Geschichte von ohrdruf
Der Ursprung Ohrdrufs wird auf die Zeit um 724/725 zurückgeführt, als Bonifatius, der Hauptglaubensbote der Deutschen, sein großartiges Wirken in Thüringen entfaltete und hier das erste Kloster in Thüringen gründete - das Michaeliskloster. In unmittelbarer Nähe desselben weihte Bonifatius dem Erzengel Michael eine Kapelle. Im Jahre 777 weihte Lullus, der eifrigste Schüler des Bonifatius und dessen Nachfolger auf dem erzbischöflichen Stuhle zu Mainz, die Petrikirche auf der rechten Seite der Ohra.
Notgeldserie aus Ohrdruf
980 wurde die Petrikirche durch die in Thüringen reichbegüterte Hersfelder Abtei mit einem für 15 Domherren dotierten Augustiner Chorherrenstift verbunden. Durch die Gründung dieses Stifts wird Ohrdruf zum Mittelpunkt der weitläufigen Hersfelder Besitzungen und später Hauptsitz der geistlichen Gerichtsbarkeit für das gesamte südwestliche Thüringen.
Diese wichtige Stellung konnte Ohrdruf bis weit in das 14.
Jahrhundert hinein behaupten. Erst im Jahre 1344 wurde das Stift nach Gotha verlegt, da Ohrdruf den geistlichen Herren im zu dieser Zeit tobenden Grafenkrieg keine ausreichende Sicherheit bot.
Einen Ersatz für den erlittenen Verlust hat Ohrdruf dadurch erhalten, dass die Grafen von Käfernburg den Herren von Tonna und Grafen von Gleichen das Schultheißenamt über Ohrdruf anvertrauten. Diese verwalteten das Amt energisch und wohlwollend beinahe 300 Jahre und machten Ohrdruf im Jahre 1550 mit dem Bau des Schlosses Ehrenstein zu ihrer Residenz und zum Zentrum der Grafschaft Obergleichen. Die erste Urkunde, die auf die Erlangung des Stadtrechtes schließen lässt, stammt aus dem Jahre 1348.
Der erste bekannte Rathausbau stammt aus dem Jahr 1546 und wurde im Renaissancestil über einem gotischen Kellergewölbe nach Plänen des Ohrdrufer Baumeisters Kirchhof errichtet.
Dieser errichtete ebenfalls in der Zeit von 1550-1570 auf den Fundamenten des alten Petriklosters im Auftrag des Grafen Georg von Gleichen (einem Ururenkel des berühmten zweibeweibten Grafen von Gleichen) das Renaissanceschloß Ehrenstein. Von dieser neuen Residenz lenkten die Grafen von Gleichen und später die Fürsten von Hohenlohe die Geschicke der Grafschaft Obergleichen.
Der Bau des Wall- und Grabensystems zum Schutz der Stadt begann im Jahre 1576. Mit Ausnahme der Stadttore ist die Stadtmauer bis heute fast vollständig erhalten. Nachdem das Gräflich Gleichensche Konsistorium manchen Widersachern zum Trotz 1532 eingerichtet und seine Rechte gesichert waren, gründete man im Jahre 1564 eine höhere Lehranstalt, aus der das spätere hochangesehene Ohrdrufer Lyceum und das spätere Gymnasium Gleichense hervorgingen.
Von 1412-1434 wurde an der Stelle, an welcher das Missionswerk des Bonfatius begann, die Michaeliskirche errichtet.
Dieser Sakralbau war bis zu seiner endgültigen Zerstörung am 6. Februar 1945 ein Meisterwerk deutscher Baukunst. 1999 wurde der Turm der Kirche nach alten Plänen wieder errichtet.
Johann Christoph Bach und seine Nachkommen bekleideten über einhundert Jahre hinweg das Amt des Organisten in dieser Ohrdrufer Hauptkirche oder waren als Kantoren am hiesigen Lyceum tätig.
Der bekannteste Schüler an dieser Schule war Johann Sebastian Bach, welcher 1695, nach dem Tod seiner Eltern, bei seinem älteren Bruder Johann Christoph Bach in Ohrdruf wohnte und an der Ohrdrufer Schule die III. Tertia, die II Sekunda und die Prima mit großem Erfolg absolvierte.
Dieser 5-jährige Aufenthalt von Johann Sebastian Bach und das Wirken von Johann Christoph Bach und dessen Nachkommen erheben Ohrdruf in den Rang einer echten "Bach-Stadt".
Heute ist Ohrdruf Mitglied der Gesellschaft "Thüringer Bachwochen e.V." und veranstaltet in diesem Rahmen Konzerte in der St. Trinitatiskirche.
Immer wieder wurde die Entwicklung der Stadt durch Kriege, Naturereignisse, Epidemien oder Brände empfindlich gehemmt.
Vor und während der Zeit des 30-jährigen Krieges überzog die Pest (1611, 1625/26 und 1635/36) das Land und kostete mehr als der Hälfte der Bevölkerung der Stadt und des Umlandes das Leben.
Die großen Brände der Jahre 1510,1753 und 1808 vernichteten wertvolle Gebäude, besonders tragisch war der Verlust vieler Urkunden von alten Freiheiten und Gerechtigkeiten, die der Stadt verloren gingen. So wurde bei diesen Bränden zweimal die St. Michaeliskirche in Asche gelegt. Darüber hinaus sind außerdem das Ohrdrufer Lyceum, die Kantorei, das Archidiakonat und eine Vielzahl alter Fachwerkhäuser, darunter auch 3 Häuser, in denen Mitglieder der Familie Bach wohnten, verbrannt.
Mitte des 19.
Jahrhunderts siedelten namhafte Betriebe der Porzellan-, Puppen- und Spielwarenindustrie in Ohrdruf. Mit einer Vielzahl neuer Erfindungen und Patente für das Naturfellbezogene Schaukelpferd, Charakter-Baby (1910), Puppenkopf mit Schlafaugen (1911) und Puppenkopf mit Stimme (1912) bestimmte man maßgeblich die Entwicklung und belieferte neben dem Binnenmarkt insbesondere England, Kanada und Amerika.
Auch heute noch hat die Stadt bei Puppen- und Spielzeugsammlern und Museen einen klangvollen Namen. Aus diesem Grund ist die Stadt Ohrdruf seit dem Jahre 1997 Mitglied im Verein "Deutsche Spielzeugstraße e.V."
Neben den Betrieben der Spielwaren- und Porzellanindustrie prägten insbesondere Betriebe der Bleifarbenproduktion, der Matratzenherstellung sowie eine Vielzahl kleiner und mittlerer Handwerksbetriebe verschiedenster Innungen das Bild der Stadt.
In der Landwirtschaft dominierten die Schafzucht sowie der Anbau von Kartoffeln, Getreide und Flachs.
Mit der Inbetriebnahme des Truppenübungsplatzes (1906) östlich der Stadt entwickelten sich insbesondere die Bereiche Gastronomie und Dienstleistung.
Mit der Übernahme des Übungsplatzes durch die Rote Armee im Sommer 1945 und die zum Teil überzogenen Sicherheitsvorstellungen in jener Zeit war der Übungsplatz eher eine Belastung für alle Anlieger als wirtschaftlicher Standortvorteil. Erst heute nach der Übernahme des Platzes durch die Bundeswehr und dem teilweisen Ausbau des ehemaligen Kasernengeländes zu einem attraktiven Wohngebiet im Grünen wird das Gelände auch für das hiesige Handwerk wieder interessant.
Nach der Wende hat die Stadt eine imposante wirtschaftliche Entwicklung genommen. Bereits 1990 wurde von der Stadt eigenverantwortlich eine Studie über die Erschließung eines ca.
100 ha großen Gewerbegebietes nordöstlich der Stadt erstellt. Gemeinsam mit den Gemeinden Herrenhof und Hohenkirchen stellt die Stadt heute ein ca. 200 ha großes Gewerbegebiet voll erschlossen zur Verfügung.
Am 12. Juli 1991 erfolgte der erste Spatenstich und am 27. Oktober 1993 wurde die Einweihung des neuen Werkes der Storck Gruppe in Ohrdruf gefeiert.
Am 31.01.1994 folgte die offizielle Einweihung des Otto-Warenverteilzentrums Thüringen im Gewerbegebiet Ohrdruf. Neben diesen namhaften Investoren haben sich bis heute weitere 33 Unternehmen im Gewerbegebiet angesiedelt, unter anderem die Firma Gefinex Polymerschäume GmbH, Schroth Antriebselemente GmbH sowie die Thüringer Speditionsgesellschaft mbH.
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