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  Französiche revolution

Epoche der französischen Geschichte von 1789 bis 1799, in der die Feudalherrschaft gewaltsam abgeschafft und eine bürgerliche Republik etabliert wurde. Die Französische Revolution hatte tief greifende Auswirkungen auf beinahe ganz Europa. Historische Grundlagen: Die revolutionären Unruhen resultierten aus der Unfähigkeit des Ancien régime, auf die geistigen (siehe Aufklärung) und wirtschaftlich-politischen Herausforderungen Ende des 18. Jahrhunderts angemessen zu reagieren. Das ökonomisch erstarkte Bürgertum drängte auf größere politische Einflussnahme, eklatante soziale Missstände erforderten dringend eine Lösung. Hinzu kam der Staatsbankrott von 1788, der eine Legitimitätskrise der Monarchie auslöste.

Langfristig wirkten sich hier u. a. noch die Lasten des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) aus. Während der Regierungszeit Ludwigs XVI. wurden die Rufe nach Reformen immer lauter. Die Reformen der Finanzminister Anne Robert Jacques Turgot und Jacques Necker erbrachten zwar eine größere Transparenz der Staatsfinanzen, scheiterten aber letztlich am Widerstand konservativer Kräfte in der Notablenversammlung von 1787/88.

Im Lauf der nächsten Jahre verschärfte sich die Finanzkrise immer mehr. Forderungen nach einer Einberufung der Generalstände (Klerus, Adel und dritter Stand), die seit 1614 nicht mehr zusammengetreten waren, zwangen Ludwig XVI. 1788, landesweite Wahlen zu genehmigen. Im Vorfeld der Wahlen kursierten zahlreiche Pamphlete mit aufklärerischem Gedankengut und die so genannten Beschwerdehefte (Cahiers de doléances), in denen die Kritik der Bevölkerung an den aktuellen Zuständen deutlich zum Ausdruck kam. Generalstände und Absetzung Ludwigs XVI.: Am 5.

Mai 1789 traten die Generalstände in Versailles zusammen. Der dritte Stand hatte zwar eine Verdopplung seiner Mandatszahl erreicht (er stellte 578 Abgeordnete, der Klerus 291 und der Adel 270), scheiterte jedoch mit seiner Forderung, in den Generalständen gleichberechtigt nach Köpfen anstatt nach Ständen abzustimmen. Der dritte Stand rekrutierte sich vor allem aus Angehörigen des aufgeklärten, gebildeten Bürgertums und bestand nahezu ausschließlich aus Reformbefürwortern. Seine prominentesten Führer waren der Abbé Sieyès, der sich in seiner einflussreichen Schrift Qu'est-ce que le tiers état? (Was ist der dritte Stand?) gegen jede Form von Standesprivilegien ausgesprochen hatte, und Graf Mirabeau. Am 17. Juni erklärte sich der dritte Stand zur Nationalversammlung (Assemblée nationale) und legte am 20.

Juni einen feierlichen Eid ab, keinesfalls vor der Schaffung einer neuen Verfassung auseinander zu treten (Ballhausschwur). Zahlreiche Vertreter der beiden anderen Stände, vor allem der niedere Klerus und die liberale Minderheit des Adels, schlossen sich an. Auf Druck der Pariser Bevölkerung musste Ludwig XVI. schließlich die Nationalversammlung anerkennen, die sich, nachdem ihr auf Anweisung des Königs auch die übrigen Vertreter von Klerus und Adel beigetreten waren, am 9. Juli 1789 zur verfassunggebenden Nationalversammlung (Asemblée nationale constituante) konstituierte. Zwischenzeitlich hatte der König loyale Truppen rings um Paris konzentriert und am 11.

Juli den beim Volk populären Necker erneut aus der Regierung entlassen. Sturm auf die BastilleDiese Provokationen lösten letztlich am 14. Juli den Sturm auf das verhasste Staatsgefängnis, die Bastille, aus. Schon vor den Pariser Unruhen war es in vielen Teilen Frankreichs aufgrund der herrschenden Hungersnot zu Ausschreitungen seitens der Bauern gekommen; seit den Pariser Unruhen gingen die Aufstände gegen die Aristokratie in den Provinzen weiter. Die erste Welle der Émigrés, vor allem Adelige, verließ in Reaktion auf die Unruhen in Paris und in den Provinzen überstürzt das Land. Unter ihnen waren auch die späteren Könige Ludwig XVIII.

und Karl X., die jüngeren Brüder Ludwigs XVI., die im Ausland um Unterstützung für die französische Monarchie warben. In Paris wurde angesichts der Unruhen eilig eine provisorische revolutionäre Regierung gebildet und eine Bürgermiliz ins Leben gerufen, die so genannte Nationalgarde unter dem Befehl des Marquis de Lafayette. Die blau-weiß-rote Kokarde der Nationalgarde inspirierte später die Farbgebung der neuen Nationalflagge, die als Trikolore die weiße Standarte der Bourbonen ersetzte. Ludwig XVI.

verzichtete nun auf eine militärische Lösung und setzte Necker erneut als Minister ein. Die Nationalversammlung stellte in der Folge zahlreiche der von der provisorischen Regierung getroffenen Maßnahmen auf eine offizielle rechtliche Grundlage: Sie beseitigte die feudalen Standesrechte und andere Privilegien und hob den geistlichen Zehnt auf (4./5. August 1789), verkündete die Menschen- und Bürgerrechte (26. August), säkularisierte die Kirchengüter und wandelte sie in Nationalgüter um (2. November), untergliederte das Land in einer Verwaltungsreform in 83 Departements, die Hauptstadt Paris in 48 Sektionen (Januar 1790), schaffte den Erbadel ab (19.


Juni 1790) und schuf eine Zivilverfassung für den Klerus (12. Juli 1790). Die Phase der Kooperation zwischen Königshaus und Nationalversammlung wurde durch des Königs misslungene Flucht nach Varennes im Juni 1791 beendet. Die Nationalversammlung hatte sich zwischenzeitlich bevorzugt der Ausarbeitung einer Verfassung gewidmet. Die Verfassung, die schließlich am 3. September 1791 verkündet wurde, sah noch eine konstitutionelle Monarchie vor mit legislativen Befugnissen des Königs sowie ein Zensuswahlrecht, das die Mehrheit der Bevölkerung von der Teilnahme an der Politik ausschloss.

Unter dem Eindruck der Flucht des Königs und des Blutbades auf dem Marsfeld vom 17. Juli 1791 (Sprengung einer antimonarchistischen Kundgebung durch die Nationalgarde) mehrten sich jedoch die Stimmen für die Schaffung einer Republik. Federführend waren hier vor allem die radikalen politischen Clubs der Jakobiner, unter denen zunächst noch die gemäßigteren Girondisten das Übergewicht hatten, und der Cordeliers; die gemäßigten Monarchisten dagegen schlossen sich im Klub der Feuillants zusammen. In der neu gewählten Gesetzgebenden Nationalversammlung (Assemblée nationale législative), die am 1. Oktober 1791 zusammentrat, stellten die genannten politischen Clubs die Mehrheit; allerdings kam es schon bald unter den Jakobinern zu scharfen Gegensätzen zwischen den Flügeln der Girondisten und der radikaleren Bergpartei. Am 20.

April 1792 setzten die Girondisten, die noch die Nationalversammlung dominierten, die Kriegserklärung an Österreich und Preußen durch, womit die langwierigen, beinahe ganz Europa in Atem haltenden Kriege der Französischen Revolution eingeleitet wurden. In Reaktion auf das Koblenzer Manifest des österreichisch-preußischen Oberbefehlshabers, das in radikaler Form die uneingeschränkte Wiederherstellung der Monarchie in Frankreich als Kriegsziel der Koalition formulierte, stürmte am 10. August 1792 die Pariser Bevölkerung die Tuilerien, die Residenz des Königs; Ludwig XVI. wurde abgesetzt und mit seiner Familie im Temple inhaftiert, und es wurde die Wahl eines Nationalkonvents (Convention nationale) beschlossen. Mit dem Sturm auf die Tuilerien begann eine deutlich radikalere Phase der Französischen Revolution. Nationalkonvent und Schreckensherrschaft: In der Folgezeit wurden in den so genannten Septembermorden zwischen dem 2.

und dem 6. September über 1 000 politische Gefangene, vor allem Geistliche, die den Eid auf die Zivilverfassung des Klerus verweigert hatten, und Royalisten, in Schnellverfahren zum Tode verurteilt und hingerichtet - toleriert u. a. von dem Justizminister Georges Danton. Am 20. September 1792 brachte die französische Armee bei Valmy den Vorstoß der österreichisch-preußischen Invasionstruppen zum Stehen.

Der neu gewählte Nationalkonvent trat am 21. September 1792 zusammen und rief sogleich die Republik aus. Beherrscht wurde der Konvent zunächst von den Girondisten und der Bergpartei. Mit dem 22. September begann das "Jahr I" des neuen republikanischen Kalenders. Am 11.

Dezember 1792 wurde der Prozess gegen Ludwig XVI., den "Bürger Capet", eröffnet, am 17. Januar 1793 erging das Todesurteil wegen Landesverrats, und am 21. Januar 1793 wurde der König hingerichtet. In der Folge schaltete die Bergpartei aufgrund der prekären außenpolitisch-militärischen und der instabilen innnenpolitischen Lage die Girondisten im Nationalkonvent nach und nach aus; Ende Mai/Anfang Juni wurden einige der führenden Girondisten verhaftet. Ab dem Juni 1793 wirkten die Jakobiner, d.

h. in erster Linie die Bergpartei, bestimmend im Konvent und dessen Ausschüssen ("Jakobinerherrschaft"), vor allem nach der Ermordung des radikalen Jakobinerführers Jean Paul Marat durch Charlotte Corday, einer Girondistin, im Juli 1793. Am 6. April gründete der Konvent den Wohlfahrtsausschuss als maßgebliches Exekutivorgan der Republik und gestand ihm weit reichende Vollmachten zu; die demokratische Verfassung vom 24. Juni 1793 wurde vorläufig (bis zu einem Friedensschluss mit der Koalition) suspendiert. Dem Wohlfahrtsausschuss gehörten u.

a. Danton, Louis Saint-Just und Lazare Carnot an; am 27. Juli kam auch der Jakobinerführer Maximilien de Robespierre hinzu, der bald den Ausschuss dominierte. Robespierre setzte mit Hilfe von Danton, Saint-Just und Carnot im Wohlfahrtsausschuss extreme Maßnahmen durch, um eine Gegenrevolution schon im Keim zu ersticken. Von April 1793 bis Juli 1794, der Zeit der so genannten Schreckensherrschaft, wurden die Befugnisse des Ausschusses monatlich vom Nationalkonvent bestätigt. Dabei bewegte man sich zunehmend in Richtung eines dirigistisch-radikaldemokratischen Staatswesens.

Von einschneidender Wirkung war die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und die Einrichtung eines Revolutionstribunals zur Aburteilung politisch missliebiger Personen. Das erste prominente Opfer des Tribunals war die ehemalige Königin Marie Antoinette, die am 16. Oktober hingerichtet wurde; 14 Tage später folgten die 31 hochrangigen, im Mai/Juni verhafteten Girondisten. Insgesamt fanden in Paris über 2 000 Personen den Tod durch die Guillotine, im Rest des Landes nochmals über 15 000 (über 1 600 wurden allein in Lyon auf Anordung Joseph Fouchés hingerichtet). Rechnet man die Todesfälle in den katastrophal überfüllten Gefängnissen und die Schnellverfahren auf dem Schlachtfeld hinzu, so belief sich die Zahl der Opfer der Schreckensherrschaft auf schätzungsweise 40 000 Menschen. Robespierre ergänzte diesen Schrecken (La Grande Terreur) um antireligiöse Vorschriften, er richtete den "Kult der Vernunft" und das "Fest des Höchsten Wesens" ein und ersetzte im Oktober 1793 den julianischen Kalender durch den republikanischen Kalender.

Im Kampf um die Macht und die politische Vorherrschaft behielt Robespierre zunächst die Oberhand. Am 24. März 1794 wurden Hébert und seine wichtigsten Verbündeten hingerichtet, Danton und seine Anhänger am 5. April. Schließlich richtete sich aber der Terror gegen ihn selber. Am 27.

Juli 1794, dem 9. Thermidor II nach dem Revolutionskalender, wurde Robespierre gestürzt, zusammen mit Saint-Just, Couthon und 98 weiteren Gefolgsleuten inhaftiert und folgenden Tages hingerichtet. Bis Ende 1794 stand der Nationalkonvent nun unter dem Einfluss der gemäßigten Republikaner, der so genannten "Thermidorianer". Das Direktorium und die Machtübernahme Napoleons: Ende September 1795 wurde die neue Direktorial-Verfassung angenommen; am 26. Oktober lösten sich Nationalkonvent und Wohlfahrtsausschuss auf, und am 31. Oktober 1795 trat das Direktorium (Directoire) als oberstes Regierungsorgan zusammen.

Durch das Zensuswahlrecht der neuen Verfassung wurde in Frankreich wieder die bürgerliche Klassengesellschaft festgeschrieben. Angriffe auf die neue Verfassung von Rechts und Links, von Royalisten und Jakobinern bzw. Früh-Kommunisten (Françoise Babeuf), konnte das Direktorium abwehren. Obwohl sich das Direktorium auf eine Reihe fähiger Führungspersönlichkeiten, wie Charles Maurice de Talleyrand-Périgord und Joseph Fouché stützen konnte, traten Misserfolge wie der durch die drastische Abwertung der Assignaten ausgelöste Staatsbankrott (30. September 1797) auf. Problematisch wirkte sich auch die entschiedene Gegnerschaft des restlichen Europa aus, das nahezu vollständig unter monarchisch-absolutistischer Herrschaft stand, und die militärischen Niederlagen der Franzosen gegen die antifranzösische Koalition.

Am 9. November 1799 (dem 18. Brumaire) setzte der korsische Artilleriegeneral Napoléon Bonaparte in einem Staatsstreich das Direktorium ab, erließ am 24. Dezember 1799 die Konsulatsverfassung und wurde selbst Erster Konsul. Damit war die Revolution innenpolitisch am Ende, wurde jedoch durch die Koalitionskriege und die napoleonischen Kriege in weite Teile Europas getragen.

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