hemd mit weichem Kragen kam in Mode
- dazu wurden breite gemusterte Krawatten getragen - Bild
- im Alltag: Hut, Mantel und Handschuhe
- Armbanduhr kam in Mode
- Arbeiter kauften sich Anzüge auf Ratenzahlung, trugen Stoffmützen, statt Krawatte Schal
- schwarze Jazz-Musiker stellten neues Männerbild vor, in weiten längeren Hosen, großwirkende Sakkos
3.
6. Tänze
3.6.1 Charleston
- Modetanz im 4/4-Takt
- verbunden mit ausgeprägt modischer Kleidung
- in Europa 1925 durch Josephine Baker eingeführt
- Hans Paulerberg wurde 1925 von dt. Tanzlehrerschaft nach Paris geschickt, brachte von dort den Charleston mit
- Charleston stammt aus gleichnamigen Hafenstadt in South Carolina, von wo ihn schwarze Dockarbeiter um die Jahrhundertwende nach Norden brachten
3.6.
2. Jazz
- verbreitet sich explosionsartig in Dt. von den Afroamerikanern
- in Dt. geteilte Meinung über den neuen Musikstil
- einer der führenden Musiker des Jazz ist Louis Armstrong
- Verbreitung über Rundfunk und Schallplatte -> rapides Ansteigen
3.7. Entwicklungen
3.
7.1. Parfüm
- 1921 kam berühmte Parfum Chanel N°5 in Mode
- in Zeiten des Zweiten Weltkrieges sicherte es Bestand des Hauses Chanel
- ist auch heute noch sehr beliebt
3.7.2. Insulin
- Zuckerkranke konnten hoffen
- am 30.
Juli 1921 erstmalige Anwendung an einem Menschen
- nachdem Forscher die Verträglichkeit des Wirkstoffs Insulin im Selbstversuch getestet haben
- mit Entdeckung dieses Hormons wurde Suche nach Ursachen der Zuckerkrankheit (Diabetes) abgeschlossen
- Banting und Macleod erhalten für Entdeckung 1923 Nobelpreis für Medizin
- Protest Bantings, dass sein Mitarbeiter Best und nicht Institustsdirektor Macleod den Preis verdient habe, wird vom Verleihungskomitee nicht berücksichtigt
3.7.3. Tempo
- Idee Papiertaschentücher: Oskar Rosenfelder
- bis zur Weltwirtschaft waren Zwanziger Jahre eine Superlative -> alles schien möglich
- gesellschaftliches Leben pulsierte, es hatte Tempo
- 29. Januar 1929 Anmelden von Papiertaschentuch mit Marke "Tempo" beim Reichspatentamt in Berlin
3.7.
4. Radio- und Fernsehentwicklungen
- 1. öffentliche Radiosendung in Dt. 29.10.1923 aus Berliner Studio ausgestrahlt
- Stummfilm erreichte Weltgeltung
- weitere Entwicklungen und Schritte bestimmten Weg zum Fernsehen:
- erstes wirklich erfolgreiche Fernsehaufnahmegerät war die Ikonoskop-Kamera -> Notwendigkeit Licht
- 1926 Erfindung eines Fernsehsystems von schottischem Techniker -> Aufnahme von Bildern im Dunkeln
- 1927 Übertragung der Fernsehbilder nach Glasgow, 1928 nach New York, allerdings auf Fernsprechleitung
- in Zusammenarbeit mit Firma Telefunken verbesserte August Karolus Bildauflösung mittels Nipkowscheibe
- auf Teststrecken von Berlin nach Leipzig, Wien, Moskau und Tokio wurden drahtlose Bildsender gesendet
- in Budapest hatte Ungar seit 1919 Experimente mit Fernsehübertragungen angestellt
- nach Umzug nach Berlin 1925 verstärkte er seine Forschungen
- auf 5.
Großen Deutschen Funkausstellung 1928 in Berlin erlebte Fernsehen seine Weltpremiere
- 31.08.1928 gilt als Startdatum des Fernsehens
Ikonoskop- erste bildspeichernde Röhre
3.7.5. Millionen im Kino
- 1925 liefen insgesamt 939 Filme in deutschen Kinos
- 380 davon waren deutsche Produktion
- 351 amerikanische
- 65 französische
- 2 Millionen Menschen besuchten täglich die 3000 Kinos
- in den USA gehen täglich 7 Mio.
Menschen in die 20.400 Kinos
- dem dt. Reich bringt die Filmindustrie jährlich 80 Mio. Mark Steuern ein
3.7.6.
Tonfilm
- Beginn des Tonfilms: durch 1. Sprecheinlagen -> Begeisterung des Publikums
- 1. Worte, die von Leinwand kommen spricht Al Jolson
- Ton in 1. Produktionen durch versteckte Mikrofone aufgenommen
- Ton kann danach nicht mehr geschnitten werden
- Sprech- und Stimmschwächen, wie stottern, nuscheln beenden manche Karriere
- für Tonaufnahmegeräte müssen Studios bis zu 500.000 Dollar investieren
- Installationskosten in Kinos belaufen sich auf rund 15.000 Dollar
3.
7.7. Oscar
1. Form: - 1928 wurde die Statue vom Bildhauer George Stanley von Hand in Bronze gegossen
- mit 24-karätigem Gold überzogen
- Oscar ist massiv, nicht hohl
- besteht aus Legierung (92,5 % Zinn, 7,5 % Kupfer)
- Filmbranche erfindet bedeutendsten Preis
- Oscar krönt nicht nur Karrieren, verhilft als Werbung auch an Kinokassen
Ende der Zwanziger Jahre
- mit "Schwarzem Freitag", dem Börsenkrach vom 24. Oktober 1929, ging kurze Ära der Goldenen Zwanziger zu Ende
Zusammenfassung!
Die "goldenen" Zwanziger
1. Außenpolitische Erfolge: s.
Zeitstrahl
2. Wirtschaft:
- Übernehmen von Akkord- & Fließbandarbeit aus den USA
- Aufschwung von: Elektrotechnik, Maschinenbau, Chemie
- Produktionsvolumen um 50 % erhöht
F Dt. Anschluss an Weltherrschaft
3. Kultur:
3.1 Literatur
- Thomas Mann, Erich Kästner, Hermann Hesse
3.2.
Malerei
- Expressionismus
- " Blauer Reiter" - Künstlergruppe
- Otto Dix
- Käthe Kollwitz
3.3. Architektur & Design
- 1919 Gründung einer Hochschule für Gestaltung - Bauhaus
4. Musik/Tanz
- Charleston: Modetanz im 4/4 Takt
- Jazz: Louis Armstrong
5. Entwicklungen:
- Tempo
- Parfüm Chanel N° 5
- Insulin
6. Film/Radio/Fernsehen
- Stummfilm erreichte Weltgeltung
- 2 Mio.
Menschen besuchten täglich 3000 Kinos in Dt.
- erste Tonfilm- Versuche
- 1. öffentl. Radiosendung in Dt. 29.10.
1923 aus Berliner Studio ausgestrahlt
- Auszeichnungen: Oscar
Mit dem Börsenkrach vom 24.10.1929 ging die kurze Ära der Goldenen Zwanziger Jahre zu Ende.
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