Die frühen karolinger, die ahnen karls des grossen
Der Niedergangdes
merowingischen Koenigtums ging einher mit dem Aufstieg eines bestimmten Hofamtes, dass des Hausmeiers (Majordomus). Urspruenglich bot dieses Amt wohl wenig
Aufstiegsmoeglichkeiten, wahrscheinlich kuemmerte sich der Hausmeier um die Belange der
koeniglichen Ehefrau. Das Amt gewann ueber die Zeit hinweg dennoch an Einfluss und war
bald das begehrteste Sprungbrett zur Macht fuer einflussreiche Adelsfamilien.
Eben dieses Amt bekleidete einer der
Ahnherren Karls des Grossen, naemlich Pippin der Aeltere. Ein weiterer Ahnherr war Arnulf,
Bischof von Metz. Daraus geht hervor, dass die Familie nach ihren beiden bekanntesten
Abkoemmlingen benannt wurde, naemlich Karl dem Grossen und Karl Martell.
Ansonsten
waere naemlich die Bezeichnung Pippiniden oder Arnulfinger naheliegender
gewesen.
Die Familien stammte aus dem austrischen
Reichsteil. Austrien ist im Gebiet um Metz, Ingelheim und Aachen zu suchen und war
neben Neustrien (Nordfrankreich einschliesslich Soissons und Paris) der einflussreichte
Reichsteil. Vorgaenger von Arnulf und Pippin d. Ae. lassen sich nicht mehr ermitteln,
allerdings geben die Chronisten der Karolinger fraenkische Adelsgeschlechter und roemische
Senatorenfamilien als Ursprung der Familie an.
In der Zeit der ersten nachweislichen
Karolinger regierte Koenig Dagobert I., der in Paris residierte und einer der letzten
tatkraeftig regierenden Merowinger war. Er konnte die Reichseinheit jedoch nicht bewahren,
sondern teilte sein Reich auf. So machte er beispielsweise seinen dreijahrigen Sohn Sigibert
III. zum Unterkoenig in Austrien (Hauptstadt Metz). Auch die Nachfolger Dagoberts
teilten das Reich weiter auf.
Der Tod Dagoberts (639) fiel uebrigens ungefaehr zusammen
mit dem Ableben von Pippin (640) und Arnulf (639).
Ein Sohn Pippins
folgte ihm in das Amt des Hausmeiers (643), naemlich ein gewisser Grimoald. Schon
zu dieser Zeit waren die Merowingerkoenige offenbar voellig machtlos und der Hausmeier
hatte nahezu alle koenigliche Gewalt inne. Grimoald war der erste seiner Familie, der die
Koenigswuerde offen anstrebte. Dabei war ihm allerdings wenig Glueck beschieden.
Er hatte sich das Jahr 656 fuer seinen
geplanten Staatstreich ausgesucht (der als solcher uebrigens auch in die Geschichte
einging).
In diesem Jahr starb der austrische Merowingerkoenig Sigibert III. Zuvor hatte
Grimoald seinen eigenen Sohn Childebert durch den Merowinger adoptieren lassen,
welcher daraufhin den Beinamen adoptivus erhielt. Diesen Childebert setzte Grimoald
nun auf den Thron, waehrend er den eigentlichen Thronerben Dagobert auf
"Pilgerfahrt", oder anders gesagt ins Exil, nach Irland schickte. Grimoald hatte
sich allerdings verspekuliert. Die Macht der Karolinger war laengst noch nicht gross
genug, um eine Staatsumwaelzung durchfuehren zu koennen. Es kam zu heftiger
Adelsopposition in Austrien, die darin gipfelte, dass Grimoald 662 gefangen und getoetet
wurde.
Was aus Childebert adoptivus wurde, ist ungewiss. Damit war die maennliche
Nachfolgerlinie Pippins des Aelteren ausgestorben.
Eine Tochter
Grimoalds, die Begga heiratete den Sohn Arnulfs von Metz, den Ansgisel. Der
andere Sohn Arnulfs, ein gewisser Chlodulf, folgte ihm in das Amt des Bischofs von
Metz. Aus der Ehe Beggas und Ansegisels entsprang Pippin der Mittlere
(interessanterweise wurde der Sohn nach dem Grossvater muetterlicherseits benannt, was
vielleicht zeigt, das starke Frauen im Frankenreich durchaus einflussreich sein konnten).
Diesem Pippin II.
war es beschieden, die Scherben, die Grimoald mit seinem missglueckten
Staatsstreich hinterlassen hatte, wieder zusammenzufuegen und seiner Familie den Weg zur
Koenigswuerde zu ebnen.
Langsam baute sich Pippin wieder eine
Hausmacht auf, wobei er allerlei rivalisierende Adelsgeschlechter in Austrien ausschalten
musste. Um an Einfluss zu gewinnen, heiratete er die Plektrud, aus einer reichen
Familie, die ueber einen grossen Einfluss verfuegte und diesen niemals verlor.
Vor allem in den spaeten siebziger und
achtziger Jahren des siebten Jahrhunderts kaempfte Pippin heftig gegen die Neustrier.
Diese kaempften unter ihrerm Hausmeier Ebroin im Namen irgendeines Merowingers
ebenso um die Gesamtherrschaft im Frankenreich. Ebroin wurde 680 ermordet, aber es folgten
ihm andere nach.
Pippin leistete erbitterten Widerstand und konnte sich schliesslich 687
bei Tertry durchsetzen. Die Neustrier und die verbuendeten Burgunder wurden
geschlagen, Pippin zum Hausmeier aller Reichsteile und sein Amt erblich.
Pippin erwies sich als faehiger Herrscher
(obgleich noch immer nominell nur Diener eines Merowingers). Er trieb die Missionierung
Deutschlands voran. Er unterstuetzte die Angelsachsen Wilfried und Willibrord
(die Briten waren besonders eifrige Pilger und Missionare), die im reichen Friesland
missionierten. Spaeter unterstuetzte Pippin auch den beruehmten Bonifatius, wohl
auch, da er sich einen groesseren Einfluss auf die Friesen, die zu der Zeit noch ein
Herzogtum besassen, erhoffte.
Schliesslich musste der letzte Erbe des friesischen Herzogs
eine von Pippins Toechtern heiraten.
702 machte Pippin einen seiner Soehne, den Grimoald
zum Hausmeier eines Teilreiches. Es bestand der Plan, sein Erbe unter jenem Grimoald,
dessen Bruder Drogo und einem Sohn aus einer Friedelehe mit der Chalpaida
(eine Nebenfrau, die dennoch nicht rechtlos war. Friedelehen waren im Frankenreich in
germanischer Tradition allgemein ueblich) namens Karl. Pippins Plan ging jedoch
nicht auf, denn noch vor seinem Tod 714 starben sowohl Grimoald als auch Drogo.
Nach 714 waren im
Frankenreich wieder Machtkaempfe und Thronstreitigkeiten angesagt.
Plektrud wollte die
Nachfolge Karls nicht anerkennen, sondern machte einen ihrer Enkel zum Hausmeier, nachdem
Karl verhaftet worden war. Ihr Auserwaehlter war Theudewald, ein unehelicher Sohn
Drogos. Warum sie nicht einen der ehelichen Nachkommen ihrer Soehne waehlte, ist nicht
bekannt.
Karl wollte sich mit dieser unbefriedigenden
Situation allerdings partout nicht abfinden und entfloh der Haft, um sein Glueck zu machen
und schliesslich als Karl Martell in die Geschichte einzugehen.
Die Neustrier rebellierten bald gegen den
ihnen von Plektrud vorgesetzten Theudewald, denn sie erkannten, dass seine Grossmutter in
Wirklichkeit die Zuegel in der Hand hielt. 715 traf man aufeinander und Theudewald holte
sich eine blutige Nase.
Zum ersten Mal nach 687 (Tertry) hatten die Neustrier wieder die
Oberhand im Frankenreich. Koenig Dagobert III. wurde nun genoetigt einen der ihren, den Raganfrid,
zum Hausmeier zu machen. Da der Koenig jedoch bald darauf starb, wurde schnell ein
gewisser Chilperich II. zum Koenig gemacht. Die Neustrier drangen nun tief in
austrische und karolingische Stammlande ein, unterstuetzt vom Friesenherzog Radbod
und belagerten sogar Koeln, wo Plektrud sich eingeigelt hatte.
Karl war inzwischen nicht untaetig sondern
konnte sich eine ansehnliche Gefolgschaft aufbauen, hauptsaechlich austrische Adelige, die
den Verkust ihrer Macht an die Neustrier fuerchteten. Der Mut und der Wille Karls, welche
ihn beruehmt machen und seiner Familie seinen Namen geben sollte, zeigten sich, als er
nach einer empfindlichen Niederlage gegen die Friesen anstatt aufzustecken die Neustrier
angriff, die er in einem Scharmuetzel bei Ambléve schlagen konnte. Am 21. 3.717
hatte Karl genug Anhaenger gewonnen, um gegen Raganfrid bei Vichy antreten zu
koennen. Er siegte und zog sogleich nach Koeln, um seine widerspenstige Stiefmutter zu
entmachten.
Diese erkannte seine Rechte endlich an und begab sich selbst ins Kloster.
Karl erhob einen Gegenkoenig Chlothar IV.
und drang nun seinerseits nach Neustrien vor. 718 eroberte Karl Orleans, drang ueber
Soissons bis nach Paris vor und vertrieb Raganfrid, der sich in Anjou verkriechen
musste. Die Neustrier lieferten Karl Koenig Chilperich II. samt dessen Staatsschatz aus,
woraufhin Karl diesen anstatt des rasch verstorbenen Chlothars als Koenig anerkannte.
721
folgte Koenig Theuderich IV., ueber den nichts weiter bekannt ist. Damit war die
soagenannte Sukzessionskrise um die Nachfolge Pippins II. eigentlich beendet und
gilt mit dem Tod der Soehne Drogos 723 als endgueltig abgeschlossen.
Anders als sein Vater Pippin, der eher auf
Grenzsicherung bedacht war, ging der agile Karl sogleich daran seinen Machtbereich
auszudehnen. Noch im Herbst 718 drang Karl in saechsisches Gebiet vor (die Sachsen hatten
gegen ihn gekaempft) und stiess bis zur Weser vor.
Es war der Beginn einer
Auseinandersetzung, die erst sein Enkel Karl der Grosse in einem zaehen Ringen etwa 90
Jahre spaeter beenden konnte. Auch nach Friesland stiess Karl mehrmals vor, wo er nach
Herzog Radbods Tod auf weniger Widerstand stiess. Karl stellte die fraenkische
Oberherrschaft ueber die Rheinmuendung wieder her. Um das Gebiet gaenzlich zu befrieden,
blieben aber Vorstoesse in die Region bis 733 noetig. Dennoch war das friesische Herzogtum
erloschen.
Auch gegen innerfraenkische Herzoege trat
Karl an, so beispielsweise gegen die Alemannen.
Nach mehreren Vorstoessen gegen diese,
welche vor allem dazu dienten, den Durchmarsch nach Bayern zu erzwingen, zog Karl 730
speziell gegen die Alemannen, deren Herzog Lantfrid wohl im Kampf gegen ihn fiel.
Auch wenn er als Erben einen Bruder namens Theudobald hinterliess, sah Karl die Alemannen
als erledigt an.
Desweiteren zog Karl gegen Bayern, 725 und
728, machte allerlei Gefangene, jedoch wurde die Entscheidung ueber das Herzogtum auf
spaetere Zeiten vertagt. Karl stand bald allerdings einer seiner groessten
Herausforderungen entgegen, eine Herausforderung die angeblich fuer das Abendland so
entscheidend war, wie der Sieg Roms ueber Hannibal.
711 waren die Araber ins Westgotenreich
vorgedrungen. Tarik, aus der beruehmten arabischen Herrscherdynastie der Omajaden,
setzte nach Gibraltar ueber und besiegte bald darauf die Westgoten unter ihrem Koenig Roderich.
Damit war der Eroberungsdurst der Araber aber noch nicht gestillt. Im Eiltempo unterwarfen
sie Spanien bis zu den Pyrenaeen und rueckten dann nach Fankreich, in die fruehere
roemische Narbonnensis, ein, Narbonne fiel 720. 723 versuchte Herzog Oldo
von Aquitanien, der 721 erfolgreich Toulouse verteidigt hatte, durch eine Heirat ein
Buendnis mit den Arabern zustande zu bringen, denn so wie es aussah, hatte er die Wahl
zwischen den Omajaden oder den Franken, die sich ihm bald zuwenden wuerden. Die Heirat kam
jedoch nicht zustande und bis 725 gingen weite Landstriche verloren. Als auch noch Karl
731 in Aquitanien einfiel gab Herzog Oldo auf und bat den Frankenkoenig um Hilfe gegen den
erfolgreichen arabischen Eroberer Abd ar-Rachman. 732 traf man bei Tours und
Poitiers auf die Araber und dank dieser Schlacht erhielt Karl von spaeteren Chronisten
den Beinamen Martell, der "Schmiedehammer".
Der unbeweglichen aber
kraeftigen fraenkischen Kavalerie auf ihren Kaltblueterpferden gelang es, die Araber auf
ihren schnellen, warmbluetigen Stuten einzukesseln und erkaempfte einen glanzvollen Sieg.
Auch in den folgenden Jahren kaempfte Karl Martell heftig gegen die Araber, gemeinsam mit
den verbuendeten Langobarden unter ihrem Koenig Luitprand. Es war wohl
weniger der grosse Sieg von Tours und Poitiers, als die kontinuierliche Gegenwehr in den
folgenden Jahren, die der arabischen Expansion bis 738 endgueltig ein Ende setzte.
Das Jahr 737 sah interessante Ereignisse. Der
Merowingerkoenig Theudewald IV. starb.
Karl Martell war inzwischen so maechtig, dass er
darauf verzichtete, einen weiteren Koenig zu erheben. Als Hausmeier regierte er die
letzten Jahre seiner Herrschaft mit allen koeniglichen Machtbefugnissen. Die eigentliche
Koenigswuerde scheint er nicht angestrebt zu haben. Im selben Jahr wurde er mit einem
weiteren Problem konfrontiert, mit welchem sich spaeter seine Erben herumschlagen muessen.
Die Langobarden unter Luitprand dehnten sich in Italien hemmungslos aus, wobei sie sowohl
byzantinisches Gebiet (das Exarchat) angriffen (dessen Hauptstadt Ravenna fiel 730
sogar an die Langobarden, ging allerdings waehrend einer Krankheit Luitprands 737 wieder
verloren), als auch paepstliches, obwohl sie eigentlich katholisch waren. Sie intrigierten
sowohl mit dem Exarchen, als auch mit dem Papst, um Gebietsgewinne zu erreichen und waren
dabei so erfolgreich, dass der Papst bald Blut und Wasser schwitzte.
So entsendete Gregor
III. schliesslich eine Bittgesandschaft an Karl Martell, ihm die Langobarden vom Hals
zu schaffen, wobei Karl symbolisch der St.Peters-Schluessel ueberreicht wurde. Karl musste
jedoch ablehnen, da er die Hilfe der Langobarden gegen die Araber noch benoetigte.
Interessant am Verhalten des Papstes ist, dass er sich an den fraenkischen Germanenkoenig
wendete und nicht an den Kaiser in Byzanz, seinen eigentlichen Schutzherrn. Es begann die
Abnabelung von der Ostkirche, welche eng verbunden mit dem Aufstieg der Karolinger war.
Vorlaeufig musste Gregors Nachfolger Zacharias sich selbst mit den Langobarden
auseinandersetzen, die unter Luitprand noch das Herzogtum Spoleto eroberten, bis
der Langobardenkoenig 744 starb.
Karl Martell war schon
vor ihm, 741, gestorben und hinterliess zwei erbberechtigte Soehne, die sich die
Herrschaft teilen mussten: Karlmann und Pippin der II., der Juengere. Die beiden
mussten sich offenbar erst gegen einen weiteren Sohn Pippins duchsetzen: Grifo, der
jedoch waehrend seinem Revolutionsversuch gefangengesetzt wurde, "geschoren"
(Tonsur verpasst kriegen) und ins Kloster gesteckt wurde.
Die beiden teilten das Reich in Ost
(Karlmann) und West. Interessant an ihrer gemeinschaftlichen Herrschaft ist ihr scheinbar
eintraechtigeres regieren und das Karlmann offenbar der aktivere von beiden war.
So
wendeten sich paepstliche Gesandschaften, entsendet wegen der langobardischen Bedrohung,
zu Beginn der vierziger Jahre des 8. Jahrhunderts an Karlmann und nicht an den juengeren
Pippin.
Gemeinsam griffen die beiden Brueder 742
Aquitanien an und eroberten dort Bourges, was Herzog Hunoald fuer einige Jahre in
die Schranken wies. Im selben Jahr stuermten die Brueder Alemannien. Die Fuehrung dieser
Unternehmungen hatte offenbar Karlmann inne, doch Pippin wurde mehr und mehr zur
staerkeren Persoenlichkeit.
743 wurden die beiden wegen der starken
Adelsopposition, die einen Merowingerkoenig wollte, dazu gezwungen, einen weiteren
Schattenkoenig zu erheben, Childerich III.
, der die Ehre haben wuerde, die
Herrschaft seiner Dynastie zu beenden. Offenbar glaubten sich die beiden Brueder nicht so
sicher wie ihr Vater Karl Martell, weshalb sie auf den Merowingerkoenig zur Integration
neustrischer und austrischer Adelsfamilien setzten. Im selben Jahr zogen die Brueder gegen
den ungeliebten Schwager und Unruhestifte Odilo von Bayern, den sie beim Uebergang
ueber den Lech schlagen konnten (anders als der beruehmte Schwedenkoenig Gustav-Adolf,
der hier waehrend des Dreissig Jaehrigen Krieges den Durchmarsch erzwingen wollte und von
Wallenstein aufgehalten wurde). Nach seiner Flucht erkannte Odilo die fraenkische
Oberhoheit erneut an, womit sich die Franken begnuegten. Spaeter im Jahr fuehrte Karlmann
dann noch Strafexpeditionen gegen die Ostsachsen, die mit Odilo in den Kampf gezogen
waren.
Auf dem Hoftag zu
Dueren erklaerte Karlmann dann ziemlich ueberraschend seinen Ruecktritt vom
Hausmeieramt, welches er nun allein seinem Bruder ueberliess.
Das Fruehjahr hatte noch
einen gemeinsamen Feldzug der Brueder gegen Aquitanien gesehen. Was Karlmann zu dieser
Entscheidung brachte, liegt im Dunkel der Geschichte. Streitigkeiten zwischen den Bruedern
sind nicht bekannt, ebensowenig wie etwa eine heftige Adelsopposition gegen Karlmann. Er
scheint einfach auf einmal das Interesse an Politik verloren zu haben und ueberliess
seinem ambitionierten Bruder das Revier. Historikern gibt dieser Entschluss noch immer
Raetsel auf, es herrscht allgemeine Hilflosigkeit bei Erklaerungsversuchen.
746 fuehrte Karlmann dann einen Vorstoss nach
Alemannien, woraufhin das alemannische Herzogtum endgueltig erlosch.
Im Herbst 747
erklaerte Karlmann schliesslich, er wolle sich scheren lassen und Moench werden, angeblich
aus Reue ueber die blutige Unterdrueckung der Alemannen. Er zog sich nach Italien ins
Kloster Montecassino zurueck, Pippin war nun unangefochtener Alleinherrscher
(abgesehen von dem offiziellen Schattenkoenig).
Inzwischen war Herzog Odilo von Bayern
gestorben, weshalb sich die Opposition gegen Pippin hier unter dem Bruder Grifo
versammelte. 749 fegte Pippin erneut durch Bayern und brachte das Land zur Raison. Der
Sohn Odilos, Tassilo, wurde unter der Vormundschaft seiner Mutter Hiltrud
Herzog von Bayern, uebrigens der letzte. Grifo floh erneut, diesmal nach Aquitanien.
Auch
von dort musste er fliehen, bis er schliesslich 753 beim Versuch die Alpen zu ueberqueren
um den Langobarden im Kampf gegen Pippin beizustehen getoetet wurde.
Die Langobarden waren mittlerweile zum
Problem fuer den fraenkischen Hausmeier geworden. Unter ihrem neuen Anfuehrer Eisthulf
terrorisierten sie Italien und der Papst entsandte Jahr um Jahr Bittgesandschaften, um die
Hilfe Pippins zu erlangen. Unter diesem Druck gelang Pippin ein Coup, der ihn von seinen
erfolgreichen Vorfahren abhebt.
Er entsendete seinerseits eine Gesandschaft
an Papst Zacharias(750), welche diesem die Frage stellte, ob es besser sei,
denjenigen Koenig zu nennen, der die Macht eines Koenigs haette, oder den, der sie nicht
haette. Zacharias, der die Hilfe der Franken bitter noetig hatte, antwortete, es waere
besser den Koenig zu nennen, der die koenigliche Macht haette.
Diese Antwort war eine der
eklatantesten Entscheidungen der Geschichte, denn erst durch die Folge dieses Entschlusses
wurde das Kaisertum Karls ueberhaupt erst denkbar, und weiterhin festigte er die
karolingische Vorherrschaft in Mitteleuropa fuer die naechsten 150 Jahre. Wie beschrieben
sollte das Wagnis, auf welches Pippin sich einlassen wuerde, aeusserst folgenschwer sein.
In Folge der paepstlichen Meinungsaeusserung
wagte es Pippin, sich 751 zum Koenig machen zu lassen. Um den Akt zu legalisieren, liess
er sich ebenso durch die traditionelle germanische Schilderhebung inthronisieren, wie auch
durch eine christliche Salbung nach bilblischen (Saul, David) Vorbild. Die Salbung wurde
durch fraenkische Geistliche ausgefuehrt. Unwahrscheinlich ist, dass die Salbung durch
Bonifatius durchgefuehrt wurde, wie es einige Legenden und Chroniken beschreiben.
Childerich und dessen Sohn Theuderich wurden kurzerhand abgesetzt, geschoren und ins
Kloster Saint-Bertin gesteckt.
Inzwischen war Papst
Stefan II. oberster Bischof von Rom und Langobardenkoenig Eisthulf beanspruchte die
Oberherrschaft ueber Rom. Der verzweifelte Papst packte seine sieben Sachen und zog ins
Frankenreich, sowohl um Pippin an seine Verpflichtungen zu erinnern, als auch um den
zukuenftigen Koenig einen gewaltigen Gefallen zu tun. Der Papst wurde nach seiner
Alpenueberquerung im Fruehjahr 754 mit allen Ehren empfangen. Man hatte ihm beispielsweise
Pippins aeltesten Sohn entgegengeschickt, Karl, der spaeter ein Kaiser werden wuerde.
In
Soissons empfing Pippin den hohen Gast und fuehrte dessen Pferd am Zuegel (eine
Unterwuerfigkeitsgeste). Dafuer salbte Stefan Pippin erneut zum Koenig und ebenso dessen
Soehne Karl und Karlmann, was die Erblichkeit der Koenigswuerde garantierte. Ab wann
Pippin die Koenigswuerde, die damit vollende
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