Der realismus
Der Realismus
Sammelbezeichnung für alle Kunstrichtungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden und die Abkehr von der abstrakten Malerei propagierten. Das Kunstpublikum bekam wieder reale Dinge zu sehen, bei denen es nicht erst einer Deutung durch einen Kritiker bedurfte, sondern die der Betrachter auch so verstehen konnte.
Inhalt:
1. Pop Art
2. Neuer Realismus
3. Sozialistischer Realismus
4.
Fotorealismus
5. Figurativer Realismus
6. Magischer Realismus
7. Kritischer Realismus
8. Worterklärungen
9. Quellen
1.
Pop Art
Kunstrichtung die mit dem Dadaismus verwandt war und sich in den späten 1950 Jahren und den 1960 Jahren entwickelte. Pop Art brachte den Gegenstand wieder zur Geltung und zwar in der Dingwirklichkeit der zivilisatorischen Alltagswelt (Comicstrips, Schaufensterpuppen, Werbebilder und -texte).
Hauptmerkmale: 1. Sowohl figurativ wie realistisch
2. Wurde in New York und London geboren, Welt der Metropolen des 20. Jahrhunderts
3.
Die Kunst ist immer nur ein "Motiv", wie zum Beispiel ein Apfel in einem Stillleben
Hauptvertreter:
Lichtenstein, Roy (1923)
Er arbeitete nach dem Studium als Designer und Assistenzprofessor an verschiedenen Colleges. Anfang der 1960er Jahre entstanden die ersten Comic-Strip-Experimente: Er übertrug Comic-Strips und Werbeplakate in drastischer Vergrößerung Punkt für Punkt auf Leinwand. Die Themen: Lichtenstein griff die Welt des Massenkonsums auf. Er arbeitete
vorwiegend in den Primärfarben Rot, Blau und
Gelb und zeigte in grobkörniger Rasterung
immer wieder die alltägliche und banale Welt
des Konsums, der Werbung, der Comics und
der Klischees. Durch Verfremdung und neue Zusammensetzung wollte er ihre Wirk-
Mechanismen entlarven. Neben den Comics
und der Konsumwelt setzte er sich mit
Variationen auseinander, die er in fremden
Vorlagen von Künstlern der klassischen Moderne
fand.
2. Neuer Realismus
Parallelerscheinung zur Pop Art Malerei
Als \"Nouveau Réalisme\" bezeichnet man die Gruppe, die sich 1960 um den Kunstkritiker Pierre Restany durch die Unterzeichnung des Manifestes des Nouveau Réalisme bzw. Neuen Realismus herum bildete. Nouveau Réalisme = Neue Wahrnehmungsansätze des Reellen. Allen Begründern ist ein Verständnis von Realismus gemein, das eine Rückkehr zu einer konkreten Sichtweise der reellen Welt bedeutet. Ihre Kunst wird eine Art Metapher für die Macht der Konsumgesellschaft und treibt sich ins Extrem.
Die Kohärenz des Neuen Realismus basiert auf dem Ereignis des Objekts und auf dem Wissen darum, das dieses Objekt Poesie birgt.
Hauptvertreter:
Klein, Yves (1928)
Einer der wichtigsten Protagonisten der Nachkriegs-Avantgarde, der sowohl seine Zeitgenossen als auch nachfolgende Künstlergenerationen auf der ganzen Welt in starkem Maße inspiriert und beeinflusst hat. Bekannt wurde er durch seine, auf eine Farbe reduzierten, monochromen Bilder. Monochromie war für Ihn ein Weg, die Empfänglichkeit des Betrachters für grundlegende Erfahrungen der alltäglichen Umgebung, des Sehens, Denkens und Fühlens
zu wecken. Er wird meistens mit einer Farbe identifiziert, einem Ultramarinblau, das IKB (International Klein Blue) genannt hat. IKB ist ein voller, leuchtender Farbton von poetischer Kraft, den Yves Klein durch ein Spezialrezept erreichte.
Mit einer spektakulären Ausstellung 1957 in Mailand, eröffnete Yves Klein seine \"Blaue Periode\". Er schuf Schwamm-
Reliefs und Schwammskulpturen die er in seinem Blauton gehalten hat. Yves Klein beeinflusste die Concept-art und war Vorläufer der Body-art.
3. Sozialistischer Realismus
Die Aufgabe des Sozialistischen Realismus war es die Weltanschauung des Marxismus-Leninismus bildnerisch darstellen. Sie war die einzig erlaubte Kunst die 1932 in der Sowjetunion und später auch in den anderen kommunistisch regierten Ländern für verbindlich erklärte \"Schaffensmethode\" in Literatur, Musik und bildender Kunst.
Gefordert wurde die \"wahrheitsgetreue, konkret-historische Darstellung der Wirklichkeit in ihrer revolutionären Entwicklung\". In der Stalin-Ära wurden literarische Formexperimente und ungegenständliche Kunst strikt abgelehnt und eine \"parteiliche\", schönfärberische Darstellung der sozialistischen Wirklichkeit verlangt.
Seit Mitte der 1950er Jahre wurden die Anforderungen gelockert und Abweichungen geduldet; öffentliche Auftritte und Ausstellungen unterlagen aber weiter der Zensur. Themen waren die Verherrlichung der Führer, Leistungen der Partei und die Heroisierung der arbeitenden Masse.
Hauptvertreter:
Sitte, Willi (1921)
Künstlerisch sieht Willi Sitte sich in der Tradition von Picasso, Beckmann, Hofer und Guttuso. Seine Entwicklung führte ihn zum großen historisch-politischen Gemälde, bei dem er Mittel der Simultan-Montage anwandte und sich damit bis in die 60er Jahre in Gegensatz zur offiziellen Kunstdoktrin stellte.
Einen weiteren Schwerpunkt setzen große erotische Aktdarstellungen im Stil eines malerischen Expressionismus.
Die Ausstellung in Meersburg, die in Teilen zuvor in Coburg zu sehen war, stellt den Maler Willi Sitte mit Werken aus
50 Jahren vor. Sie setzt die am Beispiel Werner Tübke
und Wolfgang Mattheuer vom Bodenseekreis begonnene
Auseinandersetzung mit der realistischen Kunsttradition
in Ostdeutschland fort.
4. Fotorealismus
Auch Hyperrealismus, radikaler Realismus genannt. Eine Kunstrichtung der späten 1960er und der 1970er Jahre.
Der Fotorealismus hat seine Wurzeln in der Pop-Art, erscheint in vielem aber auch als Wiederaufnahme von Tendenzen der Neuen Sachlichkeit der 1920er Jahre. Kennzeichnend ist der bis zur Augentäuschung gehende Detailnaturalismus. Häufig dienen Fotografien als Vorlage; das Bild wird dann zur Reproduktion der Fotografie. Die Maler interessierte das technische Problem mit dem sie die Farbtöne Lichtpunkte und Reflexe in die Malerei umsetzen konnten.
Hauptvertreter:
Goings, Ralph (geb. 1928)
Goings sah in der foto-realistischen Malerei die Möglichkeit, tatsächliche und objektiv visuelle Informationen zu verarbeiten.
Sein Hauptinteresse galt der städtisch-vorstädtischen Szenerie. Wenn er etwas malte, wollte er dem Betrachter die in dem Bild enthaltene visuelle Information übermitteln. Für ihn war das gemalte Bild wichtiger als die Realität. Seine Bilder sind Kopien der Realität, bei denen die perfekte Illusion und die damit verbundenen Probleme das Wichtigste waren. Die einzige für ihn bedeutsame Beziehung zwischen Realität und Illusion ist, dass die Realität Sujets für die Malerei bereitstellte. Er sah im Realismus die Stärke einer kühlen und objektiven Darstellungsart.
5. Figurativer Realismus
Das Foto dient im Figurativen Realismus als Hilfsmittel oder als Motivanregung. Jedoch ist es auch meist völlig entbehrlich, da sich die Themen auf die unmittelbare Erscheinungswelt beziehen. Es wird nach Zeichnungen und der eigenen Phantasie gearbeitet. Die Fotografie dient als technische Informationsquelle für die Gestik, Anatomie und Kleidung etc. der zu malenden Personen.
Hauptvertreter:
Colville, Alex (1920)
Colville malte in seinen Bildern nicht nach der Natur sondern nach seiner eigenen Erinnerung. In seinen Bildern erscheint alles wie wenn es gerade mitten in der Bewegung erstarrt wäre. Dadurch dass er schatten- und perspektivlos und mit stets gleicher pointillistisch-scharfer Farblichttechnik malt kommt dieser Effekt zustande.
6. Magischer Realismus
Ein 1923 von Gustav Hartlaub geprägter Begriff, der eine Stilbewegung der deutschen Malerei um und nach 1920 bezeichnet, die als Reaktion auf den \"verzerrenden\" Expressionismus verstanden werden kann. Die Anhänger des magischen Realismus legten Wert auf strenge Bildanordnung und überdeutlich konturscharf wiedergegebene Gegenstandsform, die bis zur Grenze der Starrheit geht.
Hauptvertreter:
Dix, Otto (1891)
Malte ab 1912 unter Einwirkung deutscher, flämischer und italienischer Meister des 15. Jahrhunderts und des Frühexpressionismus. Schrecken des Krieges und Nachkriegselend veranlassten Dix i veristisch-expressivem Stil zu arbeiten, vorübergehend auch in formaler Anlehnung an den Kubismus und Dadaismus. Mit zahlreichen Porträts und Figurenbildern schuf Dix eigenwillige Synthesen zwischen altmeisterlichem Realismus und moderner Zeitkritik. Dix wandte sich christlich-mythologischen Themen zu und daneben dramatisch gestaltete Landschaften.
7.
Kritischer Realismus
Allgemein kunsttheoretischer Begriff für sozialkritische Aspekte in der realistischen Malerei, im engeren Sinne Bezeichnung für eine Mitte der 1960er Jahre in Westberlin entstandene Vereinigung von Künstlern, die mit realistischen Gestaltungsmitteln sozialkritische Themen behandelten. Der kritische Realismus grenzt sich ab gegen den Fotorealismus, der ausschließlich beschreibt,
und gegen andere avantgardistische, jedoch am öffentlichen Kunstbetrieb orientierte Strömungen. Das Engagement des kritischen Realismus greift Themen auf wie Krieg, Unterdrückung der Frau und Manipulation durch Politiker. Zur Darstellung werden Fotomontagen und aggressive Farbgebung verwendet.
Hauptvertreter:
Griebel, Otto (1895)
Studierte mit O. Dix und war Mitglied progressiver Künstlergruppen.
Er arbeitete mit politischem Engagement. Vom nationalsozialistischen Regime wurde er als \"entartet\" verfolgt. Griebel war Mitbegründer des kritischen Realismus.
8. Worterklärungen:
Pierre Restany - französischer Kunstkritiker, geb. 1930; Restany gehört zu den international einflussreichsten Kunstkritikern.
Auf Anregung des Malers Yves Klein begann er sich 1960 für Kunst jenseits der "Art Informel" zu interessieren und prägte für eine neue Generation von Künstlern den Begriff der Nouveaux Réalistes.
1965 prägte er den Begriff Mec art (von mechanical art) für Künstler, die Photographien zur Grundlage ihrer Kunst machten, darunter Serge Béguier, Pol Bury, Gianni Bertini u. a. Anders als Warhol vervielfältigten sie jedoch nicht einfach nur Porträtphotos, sondern griffen verändernd und verwandelnd in die Photographien ein.
Hans Platschek - deutscher Maler und Kunsttheoretiker, 1923 - 2000; lebte 1939-1952 in Südamerika. Zunächst wichtiger Vertreter des Tachismus.
Ausgehend von der informellen Malerei, gelangte er in der Auseinandersetzung mit Figürlichem zu einem den bürgerlichen Alltag karikierenden Kritischen Realismus. In den 1980er Jahren entstanden Stilllebenserien.
Expressionismus - eine sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts, um 1905/06 durchsetzende Stilrichtung in bildender Kunst und Literatur, gekennzeichnet durch die Abkehr von der objektiven Weltdarstellung zugunsten einer subjektiven Ausdruckssteigerung der bildkünstlerischen und sprachlichen Mittel. Der Expressionismus kann als Reaktion auf Naturalismus und Impressionismus gedeutet werden.
Werner Tübke - deutscher Maler, geb.
1929 ; 1972-1976 Professor in Leipzig, danach freischaffender Künstler. Gehörte zu den bedeutendsten Malern der DDR. Aktualisierte das Historienbild für den Sozialistischen Realismus; betonte die Rolle des Individuums in den sozialistischen Klassenkämpfen mit neuen formalen Mitteln.
Wolfgang Mattheuer - deutscher Maler und Grafiker, geb. 1927 ; 1965-1974 Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig; Vertreter eines kritischen Realismus, in dem sich Merkmale der Neuen Sachlichkeit und des Surrealismus zu allegorischer Bedeutsamkeit verbinden.
Detailnaturalismus -
Sujet - Gegenstand, Stoff, Thema einer künstlerischen Darstellung.
Kohärenz - Zusammenhang
Pointillistisch - Pointillismus, Maltechnik, bei dem Farbpunkte oder -striche mit reiner Farbe wie Mosaiksteinchen eng nebeneinander auf die Leinwand aufgetragen werden. Aus größerer Entfernung betrachtet erscheinen diese Punkte und Striche dem Betrachter durch optische Mischung als Farbflächen.
Gustav Hartlaub - deutscher Kunsthistoriker, 1884 - 1963; 1923-1933 Direktor der Mannheimer Kunsthalle; lehrte ab 1946 an der Universität in Heidelberg: \"Die Graphik des Expressionismus in Deutschland\" 1947.
Avantgardistische - Avantgarde, Künstler oder Künstlergruppen, die eine neue Kunst- oder Stilrichtung maßgeblich entwickeln, meist in scharfer Opposition zu herkömmlichen Strömungen. Der Begriff stammt von dem französischen Wort für "Vorhut", also aus dem militärischen Bereich, und wird vor allem im Zusammenhang mit den sich rasch entfaltenden Strömungen der modernen Kunst des ausgehenden 19. und des 20.
Jahrhunderts gebraucht, insbesondere für Bewegungen wie Expressionismus, Dada und Surrealismus. Die Durchsetzung avantgardistischer Strömungen war meist von ästhetischen und kunsttheoretischen Reflexionen und Diskussionen begleitet. Mit dem Entstehen der Postmoderne ist der Avantgardebegriff stark verblasst
9. Quellen:
1. Otto Kammerlohr - Epochen der Kunst (1989)
2. Grosses Modernes Lexikon, Bertelsmann GMBH (1984)
3.
Microsoft Encarta (2001)
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