Der moderne antisemitismus im 19. und 20. jahrhundert in europa
Der moderne Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert in Europa
Allgemeine Definition
"im 19. Jahrhundert entstandene profane Ideologie, die der Rechtfertigung des Hasses oder der Feindseligkeit gegen Juden dient."
richtet sich anders als der hauptsächlich religiös gerechtfertigte Judenhass (Antijudaismus) gegen alle Menschen jüdischer Herkunft
unabhängig davon, ob diese gemäß der jüdischen Religion leben oder nicht.
Begriffsbildung:
als Semiten wurden in der theologischen Literatur zunächst alle Nachfahren Sems, des ältesten Sohnes des biblischen Patriarchen Noah, bezeichnet
Ausdruck bezog sich auf eine Gruppe von Völkern des Nahen Ostens, zu der Juden und Araber gleichermaßen gehören
Ausschließlich Juden wurden mit der Zeit als Semiten bezeichnet, ihre Kultur Semitismus genannt
Begriff wurde 1879 von dem deutschen nationalistischen Journalisten Wilhelm Marr (1819-1904) geprägt
à wollte die zeitgenössische antijüdische Propaganda "wissenschaftlich"
untermauern
Er führte aus: ".
.. es kann hier nicht darum gehen, religiöse Vorurteile herauszustellen, wenn es in Wirklichkeit um die Rasse geht und der Unterschied im ,Blut' liegt." (Schrift: Der Sieg des Judentums über das Germanentum (1879))
Heinrich von Treitschke
wurde am 15. September 1834 in Dresden geboren
studierte Staatswissenschaften in Bonn und Leipzig
habilitierte und wurde 1863 Professor für Staatswissenschaften in Freiburg
als sich Baden 1866 im Deutschen Krieg auf die Seite der Gegner Preußens stellte, legte Treitschke seine Professur nieder und ging nach Preußen
à Deutscher Krieg, 1866 zwischen Preußen und Österreich um die
Hegemonie in Deutschland geführter Krieg
1866 übernahm er die Herausgabe der Preußischen Jahrbücher
1886 wurde er als Nachfolger Leopold von Rankes zum Historiographen des preußischen Staates ernannt
gehörte von 1871 bis 1884 dem Reichstag an
war ein erklärter Gegner des Sozialismus
löste durch seine deutlich antisemitischen Positionen, besonders in der Auseinandersetzung mit Theodor Mommsen, den Berliner Antisemitismusstreit aus:
§ Öffentlicher Streit zwischen Treitschke und Theodor Mommsen:
· kritisiert Treitschke dafür, dass er sich dieser "Missgeburt des nationalen Gefühls" trotz seiner besonderen Verantwortung als Publizist und Hochschullehrer widme und sie so "salonfähig" mache
· meinte, dass eine "nationale Entwicklung" der Juden angesichts ihrer Assimilation an das Christentum sowieso unmöglich geworden sei
· Treitschke konstruiere einen falschen Gegensatz zwischen Deutschen und Juden konstruiere
· seit 1873 Abgeordneter im österreichischen Reichsrat
Ritter von Schönerer
verlegte sich auf Agitation gegen Juden und Slawen
wurde zum Wegbereiter des rassischen Antisemitismus
richtete antikapitalistische und antimodernistische Stimmungen in Bauernschaft und Kleinbürgertum gegen die Juden
schürte auf diese Weise Judenhass und Nationalitätenkonflikte
sein völkisch-antisemitisches Gedankengut entfaltete sich bis ins liberale Bürgertum
beeinflusste damit später noch Adolf Hitler
Dreyfus-Affäre
Konflikt um den französischen Offizier Alfred Dreyfus
führte letztendlich zur Trennung von Kirche und Staat in Frankreich
· Alfred Dreyfus ein Hauptmann der Artillerie jüdischer Herkunft, wurde 1893 des Verrats angeklagt
· wurde 1894 von einem Kriegsgericht schuldig gesprochen und degradiert
· 1896 bewies der Leiter des frz. Geheimdienstes George Picquart, dass Marie Charles Esterhazy der wahre Verfasser des bordereau war, das man Dreyfus zugeschrieben hatte
· Picquart wurde von seinen Vorgesetzten zum Schweigen verpflichtet und aus dem Dienst entlassen
· gleichzeitig entdeckten Freunde und Verwandte von Dreyfus ähnliche Hinweise auf Esterhazy:
o Dreyfus wurde 1896 freigesprochen.
· die Armee musste Esterhazy vor ein Kriegsgericht stellen, das ihn jedoch Anfang 1898 freisprach
· im August desselben Jahres gestand Oberstleutnant Hubert Joseph Henry, er habe als Nachfolger Picquarts Unterlagen gefälscht, die Dreyfus belasteten
· er wurde verhaftet und begang in seiner Zelle Selbstmord
· der Konflikt führte letztendlich zur Trennung von Kirche und Staat in Frankreich
Russland
Antisemitismus im russischen Zarenreich
bereits 1786 schuf ein Zarenerlass einen Sperrbezirk für Juden, in dem Juden leben und arbeiten mussten
unter Zar Nikolaus 1. wurde 1835 dieser Ansiedlungsrayon erneut festgelegt
später ordnete man die Registrierung von Juden und die Verweltlichung ihres Erziehungswesens an
Zar Alexander II. wurde 1881 ermordet
13.März 1881, am Kai des heutigen Gribojedow-Kanals explodierte eine Bombe neben der Kutsche Alexanders
er blieb unverletzt, die Pferde und zwei Kosaken seiner Leibgarde starben
eine zweite Bombe explodierte zu Alexanders Füßen
erlitt schreckliche Verletzungen und konnte nur noch die Worte "Schnell nach Hause, in den Palast, um dort zu sterben" hervorbringen
im Volk wurde unterbreitet, der Anschlag sei von einem Juden verübt worden:
brutale Interventionen gegen jüdische Bürger
heftigste Gewalttätigkeiten 1906: jüdische Häuser in über 600 Dörfern uns Städten wurden zerstört und tausende Juden getötet
es wird vermutet, dass diese Pogrome staatlich entfacht wurden
Anmerkungen: |
| impressum | datenschutz
© Copyright Artikelpedia.com