Ägypten- schöpfungsgeschichten
Die Schöpfungsgeschichten
Im alten Ägypten waren viele Mythen über die Entstehung der Welt im Umlauf. Die verbreitetsten kamen von den vier Kultzentren, Heliopolis, Hermopolis, Memphis und Theben. Aber auch die von Elephantine war und ist eine der bekanntesten.
Im Laufe der Zeit änderten sich alle Geschichten etwas oder es wurde noch weiteres hinzugefügt. Hier sind nur die bekanntesten und, meiner Meinung nach, interessantesten Versionen aufgeführt.
Die Schöpfungsgeschichte von Heliopolis
Die älteste und wohl bekannteste Schöpfungsgeschichte kommt aus der Stadt Heliopolis.
Am Anfang war die Erde ein Chaos aus Urwasser, dem so genannten "Nun". Der Gott Atum ließ aus dem Wasser einen Urhügel entstehen und ließ sich auf ihm nieder. Atum zeugte durch Selbstbefruchtung oder durch Vereinigung mit seinem Schatten den Gott der Lüfte Schu und die Feuchtigkeit Tefnut. Es wurde auch erzählt, dass Atum den Luftgott Schu durch Niesen und die Göttin Tefnut durch Ausspucken gezeugt hat. Auf jeden Fall zeugten Schu und Tefnut Nut und Geb, wobei Nut der Himmel und Geb die Erde war. Die wiederum zeugten Osiris, Seth, Isis und Nephthys.
Osiris und Isis zeugten Horus, so dass eine neunköpfige Familie, die sogenannte Enneade oder Neunheit von Heliopolis entstand.
Bemerkung:
Auf dem Urhügel, so erzählten die Priester, erbaute man später die Stadt Heliopolis. Bei anderen Städten spielte das Urhügelmotiv ebenfalls eine große Rolle. Verständlich, da nach dem Zurückweichen der Nilüberschwemmung kleine fruchtbare Hügel oder Inseln auftauchten.
Die Priester in Heliopolis verehrten den so genannten Benben-Stein. Er galt als Symbol für den Urhügel, auf dem die ersten Strahlen der Sonne trafen und dem zu Ehren ein Tempel für den Sonnengott errichtet wurde.
Der griechische Schriftsteller Plutarch (46-120 n.Chr.), der Ägypten bereiste, erzählt uns noch eine andere Variante der Geschichte: Nuts Vater Schu, die Luft, soll sich zwischen den beiden Liebenden gestellt haben, so dass Himmel und Erde von diesem Tage an getrennt waren. Nut und Geb war es nun nicht mehr möglich, Kinder zu zeugen. So dachte sich Nut eine List aus und gewann 5 Tage des Jahres von Thot, dem Gott des Kalenders. Das Jahr bestand von da an aus 365, statt aus 360 Tagen.
Nut nutzte die Gelegenheit und zeugte mit Geb heimlich 5 Kinder: Osiris, Isis, Seth, Nephthys und Haroeris (Horus).
So stellten sich die alten Ägypter Himmel und Erde vor
Unten liegt Geb, die Erde. Oben, Nut, der Himmel, die von Schu, dem Luftgott gestützt wird. Auf diesem Bild wird Schu noch von zwei Widdergestaltigen Gottheiten unterstützt.
Seit dem Neuen Reich glaubten die alten Ägypter auch an die Himmelskuh, die von Schu gestützt wird.
Die Schöpfungsgeschichte von Hermopolis
Die Menschen in Hermopolis erzählten, dass ihre Stadt ebenfalls als erste aus dem Urwasser entstieg, nachdem 4 schlangen- und 4 froschartige Götter unter dem Urhügel der Stadt Hermopolis entstanden waren und die Urmaterie selbst personifizierten.
Diese waren das Urgewässer Nun und Naunet, die Endlosigkeit und Ewigkeit Huh und Hauhet, die Finsternis Kuk und Kauket und Amun und Amaunet, die in etwa für die unsichtbare Kraft oder Luft/Wind standen.
Die vier Götter wurden froschköpfig, die weiblichen vier Gegenstücke schlangenköpfig dargestellt.
Auf dem Urhügel legte eine Gans, der "Große Schnatterer", der erstmals das Schweigen der urzeitlichen Stille brach, ein Ei aus dem der Sonnengott Re entschlüpfte.
Seltener wurde erzählt, dass aus dem Ei die Luft entstieg, die den Himmel von der Erde trennte und den Lebenshauch für die entstehende Schöpfung gab.
Manche Geschichten erzählen auch von einem Ei, dass aus dem dunklen Urgewässer entstand. Als es zerbrach erstrahlte aus ihm das Sonnenlicht über die ganze Erde.
Anstelle des Eis trat auch eine Lotosblume auf, aus der Re, als sich die Blüte morgens öffnete, entstieg.
Bemerkungen:
Die alten Ägypter kamen bestimmt auf froschköpfige und schlangenköpfige Götter, da diese aus dem Nil entspringen.
Die Götternamen wechselten wahrscheinlich im Laufe der Zeit. Amun mit seinem weiblichen Gegenstück Amunet ersetzten wohl erst in späterer Zeit andere Namen, als die Amun-Verehrung immer mehr an Bedeutung gewann.
Das Ei aus dem der Sonnegott Re entstand war die Attraktion für alle Hermopolis-Pilger. Das Wappen von Hermopolis bestand aus einem Ei und einem Hasen, was uns doch irgendwie an Ostern erinnert.
Für die Verbindung fehlen aber noch die Beweise.
Die Schöpfungsgeschichte von Memphis
Memphis war davon überzeugt, dass der Gott Ptah die Welt und die Götter durch das Wort und die Gedanken entstehen ließ.
Ptah entstieg aus dem Urgewässer und brachte mit dem Herz und der Zunge die Götterneunheit von Heliopolis hervor. Nach dem Glauben der alten Ägypter war das Herz der Geist, der die Gedanken formte. Die Zunge folgte den Befehlen des Herzens und sprach sie aus. Als Ptah die Namen der Götter nannte, erschuf er sie, darunter auch Atum, den Schöpfergott von Heliopolis.
Nach memphitischen Glauben folgte Atum also nur die Anweisungen von Ptah, was den Priestern in Heliopolis bestimmt nicht gefallen hat.
Nachdem Ptah nun die Götter erschaffen hatte, wies er ihnen Kultstätten zu, an denen sie verehrt werden konnten. Er begründete moralische Wertvorstellungen und errichtete in Ägypten ein politisches System, indem er das Land in Bezirke unterteilte.
In späterer Zeit verschmolz Ptah mit der Gottheit Tatenen (eine andere Bezeichnung für den Urhügel) und wurde so mit Atum gleichgesetzt, der in anderen Versionen der Schöpfungsgeschichte von Hermopolis nicht nur als Schöpfer des Urhügels, sondern auch als der Urhügel selbst dargestellt wurde.
Die Schöpfungsgeschichte von Theben
Theben erfuhr erst seine große Blüte zur Zeit des Neuen Reiches, als Amun zum großen Reichsgott ausgerufen wurde. Deswegen hatte es die Stadt auch nicht gerade einfach sich gegen die alten Schöpfungsgeschichten durchzusetzen, so dass eine Zusammensetzung aus anderen die einzige Lösung war.
Amun entstand demnach aus sich selbst und erscheint sowohl in der Achtheit von Hermopolis, als auch als Urhügel Tatenen von Memphis und begab sich wiederum wie in Hermopolis als Re in den Himmel. Amun schuf Götter und Menschen und ordnete wie Ptah die Welt. Auf dem Urhügel gründete er die erste Stadt Theben, nach deren Vorbild alle anderen Städte gebaut wurden.
Die Schöpfungsgeschichte von Elephantine
Die Insel Elephantine glaubte, dass der widderköpfige Gott Chnum die Menschen aus Ton und mit Hilfe einer Töpferscheibe formte. Alte Aufzeichnungen veranschaulichen bis ins kleinste Detail die Entstehung des menschlichen Körpers mit seinem Skelett, die Beschaffenheit der Haut und seinen Organen.
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