Echnaton
Echnaton und der Beginn des Eingottglaubens
Einführung
Ein erfolgreicher Pharao des "Neuen Reiches" war Amenophis III, zusammen mit seiner politischen Gehilfin und Frau Teje. Sie gebar eine Tochter Sitamun und zwei Söhne, Thutmosis und den jüngeren Amenophis (IV).
Üblich im ägyptischen Herrschergeschlecht war die Thronübergabe an den ältesteten Sohn. Da Thutmosis jedoch noch vor seinem Vater Anemophis III starb, übernahm Amenophis IV den Thron und wurde Regent der 18. Dynastie, der damaligen Hauptstadt Theben.
Abb.
1.: Amenophis IV
Die neue Religion
Der Reichsgott des Neuen Reiches war Amun. Mit dem Sieg gegen die Hyksosherrschaft unter seinem Namen bekam der Amun-Kult einen hohen Stellenwert. Immer mehr Geld floss in diese Religion und die Hohenpriester gewannen an wirtschaftlicher und politischer Macht. So mussten die damaligen Herrscher ihre Priester erst für sich gewinnen, um erfolgreich in ihrem Amt des Pharaos tätig zu werden.
Die Idee des Gottes Aton hatte nicht Amenophis IV, sondern schon einige Generationen vor ihm, der damalige Prinz Thutmosis IV.
Amenophis war jedoch derjenige, der aufgrund der steigenden Einflüsse der Priesterschaft auf diesen Gott zurückgriff.
Mit dem Symbol der Sonnescheibe und der darum geringelten Schlange mit getragenem "Anch" (Symbol/Hieroglyphe für "Leben") widmete er diesem neuen Kult des Aton immer mehr Aufmerksam¬keit und begann während seiner Regie¬rungszeit (zwischen 1364 und 1347 v. Chr.) ihn an die Stelle des Amun zu setzen. Er verdrängte diese alte Religion und versuchte alles, um seinen Namen an den Tempeln und Grabstätten auszulö¬schen.
Er nannte sich nun Echnaton ("Wirkender Geist des Aton") und suchte einen passenden Ort für seinen Sonnenscheiben-Kult.
Die neue Hauptstadt wurde somit Achet-Aton, ein eigens gefundener, heiliger Ort, zwischen dessen zwei Hügeln die Sonne aufgeht.
Eine große Änderung in Echnatons Religion war die uneingeschränkte Anbetung des Hauptgottes. Unter Amun war es nur manchen Hohenpriestern und dem Pharao selbst erlaubt, an den heiligen Zeremonien des Amun beteiligt zu sein. Aton jedoch konnte jeder anbeten, er war für jedermann sichtbar, eben die Sonnenscheibe am Himmel. Und die Priesterschaft verlor immer mehr an Macht, Echnaton galt nun als Verbindung zwischen Gott und dem Volk, bzw. er sah sich selbst als Aton.
Echnaton schaffte jedoch den Polytheismus nicht komplett ab. Denn sonstige Götter, unter anderen noch immer Amun, wurden weiterhin verehrt. Er führte jedoch einige Veränderungen des Glaubens herbei. So modifizierte er den Totenkult. Er schaffte das Totengericht ab, und verschmolz den Totengott Osiris mit dem Lichtgott Re, um damit sozusagen "das Jenseits ins Licht zu rücken". Diese Änderung einer alteingesessenen ägyptischen Tradition war für das Volk traumatisch.
Als Trost wurde zumindest noch immer die Praxis der Mumifizierung durchgeführt.
Nofretete
Eine besondere Rolle im Atonkult spielte seine Gemahlin Nofretete ("Die Schöne ist gekommen"). Sie führte für den Sonnengott Riten aus, sogar unabhängig von Pharao und wurde somit gleichbedeutend mit Echnaton dargestellt. Dies ist in vielen bildlichen Darstellungen und Szenarien zu erkennen, welche eigentlich nur dem Pharao selbst bestimmt waren.
Im Vergleich zu anderen Herrscherfrauen, welche üblicherweise nur ein Diadem trugen, besaß sie eine eigene Krone.
Auch ihre sechs Töchter wurden in den Atonkult miteingebunden.
Sie wurden zusammen mit ihren Eltern zu einem Symbol für den Schöpfergott Aton und seiner Güte dem Volk gegenüber.
Im 14. Regierungsjahr Echnatons verschwindet sie plötzlich von der Bildfläche. Dieses Verschwinden ist ebenso unklar wie ihre Herkunft. Vermutlich starb sie aber an der damalig vorherrschenden Pestepidemie.
Abb.
2.: Nofretete mit eigener Königinnenkrone.
Achet-Aton und die Armana-Kunst
Echnaton schuf sich östlich von Karnak einen eigenen Tempelbezirk. Ein Ort, der ausschließlich Aton galt. Mit diesem Bezirk, dieser Stadt, namens Achet-Aton ("Lichtort des Aton") wurde eine neue Form der Kunst geschaffen, die Armana-Kunst, benannt nach dem heutigen, dort liegenden Ort Tell el-Armana.
Ein Hauptaspekt dieser Kunst war die idealisierte, nach Echnatons Wunsch gerichtete Darstellung des Pharaos.
Bei Opferungen für den Gott war jetzt nicht nur mehr der Pharao selbst beteiligt, sondern seine gesamte Familie.
Sie war Symbol für das Wirken und die Güte des Gottes.
Ebenso änderten sich die Darstellungen des Pha¬raos in Figuren. Sie wurden nicht mehr jugendlich und idealisiert dargestellt, son¬dern ungewöhnlich erschre¬ckend: Die Veränderungen, deutlich zu erkennen, begin¬nen bei einem eigenartig geschlechtslos anmutendem Wesen mit dicken Ober¬schenkeln, schlaffem Bauch, eingefallenem Brustkorb, langem Hals und enden im schmalen Gesicht mit dicken Lippen und Schlitzaugen. Ebenso lies sich auch seine Frau Nofretete zeichnen, obwohl sie bezogen auf andere Funde sehr schön aussah.
Diese Art der Iko¬nographie (Art und Weise der Darstellungen des Pharaos in der Kunst) gab es niemals zuvor und auch niemals nach Echnaton.
Die Pharaonen waren stets bemüht, in ihren Abbildern herrscherliche Tugenden oder Bevorzugungen einer bestimmten Gottheit auszudrücken, unter dessen Zeichen die Herrschaft jeweils gestellt wurde.
Echnatons Töchter hingegen wurden mit übertrieben großen Köpfen dargestellt, eine Vermutung geht in Richtung Marfan-Syndrom, eine Krankheit, welche schon bei anderen Pharaonen wie Tutanchamun aufgetreten und nachgewiesen ist. Es wird sogar vermutet, dass Tutanchamun ein Nachkomme Echnatons gewesen sein soll. Gleiches gilt für seinen umstrittenen Nachfolger Semenchkare.
Möglicherweise verwendete Echnaton die Krankheit seiner Töchter dazu, seiner Religion bezüglich der Schöpfungskraft Atons (Kopf, in der Form eines Eis) stärker Ausdruck zu verleihen, und lies dementsprechend ihre Köpfe übertrieben darstellen.
Manche Eigenschaften der Armana-Kunst blieben aber auch nach Echnaton noch erhalten.
So wurden zum ersten Mal Emotionen auf Bildnissen dargestellt, z.B. in Umarmungen des Königspaares, Spielen mit den Töchtern, Trauer nach dem Verlust einer Tochter etc (Abb. 3).
Auffallend waren auch die realistischen Darstellungen der Natur. Er lies sozusagen die Schöpfung Atons, also Pflanzen und Tiere, lebensechter darstellen als seine Vorfahren.
Abb. 4.: Gefühlvolle Darstellung Echnatons und seiner Familie.
Abb. 5.: Gesicht Echnatons in Form der Armana-Kunst.
Abb. 6.: Rekonstruktion des Aton-Tempels in Achet-Aton während religiösen Feierlichkeiten.
Abb. 7.: Achet-Aton zu damaliger Zeit in der Vogelperspektive, heutiges Tell el-Armana.
Der Niedergang Echnatons Epoche
Im 14. Regierungsjahr Echnatons brach eine verheerende Pestepidemie aus, deren Opfer zuerst seine Tochter Maketaton und dann drei weitere und vermutlich auch Nofretete wurden. So waren wichtige Rollen im Aton-Kult nicht mehr besetzt und Echnaton, so wird vermutet, hat nun einen Prinz namens Semenchkare an Nofretetes Stelle gesetzt. Diese Aktion war für das ägyptische Volk abermals schockierend, da sie eine Frau an der Seite des Pharaos gewöhnt waren.
Die Politik und Wirtschaft musste unter Echnaton, besonders nach dem Tod seiner außenpolitisch tätigen Mutter Teje, enorm leiden. Unter Amenophis III war das Land noch reich und mächtig, Echnaton hingegen konzentrierte sich fast ausschließlich auf seine Religion.
Nach Teje tritt ein Würdenträger namens Tutu das Amt für Innen- und Außenpolitik an. Er enthielt dem König bewusst Meldungen von Verbündeten und Vasallen vor, und war mitbeteiligt daran, dass die Hethiter Gebiete im Norden ohne Probleme einnehmen konnten.
Mit Echnatons Tod im 17. Regierungsjahr endete die Armanazeit. Nach Semenchkare übernahm dann schließlich Tutanch-Aton im Alter von 8 den Thron von Ägypten und änderte seinen Namen in Tutanch-Amun, um so den Gott Aton abzuschwören.
Sein Nachfolger Haremhab rückte dann endgültig alles wieder ins gewohnte Licht des Amun und führte die Priesterschaft wieder ein.
Er tat schließlich alles daran, die Überbleibsel Echnatons komplett auszulöschen, seine Stadt abzutragen und Echnaton als Ketzer darzustellen.
Abb. 8.: Überbleibsel des Aton-Tempel in Tell el-Armana
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