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  Marylin monroe

Die Tragik ihres Lebens blieb ihr auch im Tod treu, und keiner hat's gemerkt: 1973 schrieb ihr Bernie Taupin einen wunderschönen Text zu einer Melodie von Elton John: "Candle in the Wind". Auf der eher belanglosen Doppel-LP "Goodbye Yellow Brick Road" ging dieser Song weitestgehend unter. Erst als am 31. August 1997 Lady Diana in Paris starb und Elton John die Zeile "Goodbye to Norma Jean"(Marilyns bürgerlicher Name war Norma Jean Baker) in einem Anfall von geistesgegenwärtiger Resteverwertung in "Goodbye Englands Rose" umdichtete und auf der Begräbnisfeier vortrug, wurde der Song weltberühmt. Marilyn Monroe war noch im Tode um ihr Lied beraubt worden. "Sie war das Kind in uns allen", urteilt ein zeitgenössischer Fotograf, "sie war zugleich Eva, die Schlange und der Apfel", wie Kritiker befanden, und eine von Joe Hembus geschriebene Dokumentation kürt sie im Untertitel gar zur Frau des Jahrhunderts.

Marilyn Monroe - ein Phänomen. Warum eigentlich? Einer, der sie sehr gut kannte, ihr dritter und letzter Ehemann Arthur Miller sagt einmal: "Marilyn fühlt sich mit allem was lebt engstens verbunden, doch in ihre außergewöhnliche Liebe zum Leben mischt sich auch eine tiefe Traurigkeit." Diese Traurigkeit hat viele Gründe. Zum Beispiel die unglückliche Kindheit, herumgestoßen zwischen Pflegeeltern und Waisenhäusern. Später arbeitet sie mit fast manischer Besessenheit an ihrer Karriere, wahrscheinlich von der Angst getrieben, wieder in die soziale Abhängigkeit ihrer frühen Jahre abzusteigen; hierbei zerreibt und verbraucht sie sich, bis sie nur noch Zuflucht bei Alkohol und Psychopharmaka findet. Das klingt wie ein Hollywood-Melodram, aber es ist Wirklichkeit.

Marilyn kommt über die Vorstufe Fotomodell zum Film. Zunächst sieht man sie in winzigen Nebenrollen, aber dabei sind bekannte Filme wie John Hustons "Asphaltdschungel" (1949), Joseph L. Mankiewiczs "Alles über Eva" (1950). Man wird nun aufmerksam auf die platinblonde Schönheit unter tausend anderen gutaussehenden Starlets. Der Film, der sie endgültig in den Starstatus erhebt, wird zwei Jahre später gedreht: Er heißt "Vor dem neuen Tag" und stammt von Fritz Lang. Das Publikum beginnt sie zu lieben, wie es überhaupt das Publikum ist, das den Star Marilyn Monroe schafft, beinahe sogar im Widerspruch zu den Verantwortlichen der Filmindustrie: Die verkennt hartnäckig Marilyns Talent und wird selbst am allermeisten vom plötzlichen Getöse um die kalifornische Blonde überrascht.

Die nächsten Stationen der Monroe sind Filmgeschichte: "Niagara" von 1952, "Blondinen bevorzugt" von 1953, "Das verflixte 7. Jahr" von 1955, dann 1959 "Manche mögens heiß" und "Misfits - Nicht gesellschaftsfähig", ein Jahr später. Die Dreharbeiten zu ihrem letzten Film "Something's Got To Give" werden abgebrochen, nachdem die von Depressionen zerrüttet Marilyn wegen häufigem Nicht-Erscheinen gefeuert wird. Die Schicksalsschläge haben sie verletzt, haben ihr sensibles Naturell zutiefst erschüttert. Sie erleidet mehrere Fehlgeburten, persönliche Bindungen gehen zu Bruch, gute Freunde sterben wie ihr väterlicher Freund Clark Gable. Am schmerzlichsten für den erfolgreichen Star ist die Nichtachtung und Mißachtung der Presse, der Kritik, der Studiobosse.

Sie lehnt es ab, immer das "Sexdummchen" zu sein. Marilyn, die in ihrer Freizeit Rilke, Tolstoj und psychoanalytische Literatur liest, will als Schauspielerin, nicht als Pin-Up-Girl ernst genommen werden. Ihr häufig vorgetragener Wunsch: "starke, dramatische Rollen zu spielen wie die Gruschenka". Doch Hollywood lacht. Dieses fatale Wechselspiel zwischen Anspruch und Wirklichkeit treibt Marilyn in einen Strudel von Selbtzweifel und schizophrem Zwiespalt. Wie allen Kultfiguren haftet Marilyn der Ruch des Tragischen, Traurigen an.

James Dean donnert mit seinem Auto frontal auf ein entgegenkommendes Fahrzeug. Ob Absicht oder Unfall wird nicht geklärt. An Marilyns Willen, freiwillig aus dem Leben zu gehen, besteht kein Zweifel, zu hoch ist dafür die Dosis Schlaftabletten, die sie schluckt. Was war Marilyn Monroe? Ein amerikanischer Traum, die Inkarnation einer märchenhaften Traumfrau, die Tragödie eines Menschen, der vieles erreichen will und über von anderen errichtete Grenzen nicht hinaus kam? Was den Mythos Monroe wirklich ausmacht, bleibt im Dunkel menschlicher Irrationalität. Marilyn Monroe war "potentiell eine der mächtigsten Frauen dieses Jahrhunderts, aber sie konnte diese Macht nicht einmal dazu gebrauchen, sich selbst zu helfen", sagt eine amerikansiche Feministin, in deren Kreisen Mariylin postum neu "entdeckt" wird. Der Gedanke an Marylin umschließt so gut wie alle Sensoren emotionalen Empfindens, den des Wunsches nach Erfüllung und Schönheit ebenso wie tiefe Trauer um einen irgendwie seelenverwandten Menschen, der in seiner Zeit einsam und verlassen war.

Das, vielleicht bringt Marilyn Monroe uns heute so nahe. Mit den Worten der amerikanischen Autorin Diana Trilling: "Wir wären glücklich gewesen, wenn wir ihr hätten helfen können. Aber wir waren nicht da." Weitere Filme mit Marilyn Monroe: "Die Marx Brothers im Theater" (1949), "Der einsame Champion" (1950), "Fünf Perlen" (1952), "Liebling, ich werde jünger" (1952), "Versuchung auf 809" (1952), "Wir sind gar nicht verheiratet" (1952), "Wie angelt man sich einen Millionär?" (1953), "Fluss ohne Wiederkehr" (1954), "Rhythmus im Blut" (1954), "Bus Stop" (1956), "Der Prinz und die Tänzerin" (1957), "Machen wir's in Liebe" (1960).

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