Der überfall auf pearl harbor
Der Überfall auf Pearl Harbor
USA treten in den Zweiten Weltkrieg ein
Kaum ein anderes Ereignis hat die Geschichte der Vereinigten Staaten und das Selbstverständnis ihrer Bevölkerung derart nachhaltig beeinflusst wie der japanische Überraschungsangriff am 7. Dezember 1941 auf den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaìi.
Obwohl es Washington bereits gelungen war, den japanischen Funkcode weitestgehend zu entschlüsseln und die bis in den Spätherbst 1941 hinein geführten bilateralen Friedensgespräche an unüberwindbaren Interessengegensätzen zwischen den USA und Japan faktisch gescheitert waren, mussten mehr als 2.400 amerikanische Soldaten die vom Weißen Haus nicht zeitgerecht gegebene Warnung vor einem unmittelbar bevorstehenden Angriff der Japaner mit ihrem Leben bezahlen. Den von ihren Flugzeugträgern im Morgengrauen gestarteten japanischen Piloten gelang es innerhalb kürzester Zeit, einen erheblichen Teil der knapp 130 vor Anker liegenden Schiffe der amerikanischen Pazifikflotte zu versenken oder schwer zu beschädigen. Allerdings war es den Japaner bei ihrem Überraschungsangriff ohne vorangegangene Kriegserklärung nicht gelungen, die als Rückgrat der Flotte im Pazifik anzusehenden amerikanischen Flugzeugträger "USS Lexington" und "USS Saratoga" im Hafen von Pearl Harbor vernichten, da diese ausgelaufen waren.
Dennoch konnte diese Tatsache, die damals wie heute immer wieder zu Spekulationen über den wahren Wissensstand des seit 1932 regierenden US-Präsidenten Franklin Delano Roosevelt über die japanischen Absichten und die politischen Hintergründe seines Handelns Anlass gibt, darüber hinwegtäuschen, dass es trotz des zweifelsfrei bereits vorhandenen riesigen Industriepotentials der Vereinigten Staaten lange Zeit in Anspruch nehmen würde, bis allein der Verlust von fünf schweren Schlachtschiffen, mehr als einem Dutzend kleineren Schiffen und von mehr als 450 auf Hawaíi stationierten Militärflugzeugen überwunden werden konnte und in der Bevölkerung aufkeimende Befürchtungen vor einer japanischen Invasion auf dem amerikanischen Festland einer realistischeren Betrachtung wichen. Erheblich waren zudem auch die Beschädigungen an den drei Schlachtschiffen "USS Maryland", "USS Pennsylvania" und der "USS Tennesee", die ebenso wie die japanischen Luftangriffe auf die bedeutenden Flugplätze Hickham und Kaneohe, die militärischen Handlungsoptionen des Weißen Hauses beeinträchtigten. In der Tat war Japan, das während der Kämpfe um Pearl Harbor 29 Flugzeuge und fünf kleinere U-Boote verloren hatte, zum Zeitpunkt des Angriffs den Vereinigten Staaten militärisch überlegen. Es dauerte seine Zeit, bis die USA ihren entscheidenden geostrategischen Vorteil, nämlich umgeben von zwei schützenden Weltmeeren und ohne bereits in dem seit mehr als zwei Jahren tobenden Krieg in Europa direkt Verluste erlitten zu haben, zur Mobilisierung ihre riesigen natürlichen und industriellen Ressourcen nutzen und in militärische Schlagkraft umwandeln konnten. Die Einnahme Hongkongs, die Eroberung der Philippinen im Dezember 1941, die Besetzung Malaysias und Singapurs, der Einmarsch in die damalige britische Kronkolonie Hongkong und das Eindringen in Burma durch starke Heeresverbände, sowie die indirekte Bedrohung Australiens in den folgenden drei Monaten bewiesen die militärische Effizienz der japanischen Militärmaschinerie unter Kaiser Hirohito. Dies galt vor allem für die geschickt operierenden Marinekräfte, die im Kern aus den bereits im Dienst stehenden und erprobten sechs großen, vier kleineren Flugzeugträgern und acht Schlachtschiffen bestanden.
Dem Kaiserreich war es im Windschatten der europäischen Vorkriegskrisen, die die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit beansprucht hatten, gelungen, nach Abschluss des Feldzugs gegen die Mandschurei seit 1937 große Teile Ostchinas unter seine Kontrolle zu bringen, wobei amerikanische und japanische Interessenkonflikte in Südostasien vor allem seit der Besetzung Kantons im Jahr 1938 zunehmend ungebremster aufeinander trafen. Die Zielsetzung Japans, sich als Hegemonialmacht einen ostasiatischen Block abhängiger Staaten zu schaffen und hierbei die traditionellen europäischen Kolonialmächte, die USA und auch die Sowjetunion als Einflussgrößen im pazifischen Raum bewusst auszuschalten, war mit der Eroberung der Insel Hainan im Februar 1939 erneut sichtbar geworden. Von Hainan aus konnte nämlich der strategisch wichtige Seeweg nach Vietnam und China nahezu komplett kontrolliert und bei Bedarf von Tokio jederzeit unterbrochen werden. Die Stimmen in den USA, die die Beteiligung am Ersten Weltkrieg für einen großen Fehler hielten und deswegen in Isolationismus und strikter Neutralität in der Außenpolitik die Garantie gegen einen neuerlichen und verlustreichen Waffengang amerikanischer Soldaten sahen, waren immer noch lauter und zahlreicher zu vernehmen als die der Befürworter eines Eingreifens im Falle eines regional beschränkten Krieges in Europa oder Asien. Eine Umfrage unmittelbar nach dem deutschen Angriff auf Polen im September 1939 hatte ergeben, dass selbst zu diesem Zeitpunkt immer noch mehr als 84 Prozent der US-Bevölkerung gegen ein amerikanisches Eingreifen waren. Der aus seiner Abneigung gegen das nationalsozialistische Deutschland seit vielen Jahren keinen Hehl machende Präsident bekräftigte unter Druck dieser eindeutigen öffentlichen Meinung nochmals die Neutralität seines Landes.
Allerdings gelang es Roosevelt im November 1939, das generelle Waffenembargo gegenüber allen kriegführenden Staaten aufzuheben und ermöglichte es, mit der Verkündung des von ihm initiierten Vierten Neutralitätsgesetzes den von Deutschland bedrohten Ländern, in den USA Waffen zu kaufen. Mit der Überlassung von 50 Zerstörern aus dem Ersten Weltkrieg an Großbritannien Anfang September 1940 im Tausch gegen Stützpunkte auf britischen Besitzungen in Amerika setzte Roosevelt im Frühsommer nach dem Blitzfeldzug der deutschen Wehrmacht gegen Frankreich ein deutliches Zeichen, auf welcher Seite seine Sympathien lagen. Mit der Überlassung der 50 Zerstörer verließ Roosevelt zudem langsam den isolationistischen Kurs, nicht zuletzt mit Blick auf Japan, das die die Vorgänge in Europa für seine Expansionspolitik in Südostasien konsequent in Bezug auf die holländischen und britischen Kolonien zu nutzen versuchte. Roosevelts eindeutiger Wahlsieg im November 1940, mit dem zum ersten und einzigen Mal in der amerikanischen Geschichte ein Präsident für eine dritte Amtszeit gewählt worden war, bedeutete für die Washingtoner Administration zugleich den lange ersehnten größeren Freiraum bei der Gestaltung einer aktiveren Außenpolitik. Im Januar des Folgejahres begannen auf Weisung des im Amt bestätigten Staatsoberhaupts sofort geheime amerikanisch-britische Generalstabsbesprechungen, die die Grundzüge einer gemeinsamen Kriegführung im Falle eines Kriegseintritts der USA bestimmten und mit der Konzeption "Germany first" den Schwerpunkt in dem befürchteten Zwei-Ozean-Krieges gegen Deutschland und Japan auf den europäischen Kontinent legten. Mit der Verkündung des Lend-Lease-Act im März 1941 konnte Roosevelt gesetzlich regeln, dass an jedes Land Waffen verkauft oder verliehen werden durften, dessen Verteidigung für die USA von vitalem Interesse war.
Zudem hatten sich die USA seit der Besetzung Islands und Grönlands - auf britischen und dänischen Wunsch hin - seit Frühjahr 1941 in Europa eindeutig auch militärisch positioniert und verfügten über Luftwaffen- und Marinestützpunkte von strategischer Bedeutung. Mit seiner Entscheidung, als Reaktion auf die japanische Besetzung Süd-Indochinas ein Öl- und Handelsembargo über Japan zu verhängen und alle japanischen Guthaben in den USA zu sperren, machte Roosevelt im August 1941 deutlich, dass die Phase des amerikanischen Isolationismus endgültig ihrem Ende entgegenging, zumal bereits der deutsche Angriff auf die Sowjetunion den Präsidenten bewogen hatte, einen seiner engsten Berater nach Moskau zu schicken und Stalin direkte materielle Hilfe der USA beim Kampf gegen das Deutsche Reich anzubieten. Die ebenfalls im August erfolgte Verkündung der sogenannten "Atlantik-Charta" als wichtigstes Ergebnis des geheimen Treffens Roosevelts mit dem britischen Premierminister Churchill auf einem Kriegsschiff vor Neufundland, in dem das Selbstbestimmungsrecht der Völker, der freie Welthandel, die Freiheit der Meere und die Entwaffnung der Aggressorstaaten gefordert wurde, konnte nur als deutliche Warnung an die im "Dreimächtepakt" zusammengeschlossenen Staaten Deutschland, Japan und Italien verstanden werden. Bemerkenswert erschien in diesem Zusammenhang, dass die Japaner trotz aller Verbundenheit mit dem Deutschen Reich Hitlers Angebot, sich an einem Offensivbündnis gegen die Sowjetunion zu beteiligen, ablehnten und stattdessen an ihrem erst im April mit Stalin geschlossenen Neutralitätspakt festhielten. Erst der von Roosevelt in seiner ersten öffentlichen Reaktion auf den japanischen Angriff als "Tag der Schande" bezeichnete 7. Dezember 1941 sorgte dafür, dass die trotz der mit Besorgnis verfolgten Vorgänge in Europa und Asien immer noch neutralistisch und isolationistisch geprägte Meinung der amerikanischen Bevölkerung hinsichtlich eines militärischen Engagements der USA blitzartig ins Gegenteil umschlug.
Hitlers Kriegserklärung an die Vereinigten Staaten vier Tage später weitete die bislang auf Ostasien und Europa regional beschränkt gebliebenen Kriege der vergangenen zwei Jahre plötzlich zu einer globalen Auseinandersetzung aus und wies den USA automatisch eine Hauptrolle zu, da sie einer zumindest auch nach dem japanischen Angriff immerhin noch theoretisch vorstellbaren amerikanischen Neutralitätspolitik auf dem europäischen Kontinent im Vorhinein jeglicher Grundlage beraubte. Für den deutschen Diktator war es bezeichnend, dass er im Vorfeld der Kriegserklärung nicht einmal die Abteilungsleiter des Wehrmachtsführungsstabs von diesem weitreichenden Entschluss informiert hatte und der Chef des Wehrmachtsführungsstabes, General Jodl, seinen nach eigenen Angaben von der Kriegserklärung "äußerst überraschten" damaligen Leiter der Abteilung Landesverteidigung, General Warlimont, unmittelbar nach der vom Rundfunk übertragenen Kriegserklärung lediglich telefonisch anwies, eine Beurteilung der neuen Lage zu machen. Weil bislang ein solches Szenario im Vertrauen auf Hitlers Aussage, keinen Zweifrontenkrieg führen zu wollen, nicht durchgespielt worden war, lagen auch keine Unterlagen hierfür bereit. Jodl verabschiedete sich telefonisch aus Berlin von dem im "Führerhauptquartier" gebliebenen Warlimont mit den Worten: "Sehen Sie zu, was Sie machen können. Wenn wir morgen zurück sind, können wir das Nähere besprechen." Die Ausweitung eines rassenideologisch motivierten Vernichtungskrieges und die von den Nationalsozialisten im Rahmen der knapp fünf Wochen später stattfindenden "Wannseekonferenz" geplanten und industriell durchgeführten Vernichtung von Millionen von Juden besaß trotz der kaum mehr lösbaren Probleme der in Eis und Kälte vor Moskau erstarrten deutschen Ostfront für die Führung des "Dritten Reiches" offensichtlich die allerhöchste Priorität.
Die deutsch-japanischen Militärbeziehungen wirkten sich aufgrund der räumlichen Distanz der Kriegsschauplätze und der bereits erwähnten Tatsache, dass Japan trotz mehrfacher Aufforderung von deutscher Seite nicht zum Kriegseintritt gegen die Sowjetunion an der Seite Hitlers zu bewegen war, kaum spürbar in der von den Achsenmächten gewünschten Form aus, sondern beschränkten sich in der Folgezeit lediglich auf Besuche japanischer Offiziere im deutschen Hauptquartier. In diesem Zusammenhang verdient Erwähnung, dass kein japanischer Offizier - nicht einmal der von Hitler gelegentlich empfangene Botschafter General Oshima - an den Lagebesprechungen im "Führerhauptquartier" teilnehmen durfte. Nachdem es dem amerikanischen Marinenachrichtendienst bis Frühjahr 1942 gelungen war, den japanischen Funkcode vollständig zu entschlüsseln, wusste Admiral Nimitz als Oberbefehlshaber der US- Pazifikflotte, dass die Japaner in der Korallensee ein direktes Aufeinandertreffen der Flugzeugträgergruppen planten. Am 7. und 8. Mai 1942 fand die erste Flugzeugträgerschlacht der Geschichte, bei dem kein Kriegsschiff Sichtkontakt mit einem feindlichen Schiff hatte, in der Korallensee statt.
Die Japaner verloren in der Korallensee zwei Flugzeugträger und hatten an einem weiteren Träger schwere Beschädigungen zu verzeichnen, während die US-Marine die Versenkung des Flugzeugträgers "USS Lexington" hinnehmen und die Beschädigung der "USS Yorktown" an das Weiße Haus melden musste. Zur eigentlichen Wende des Krieges wurde jedoch die Schlacht bei den Midway-Inseln am 5. Juni 1942, als es amerikanischen Trägerflugzeugen trotz des Verlusts der bereits in der Schlacht in der Korallensee beschädigten und im Flottenstützpunkt Pearl Harbor in kürzester Zeit lediglich notdürftig reparierten "USS Yorktown" innerhalb von wenigen Stunden gelang, vier feindliche Flugzeugträger zu versenken und die bis dahin immer noch bestehende japanische Seeherrschaft zu brechen. Zu diesem Zeitpunkt war die Initiative auf dem pazifischen Kriegsschauplatz endgültig auf die Seite der USA übergegangen, die in einer Reihe amphibischer Operationen Inseln erobern konnten, von denen aus sie ihre Luftüberlegenheit gegenüber Japan zur Geltung bringen konnten. Die Besetzung und wahrscheinlich noch viel mehr das erfolgreiche Halten von Guadalcanal durch US-Marineinfanteristen gegen die kaiserliche Armee war von der Symbolwirkung im Januar 1943 für den Krieg im Pazifik von gleicher Bedeutung wie die fast zeitgleiche Kapitulation der deutschen 6. Armee in Stalingrad und läutete eine neue Phase in der globalen Auseinandersetzung ein.
Durch den Verlust von weiteren drei Flugzeugträgern und 460 Flugzeugen seitens der Japaner deutete sich im Juni 1943 nach der Schlacht in der Philippinen-See eine neuerliche und unumkehrbare Verschiebung der Seeherrschaft zu Gunsten der USA an, die ihre Verluste durch konsequenteste Ausschöpfung ihrer riesigen industriellen Ressourcen im Gegensatz zu den immer stärker unter Rohstoffknappheit leidenden Japanern zu ersetzen vermochten. Zwar war bei nüchterner Betrachtung unübersehbar, dass die USA trotz ihrer Konzentration auf den Hauptgegner Deutschland die Japaner immer mehr in die Defensive gedrängt hatten, doch zeigte sich immer wieder, dass japanische Soldaten nicht in Gefangenschaft gingen, sondern vielmehr fanatischen Widerstand auch jenseits militärischer Sinnhaftigkeit leisteten. Ihren deutlichsten und von den Amerikanern am meisten gefürchteten Ausdruck fand diese Haltung im Einsatz von "Kamikaze-Piloten", die als Selbstmordkommando den Amerikanern und deren Verbündeten immense Verluste beibringen sollten, was beispielsweise bei der Versenkung des Trägers "USS St. Lo" während der Schlacht im Leyte-Golf am 29. Oktober 1944 auch gelang. Hier hatte sich ein "Kamikaze" mit seinem mit Bomben vollgeladenen Flugzeug auf den US-Träger gestürzt.
Aber auch auf dem amerikanischen Festland spiegelte sich die von Hass und teilweise irrationaler Propaganda verzerrte gegenseitige Wahrnehmung der Kriegsgegner durch die pauschale und vom Standpunkt der Rechtmäßigkeit vor allem in ihrer undifferenzierten Durchführung fragwürdigen Internierung zehntausender US-Amerikanern japanischer Herkunft in von US-Militär streng bewachten Camps wider. Die Notwendigkeit der Internierung dieser gesamten Bevölkerungsgruppe wurde von der US-Regierung mit der Befürchtung mangelnder Loyalität zu den USA während des Krieges gegen Japan begründet. Als zusätzlicher Beleg für die unmenschliche Härte der Kämpfe kann die Eroberung von Iwo Jima dienen, als vom 19. Februar 1945 nach 72-tägiger Bombardierung durch Luftwaffe und Beschießung durch Schiffsartillerie die amerikanische Marineinfanterie bis zur symbolischen und in nahezu jedem amerikanischem Geschichtsbuch als Foto abgedruckten Flaggenhissung auf dem Mount Suribachi vier Tage später mehr als 6.800 Gefallene zu beklagen hatte. Während der Gefechte fiel fast die gesamte 22.
000 Mann starke japanische Besatzung der Insel, ohne dass es eine nennenswerte Anzahl von in Kriegsgefangenschaft geratenen Soldaten des nach altjapanischer Tradition von Bevölkerung und Militär als Gottheit verehrten Kaisers - des Tenno - gegeben hatte. Die im März beginnende Besetzung Okinawas als unverzichtbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Invasion des Kaiserreichs brachte ähnliche Verluste und ließ die Hoffnung, dass Japan die Kampfhandlungen einstellen würde, trotz der im Mai 1945 inzwischen erfolgten deutschen Kapitulation, die den Zweiten Weltkrieg in Europa beendete, illusorisch erscheinen. Obwohl die Japaner allein in den unmittelbaren Kämpfen um Okinawa 7830 Flugzeuge, davon 1900 Kamikazes, verloren hatten und sowohl die Flotte als auch die Luftwaffe und das Heer somit in operativer Hinsicht so gut wie zerschlagen waren, dauerte es trotzdem noch bis zum 24. Juli , bis sich auf Okinawa nach vier Monaten erbittert geführter Gefechte die letzten japanischen Verbände den US-Streitkräften ergaben. Der nach dem plötzlichen Tod seines Amtsvorgängers Roosevelt im April 1945 als neuer Präsident der USA vereidigte Harry S. Truman wurde von den amerikanischen Planungsstäben aufgrund dieser Erfahrungen dahingehend unterrichtet, dass das endgültige Niederringen Japans eine dem verlustreichen Vorgehen in Europa ähnlichen Feldzug erforderlich machen würde.
Auch deswegen setzte Truman darauf, die Sowjetunion zum Eintritt in den Krieg gegen Japan zu bewegen, zumal der japanische Widerstand trotz der sich immer mehr verstärkenden und die Industriezentren Japans weitgehend lähmenden anglo-amerikanischen Luftangriffe und des amerikanischen Vordringens von Inselgruppe zu Inselgruppe im engen Zusammenwirken von Heer, Luftwaffe und Marine - im Sprachgebrauch der US-Soldaten wurden diese logistisch schwer zu bewerkstelligenden amphibischen oder triphibischen Operationen verniedlichend als "Island - Hopping" ("Insel-Hüpfen") bezeichnet - weiterhin große Verluste befürchten ließ. Einen Tag vor Beginn der Potsdamer Konferenz, am 16. Juli 1945, gelang den USA in New Mexico die erste Detonation einer Atombombe und damit sah sich der neue amerikanische Präsident vor die schwierig zu beantwortende Frage gestellt, ob die zu erwartenden Opfer eines weiteren Waffengangs auf dem japanischen Festland den Einsatz einer Massenvernichtungswaffe gegen eine japanische Stadt moralisch rechtfertigten. Die japanische Antwort auf den am 26. Juli 1945 abgesandten ultimativen Appell zur bedingungslosen Kapitulation wurde von den "Großen Drei" in Potsdam als aus ihrer Sicht unzureichend abgelehnt und mit dem Abwurf der ersten amerikanischen Atombombe auf Hiroshima beantwortet. Zwei Tage später erklärte die UdSSR Japan den Krieg und begann ihrerseits die binnen kürzester Zeit erfolgreiche Offensive zur Eroberung der Mandschurei, Koreas und der Kurilen-Inseln, während die japanische Regierung ein neuerliches Kapitulationsultimatum trotz des Atombombeneinsatzes zurückwies.
Erst der Abwurf einer zweiten Atombombe auf die Hafenstadt Nagasaki am 9. August veranlasste am Folgetag den 124. Tenno, Kaiser Hirohito, auf die Absendung eines Kapitulationsangebotes durch seine Regierung hinzuwirken. Mit dem am 14. August erklärten Einverständnis der Japaner, die Einsetzung einer alliierten Militärregierung in Japan zu akzeptieren und den japanischen Kaiser als Ausführungsorgan mit der Durchführung der besatzungspolitischen Beschlüsse von Potsdam zu beauftragen, waren die militärischen Auseinandersetzungen im Pazifik für die USA faktisch beendet, wenngleich erst der darauffolgende Tag zum "V(ictory) J(apan)- Day" - zum offiziellen Siegestag der Alliierten über Japan erklärt wurde. Bereits die strikte Weigerung Stalins der dringenden Bitte Trumans zu entsprechen, eine der von den Sowjets im August eroberten zentral gelegene Kurilen-Insel den USA als Militärstützpunkt zu überlassen, offenbarte, dass die in Potsdam demonstrativ nach außen hin nur noch mühsam gezeigte Einigkeit unter den ehemals gegen Japan und das Deutsche Reich verbündeten Staaten bereits am Zerbrechen war.
Die Schwerpunkte der Weltpolitik hatten sich kaum eine Woche nach dem "VJ-Day" inzwischen schon derartig auf den Gegensatz zwischen den aus dem Weltkrieg hervorgegangenen Supermächten Sowjetunion und den USA verschoben, dass der Kalte Krieg bereits zu diesem Zeitpunkt erste sichtbare Konturen erhielt. Die auf dem amerikanischen Schlachtschiff "USS Missouri" von General MacArthur als Vertreter der USA am 2. September 1945 entgegengenommene Kapitulation Japans beendete offiziell den Zweiten Weltkrieg auch im Pazifik und sah die Vereinigten Staaten als Weltmacht aus dem Konflikt hervorgehen, der sie vor 60 Jahren mit dem Angriff Japans auf Pearl Harbor zunächst an den Rand einer vernichtenden Niederlage geführt hatte.
Mit Kamikaze-Selbstmordfliegern griff die japanische Luftwaffe amerikanische Schiffe im Zweiten Weltkrieg an. Es war für Japaner eine Ehre, so für den Kaiser sterben zu dürfen.
Kaiser Hirohito wurde als Gottkönig verehrt.
Hier nimmt er zu Pferd eine Truppenparade ab.
Noch im August 1941 zögerte Amerika, seine Isolationspolitik aufzugeben. An Bord des Schlachtschiffs "Augusta" verabschiedeten der britische Premierminister (v.r.) Winston Chirchill und US-Präsident (li.) Franklin D.
Roosevelt die Atlantik-Charta.
Der Dreimächtepakt zwischen Deutschland, Japan und Italien bestand im September 1941 ein Jahr. Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop (m.) spricht mit dem italienischen Botschafter Alfieri (l.) und dem japanischen Botschafter General Oshima (r.).
Schlachtschiff "USS Virginia" sinkt im Hafen von Pearl Harbor.
Nach der Erstürmung der Pazifikinsel Iwo Jima 1945 richten Soldaten des US-Marinecorps die amerikanische Flagge auf.
Die zweite amerikanische Atombombe fiel am 9. August 1945 auf die japanische Hafenstadt Nagasaki. Erst danach war Japan zur Kapitulation bereit.
Auf der "USS-Missouri" unterzeichnete der japanische Außenminister Mamoru Shigemitsu (mit Stock) die japanische Kapitulation.
Zusammenfassung: Vor 60 Jahren hat Japan mit einem Überraschungsangriff den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii angegriffen. Die Interessengegensätze zwischen den USA und Japan sind bereits seit den 1930er Jahren durch die Versuche Japans, sich als Hegemonialmacht in Südostasien einen Block abhängiger Staaten zu schaffen und den Einfluss europäischer Kolonialmächte und der USA in dieser Region rigoros und unter Einsatz militärischer Mittel zurück zu drängen, entstanden. Die seit Beginn des Zweiten Weltkrieges in Europa von der US-Administration verfolgten Neutralitätspolitik gegenüber dem mit dem Kaiserreich verbündeten nationalsozialistischen Deutschland geht im August 1941 in den Status eines undeclared war - eines unerklärten Krieges über. Unmittelbar nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion leisten die USA Militärhilfe. Erst der Angriff auf Pearl Harbor bedeutet das Ende des amerikanischen Isolationismus. Auch nach der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches setzt Japan den Widerstand fort und fügt bis zum Abwurf der ersten Atombombe auf Nagasaki den Vereinigten Staaten hohe Verluste zu.
Die USA gehen letztlich aus dem Weltkonflikt, der sie an den Rand einen verheerenden Niederlage gebracht hatte, als Weltmacht hervor. Die Auseinandersetzung zwischen Stalin und Truman um die Kurilen - Inseln zeigt sich bereits als Indikator für den Beginn des Kalten Krieges.
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