Imperialismus
Imperialismus
Definition, Entwicklung:
Unter Imperialismus versteht man das Streben eines Landes oder einer Führungs(schicht) nach größtmöglicher Macht über alle Länder, besonders der Weltherrschaft. Imperialismus ist ein modernes Fachwort, das erst seit den 1880er Jahren für die Kolonisation verwendet wird. Doch die Kolonisation ist keine typische Erscheinung für dieses Jahrhundert. Schon in den vorhergehenden Jahrhunderten war die Erschließung von Kolonien oberstes Ziel der Staatsoberhäupter.
Ideologie
Neben den wirtschaftlichen und politischen Gründen gab es auch noch entscheidende geistige Gründe für den Imperialismus: Darwins Lehre " The Survival of the Fittest" war eine machtvolle Empfehlung des Wettkampfes um des Wettkampfes willen. Diese Idee wurde auf die Staaten übertragen und falsch verstanden.
Aus dem Durchsetzten des best-angepasstesten wurde ein Durchsetzen des Stärkeren und ein Recht des Stärkeren postuliert. Dies nennt man Sozialdarwinismus. Aus der Idee der Rassenlehre durch Mendel wurde eine Rassenhierarchie entwickelt, nach der der Weiße über den anderen Völkern stünde. Dieser Rassismus erlaubte die Ausbeutung, die Unterdrückung und das Töten der so zu Minderwertigen gewordenen Völker.
Gründe:
Die Träger des Kolonialismus waren Missionare, Kaufleute, Siedler, Soldaten, Forscher, Journalisten, Bankiers und Industrielle. Sie repräsentierten auch die verschiedenen Motive:
- Religiöse Motive:
Sehr unterschiedlich war das Wirken der christlichen Missionare.
Einerseits betrieben die Orden Kranken- sowie Waisenhäuser und Schulen, andererseits waren sie überzeugt, "Barbaren" eine höhere Kultur zu vermitteln. Vor allem die Bekleidung oder vielmehr die Nichtbekleidung erregte Anstoß, sodaß das Tragen europäischer Bekleidung als Zeichen höherer Zivilisation verstanden wurde. Auf der Berliner Westafrikakonferenz wurde die Kolonialisierung Zivilisationsauftrags formuliert und sollte auch zur Verbesserung der, wie es wörtlich hieß, »sittlichen und materiellen Wohlfahrt der eingeborenen Völkerschaften« dienen.
- Wissenschaftliche Motive
- Humanitäre Motive
- Wirtschaftliche Motive:
Stets war jedoch grundlegend für den Imperialismus ein wirtschaftliches, der Zugang zu wichtigen Rohstoffen, die Schaffung neuer Absatzmärkte und die Gewinnung neuer Möglichkeiten der Kapitalanlage. Durch die Möglichkeit der billigen Produktion durch billige Arbeitskräfte (Sklaven), konnten verschiedenste Waren zu besonders niedrigen Preisen in das Mutterland eingeführt werden. Ein weiterer Vorteil war der Wegfall des Zwischenhandels.
Das führte zu einer völligen Abhängigkeit des Mutterlandes, was nach der Lossagung der Kolonien für viele Länder zu einem großen Problem wurde.
- Persönliche Motive:
Ein wichtiger Grund für den Imperialismus war ohne Zweifel der Machtgedanke, nämlich zu zeigen, daß man mehr besitzt als alle anderen und viel mehr Macht hat. Außerdem spielte der "Platz an der Sonne" eine wichtige Rolle für die wohlhabende deutsche Bevölkerung. (Klima, Naturbeschaffenheiten, Luxus)
Voraussetzungen
Der technische Fortschritt schaffte durch die industrielle Revolution die Voraussetzungen zum Imperialismus. Bessere Waffen (Maschinengewehr), stärkere Transportsysteme (Eisenbahn und Stahlschiff) und schnellere Kommunikationssysteme (Telegraphie) ermöglichten die Beherrschung großer Räume durch wenige Menschen und die Nutzung und den Abtransport von Ressourcen. Der technische Vorsprung bewies die scheinbare Überlegenheit der Weißen, da nur diese im Besitz der neuen Techniken waren.
Der dadurch entstehende Rassendünkel, der Rassismus, zerstörte alte Moralvorstellungen und enthemmte die Weißen, die Schwächeren blutig zu unterdrücken.
Beginn der deutschen Imperialismus, der deutsche "Flottenverein und der "Alldeutsche Verband"
Deutschland beteiligte sich ab 1880 intensiv am imperialistischen Weltmachtstreben. Träger der neuen deutschen Kolonialpolitik waren vor allem die Deutsche Kolonialgesellschaft, der Alldeutsche Verband und der Flottenverein, die mit einem gewaltigen Propagandaaufwand die Flottenpolitik des Kaisers und seines Marinestaatssekretärs Alfred von Tirpitz massiv unterstützten. Der "Flottenverein" war also aus kaiserlicher Sicht, ein wichtiges Element zur Sicherung der politischen und wirtschaftlichen Weltmachtstellung, zu dieser auch eine starke deutsche Kriegsflotte notwendig war. Die zwei Flottengesetze wurden mit dem Schutz der deutschen Handelsinteressen in der Welt begründet. Die Engländer reagierten auf die "Überheblichkeit" Deutschlands mit einem ausgeprägten Deutschenhass.
Wiederholt wurden beiderseits versucht das Wettrüsten zu beenden, doch dies scheiterte in jedem Fall wegen gegenseitigem Misstrauen. Der "Alldeutsche Verein" war der zweite Träger der neuen deutschen Kolonialpolitik. Die Gründung war eine Reaktion auf den am 1. Juli 1890 mit Großbritannien abgeschlossenen Helgoland- Sansibar- Vertrag, durch den das Deutsche Reich im Tausch gegen ostafrikanische Gebiete die Nordseeinsel Helgoland erhielt. Die Alldeutschen forderten daraufhin eine Stärkung des deutschen Nationalbewusstseins in enger Verbindung mit völkischen und imperialistischen Zielen (aggressivere Kolonialpolitik Deutschlands, rascher Ausbau der Flotte zur Demonstration der deutschen Weltmachtstellung)
Verlauf
Ein »deutsches Indien« in Afrika
Markiert wird der Beginn der deutschen Kolonialerwerbungen durch die Erklärung des Reichsschutzes über die Erwerbungen des Bremer Tabakwarenhändlers Franz Adolf Eduard Lüderitz in Südwestafrika am 24. April 1884.
Insgesamt hatte Lüderitz ein Gebiet von 580000 km2 mit etwa 200000 Einwohnern erworben, das sich vom portugiesischen Kunene bis zum kapholländischen Oranje unter Ausschluss der britischen Walfischbai erstreckte. Mit dem deutsch-britischen Kolonialausgleich vom 1. Juli 1890 im Helgoland-Sansibar-Vertrag kam noch der Caprivi-Zipfel hinzu, der die Kolonie im äußersten Nordosten unmittelbar mit dem in seiner Bedeutung für den Verkehr überschätzten Fluss Sambesi verband.
Nach Südwestafrika gelangten Togo und Kamerun unter offiziellen Reichsschutz. Bereits in den 1870er-Jahren hatten hanseatische Handelshäuser an der westafrikanischen Küste neben den britischen Firmen eine führende Position erworben. Am 14.
Juli 1884 übernahm das Reich durch seinen Sonderbeauftragten Gustav Nachtigal die Schutzherrschaft über das Gebiet am Kamerunfluss. Zuvor, am 5. und 6. Juli, hatte der Reichskommissar »zur Sicherstellung des nicht unbeträchtlichen deutschen Handels« das Togogebiet bei Bagida und Lome ohne besondere Instruktionen unter kaiserlichen Schutz gestellt.
In Ostafrika verfolgten erst Carl Peters und seine Freunde konkrete »territoriale« Absichten: Im Auftrag der Gesellschaft für deutsche Kolonisation schufen sie in einem gewagten Konquistadorenzug die Grundlage für die spätere Kolonie Deutsch-Ostafrika. Innerhalb weniger Wochen schloss Peters gegen geringfügige Geschenke und wertlose Versprechen mit den lokalen Herrschern in Usagara »Verträge« und erwarb ein Gebiet von insgesamt 140000 km2.
Schon am 27. Februar 1885 erhielt er den kaiserlichen Schutzbrief. Im Helgoland-Sansibar-Vertrag wurde dann der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft die vom Sultanat Sansibar kontrollierte, bisher gepachtete Festlandsküste gegen Zahlung einer Entschädigungssumme von 4 Millionen Mark an den Sultan überlassen, die Inseln Sansibar und Pemba zum britischen Protektorat erklärt, und im Gegenzug Helgoland von Großbritannien an das Reich abgetreten. Gleichzeitig verzichtete Deutschland zum Leidwesen der kolonialchauvinistischen Alldeutschen auf alle Ansprüche, die möglicherweise noch gegenüber dem Sultanat Suaheli (Witu-Tana-Gebiet), gegenüber Somaliland und Uganda bestanden.
Das deutsche Südseeimperium
Im gleichen Zeitraum, in dem das Deutsche Reich seine afrikanischen Kolonien erwarb, entstand auch der Grundstock seines Südseeimperiums. Im Herbst 1884 schloss der Forschungsagent des Neuguinea-Konsortiums, Otto Finsch, mehrere Verträge ab, durch die sich die Berliner Gesellschaft ein Gebiet von mehr als 200000 km2 sicherte.
Ohne Schwierigkeiten gelangten im November 1884 auch die »unbestritten herrenlosen« mikronesischen Marshallinseln, einschließlich der Providence- und Browninseln, die heutigen Atolle Ujelang und Eniwetok, in die deutsche Schutzsphäre. Im April 1885 wurde der Nordosten Neuguineas zusammen mit Neu-Britannien als das pazifische Schutzgebiet des Reichs von Großbritannien anerkannt. Am 6. April 1886 legten schließlich Großbritannien und Deutschland ihre jeweiligen Interessensphären endgültig fest, wobei neben dem anerkannten Besitz von Nordost-Neuguinea, Kaiser-Wilhelms-Land genannt, und dem diesem Land vorgelagerten Archipel, der seit dem 19.Mai 1885 offiziell Bismarckarchipel hieß, die westlichen Salomoninseln mit den Eilanden Buka, Bougainville, Choiseul und Santa Isabel im deutschen Eigentum verblieben. Nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898 konnte das Reich im darauf folgenden Jahr noch die Karolinen, zusammen mit den Marianen und Palauinseln, für 25 Millionen Peseten vom Verlierer Spanien erwerben.
Im selben Jahr kam es auch zu einer Entscheidung über Samoa. Zunächst hatten rivalisierende amerikanische, britische und deutsche Interessen das Geschehen auf dieser Inselgruppe bestimmt eine Gemengelage, die dazu führte, dass seit 1889 die drei Mächte gemeinsam die Regierungsgewalt ausübten, wobei die Fiktion einer autonomen samoanischen Königsgewalt gewahrt blieb. Dieses Tridominium funktionierte mehr schlecht als recht bis 1899, um dann in einer deutsch-amerikanischen Interessenteilung zu enden. Während die Briten zum Ausgleich für die Aufgabe ihrer Rechte, zu der sie unter dem Druck des Burenkrieges sich bereit fanden, den größten Teil der Salomoninseln mit Ausnahme von Bougainville und Buka und der Tongainseln erhielten, teilten die USA und Deutschland Samoa, wobei das Reich mit Upolu und Savaii den größeren Anteil in Besitz nehmen konnte. Bereits 1897/98 hatte Deutschland schließlich noch »sein« Kolonialgebiet in Ostasien Kiautschou erworben.
Mit den Erwerbungen der ausgehenden 1890er-Jahre in Ostasien und in der Südsee hatte das deutsche Kolonialreich bis auf die 1911 in der 2.
Marokkokrise als Kompensation zu Kamerun hinzugewonnenen Gebiete (»Neukamerun«) seine endgültige Ausdehnung erreicht. Es umfasste 1914 etwa 2,9 Millionen km2 mit etwa 12,3 Millionen Einwohnern. Während seine Einwohnerzahl gerade mal ein knappes Fünftel derjenigen des Reiches von 64,9 Millionen betrug, übertraf das Territorium der Kolonien dasjenige des Reichs um nahezu das Sechsfache. Gleichwohl hat es an deutschen Plänen, den realen Kolonialbesitz in der Zukunft zu erweitern, nicht gefehlt. Der Schwerpunkt dieser »Kolonialprojekte« lag zweifellos in Afrika vor allem in Marokko, im südlichen Afrika und in »Mittelafrika«, aber auch Gebiete im Nahen Osten und in Südamerika tauchten immer wieder in den Visionen namentlich alldeutscher Kolonialträumer auf. Die offizielle Politik stand solcherart kolonialer Projektemacherei jedoch zumeist ablehnend gegenüber.
Bagdadbahn
Im Zuge des wirtschaftlichen Imperialismus waren gegen Ende des 19. Jahrhunderts deutsche Banken in Zusammenarbeit mit der deutschen Schwerindustrie in den Eisenbahnbau im türkischen Kleinasien eingestiegen und hatten 1899 die »Anatolische Eisenbahngesellschaft« gegründet. Sie erhielt vom türkischen Sultan den Auftrag eine Bahnlinie von Konstantinopel bis nach Bagdad zu legen. Der Baubeginn fand 1903 statt. 1911 wurde die Bagdadbahn mit dem russischen Eisenbahnnetz verbunden. Der Bau und Ausbau dieser Bahnlinie stärkte entscheidend die deutsche Wirtschaft und war ein wichtiger Beitrag zur Völkerverständigung.
Deutsches Reich: Pazifik:
Afrika: Palau-Insel, Marianen, Karolinen, Marschall-Inseln, Kaiser-Wilhelm-Land, Bismark-Archipel, Neuguinea (NO)
Kamerun, Togo, Dt.-Ostafrika (Tansania), Dt.-Südwestafrika (Namibia),
Auswirkungen:
Der Kolonialismus zerstörte innerhalb weniger Jahre alte, jahrtausendlang entwickelte Kulturen; nicht nur in der Absicht, Kolonien auszubeuten und Menschen und Ressourcen in den Dienst des Mutterlandes zu stellen. Die Kolonialvölker sollten die religiösen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Anschauungen der Kolonialmächte übernehmen, sie sollten "europäisiert" werden. Der Glaube an die Überlegenheit der westlichen Zivilisation führte zum Unverständnis der Eigenständigkeit der sozioökonomischen Systeme der "Eingeborenen" (Gerade diese Sammelbezeichnung für die Bevölkerung der Kolonien ist Ausdruck der Ignoranz gegenüber den Eigenarten all dieser Gesellschaften und ihrer Kulturformen). Unterdrückung wurde mit einem Teilhabenlassen an einer höheren, europäisch-westlichen Zivilisation gerechtfertigt.
Der Tod von "Sklaven" wurde ohne weiteres in Kauf genommen. Sie hatten keine Rechte und mussten schlechteste Behandlungen erfahren. Kolonisation meinte nicht Ausbeutung, sondern Entwicklung.
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