Die reichsgründung (außenpolitische betrachtung)
Bismarcks außenpolitisches
Ziel, die Hegemonie Preußens in Deutschland, blieb den damaligen Zeitgenossen natürlich
nicht verborgen. Die Pentarchie, die machthabenden Gewälte in Europa (Frankreich,
England, Preußen, Österreich, Rußland) strebten sich jedoch dagegen, denn sie waren
für ein Mächtegleichgewicht in Europa. Gerade Österreich verstärkte daraufhin seine
Bemühungen um eine großdeutsche Lösung mit dem Ziel, die Zentralgewalt des Deutschen
Bundes gegen den Machtanspruch Preußens zu stärken. Deswegen begann Preußen - besser
gesagt Fürst Otto von Bismarck - im Jahre 1863 mit einer intensiven, planvollen
Isolationspolitik gegen Österreich. Der Kern dieser Politik ist in der preußischen
Vormachtstellung in Deutschland und im Deutschen Bund zu suchen. Der Deutsche Bund war
nämlich zwar stark genug, um innenpolitisch für Ordnung zu sorgen, aber zu schwach, um
Außenpolitisch gefährlich zu werden.
Preußen hatte damals einen ziemlich großen wirtschaftlichen Aufschwung. So hatte es etwa
die Führung des Dt. Zollvereins inne. Alle Verkehrslinien, vor allem die Eisenbahnen,
waren nach Norddeutschland ausgerichtet, was überwiegend der sich rasch aufbauenden
Industrie zugute kam. Somit war schon einmal ein Ausgliedern Österreichs - zumindest im
wirtschaftlichen Bereich - ermöglicht.
Österreich erlag aber auch zahlreichen politischen Mißerfolgen in Europa, denn Preußens
Handeln und Politik blockte österreichische Initiativen einfach ab.
So kam etwa l863 der
Vorschlag, über eine Bundesreform zu beraten. Dieser Plan sah unter anderem die Schaffung
eines aus 5 Mitgliedern bestehendes Exekutivrates vor. Darin sollten Preußen, Österreich
und Bayern ständig vertreten sein. Beschlußfassungen sollten mit Stimmenmehrheit
anstelle der bisher erforderlichen Einstimmigkeit erfolgen. Natürlich wurde dieser
Vorschlag durch Preußen abgelehnt, denn Bismarck erkannte die darin enthaltene Gefahr,
daß Preußens Politik von der Zustimmung anderer deutscher Staaten abhängig werde.
Bismarck empfahl einfach seinen König Wilhelm I.
nicht an den Verhandlungen teilzunehmen.
Deswegen blieben diese dann ergebnislos.
Auch der zweite Versuch Österreichs, sein Gewicht innerhalb des Deutschen Bundes zu
vergrößern, schlug fehl. Ein erneuter Anlauf, dem Deutschen Zollverein beizutreten,
wurde zwar von Bayern, Württemberg und Vertretern einer "großdeutschen"
Politik unterstützt. Als Bismarck aber dann drohte, die Zollunion aufzukündigen, gaben
diese aber dann klein bei. Einen ähnlich großen Schnitzer zu Lasten des Bundes erlaubte
sich Bismarck auch, als er den russischen Zaren bei der Niederwerfung des polnischen
Aufstandes unterstützte.
Im Falle eines Konflikts mit Österreich sicherte er sich aber
somit die wohlwollende russische Neutralität.
Ein weiterer Grund für Preußens Vormachtstellung und somit für eine erfolgreiche
Isolation Österreichs aus seinen Vorstellungen einer deutschen Einheit war der Verlauf
und Ausgang des Kriegs gegen Dänemark. Die Ursache dieses Kriegs lag in der sog.
Schleswig-Holstein-Krise. Diese beiden Herzogtümer wurden damals durch den dänischen
König in Personalunion regiert. Die Krone war verpflichtet, sie ungeteilt und getrennt
von Dänemark zu regieren.
Doch im November ´63 wurde diese Vereinbarung gebrochen und
Dänemark verleibte sich Schleswig in sein Königreich ein. Nach einem Ultimatum, das
König Christian IX. ablehnte besetzten 1865 Österreich und Preußen kurzerhand die
beider Herzogtümer. Sie wurden von einer provisorischen, dualen Regierung geführt. Im
Frieden von Wien (30.10.
1864) stellte Bismarck jedoch zum Trotze Österreichs die beiden
Herzogtümer in ein Abhängigkeitsverhältnis, unter anderen, daß sie dem Zollverein
beitreten, ein Militärabkommen mit Preußen unterzeichnen sowie daß eine Flottenstation
in Kiel errichtet wird.
Österreich war deswegen natürlich ziemlich zornig und wäre auch vor einer kriegerischen
Auseinandersetzung nicht zurückgeschrocken. Doch Bismarck glaubte, daß Preußen dafür
noch nicht gerüstet war. Deswegen legte man in der Gasteiner Konvention fest, daß
Holstein wieder unter österreichische Verwaltung gestellt wird. Dieses wurde dann aber zu
einer Insel mitten im preußischen Gebiet und war somit ein ständiger Krisenherd.
Bismarck hoffte insgeheim, durch einen siegreichen Krieg um die dänischen Herzogtümer
die Donaumonarchie nach der wirtschaftlichen Trennung auch politisch aus dem Deutschen
Bund zu drängen.
Es gelang ihm, Italien durch einen Bündnisvertrag auf seine Seite zu
ziehen und sich der Neutralität Frankreichs zu versichern. Als nun Österreich
ankündigte, es wolle die Erbfolge in Holstein dem Urteil des Deutschen Bundes
unterwerfen, wo es auf eine Mehrheit hoffen konnte, bewertete Bismarck dies als einen
Bruch des gemeinsamen Abkommens. Er ließ somit Truppen in Holstein einmarschieren,
woraufhin Österreich die Mobilmachung des Deutschen Bundes gegen Preußen forderte.
Wirtschaftlich waren zwar alle großen deutschen Staaten auf eine Kooperation mit Preußen
angewiesen - sie wollten aber nicht dessen politische Hegemonie in Deutschland
akzeptieren. Preußen besaß seit der Heeresreform das überlegene militärische
Potential. Somit verliefen die Gefechte zwar hart, aber äußerst kurz.
Der Krieg wurde am
3. Juli 1866 mit dem Sieg Preußens bei Königgrätz in Böhmen entschieden. Österreich
war somit endgültig aus Deutschland verdrängt.
Bismarck verhielt sich gegenüber dem besiegten Österreich sehr maßvoll, da er keine
andauernde Feindschaft riskieren wollte und weder die anderen süddeutschen Staaten, noch
die europäischen Großmächte gegen sich haben wollte. Im Frieden von Prag (23.8.
1866)
mußte Österreich nun die Auflösung des Deutschen Bundes akzeptieren. Es verlagerte
deswegen sein Zentrum mehr in Richtung Osten, während sich mit den anderen
mitteldeutschen Staaten ein preußisch-deutscher Nationalstaat bildet. Bismarcks Ziel war
es nun, die restlichen süddeutschen Einzelstaaten im Norddeutschen Bund mit zu
integrieren. Seit dem 11. Juli 1867 schlossen sich nämlich schon alle 22 nördlich der
Mainlinie selbständig verbliebenen Staaten unter diesem Bund zusammen, an dessen Spitze
der König von Preußen als Bundespräsident stand.
Gegen diese Einigung Deutschland im Norddeutschen Bund hatte Frankreich jedoch Einwände.
Zum einem fürchtete Napoleon Bonaparte natürlich die Macht, die von solch einem
Gesammtgebilde ausgeht, zum anderen fühlte sich Napoleon auch betrogen, da seine
Neutralität im Krieg Preußen gegen Österreich für eventuelle Gebietsabtretungen
gekauft - aber nicht bezahlt wurde.
Der Streit um die spanische Erbfolge bot beiden Staaten den Anlaß zu einer militärischen
Auseinandersetzung. Einem entfernten Vetter von Wilhelm I. wurde der spanische Thron
angeboten. Bismarck unterstützte dessen Kandidatur, weil er erkannte, daß die
Möglichkeit einer neuen deutsch-spanischen Allianz, diesmal unter Preußens Führung,
Frankreich zu einer Reaktion zwingen würde. Und da lag dann der alte Bismarck richtig.
Frankreich drohte nämlich schon mit militärischen Eingriffen - doch Leopold zog seine
Kandidatur zurück, sehr zur Freude Napoleons. Dieser sandte dann gleich einen Botschafter
nach Bad Ems, wo sich Wilhelm I. auf Kur befand, um dort preußische Garantien für das
Unterlassen künftiger Kandidaturen zu erhalten. Der König teilte dem Diplomaten jedoch
lediglich mit, dass Leopold seine Kandidatur nicht aufrechterhalte, was ohnehin schon
bekannt war. Die Presse erhielt das als Emser Depesche bezeichnete Protokoll in von
Bismarck gestraffter, manipulierter Form. Frankreich empfand dessen Inhalt als eine
Beleidigung und erklärte deswegen Preußen am 19.
Juli 1870 den Krieg. Dabei stieß es
auf Unverständnis bei den übrigen europäischen Großmächten, die sich neutral
verhielten.
Preußen hielt natürlich seine militärische Stärke von anno ´66 aufrecht. Auch
kämpften die Süddeutschen Staaten bereits an der Seite Preußens, denn sie hatten ein
Geheimbündnis gegen Frankreich abgeschlossen. Dieser Krieg war ein wichtiger Schritt auf
dem Wege zur deutschen Einheit, denn er wurde von einer nationalen Gemeinsamkeit getragen.
Napoleon kapitulierte zwar schon am 2.
September 1870, doch Paris erst zum 28. Januar des
darauf folgenden Jahres.
hohe Forderungen Bismarcks an Frankreich => dauerhafte Krisensituation bis zum 1.
WK
Reichsproklamation von Versailles (18.1.71): deutscher
Nationalstaat
Preuß.
König = Deutscher Kaiser
Anmerkungen: |
| impressum | datenschutz
© Copyright Artikelpedia.com