Wien zur zeit der donaumonarchie
1. Die Dimension der Zuwanderung
1.1. Die Wiener Bevölkerung 1830-1981
Von 1869 an stieg das Wachstum der
Bevölkerung in Wien durch Geburtenüberschuß und der positiven Wanderungsbilanz
(=Zuwanderung abzüglich Abwanderung) bis zum Zeitpunkt des Ersten Weltkrieges von ca.
900.000 auf 2.
000.000. Zwischen 1910 und 1981 schrumpfte die Bevölkerungszahl wieder auf
ca. 1.500.000.
Zurückzuführen ist dies auf die seither negative Geburtenbilanz und auf
die beiden Weltkriege. In der ersten Hälfte des 19. Jhdts. fand ein Migrationswandel
statt. Anhand der Wiener Lehrlinge und der Gesellen konnte man nachweisen, daß die
Zuwanderung aus Deutschland ab, jedoch die Zuwanderung aus Böhmen und Mähren zu nahm.
Wiens Attraktivität reichte in alle Teile der Monarchie.
Während Großstädte wie Prag
oder Brünn ihre Zuwanderer aus Gebieten innerhalb der Landesgrenzen bezogen. Der Erste
Weltkrieg hatte zufolge, daß der Strom der Arbeitsmigranten abnahm, statt dessen nahm der
Strom der politischen Migranten zu. Die meisten kehrten nach Kriegsende in ihre Heimat
zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg war wieder der Zustrom politischer Migranten zu
spüren. Es kamen die sogenannten volksdeutschen Vertriebenen und Flüchtlinge, die
Flüchtlinge aus der CSSR und aus Ungarn. Als in den sechziger Jahren Arbeitsmangel
einsetzte, folgte Österreich dem Beispiel anderer Staaten; es warb ausländische
Arbeitskräfte an.
Österreich blieb weiterhin Zielland politischer Flüchtlinge aus den
sozialistischen Ländern, hauptsächlich jedoch Transitland.
Die Bevölkerungsbewegung in Wien anhand
einer Tabelle (Angaben in 1.000)
Geburtenbilanz
Wanderungsbilanz
Gesamtveränderung
1. 1. 1870 - 31. 12.
1880
88,4
173,2
651,6
1. 1. 1881 -
31. 12. 1890
102,6
165,0
267,6
1. 1.
1891 - 31. 12. 1900
165,5
173,4
338,9
1. 1. 1901 -
31. 12.
1910
162,8
151,7
314,5
1. 1. 1911 - 7. 3. 1923
-103,9
-61,0
-164,9
8. 3.
1923 -
21. 3. 1934
-87,0
104,2
17,2
22. 3. 1934 - 31. 5.
1951
-220,6
-99,2
-319,8
1. 6. 1951 -
20. 3. 1961
-104,0
115,5
11,5
21. 3.
1961 - 11. 5. 1971
-76,1
68,4
-7,7
21. 5. 1971 -
11. 5.
1981
-117,3
28,7
-88,5
Statistisches Handbuch der Republik
Österreich 1983, Wien 1983, S. 18
Zur Erfassung der Dimension der Zuwanderung
ausländischer Staatsbürger dient die Ausländerstatistik, welche jedoch von geringer
Aussagekraft ist. Weiters erhält man Information durch die Heimatrechtstatistik Unter
Heimatrecht verstand man das Recht auf ungestörten Aufenthalt in der Heimatgemeinde und
den Anspruch auf Armenversorgung.
Geburtsortstatistik
Von der
Wiener Bevölkerung1 waren geboren in
1857
1890
1900
absolut
absolut
absolut
Wien
205.531
610.062
777.
105
Bundesländer 2
88.0003
206.774
250.857
Böhmen/Mähren, ab 1923
Tschechoslowakei
98.068
354.423
411.
037
Galizien,
Bukowina
3.417
24.163
36.763
andere Teile der österr.
Monarchie4
8.777
31.
408
36.616
Länder der
ungarischen Krone, ab 1923 Ungarn
23.547
100.666
Deutsche Staaten bzw.
Deutsches Reich
22.780
25.
515
andere
Staaten bzw. Ausland
3.093
11.515
162.579
unbekannt
16.008
insgesamt
469.
221
1.364.548
1,674.957
Von der
Wiener Bevölkerung1 waren geboren in
1910
1951
absolut
%
absolut
%
Wien
991.157
48,8
1.134.
192
64,2
Bundesländer 2
301.275
14,8
329.086
18,6
Böhmen/Mähren, ab 1923
Tschechoslowakei
467.158
23,0
Galizien,
Bukowina
47.115
2,3
andere Teile der österr.
Monarchie3
41.
955
2,1
Länder der
ungarischen Krone, ab 1923 Ungarn
Deutsche Staaten bzw.
Deutsches Reich
andere
Staaten bzw. Ausland
182.761
9,0
302.224
17,1
unbekannt
600
0,1
insgesamt
1 Bis 1910 anwesende, danach in Wien
wohnhafte Bevölkerung.
2 Bis 1910 Tirol und Steiermark nach ihren
damaligen Landesgrenzen und ohne Burgenland.
3 Inklusive Krain, Görz, Gradisca,
Dalmatien, Istrien, Schlesien und Trient.
4 Hievon in Schlesien: 1857: 7.285; 1880:
12.872; 1890: 23.651; 1900: 27.658; 1910: 32.
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2. Die verschiedenen Nationalitäten und
ihre Berufe
2.1. Die Tschechen und Slowaken
Die Zahl der Wiener Tschechen ist
wissenschaftlich nicht präzise zu ermitteln, weil sie infolge nationaler Interessen und
Auseinandersetzungen zu keinem Zeitpunkt exakt festgestellt wurde. In der ersten Hälfte
des 19. Jhdts.
, speziell ab den zwanziger Jahren, stieg der Anteil tschechischer Lehrlinge
im Wiener Handwerk enorm an. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. dominierten die
Böhmen und Mähren in einigen Handwerkssparten, wie zB in der Schneiderei oder der Schusterei.
Es gab auch viele tschechische
Saisonarbeiter, die während der Winterzeit daheim bei ihrer Familie und während der
Sommermonate in Wien als "Ziegelböhm" in Ziegeleien tätig waren.
Die weiblichen Einwanderer, die Migrantinnen,
bevorzugten den Beruf als Dienstmädchen.
Dieser Job löste ein gewaltiges Problem;
das Versorgungs- und Wohnungsproblem. Das Dienstbotenzimmer war zwar nur klein, finster
und ungemütlich, allerdings hatte man eine Unterkunft. Da Arbeiterinnen einen moralisch
schlechten Ruf hatten, war die Arbeit in Fabriken für Frauen nicht sehr verlockend.
Hingegen der Dienstmädchenberuf galt als Übergangsberuf zur Verehelichung.
Die Slowaken wurden in den Statistiken der
Monarchie, wie alle in den ungarischen Ländern Heimatberechtigten, gesondert gehoben,
desshalb sind ihre Berufssparten nicht eruierbar. Aus Überlieferungen kennt man sie als Hausiere.
Da gab es zB die slowakischen Frauen, die Spielzeug anpriesen, den Kochlöffelkrawat und
den Zwiefelkrawat.
Weiters gab es den Rastlbinder,
welcher es verstand löchriges Blechgeschirr zusammenzuflicken, sowie zerbrochene Ton- und
Porzellangefäße durch Draht wieder "ganz" zu machen. Der Rastlbinder
verschwand allerdings nach dem Ersten Welkrieg von den Straßen Wiens.
Der Kolöffelkrawat war auch ein
Straßenhändler. Er spielte auf einer kleinen Holzflöte und lud dann alle Leute zum kauf
seiner Waren ein. Er verkaufte Kochlöffel, Nudelbretter, hölzerne Tiegel, usw.
Als Zwieflkrawat verkaufte so mancher
Slowake an Märkten Zwiebeln aus einem großen Korb. Er ging nicht, so wie die anderen
durch die Straßen, sondern stellte sich neben den anderen zu Marktständen, wo er große
Konkurrenz hatte, und nur durch Preis unterbieten sein Geschäft machen konnte.
Berufe mit hohen Anteilen von in Böhmen
und Mähren geborenen Erwerbstätigen Wien 1880
Erwerbs-
davon geboren in
Beruf
tätige
Böhmen
Mähren
insgesamt
absolut
%
absolut
%
Tischler S
1.560
524
33,6
240
15,4
G
6.590
2.603
39,5
1.
238
18,8
Schuster S
2.888
1.069
38,0
620
21,5
G
7.061
3.185
45,1
1.671
23,7
Schneider S
3.
750
1.695
45,2
710
18,9
G
8.238
4.235
51,4
1.678
20,4
Schlosser S
630
197
31,3
112
17,8
G
5.676
2.
064
36,4
1.001
17,6
Taglöhner
10.802
3.070
28,4
1.486
13,8
Lehrlinge
20.845
4.
224
20,8
3.215
15,4
Dienstpersonal
11.389
1.228
10,8
1.512
13,3
Hausgesinde
69.150
18.
335
26,5
12.942
18,7
Berufsposition der Erwerbstätigen nach
der Umgangssprache, Wien 1910
Berufe
deutsch
tschechisch
absolut
%
absolut
%
Selbständige
299.522
29,9
10.554
16,9
Pächter und
Kolonen
1.183
0,1
21
0,0
Angestellte
122.036
12,2
2.
276
3,7
Arbeiter
436.641
43,6
37.303
59,9
Lehrlinge
42.840
4,3
4.846
7,8
Taglöhner
6.055
0,6
1.
046
1,7
mithelfende Familienmitglieder
10.802
1,1
188
0,3
Dienstboten
und Hausdienerschaft
82.128
8,2
6.023
9,7
insgesamt
1.001.207
100,0
62.
257
100,0
2.2. Die Italiener
Nach der Türkenbelagerung wurden die Häuser
aufgestockt, und so wurde es notwendig die Kamine fachgerecht zu kehren. So kam es, daß
italienische Rauchfangkehrer, die bis zu dem Zeitpunkt umherwanderten, in Wien
seßhaft wurden. Bis zur Mitte des 19. Jhdts konzentrierte sich die Herkunft der
Rauchfangkehrer auf Mailand und Piemont.
Die Italiener achteten darauf, daß das
Handwerk des Rauchfangkehrers in der "Familie" blieb. Dies hatte zu folge, daß
sich die Meister die Lehrlinge aus ihrer Heimat holten und daß die Töchter einen
italienischen Rauchfangkehrer heirateten. Wenn sie das Gewerbe verkaufen mußten, dann
taten sie dies nur an einen Italiener. So läßt sich erklären, daß sich die
Rauchfangkehererei bis ins 19. Jhdt. in italienischer Hand befand.
Allerdings gab es nicht
nur italienische Rauchfangkeher in Wien, sondern auch italienische Bau- und Erdarbeiter.
Die Bauarbeiter hatten einen guten Ruf, den sie durch den Eisenbahnbau erlangten. Sie
wurden aber auch auf Großbaustellen in Wien eingesetzt. Auf einer Baustelle waren sie
unter der Führung eines Capo Lavoro. Sie blieben so lange es Arbeit gab, dann fuhren sie
entweder in die Heimat oder zur nächsten Baustelle. Die italienischen Bauarbeiter hatten
auch, neben Engländern, Franzosen, Schweizer und einigen anderen, einen großen Teil zur
Donauregulierung beigetragen.
Diejenigen Italiener, die im Rendenatal
lebten arbeiteten als Scheren- und Messerschleifer in Wien um Geld zu verdienen, da
die Frauen die Landwirtschaft in den Dolomitentälern besorgen konnten. Mancher junge
Italiener blieb in Wien, besuchte eine Schule und heiratete eine Wienerin.
Auch Speiseeiserzeuger aus Trentino
und Belluno hat es nach Wien verschlagen. Damals mußten diese Leute von Haus zu Haus mit
Butten am Rücken umhergehen, um Speiseeis zu verkaufen. Heute hat jeder seinen eigenen
Eissalon in Wien. (ca.
50 Prozent aller Eissalons in Wien sind italienischer Herkunft)
2.3. Die bulgarischen Gärtner
Die Bulgaren war zahlenmäßig zwar nur
schach vertreten, allerdings hatten sie sich auf Gartenbau spezialisiert und somit
waren sie sehr wichtig für die Gemüseversorgung in Wien. Gegen Ende des 19. Jhdts.
wurden sie als Saisonarbeiter für den Landbau in Kaiserebersdorf und in Simmering
angestellt.
Da die Bulgaren von den Türken besetzt waren konnten sie auf deren
Anbaumethoden zurückgreifen. Sie schaften es auch mit einem eigenen
Bewässerungssystem scheinbar unfruchtbaren Boden ertragreich zu machen. Auf den
Wiener Märkten waren nun einige neue Gemüsesorten, wie zB der Paprika oder die
Frühjarszwiebel zu finden. Wegen der starken Konkurrenz der Bulgaren zu den Wiener
Kollegen wurden diese für die schlechte wirtschaftliche Lage in der Zwischenkriegszeit
verantworlich gemacht und später auch an den Märkten nicht mehr zugelassen. Nach dem
Zweiten Weltkrieg blieben die meisten Bulgaren in Österreich, weil sie in ihrer Heimat
der Kollaboration mit den Nationalsozialisten verdächtigt wurden.
2.
4. Die Schweizer Uhrmacherkolonie
Als sich infolge politischer Unruhen in ihrer
Heimat die Genfer Uhrmacherfamilien in Konstanz ansiedeln wollten, wurden sie
allerdings von den Konstanzern nicht akzeptiert und so wanderten einige von ihnen (80-100
Familien) nach Wien aus. So kamen 1789 die ersten Kolonisten nach Wien, wo ihnen
Werkstätten und Wohnungen im Piaristenkloster zur Verfügung gestellt wurden. Dadurch
sanken die Preise der Sackuhren um 25-30 Prozent, allerdings konnte nur ein sehr geringer
Bedarf an Sackuhren mit der Produktion gedeckt werden. Während der Französischen
Revolution wurden die Uhrmacher verdächtigt mit den Revolutionären in Verbindung zu
stehen und so wurden auch einige von ihnen wegen Freundschaft zu französischen
Kriegsgefangenen verhaftet. Das Ende der Schweizer Uhrmacherkolonien kam als Kaiser Franz
II.
die Industrieförderung und Subventionen abschaffen ließ, wodurch die Schweizer ihre
Unterkunft verloren. Einige von ihnen kehrten daraufhin wieder in die Heimat zurück.
2.5. Die "türkischen" Kaufleute
Als "türkische Kaufleute"
bezeichnete man Armenier, Griechen, Spanolische Juden und Aromunen, die Staatsbürger des
Osmanischen Reiches waren. Die Armenier lebten in Diaspora und handelten hauptsächlich
mit orientalischer Ware, sie wurden aber auch für Spionage und Kurierdienste eingesetzt.
Sie verlegten ihr Lager allerdings nach Wien, das zu einer Brücke zwischen den
armenischen Handelsvorposten in London, Amsterdamm und der Levante wurde, als das
Osmanische Reich bis zum Balkan vorstieß. Durch Kriege ging der Handel fast gänzlich
unter und so kam es, daß einige Armenier als Hausiere Kaffee und Süßwaren auf
Jahrmärkten anboten. In der ersten Hälfte des 19. Jhdts. betrieben griechische Kaufleute
regen Handel in Wien, welches nun Hauptumschlagplatz zwischen dem Balkan dem Osmanischen
Reich und Mitteleuropa war. Wien entwickelte sich zu einem wichtigen Geld-, Bank- und
Wechselplatz.
Der Handel wirkte sich belebend für Gewerbe, Transport, Geldwesen und für
die Industrie aus. In der Mitte des 19. Jhdts. verlor Wien seine Bedeutung als
Hauptumschlagplatz, da es zu politischen Veränderungen und Änderungen im Transportwesen
kam.
3. Die Wohnsituation dieser Menschen
Durch die hohen Mieten und die niedrigen
Einkommen wurden die Wohnverhältnisse der Zuwanderer in Wien bestimmt.
Die Zuwanderer
waren damals von staatlichen Unterstützungen ausgeschlossen, dh. sie bekamen keine
Mietvergünstigungen. Der Großteil der Wiener Bevölkerung wohnte zu Kaiser Franz Josephs
Zeiten unter schlechten Bedingungen. Selbst für die kleinste Wohnung mußte man eine
unglaublich hohe Miete zahlen. Besonders kinderreiche Familien hatten es sehr schwer eine
Wohnung zu finden, da die Hausherren einen Mietzinsausfall, Lärm, eine verstärkte
Abnützung der Wohnung etc. befürchteten.
Es gab keine gezielte Benachteiligung der
Zuwanderer, egal wo immer man herstammte, wenn man arm war, war es schwer eine Wohnung zu
finden. Diskriminierung von Zuwanderern gab es keine, wahrscheinlich desshalb, weil die
Zuwanderer 60 Prozent der Bevölkerung ausmachten und es viele böhmische und mährische
Hausbesitzer und Gewerbetreibende gab, die die Wohnungen vermieteten. Damals galten die
Zuwanderer nicht als Ausländer, so wie heute, sondern als Österreicher. Trotzdem war die
Wohnsituation der Zuwanderer meist schlechter als die eines heimischen Arbeiters. Da die
Zuwanderer alleinstehend, ohne Familie nach Wien kamen suchten sie eine Schlafstelle als
Bettgeher oder, seltener, als Untermieter. Sie fanden oft auch Schlafstellen bei
tschechischen Familien, welche sie aufnehmen, um die Miete bezahlen zu können und/oder um
den Arbeitskollegen, Freuden Bekannten, Verwandten Unterkunft zu geben.
So kam es, daß in
einer kleinen Wohnung (Zimmer/Küche) bis zu acht Menschen lebten, welche sich des
Bettgeherwesen betätigten und später vielleicht auch noch Kinder bekamen. Die
Unterkünfte waren meist in ungünstiger Lage und hatten schlechte Infrastruktur, weßhalb
sie "Negerdörfl" genannt wurden. In der Mitte des 19. Jhdts. war eine typische
Wohnform das Wohnen beim Arbeitgeber, dies machten zB Dienstboten, Leherlinge, Gesellen,
Hilfsarbeiter, Kutscher und dergleichen. Etwa ein Drittel der unselbständigen
Beschäftigten Wiens lebte in dieser Form.
Mit dem Rückgang des Kleingewerbes nahm auch
diese Art des Wohnens wieder ab. Die besitzende Bevölkerung Wiens hatte wenig Verständis
für die Ursachen der schlechten Wohnverhältnisse der Masse der Arbeiter, Bediensteten,
Gehilfen und Zuwanderer. Sie meinten, daß sich die Betroffenen ihre Lage selbst
zuzuschreiben zu hätten. Für die tschechische Minderheit war Fluktuation (=Wechsel der
Beschäftigung) ein typisches Element, weil sie meist Saisonarbeiter waren, dh. sie sind
im Winter daheim und nur im Sommer hier in Wien. Deshalb benötigen sie auch nur im Sommer
eine Unterkunft in Wien.
Fanden die Zuwanderer keine Unterkunft oder wurden sie aus ihrer
Unterkunft gekündigt, versuchten sie in Massenquartieren oder in Obdachlosenasylen
unterzukommen. Wurden sie jedoch von der Polizei obdachlos aufgegriffen, wurden sie in
ihre Heimat zurückgeschickt (geschoben). Jahr für Jahr waren dies ungefähr 10.000
Menschen, die in ihre Heimat "schubiert" wurden.
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