Die weimarer republik und ihr scheitern
Von den „goldenen Zwanzigern“ bis zum Niedergang der Republik
Einleitung:
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem somit verlorenen Kampf für Deutschland, begann eine politisch und wirtschaftlich heikle Ära innerhalb des Deutschen Reiches. Die neue Regierung wurde einem hohen Druck durch die Unzufriedenheit des Volkes über den verlorenen Krieg und den Versailler Vertrag ausgesetzt, so dass sie Schwierigkeiten hatte sich zu etablieren und Respekt zu verschaffen.
Die Zeit der Weimarer Republik war sehr vielseitig, es gab viele Veränderungen und doch ist sie gescheitert. Woran lag es und gab es trotzdem positive Errungenschaften? Diese Fragen sollen unter anderem in dem folgenden Teil beantwortet werden.
Die „goldenen Zwanzigerjahre“: das Wirtschaftsleben
Durch Stresemanns Außenpolitik gelang Deutschland wieder zu mehr internationalem Ansehen. Dies führte dazu, dass sich ausländische Kapitalgeber, besonders aus den USA, fanden, die dem Deutschen Reich hohe Kredite zukommen ließen.
Mit deren Hilfe war Deutschland in der Lage die ihnen auferlegten Reparationen zu zahlen, wodurch die Alliierten ihre Kriegsschuld bei den USA begleichen konnten. Dieser Finanzkreislauf nahm Einfluss auf die deutsche Industrie. In vielen Bereichen konnten Spitzenstellung im internationalen Markt erreicht werden.
Es kam jedoch auf Grund vervielfachter Sozialleistungen und stark ansteigenden Löhnen, im Verhältnis gesehen mit der niedrigen Arbeitsproduktivität, zu hohen Arbeitslosenzahlen.
Im Bereich Sozialpolitik gab es einen Fortschritt durch die Arbeitslosenversicherung, welche jeweils zur Hälfte vom Arbeitnehmer und Arbeitgeber bezahlt wurde.
Um Wähler anzuwerben, zahlte die Republik hohe Subventionen an die Schwerindustrie, wie auch an die Landwirtschaft.
Durch den Ausbau des Sozialstaates kam es zu einer hohen Verschuldung der Städte und Gemeinden.
Die „goldenen Zwanzigerjahre“: das kulturelle Leben
Es entwickelte sich ein einzigartiges Kulturleben, insbesondere in Berlin, jedoch hatten alles Anhänger dieser „Weimarer Kultur“ eine Abneigung gegen die Republik.
Nach dem verlorenen Krieg, musste in politischer, wirtschaftlicher, technologischer und gesellschaftlicher Hinsicht eine neue Richtung eingeschlagen werden. Was daraus entstand, war ein Zeitgeist, der überschwenglich und zugleich radikal war. Intellektuelle von links und von recht waren sich jedoch in der Abneigung gegen die Republik einig.
In den Zwanzigerjahren wurde der Expressionismus von der „Neuen Sachlichkeit“ abgelöst, auch die Literatur wurde zurückhaltender.
Theater bekam einen neuen Stellenwert in Deutschland, bekam aber Konkurrenz durch die Kinos, welche sich anfingen überall zu etablieren. Daneben hatten auch Presse und Rundfunk in den Zwanzigerjahren einen Aufschwung.
Die Architektur in Deutschland versuchte Formschönheit mit den Erfordernissen der Technik zu verbinden und bekam große internationale Anerkennung.
Musik wurde durch Kabaretts und Revuen, sowie durch Schallplatten populär gemacht. Am beliebtesten unter den Deutschen war Jazz und Charleston.
Das Scheitern der Großen Koalition
Nachdem die NSDAP und die DNVP die Verliere der Wahl waren, bildeten SPD, Zentrum, DDP, DVP und BVP eine Große Koalition.
Die Fraktionen der Koalition standen jedoch nie ganz hinter dem Kabinett, es gab immer Unstimmigkeiten. Die Parteien waren sich in keinem Punkt einig, nur das Reparationsproblem konnte die Koalition zusammenhalten.
Die Opposition bekämpfte den Dawes-Plan, obwohl er Vorteile für das Reich brachte. Der Volksentscheid, den Hitler hervorgerufen hatte, scheiterte aber. Trotzdem kam diese Kampagne der NSDAP zu Gute, da sie der Öffentlichkeit bekannter wurde.
Stresemann konnte immer wieder dafür sorgen, dass die Koalition standhielt, nach seinem Tod war ein Scheitern jedoch absehbar.
Die Parteien waren der Meinung, dass eine Politik der Kompromisse nicht mehr akzeptabel ist, besonders in der Wirtschafts- und Sozialpolitik kam es zu keiner Einigung mehr. Die DVP wollte die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft erhalten mit Hilfe von Kostensenkungen im sozialen Sektor, die SPD war aber nicht bereit auf die sozialpolitischen Positionen zu verzichten. Damit scheiterte die Regierung und Reichskanzler Müller trat zurück. Die Parteien waren nicht mehr fähig eine Mehrheit zu bilden, welche Regieren konnte. Man fing also an, an andere Lösungen außerhalb des Parlaments zu denken, um die Krise zu bewältigen.
Ursachen der Weltwirtschaftskrise
Im Jahre 1929 wurde dem wirtschaftlichem Aufschwung ein schnelles Ende gesetzt.
In Amerika fing die Bevölkerung an vermehrt Aktien zu kaufen, dadurch schnellten die Kurse stark in die Höhe. Hinzu kam, dass Fabriken mehr produzieren, als benötigt.
Im Oktober kam es dann plötzlich zu einem drastischen Absturz der viel zu hohen Aktienkurse, Menschen hatten Angst um ihre Ersparnisse und sind den Banken die Türen eingerannt, welche daraufhin, nun in Liquiditätsschwierigkeiten, die Kredite aus Europa einzogen. Die Regierung der Vereinigte Staaten erhöhte zum Schutz der eigenen Wirtschaft die Importzölle. Das riss Europa ebenfalls mit in die Wirtschaftskrise.
Die Auswirkungen auf Deutschland
Die Krise in den USA begann sich 1932 richtig auf Deutschland auszuwirken.
Die Arbeitslosenzahlen stiegen unentwegt an, 1932 waren es 6,128 Millionen Arbeitslose. Dies führte zu geringerer Kaufkraft und Steuereinnahmen, weshalb es erneut zu Produktionsdrosselungen und Entlassungen kam. Deutsche Banken kamen in Bedrängnis, als die ausländischen Kredite zurückgezogen wurden. Alle Banken schlossen für zwei Tage und machten nur noch begrenzte Auszahlungen.
Die Arbeitslosenunterstützung wurde weiter abgesenkt, es gab im ganzen Land kein Gefühl von Sicherheit mehr. Dadurch wurde die Bevölkerung anfällig für Ideen von rechts und links.
Regierungsbildung neuen Stils
Nach dem Scheitern der Großen Koalition wollte General von Schleicher eine neue Regierungsbildung, bei der die alten Eliten wieder zu tragen kommen. Es sollte eine nach rechts orientierte bürgerliche Regierung sein, die nur dem Reichspräsidenten gegenüber verantwortlich sein sollte. Artikel 48 und 25 sicherten die Handlungsfähigkeit des Kabinetts. Die neue Regierung sollte ohne sozialdemokratischen Einfluss sein und nicht an eine Koalition gebunden. Am 29.03.
1930 wurde Heinrich Brüning von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt.
Regierungspolitik ohne Mehrheit
Im Falle dessen, dass die Mehrheit des Parlaments Brünings Politik nicht unterstützen will, drohte er mit Notverordnungen und Parlamentsauflösung. Sein wichtigster außenpolitischer Plan war die Annullierung der Reparationszahlungen, er erreichte dies auch durch das Vorzeigen des Elends in Deutschland.
Brünings Deflationspolitik ging nicht auf, stattdessen sank die Kaufkraft der Bevölkerung immer weiter ab. Der Reichspräsident löste schließlich den Reichstag auf, der sich weigerte ein Bündel sozialpolitischer Maßnahmen zuzustimmen. Brüning regierte mit Notverordnungen weiter.
Ausgang und Folgen der Septemberwahlen 1930
Die NSDAP gewann durch einen starken Wahlkampf einen Teil der Wählerschaft, die vorher nicht gewählt haben und war klarer Wahlsieger mit einer Verachtfachung der Stimmen.
Die Zahl der Sitzungen und verabschiedeten Gesetze des Reichstage sind stark abgesunken, dafür die Zahl der Notverordnungen gestiegen. Brüning konnte seine Politik weiterhin ungehindert verfolgen, da die SPD Angst hatte, der Reichstag würde erneut aufgelöst und die NSDAP gewinne noch mehr Stimmen dazu.
Das Anwachsen der radikalen Parteien
Die KPD konnte viele Stimmen derer bekommen, die von der SPD enttäuscht worden sind. Sie hatte das überzeugende Argument, dass die UdSSR nicht von der Weltwirtschaftskrise betroffen worden war.
Die NSDAP konnte neue Wähler aktivieren und fing enttäuschte DNVP Wähler und Wähler der liberalen Parteien auf.
Sie wurde zu einer „Integrationspartei“ für sämtliche soziale Schichten, von Arbeiter- bis Oberschicht.
Viele junge Menschen konnten von den nationalsozialistischern Ideen überzeugt werden.
Etappen auf dem Weg zu Brünings Sturz
In Bad Harzburg tragen sich NSDAP, DNVP und Stahlhelm zu einer Massenkundgebung, Hitler sah in dieser Aktion erneut die Möglichkeit seine Partei an die Öffentlichkeit zu bringen. Hitler wurde als Kandidat zum Reichspräsidenten aufgestellt, jedoch gelang Hindenburg die Wiederwahl.
Paramilitärische Kampftruppen der NSDAP wurden auf Druck der nichtnationalsozialistischen Länderregierungen verboten, wovon General Schleicher nicht begeistert war. Er wand sich an Hitler, um Unterstützung für eine weiter rechts orientierte Regierung zu bekommen.
Schleicher glaubte zu wissen, unter welchen Bedingungen Hitler zustimmen würde und trat an Hindenburg heran, um die Aufhebung des Verbots der SA, sowie die Entlassung Brünings und die Auflösung des Reichtags mit Neuwahlen zu initiieren. Hindenburg verweigerte daraufhin seine Unterschrift unter eine Notverordnung und Brüning war gezwungen zurückzutreten.
Worin wird das Scheitern der Weimarer Republik in dieser Zeit deutlich?
Dass die Weimarer Republik über kurz oder lang scheitern würde, hat sich schon längere Zeit immer wieder deutlich abgezeichnet. Es fing schon nach den Wahlen am 20. Mai 1928 damit an, dass die einzelnen Koalitionspartner nicht in einer Einheit über politische Entscheidungen abstimmten, sondern in vielen Hinsichten viel zu verschiedene Ansichten vertraten. Aus diesem Grund konnten Problemlösungen nur recht langsam vollzogen werden.
So kam es zum Beispiel bei der Abstimmung der Regierungsvorlage über den Bau eines Panzerschiffes dazu, dass die SPD-Fraktion ihre eigene Minister zwingen musste, die Interessen der SPD durchzusetzen.
Dieses Problem der Nichteinigkeit gipfelte schließlich zwischen SPD und DVP, als es um die Sozialpolitik ging. Die DVP wollte, dass im sozialen Bereich die Kosten gesenkt werden, um der deutschen Wirtschaft zu helfen, jedoch konnte die SPD dem nicht zustimmen. Auch als Heinrich Brüning einen Kompromiss unterbreitete, blockte die SPD vollständig ab.
Aber nicht nur das Problem der Koalition trug zum Scheitern der Republik bei, auch die Weltwirtschaftskrise tat ihren Teil dazu. Die Bevölkerung wurde immer schlechter auf die Regierung zu sprechen, da sie ihrer Meinung nach nichts zur Besserung taten.
Somit wurde das Volk des deutschen Reiches immer beeinflussbarer und reagierte auf radikale Parteien mit Hoffnung und Neugierde. Das trug zu dem enormen Stimmenzuwachs der NSDAP sowie der KPD in den Wahlen von 1930 bei. Nun fehlte nur noch der Sturz des Reichskanzlers, um das Scheitern der Republik perfekt zu machen. Brüning wurde von Hindenburg aufgefordert zurückzutreten, da er gegen das vom Kanzler geplante Ostsiedlungsprogramm, welches vorsah ostelbische Güter zum Zwecke der Besiedlung durch Arbeits- und Landlose zu enteignen, war. Dies tat er schließlich auch im Jahre 1932 und damit war der Weg zu einer weiter rechts orientierten Regierung nach der Vorstellung Schleichers geebnet.
Gibt es auch positive Errungenschaften in dieser Zeit?
Die Weimarer Republik brachte, auch wenn es anders ausgesehen haben mag, da scheinbar alles schiefgelaufen ist, was schief laufen konnte, durchaus gute Aspekte mit sich.
Es fing an damit, dass die Alliierten anfingen an der alleinige Kriegsschuld Deutschlands zu zweifeln und die Reparationszahlungen reduziert und schließlich komplett eingestellt wurden.
Ferner wurde das Wahlrecht für Frauen eingeführt, welches bis dato nicht einmal als Gedanke existiert hat.
Im sozialen Bereich gab es sehr große Fortschritte, es wurde der Acht-Stunden-Arbeitstag eingeführt, sowie die Erwerbslosenfürsorge. Hinzu kam die Arbeitslosenversicherung, welche jeweils zur Hälfte vom Arbeitgeber und Arbeitnehmer gezahlt worden ist.
Auch das kulturelle Leben in der Weimarer Republik konnte durchaus als eine positive Errungenschaft gezählt werden. Es ist vergleichbar mit dem „Lifestyle“ von heute.
Illustrierte wurden eingeführt, Kinos und Theater, sowie das Radio wurde immer populärer, die Menschen gingen Tanzen in Jazzclubs und auch das Kabarett war beliebt.
Auch in der Wirtschaft gab es durchaus positive Veränderungen. Durch den Dawes-Plan bekam das Deutsche Reich Kredite von ausländischen Banken, wodurch die Wirtschaft aufblühen konnte. Deutschland wurde zum führenden Industriestaat in den Bereichen Chemie, Elektronik, Optik, Maschinenbau, Schiffsbau, Luftschiffbau und Kraftfahrzeugbau.Fazit:
Alles in allem hätte die Weimarer Demokratie aber durchaus funktionieren können, wenn das demokratische Bewusstsein innerhalb der Bevölkerung stärker ausgeprägt gewesen wäre. Ein Staat mit demokratischen Einwohnern hätte durchaus mit dieser Verfassung bestehen können.
Die Ideen und Umsetzung waren richtig angesetzt, auch die Wirtschaft wurde richtig gefördert. Gelder werden auch heutzutage von ausländischen Kreditgebern geliehen um die Wirtschaft (von z.B. dritte Weltländern) anzukurbeln. Leider versagten die damals schon so guten Ansätze an dem blinden Stolz und aufgeputschten Hass der deutschen Bürger, getrieben von radikalen Hetztreibern. Durch diese Vorfälle ist also deutlich vorzuheben, dass eine konservative Haltung gegenüber Neuem nicht die Lösung für die Zukunft bringt.
Ebenso das „Blinde“ Vertrauen ist nicht der richtige Weg.
Diese Gesamtheit von Ideen/Möglichkeiten, innerhalb der Politik und Wirtschaft und durch die begangenen Fehler, gefördert durch propagandistische Wahlen und Hoffnungslosigkeit des arbeitenden Volkes, zeigt auch wie gefährlich die Politik sein kann und was sie anrichten kann wenn sie nicht funktioniert. Die Politiker und sicherlich auch Industrielle müssen sich vorsehen wenn sie nicht eines Tages wieder einen so drastischen Einbruch erleben möchten.
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