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  Reformation und dreißigjähriger krieg 1600-1699

Reformation und Dreißigjähriger Krieg 1600-1699 Nach der Veröffentlichung der 95 Thesen von Martin Luther am 31. 10. 1517 begann in Europa das Zeitalter der Reformation. Die katholische Kirche erhielt Konkurrenz durch die neue Konfession - die mittelalterliche Glaubenseinheit zerfiel. Politische Machtfragen spielten in religiöse Konflikte hinein und eskalierten in einer Vielzahl von Kriegen und Bürgerkriegen. Höhepunkt der Auseinandersetzung war der Dreißigjährige Krieg, der das Mächtegefüge auf dem Kontinent entscheidend veränderte.

Die katholische Kirche war seit dem Spätmittelalter massiver Kritik ausgesetzt: Korruption, Machthunger und Mehrung des Reichtums der Kurie bestimmten die Pontifikate der Päpste. Standhaft verweigerte der Heilige Stuhl Reformen, um die gefährdete Glaubenseinheit zu wahren. Dem Absolutheitsanspruch der Päpste stellte Martin Luther ab 1517 die Glaubensentscheidung des einzelnen entgegen. Die individuelle Bibelinterpretation bricht die Dogmatisierung der Lehre durch Rom. Scharf verurteilte Luther die Bürokratisierung der Kirche und den Ablasshandel, der Sündenbefreiung durch zu erwerbende Ablassbriefe versprach, aber letztlich nur der Bereicherung der Kirche diente. Luthers Fundamentalkritik stieß auf offene Ohren und führte zur Einführung der Reformation in einer Vielzahl von Ländern und Fürstenterritorien.

Hier wurde die Kirche entmachtet, der Besitz des Klerus ging an die Landesherren über. In jahrzehntelangen Kriegen während des 16. Jahrhunderts kämpften Katholiken gegen die protestantischen, reformierten Länder. An der Spitze der Katholiken standen die deutschen Kaiser und die Könige von Spanien. In England setzte sich mit der Thronbesteigung Elisabeths I. 1558 die Reformation in der Anglikanischen Kirche durch, in Frankreich herrschte bis 1593 Bürgerkrieg zwischen evangelischen Hugenotten und dem katholischen Königshaus.

Hier klärte erst Heinrich IV. von Navarra die Situation: Der Hugenotte trat als König zum Katholizismus über, gewährte den Evangelischen aber die volle Gleichberechtigung im Toleranzedikt von 1598. Ab 1629 flammten die Konflikte aber erneut auf, als der erste Minister Kardinal Richelieu den Hugenotten ihre Rechte erneut nahm und damit eine Massenauswanderung in die protestantischen Länder und Nordamerika provozierte. Im Deutschen Reich litt die Zentralmacht des Kaisertums unter den Glaubenskämpfen. Der katholische Habsburger Karl V. (1519-1556), gleichzeitig König von Spanien, versuchte mit aller Macht die zum Protestantismus übergetretenen Fürsten zu bekämpfen.

Seine zahlreichen Kriege gegen den Hauptfeind Frankreich (besonders in Italien) verhinderten aber die durchschlagende Gegenreformation. 1555 beendete der Augsburger Religionsfrieden die Kämpfe: Die Territorialherren konnten ihre Religion frei wählen - ihre Untertanen mussten ihnen folgen. Die Glaubensspaltung war damit ebenso festgeschrieben wie die zunehmende Schwäche des Kaisers und der Reichsinstanzen gegenüber den erstarkenden Territorialherren. Der Dreißigjährige Krieg stellt auf internationaler Ebene äußerlich den Höhepunkt der Religionskonflikte dar. Tatsächlich ging es in diesem verheerenden Kampf aber um machtpolitische Fragen zwischen den europäischen Herrschern. Auslöser war ein Aufstand der protestantischen böhmischen Stände gegen die Vorherrschaft der habsburgischen katholischen Könige und insbesondere gegen die Rekatholisierungsversuche Ferdinands II.

Der Aufstand konnte zwar niedergeschlagen werden, doch die Intervention des dänischen Königs Christian IV. 1623 zugunsten der Protestanten deutete die Brisanz der Situation an: Die das Reich umgebenen Länder versuchten in den folgenden Jahrzehnten, die innere Zerrissenheit für eine Ausdehnung ihres eigenen Machtbereichs auf Kosten des Reiches zu nutzen. Als Hebel dienten ihnen die protestantischen Fürsten, die sich durch Koalitionen mit den ausländischen Mächten der Rekatholisierung zu entziehen versuchten. Die nordische Vormacht Schweden verbündete sich nach dem Scheitern der dänischen Intervention 1629/30 mit den Protestanten. König Gustav II. Adolf schlug mehrfach katholische Heere und drang zeitweise bis Süddeutschland vor.

Das Bündnis Schwedens mit Frankreich gegen die katholischen Habsburger 1636 leitete den Höhepunkt des Dreißigjährigen Krieges ein und demonstriert den Primat der Machtfragen: Das katholische Frankreich kämpfte im Bund mit den Evangelischen gegen die katholischen Mächte, um die Habsburger im Reich und in Spanien entscheidend zu treffen. Kardinal Richelieu, leitender Kopf in Frankreich, hatte die gegenseitige Schwächung der kämpfenden Parteien abgewartet, bis er seine Truppen in den Krieg schickte. 1648 musste Kaiser Ferdinand III. den Westfälischen Frieden schließen, der das Kaisertum gegenüber den nun faktisch souveränen Reichsfürsten endgültig schwächte. Das Deutsche Reich zerfiel in den Flickenteppich einzelner Territorien, die nur noch lose miteinander verbunden waren. Der sich nun nach französischem Vorbild durchsetzende Absolutismus, der den Landesfürsten zur höchsten Instanz von Gottes Gnaden erhob ("L'Etat c'est moi": Der Staat bin ich) , trug zum Zerfall des Reiches bei.


Frankreich war zum mächtigsten Staat Europas aufgestiegen. Immense Zerstörungen in Deutschland waren das Erbe des Dreißigjährigen Krieges. Der deutsche Raum war der Hauptkriegsschauplatz der mit modernen Kampfmitteln (Kanonen) ausgestatteten Armeen. Das Gros der Verwüstungen wurde aber durch die Söldner der Massenheere angerichtet: Nach dem Grundsatz "Der Krieg lebt aus dem Land" versorgten sich die Angehörigen der Heere durch Plünderung. Die langen Kämpfe führten zu einer massiven Verrohung der Truppen, die sich brandschatzend, mordend und vergewaltigend durch die Lande bewegten. Insgesamt verlor das Deutsche Reich wahrscheinlich ein Drittel seiner Bevölkerung.

In einzelnen Regionen überlebte nur jeder Zweite den Krieg.

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