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  Definition: aufklärung

Die Aufklärung Die Aufklärung, ungefähr um 1700 einsetzend (in Deutschland ab ca. 1720), verstärkte die in der Renaissance hervorbrechenden und auf das Diesseits gerichteten Tendenzen, sie bekämpfte die im Barock stärker gewordenen religiösen Sehnsüchte. Die Jenseitsgebundenheit des Menschen wurde bezweifelt, der Mensch hatte seine Aufgabe in dieser Welt zu verrichten. Deshalb trat von nun an das theologisch-religiöse Weltbild immer stärker zugunsten des weltlich-philosophischen Weltbildes zurück. Die Idee des Fortschreitens oder des Fortschritts, d. h.

, dass die Menschheitsgeschichte einem höheren Ziel entgegenstrebt, ist eng mit der Aufklärung verbunden. So ist das Weltbild vieler Denker der Epoche ausgeprägt zukunftsfreundlich bzw. optimistisch. Kritik war das Schlagwort der Zeit, aber nicht nur im philosophischen, sondern auch im sittlich-moralischen und im gesellschaftlichen Bereich. Man unterzog sogar die Staatsordnung einer kritischen Betrachtung. Wie kaum eine andere Geistesepoche war das Zeitalter der Aufklärung eine gesamteuropäische Bewegung, es bestand eine enge Wechselwirkung zwischen den Denkern und Dichtern der einzelnen Nationen.

Da die Voraussetzungen für die Aufklärung in den westlichen Ländern, vor allem in England und Frankreich, weitaus günstiger waren als in Deutschland, wurden hier aufklärerische Gedanken früher, oft auch konsequenter durchdacht. Wichtige Denkanstöße gingen von den englischen Empiristen John Locke und David Hume sowie von den französischen Philosophen Voltaire und Rousseau und dem Staatstheoretiker Montesquieu aus. Im Laufe der Epoche wandten sich sowohl in den westlichen Ländern als auch in Deutschland Schriftsteller gegen einen allzu platten Rationalismus in der Literatur. Innerhalb der Aufklärungsbewegung entstanden Gegenströmungen, die wie der Pietismus oder die Vorromantik in England darauf drängten, das Gefühl, das Subjektive nicht außer Acht zu lassen. Der Titel eines Werkes von Laurence Sterne "Eine empfindsame Reise durch Frankreich und Italien" (1768) hat der Bewegung den charakteristischen Beinamen "Empfindsamkeit" gegeben. Dennoch hielten diese Dichter an den Idealen der Aufklärung fest.

Erst mit der in Deutschland ausgeprägten Literaturrevolte des "Sturm und Drang" setzte sich ein neuer Irrationalismus gegen das Vernunftsideal der Aufklärung durch. Der Aufstieg des Bürgertums Wie bei keiner anderen Literaturbewegung wurde die Aufklärung von dem dritten Stand, dem Bürgertum, getragen. Das wachsende Selbstbewusstsein dieses Standes spiegelte sich in den Idealen der Epoche wider, da Vorstellungen und Gedanken des Bürgertums sich unmittelbar in der Dichtung wie in der Philosophie niederschlugen, aber auch in der Staatslehre und in moralischen Schriften. Viele Schriftsteller und Denker entstammten dem Bürgertum, vor allem dem Kleinbürgertum. Sie wuchsen teilweise in ländlichen Bezirken und oft in engen Verhältnissen auf, erweiterten ihren Horizont durch Lesen und ausgedehnte Reisen, traten untereinander in engeren Kontakt und diskutierten ihre Werke. Während in England und Frankreich fast alle bürgerlichen Schichten vertreten waren, kamen die deutschen Schriftsteller zu einem großen Teil aus Pastorenhäusern, in denen die Bibel ihre tägliche Lektüre war.

In Frankreich traten die Dichter teilweise sehr selbstbewusst auf und fühlten sich als neue geistige Macht - man braucht nur auf die Haltung von Voltaire und Diderot zu weisen -, dagegen war den deutschen Dichtern, bedingt durch die kleinlichen Verhältnisse und die Unterdrückung in Deutschland, eine gewisse Kleinbürgerlichkeit zu Eigen. War im Barockzeitalter der Fürstenhof noch ein Zentrum des literarischen Lebens gewesen, so verlagerte sich dies nun in die Häuser des Bürgertums, in die bürgerlichen Salons. Literatur als Mittel der Bildung In England und Frankreich, beides zentralistische Nationalstaaten, waren auch die Literaturzentren die beiden Hauptstädte, nämlich London und Paris; dahin strömten die Dichter, hier wurden die Werke gedruckt und in den Salons diskutiert, hier befand sich auch das wesentliche Lesepublikum. In Deutschland, das aus Hunderten von Teilstaaten bestand, gab es keinen solchen Mittelpunkt, es bildeten sich vielmehr im Laufe der Zeit verschiedene Zentren heraus, in denen das aufklärerische Denken gepflegt wurde. Da die Schriftsteller bestrebt waren, ihre Meinung einer möglichst breiten Öffentlichkeit zur Diskussion zu stellen, bildete sich allmählich eine neue Verbreitungsform für Literatur und Kritik aus: die Zeitschriften. Unmittelbare Belehrung boten Gottsched und seine Anhänger in den so genannten "Moralischen Wochenschriften", in denen (nach englischem Muster) in didaktischer und unterhaltsamer Form eine praktische Lebenslehre in Form bürgerlicher Tugenden vermittelt wurde.

In Zürich erschienen die "Discourse der Mahlern", von Bodmer und Breitinger betreut, in Leipzig "Die vernünftigen Tadlerinnen", von dem einflussreichen Schriftsteller und Gelehrten Gottsched geleitet. Durch Zeitschriften, aber auch durch Flugblätter wurde ein öffentliches kritisches Bewusstsein geschaffen, das dann auch auf gesellschaftliche Verhältnisse übertragen wurde. Man hat nicht zu Unrecht gesagt, dass die Vorbereitungen zur Französischen Revolution 1789 - und damit zur Beseitigung der feudalen Verhältnisse - in den Arbeitszimmern der Schriftsteller getroffen wurden. In Deutschland allerdings gab es diese unmittelbare Beziehung von Literatur und Politik kaum, die etablierten Mächte erwiesen sich hier als stärker. Zwischen 1760 und 1800 entstanden in Deutschland zahlreiche Lesezirkel, so genannte Lesegesellschaften, die das gesellschaftliche Bedürfnis nach Lektüre und Diskussion befriedigten. Diese der Aufklärung verpflichteten Zirkel trugen entscheidend dazu bei, dass breitere Leserschichten erschlossen wurden und ein literarischer Markt entstand.


Die Theoretiker der Dichtung vertraten damals die Meinung, dass Poesie lehrbar sei, dass Literatur die Aufgabe habe, den Menschen zu nützen und sie zu belehren. Deshalb wurden vor allem jene Gattungen gepflegt, die solcher Anschauung entsprachen: die Lehrdichtung, die Fabel, das Epigramm, die Gedankenlyrik. Deutschland Verglichen mit der englischen oder gar der französischen Dichtung der Aufklärung ist die deutsche Dichtung jener Zeit, vor allem zu Beginn des 18. Jahrhunderts, eher dürftig. Es fehlt in Deutschland an vielen Voraussetzungen großer Dichtung, an einem geistigen Zentrum, an kritischer Leserschaft, vor allem an großen Talenten. Erst im Verlaufe des Jahrhunderts wird das entscheidend anders, können die deutschen Dichter auch mit den ausländischen verglichen werden.

Das 18. Jahrhundert setzt ein mit der lehrhaften und idyllischen Naturdichtung, die die Natur unter das göttliche Vernunftgesetz einordnet. Der Hamburger Ratsherr Barthold Hinrich Brockes (1680-1747) schildert in seiner Gedichtsammlung "Irdisches Vergnügen in Gott" (1721-1748) die Vorgänge in der Natur, z. B. das Aufblühen eines Kirschbaumes, fast minutiös. In dem Lehrgedicht "Die Alpen" (1732) stellt der Berner Albrecht von Haller (1708-1777) zum ersten Mal in der Literatur, wenn auch kräftig moralisierend, die Erhabenheit der Bergwelt dar und preist die Echtheit der Naturmenschen und ist damit eigentlich ein Jünger Rousseaus vor Rousseau! Insbesondere verkörpert die so genannte "Anakreontik" (so genannt nach dem antiken Dichter der Lebens- und Liebeskunst Anakreon) die heitere Welt des Rokoko - anspruchslose Gedichte, die zum Lob und Preis von Liebe, Freundschaft, Wein verfasst wurden und um 1740 weit verbreitet waren.

Als Verfasser spielerisch-heiterer Gedichte sind zu nennen: Friedrich von Hagedorn (1708-1754), Johann Ludwig Gleim (1719-1803), Peter Uz (1720-1796). Aber auch Lessing und Goethe haben in ihren jungen Jahren diese elegante Gesellschaftskunst der Anakreontik gepflegt. Zwei Gattungen entsprechen besonders dem Geist der Aufklärung: die Fabel und die Satire. In diesen Textformen besteht die Möglichkeit, sich kritisch zu äußern, bei der Fabel z. B. indem menschliche Eigenschaften oder Verhaltensweisen von Tieren vorgeführt werden.

Die Fabel wird entweder in der Form der Versfabel gepflegt - das große, kaum erreichte Vorbild ist hier der Franzose Lafontaine; Versfabeln haben Gleim, Hagedorn und Pfeffel geschrieben. Ein Meister dieses Genres ist Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769), der mit seinem Band "Fabeln und Erzählungen" (1748) den ersten großen Bucherfolg der deutschen Literatur erringt. Seine volkstümlichen Versfabeln sind sprachlich gefällig, oft mit einem gewissen Humor ausgestattet; sie gehören bis in unsere Zeit zum literarischen Grundstock von Schullesebüchern. Prosafabeln verfasst auch Lessing, hierin an Martin Luther anknüpfend, es sind Meisterstücke deutscher Kleinprosa. Als in ihrer Zeit bekannte Satiriker sind hier zu nennen Magnus Gottfried Lichtwer (1719-1783) und Gottlieb Wilhelm Rabener (1714-1771). Zu den prägenden Gestalten der ersten Phase der Aufklärung gehörte Johann Christoph Gottsched (1700-1766).

Sein Anliegen bestand vor allem darin, die Leitvorstellungen bürgerlicher Moral in anspruchsvoller literarischer Form zu vermitteln und den Kunstgeschmack breiter Kreise der Bevölkerung zu heben. Sein literarisches Vorbild waren die französischen Dramen Molières und Racines. In seinem Hauptwerk "Versuch einer kritischen Dichtkunst vor die Deutschen" (1730) fordert er eine Literatur, die sich ganz in den Dienst der Aufklärung stellt. Als Maßstab diente die Orientierung des poetischen Geschehens an den Regeln der Vernunft und der Nachahmung der Natur. Außerdem forderte er die strenge Einhaltung der aristotelischen drei Einheiten (Zeit, Ort, Handlung) im Drama. Die damit verbundene Einengung der dichterischen Freiheit war selbst zu seiner Zeit stark umstritten.

Mehr Gehör bei der jungen Generation fanden die Gegner Gottscheds, die Züricher Literaten Johann Jakob Bodmer (1698-1783) und Johann Jakob Breitinger (1701-1776), die mit ihrem Eintreten für einen breiteren Spielraum dichterischer Erfindungskunst das strenge Diktat zu lockern suchten. Die seit Christian Fürchtegott Gellert wachsende Neigung, den Menschen nicht nur unter dem Gesichtspunkt trockener Morallehren und Verstandeskategorien zu sehen, sondern auch als komplexes Gefühlswesen zu begreifen, führte seit 1750 zu einem Kult der Empfindsamkeit, der alle Bevölkerungsschichten erfasste. Als Gipfel empfindsamer Dichtung galt das Schaffen Friedrich Gottlieb Klopstocks (1724-1803), der eine neue Lyrik mit freien Rhythmen und starkem Gefühlsausdruck schuf und damit bis in die Moderne wirkte. Sein Hauptwerk ist das Hexameter-Epos "Der Messias" (1748-1773), in dessen Mittelpunkt die Person und das Leben Christi stehen. In ihrer Nachwirkung bedeutender sind die 1771 als Sammlung erschienenen "Oden", in denen er Freundschaft, Liebe, Natur und Vaterland hymnisch besingt. Als seinen Gegenspieler kann man Christoph Martin Wieland (1733-1813) bezeichnen, zu seiner Zeit oft der "deutsche Voltaire" genannt.

Wieland war ein sehr vielseitiger Schriftsteller, er verfasste zunächst heitere, graziöse Verserzählungen, dann wandte er sich der erzählenden Literatur zu und schrieb die "Geschichte des Agathon" (1766), einen groß angelegten Bildungs- und Erziehungsroman. Seine beiden Meisterwerke sind der Roman "Die Geschichte der Abderiten" (1774-1781), eine "idealisierte Komposition der Albernheiten und Narrheiten des ganzen Menschengeschlechtes", und "Oberon" (1780), ein Epos aus dem Märchenreich der Feen. Wieland vertrat in allen Werken die aufklärerische Überzeugung, dass Humanität nur durch vernünftigen Ausgleich, durch kritische Wachsamkeit und Toleranz gewährleistet wird. Als bedeutendster Vertreter der deutschen Aufklärung gilt Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781), ein kämpferischer, wahrheitsliebender Denker und Literat, dessen Leben eine Fron in untergeordneten Stellungen, ein ununterbrochener Kampf mit den widrigen deutschen Verhältnissen war. Sein Anliegen als Theoretiker wie auch als Praktiker galt dem deutschen Drama, dessen Abhängigkeit von den Franzosen er gelöst wissen wollte - er sah das neue Vorbild in Shakespeare. Aus seiner "Hamburgischen Dramaturgie" (1767-1769), eigentlich einer Sammlung von Kritiken, wurde eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Drama, eine moderne Theorie des Dramas.

So wichtig Lessings "Abhandlung über die Fabel" (1759) für die Kleinform war, so entscheidend wurden seine Bemühungen, bildende Kunst und Dichtung klar zu trennen, in "Laokoon oder Über die Grenzen von Malerei und Poesie" (1766). Doch Lessing war nicht nur ein Theoretiker, er war auch Dichter. "Minna von Barnhelm" (1767) ist eines der schönsten deutschen Lustspiele; "Emilia Galotti" (1772), ein bürgerliches Trauerspiel, ist ein dichterisches Zeugnis der bürgerlichen Anklage gegen die Fürstenwillkür. "Nathan der Weise" (1779), in dem Lessing sein Bekenntnis zu Toleranz, Achtung des Mitmenschen und religiöser Freizügigkeit gegeben hat, ist eine herausragende Humanitätsdichtung und ein Meisterwerk hohen Ranges. Lessing gilt als Begründer des bürgerlichen Trauerspiels, das er als ein Drama privater menschlicher Schicksale begreift, in die wir uns als Zuschauer versetzen sollen.

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