Die "soziale frage" - folgen der industrialisierung
Die "Soziale Frage" - Folgen der Industrialisierung
Gliederung
Was ist die "Soziale Frage"?
Wie kam es zur "Sozialen Frage"?
Die Situation der Arbeiter im 19. Jahrhundert
Kinderarbeit
Gründung der Gewerkschaftsparteien
Lösung der "Sozialen Frage" - Die Kirchen
Lösung der "Sozialen Frage" - Der Staat
Lösung der "Sozialen Frage" - Die Arbeiter
Zusatzmaterial
Quellen
1. Was ist die "Soziale Frage"?
Als die "Soziale Frage" bezeichnet man alle Probleme, die durch die Revolutionen, aber hauptsächlich durch die industrielle Revolution hervor kamen. Diese waren, die geringen Löhne, unzureichende Absicherungen in Falle von Krankheiten, Unfall oder Tod sowie Wohnungselend, Hunger und Arbeitslosigkeit.
Im Zeitalter der Industrialisierung änderte sich drastisch das bürgerliche Leben. Die sozialen Probleme wurden von jeder Bevölkerungsgruppe anders dargestellt.
So meinten die Besitzbürgertums, die fehlende Moral, Trunksucht und Faulheit der Arbeiter seien die Ursprünge. Demgegenüber standen die Bildungsbürgertums, sie meinten es lege am Klassenunterschied zwischen den Wohlhabenden (Bourgeois) und der Arbeiterklasse.
Trotz dieser Darstellung wollten die Arbeiter nur die Beseitigung der Symptome, und fragten nicht nach den Ursachen.
Daraufhin konnte keine einheitliche Lösung gefunden werden, die alle Beteiligten zufrieden stelle.
2. Wie kam es zur "Sozialen Frage"?
Während der Industriellen Revolution wuchs die Bevölkerung innerhalb von 100 Jahren um 162%.
Einer dieser Gründe für diesen Anstieg war die Aufhebung der Erbuntänigkeit und der Heiratsbeschränkung. Ein weiterer Grund war die Einführung von Schutzimpfungen und die hygienische Verbesserung. Auch in der Landwirtschaft gab es Veränderungen, und so konnten mehr Menschen ernährt werden. Doch aufgrund des Fortschritts und der Mechanisierung ging das Angebot an Arbeit in der Landwirtschaft zurück.
Zwischen 1810 und 1840 nahm die Zahl der Spinner und Weber im Leingewerbe zu. Sie bekamen aber für die Arbeit immer geringere Löhne.
Die folgen waren Hungersnöte, Unruhen, Aufstände und vor allem Armut.
Um 1850 wanderten die Menschen in die Städte, in der Hoffung, Arbeit zu finden. Noch waren viele Menschen im Handwerk oder als Dienstboten beschäftig. Viele Mädchen mussten sich Arbeit in reichen Familien suchen. Es herrschten katastrophale Arbeitsbedingungen, dazu zählten die langen Arbeitstage(meist 14 bis 16 Stunden) und zu geringe Löhne. Erst um 1870 entstanden vermehrt Fabriken, Verkehrsanlagen, Wohngebäude und Unterkünfte für die Arbeiter.
Viele Menschen fanden im Baugewerbe, in der Textilfabriken, Bergwerken, Eisenhütten und Maschinenfabriken Arbeit. Doch die Bedingungen waren schlecht, da es ein Überangebot an Arbeitskräften gab, konnte jeder jederzeit ersetzt werden. Krankheiten, Unfälle und Tod stürzten Familien ins Unglück, da es keine Unterstützung gab. In den meisten Fällen konnte der Mann seine Familie nicht ernähren. Die Arbeitgeber gingen nämlich nur dafür aus, dass der zu zahlende Lohn nur für den einen Arbeitnehmer reichen musste und seine Familie, Frau und Kinder, zählten dabei nicht, sie mussten selbst arbeiten. So entstand der Grundstein zu einer Ära der Kinder- und Frauenarbeit.
3. Die Situation der Arbeiter im 19 Jahrhundert
Die meisten Unternehmer sahen Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Wohltätigkeit zu ihren Wertvorstellungen, sie wollten auch keine Sklaventreiber sein. Trotzdem zwang der Konkurrenzkampf der freien Wirtschaft sie dazu, das Lohnniveau sehr niedrig zu halten. Dies war so, weil die Höhe der Löhne die Höhe des Gewinns und auch den Erfolg bzw. den Bestand der Firma bestimmte.
Viele Familien kamen in große soziale Nöte.
Arbeiter, die einen Arbeitsplatz hatten, arbeiteten oft bis zu 14 Stunden am Tag. Oft bekamen sie, wenn überhaupt eine Woche Urlaub im Jahr, aber nur, wenn sie mindestens 10 Jahre nach der Volljährigkeit, und ohne Ausfälle in der Firma arbeiteten. Und wenn diese ganzen Kriterien erfüllt waren, konnten sie nicht den Zeitpunkt des Urlaubs bestimmen.
Während der Arbeitszeit bestimmte der Takt der Maschinen den Arbeitsrhythmus der Arbeiter. Eine Pause oder das Arbeitstempo zu verlangsamen, war nicht möglich. Zu dem mussten sie sich strengen Fabrikordnungen unterwerfen.
(siehe Zusatzmaterial)
Für viele die aus der Landwirtschaft kamen, war das Arbeiten in den großen Fabriken eine enorme Umstellung. Die Räume waren viel zu dunkel und schlecht beheizt. Dazu kamen noch die Abgase und der Staub in der Luft. Oft wurde die Arbeit in ein und der selben Haltung ausgeführt.
Diese Zustände führten nicht selten zu berufsspezifischen Krankheiten und einem schnellen Verschleiß der Arbeiter und Arbeiterinnen. Es kam zu chronischen Entzündungen von Augen, Nase, Rachen und Kehlkopf bei einem Großteil der Beschäftigten in der Ravensburger Spinnerei.
Im gleichen Betrieb traten aber auch auffällig häufig Muskelschwäche und Geschwüre an den Beinen auf.
Häufig kamen diese Krankheiten und Entzündungen in den Fabriken aus, wo Kinder arbeiten. Die Körper der Kinder waren oft schwächlich und unterernährt. Da die Körper nicht für solch schwere körperliche Arbeit ausgestattet waren und somit sehr unter den Anstrengungen des Arbeitsalltags litten. Nicht selten waren die Kinder erst sechs Jahre alt, und arbeiteten häufig mehr als 11 Stunden am Tag. Die Kinder wurden einer unbeschwerten Kindheit beraubt und in den physischen Ruin getrieben.
Ihnen wurde auch jede Chance auf eine Schulbildung genommen. Nur wenige Fabrikenbesitzer ließen Fabrikschulen einrichten und das auch nur, weil sie nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommen wollten. Die Schulzeit, wurde aber noch auf die Arbeitszeit dazu gerechnet, Dies war für die übermüden Kinder ehr eine Last, als eine Chance auf eine bessere Zukunft.
Es wurde jede Arbeitskraft in der Familie gebraucht, um die Existenz der Familie zu sichern. Das meiste Geld wurde für Lebensmittel ausgegeben. Diese waren vor allem Schwarzbrot, Kartoffeln und Hülsenfrüchte.
Der Konsum von Fleisch, Zucker, Weißmehlprodukte und Obst stieg erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wieder an. Genussmittel wurden nur selten und wenig konsumiert, außer von den zahlreichen Alkoholiker, die den billigen Branntwein kauften.
Erst später in der Industrialisierung bringt die allgemeine Verbesserung ein verbessern des Lebensstandards aller Bevölkerungsschichten, und somit auch ein Aufstocken des Nahrungsmittelsortiments.
Der zweit größte Teil des Einkommens wird in enorm hohen Mieten investiert, die durch den Wohnungsmangel kamen. Die Wohnungen bestanden meist nur aus einem Zimmer, was gleichzeitig Wohn-, Schlaf- und evtl. noch Arbeitsraum war.
Nicht selten teilten sich mehrere Personen ein Bett und nicht viele Familien sind auch die Einnahme durch die Unterbringung von Schlafleuten angewiesen.
Aufgrund der hohen Heizkosten, war die Küche meist der einzig richtig beheizte Raum. Sanitäranlagen waren entweder auf dem Treppenansatz zu finden, oder gar nicht im Haus zu finden. Ein Bad in der Wohnung, war ehr selten. Die mangelnde Hygiene erschwerte die Abwehr und die Bekämpfung von Seuchen, da das Gesundheitswesen nicht genug ausgeprägt war und ein normaler Arbeitnehmer und Lohnempfänger sich keinen Arzt leisten konnten. War man länger krank, kam ein sozialer Abstieg und die völlige Verarmung.
Erst viel später gab es erst Kranken- und Unfallversicherungen, aber auch diese halfen nicht, um seine Familie zu versorgen.
Die Hilfe von karitativen Einrichtungen, oder von kirchlichen Hilfsorganisationen wurde nicht angenommen, weil dies immer mit einer gesellschaftlichen Schmach verbunden wurde. Wer doch die Hilfe annahm, musste mit dem Entzug des Wahlrechts und anderen rechnen. Er war somit kein mündiger Bürger mehr.
4. Kinderarbeit
Einige Leute stellen sich heutzutage unter dem Wort "Kinderarbeit" vor, dass die Kinder ihren Eltern im Haushalt helfen, oder durch kleine Jobs ihr Taschengeld aufbessern.
Doch das ist FALSCH. Kinderarbeit bedeutet, dass Kinder wie Erwachsene fest angestellt sind.
Kinderarbeit gibt es schon lange. Im Jahre 1868 wurden Kinder, die in Kohlebergwerken arbeiten, gefragt wie ihr Arbeitsablauf aussah. Aufgrund der Enge unter Tage fiel es ihnen schwer Kohle zu karren. Die meiste Zeit arbeiteten die im Liegen.
Ihre Schicht ging von 6 - 18 Uhr. Sonntags hatten sie frei, und alle zwei Wochen mussten sie nachts arbeiten.
Es gab leider auch mal Unfälle, die zum Tod führten, wie z.b. durch eine Lungenkrankheit kam.
Viele hatten keine Schulbildung.
Sie arbeiteten, weil ihre Eltern nicht genug Geld verdienten, um ihre Familie zu ernähren. Die Kinder wurden zu harter Arbeit angetrieben, beschimpft und geschlagen. Diese Art von Kindesmisshandlung wurde nicht hart bestraft, und somit machten die Aufseher weiter. Die Folge war, die Kinder hatten angst, und führten somit die Befehle aus. Die übermäßige Arbeit, führte viele Kinder in den Tod. Trotz der Todesfälle, wurde Kinderarbeit noch beschönt.
Freizeit gab es nicht.
Heutzutage gibt es immer noch Kinderarbeit in vielen Entwicklungsländern, aber diese Kinder haben bessere Chancen durch Kinderhilfsorganisationen.
5. Gründung der Gewerkschaftsparteien
1837 Der Bund der Gerechten => 1847 Kommunistenbund
1846 Katholischer Gesellenverein
1848 Allgemeine Deutschen Arbeiterverbrüderung
1863 Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein (ADAV)
1864 Internationale Deutsche Arbeiterassoziation in London
1869 Sozialdemokratische Arbeiterpartei
1869 Hirsch-Dunker Gewerkverein
1875 Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAD)
1878 - 1890 Sozialistengesetze (Verbot zum verbreiten bestimmter Bücher und Zeitschriften)
1891 Neugründung SAD als SPD
6. Lösung der "Sozialen Frage" - Die Kirche
Die katholische und evangelische Kirche versuchte, durch soziale Einrichtungen Not und Elend zu lindern.
Die erste diese Einrichtungen wurde um 1833 von Johann Hinrich Wichern (1808-1881) in Hamburg - Horn gegründet.
Das "Rauhe Haus", beherbergt obdachlose Kinder, die dort auf das spätere Berufsleben geschult wurden. Wichern rufte noch andere Unterstützungen ins Leben, wie z.b. die "Innere Mission". Diese war größer und weit verbreitet, sie half den erwachsenen Arbeitern.
Nicht nur die evangelische Kirche half, sondern auch die katholische Kirche.
So gründete Adolf Kolping mit 33 Jahren um 1846 das erste Kolpingwerk. Die Kolpingwerke arbeiteten ähnlich die "Innere Mission". Um 1864 hatten 420 Kolpingwerke ca. 60.000 Mitglieder.
Sowohl die "Innere Mission" als auch die Kolpingwerke existieren noch heute.
Die "Innere Mission" betreut heue sozial schwächere. Heutzutage sind in dem "Rauhen Haus" Lehrwerkstätten, Schule, Diakonenanstalten und eine Verlagsbuchhandlung. Die damals geschaffenen Einrichtungen werden heute weniger beansprucht, weil die Sozialversicherung Arbeitslose unterstütz.
7. Lösung der "Sozialen Frage" - Der Staat
Einige Politiker erkannte, dass sie sich der "Sozialen Frage" annehmen mussten. Die Abneigung der Arbeiter gegen den Staat und die Notleidenden, die um ihre Rechte kämpften, konnten gefährlich werden.
Im Jahre 1839 wurde das Gesetz zur Einschränkung der Kinderarbeit in Fabriken erlasse. Ab 1883 traten verschiedene gesetzliche Versicherungen in Kraft. Man wollte nicht nur den Arbeitern helfen, sondern durch ihre politische Meinung zu ihren eigenen Gunsten beeinflussen.
Deutschland hat erst spät zu dem Industrialisierungsprozess beigetragen. Ein staatliches Patentgesetzgebung schützte die technischen Neuerrungen, dazu trat der Staat auch als Unternehmer auf.
Der Staat förderte durch Berufs-, Gewerbe- und Handelsschulen, sowie technischen Oberschulen, die Ausbildung des Nachwuchs.
8. Lösung der "Sozialen Frage" - Die Arbeiter
Um 1870 sammelte sich durch die Industrielle Revolution jede Menge sozialer Sprengstoff an. Die Arbeiter hatten Probleme mit geringen Löhne, unzureichende Absicherung in Fall vom Krankheit, Unfall oder Tod sowie Wohnungselend, Hunger und Arbeitslosigkeit zu kämpfen.
Aufgrund der veränderte Lebensumstände beklagten sie sich und protestierte, indem sie die Fabriken und deren Einrichtungen zerstörten. Sie wollten und konnten sich nicht mit den Veränderungen abfinden.
Immer mehr Landarbeiter zogen in die Städte, um in den Fabriken arbeiten.
Somit hatten die Fabriken genug Arbeiter, die für die Hungerslöhne arbeiten wollten.
Um diese Verhältnisse zu lösen, schlossen sich die Arbeiter zusammen, im sich ihre Rechte zu verschaffen. Die Arbeiter in Deutschland halfen sich mit Organisationen, sich gegenseitig zu Unterstützen(Konsumvereine) und sie wollten ihre eigenen Forderungen mit den Mitteln des Arbeitskampfes(Gewerkschaften) und der Politik(Arbeiterparteien) durchsetzen. Dazu mussten sich die Arbeiter zuerst einmal ihrer Macht gegen die Maschinen bewusst werden.
So heißt es in einem Lied von Georg Herwegh:
Mann der Arbeit, aufgewacht!
Und erkenne Deine Macht!
Alle Räder stehen still,
wenn Dein starker Arm es will!
9. Zusatzmaterial
Auszüge aus einer Fabrikordnung:
Die Arbeitszeit der Arbeiter, welches auch ihre Arbeiten sein mögen, wird vom Fabrikherrn nach den Umständen und der Jahreszeit bestimmt.
Jeder Arbeiter ist verpflichtet, länger als gewöhnlich und auch sonntags zu arbeiten, wenn es die Umstände verlangen.
Der Tagelohn gilt für 12 Arbeitsstunden.
Alle Arbeiter müssen auf den Glockenschlag auf ihre Arbeit gehen; sie verfallen durch Zuspätkommen in eine Geldstrafe von 6pf.-10Sgr. je nach ihrem Lohn und den Ursachen. (.
..)
Geistige Getränke dürfen nicht in die Fabrik gebracht werden. Jeder, der damit angetroffen wird, verfällt in eine Geldstrafe von 10 Sgr. - Thlr., und dieselben werden ihnen abgenommen.
Jeder Betrunkene verfällt in eine Geldstrafe von 10 Sgr. bis1 Thlr. Und wird für zwei Tage weggeschickt. (...
)
Wer aus der Fabrikarbeit austreten will, muss zwei Monate vorher am Zahltag direkt auf dem Comptoir Anzeige davon machen : doch werden an einem Zahltag nicht mehr als drei Kündigungen angenommen. Ebenfalls wird vom Fabrikherrn mit zwei Monaten aufgekündigt.(...)
Arbeiter, die gegen ihre Vorgesetzten widersetzlich oder ungehorsam sind, können ohne Aufkündigung entlassen werden.
(...)
Die Arbeiter müssen sich der Untersuchung vom Körper unterwerfen, wenn es der Fabrikherr als gut erachtet, dieselben vornehmen zu lassen.(..
.)
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