Die dolchstoßlegende
Die Dolchstoßlegende behauptete, dass Deutschland im 1. Weltkrieg "im Felde unbesiegt" geblieben sei und lediglich "ein Dolchstoß von hinten" durch die Revolutionäre in der Heimat den Sieg verhindert hätte.
Die Dolchstoßlegende wurde zuerst von Erich Ludendorff und Paul von Hindenburg vor dem Untersuchungsausschuss der Nationalversammlung vertreten. Beide "vergaßen" dabei zu erwähnen, dass sie selbst nach der gescheiterten Offensive in den Ardennen die Reichsregierung am 29. September 1918 aufgefordert hatten, Waffenstillstandsverhandlungen aufzunehmen. Ludendorff erklärte seinen Offizieren am Abend dieses Tages, er habe "den Kaiser gebeten, jetzt auch diejenigen Kreise an die Regierung zu bringen, denen wir es in der Hauptsache zu danken haben, daß wir so weit gekommen sind.
Die sollen nun den Frieden schließen, der jetzt geschlossen werden muß. Sie sollen die Suppe jetzt essen, die sie uns eingebrockt haben."
Die Nationalsozialisten griffen die Dolchstoßlegende begierig auf und nutzten sie propagandistisch für ihre Zwecke aus. So war die Dolchstoßlegende und die damit verbundene Rede von den "Novemberverbrechern" eine schwere Belastung für die junge Weimarer Demokratie und führte in Verbindung mit anderen Gründen zu ihrem Zerfall.
Vorgeschichte
Seit 1916 wurde Deutschland faktisch nicht mehr von der Reichsregierung oder durch den Kaiser, sondern durch die Oberste Heeresleitung unter den Generälen Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff regiert, wobei letzterer die maßgebliche Rolle spielte. Beide hatten noch 1917 die Friedensresolution der Mehrheitsparteien im Reichstag - u.
a. Zentrum und SPD - zurückgewiesen. Nachdem jedoch die letzte Offensive des deutschen Heeres an der Westfront im Sommer 1918 gescheitert und die letzten Reserven verbraucht waren, forderte Ludendorff vom Kaiser und vom Reichskanzler Georg von Hertling am 29. September die sofortige Abgabe eines Waffenstillstandsgesuchs an die Alliierten, da er die Aufrechterhaltung der Front nicht mehr gewährleisten könne.
Um günstigere Friedensbedingungen zu erlangen, empfahl Ludendorff zugleich, eine der zentralen Forderungen des 14-Punkte-Programms des US-Präsidenten Woodrow Wilson zu erfüllen und dem Reich eine parlamentarische Staatsform zu geben. Der Kaiser ernannte daraufhin den als liberal geltenden Prinzen Max von Baden am 3.
Oktober zum Reichskanzler, der einen Tag später das von Ludendorff ultimativ geforderte Waffenstillstandsangebot abgab. Eine Verfassungsänderung vom 28. Oktober band den Kanzler und die Reichminister an das Vertrauen der Mehrheit des Reichstages und übertrug den Oberbefehl über die Streitkräfte vom Kaiser auf die Reichsregierung. Damit war das Deutsche Reich von einer konstitutionellen zu einer parlamentarischen Monarchie geworden.
Am 5. November stimmten die Alliierten der Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen zu.
Als aber ihre Bedingungen für eine Waffenruhe bekannt wurden, bezeichnete Ludendorff diese als unannehmbar. Er forderte nun die Wiederaufnahme des Krieges, den er noch wenige Tage zuvor für verloren erklärt hatte. Seine Forderung war umso unsinniger, da das von ihm geforderte Waffenstillstandsersuchen die Schwäche des Reichs für alle Kriegsgegner sichtbar gemacht hatte. Die Reichsregierung entließ daher Ludendorff und ersetzte ihn durch General Wilhelm Groener.
Während die kriegsmüden Truppen und die von der kaiserliche Regierung enttäuschte Bevölkerung das baldige Ende des Krieges erwartete, fasste die deutsche Marineleitung unter Admiral Reinhard von Scheer in Kiel den Plan, die Flotte zu einer letzten Schlacht mit der Royal Navy in den Ärmelkanal zu entsenden. Dieser eigenmächtige, militärisch und politisch völlig sinnlose Befehl stellte im Grunde eine Rebellion der Marineleitung gegen die neue Reichsregierung dar.
Er löste zunächst eine Meuterei unter den betroffenen Matrosen und dann eine allgemeine Revolution aus, die in wenigen Tagen die letzten Reste der Monarchie in Deutschland beseitigte.
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Als im parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der sich mit den Ursachen des Deutschen Zusammenbruchs beschäftigte, der ehemalige Chef der OHL, Paul von Hindenburg (richtig Ludendorff) aussagte (Die deutsche Armee ist von hinten erdolcht worden), leitete er mit der sog. Dolchstosslegende eine Diffamierungskampagne gegen alle Politiker ein, die nach der Revolution die Republik geschaffen hatten .Wider besseren Wissens behauptete der Generalfeldmarschall, dass umstürzlerische Kräfte im Rücken der kämpfenden Truppe die militärische Niederlage verschuldet hätten und nicht die materielle Überlegenheit der Kriegsgegner. Einwandfrei belegt ist auch, dass der Krieg militärisch schon lange vor dem Ausbruch der Revolution verlorengegangen ist. So hat Hindenburg als Oberbefehlshaber selbst im September 1918 die Einleitung von Waffenstillstandsgesprächen gefordert, weil die Armee besiegt sei.
Die Revolution war nicht Ursache sondern unmittelbare Folge des verlorenen Krieges. Um ihr eigenes Versagen vor der Öffentlichkeit zu verschleiern, hatten Hindenburg und Ludendorff diese Unterstellung bewusst eingesetzt. Der Dolchstoss galt vielen in der Republik als politische Tatsache und nicht als ein Mittel des Militärs, die Verantwortung auf andere abzuwälzen. Die Popularität von Hindenburg ist ungebrochen, seine These findet allgemeine Beachtung.
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