Die azteken
Einleitung
Der
Bereich der lateinamerikanischen Kulturen, zu denen auch die
Azteken gehörten, ist vor der Eroberung durch die Spanier kaum
dokumentiert. Dies liegt nicht zuletzt an den spanischen Eroberern
selbst, da diese viele historische Zeitdokumente vernichteten. Es
gibt somit fast nur Aufzeichnungen die nach der spanischen
Eroberung gefertigt wurden. Heutzutage versuchen Historiker immer
wieder den Schleier, der sich um diese Kulturen legt, zu lüften.
Trotz dieser tiefgründigen Problematik haben wir uns mit den
Azteken beschäftigt.
Das Reich
Das
Reich war in drei Teile aufgeteilt.
Die Herrscher dieser Teile
waren verbündet. Die Teile waren Mexico mit der Hauptstadt
Tenochtitlan, Acolhua´can mit Tetzcoco und das reich der
Tepaneken mit Tlacopan. Außer diesen Gebieten gab es noch
kleinere Orte und abhängige Herrschaften. Die Organisation der
Herrschaft war in allen Gebieten fast gleich. An der Spitze stand
entweder ein absoluter Herrscher oder mehrere Herrscher, häufig
vier, die jeder einen Teil des Territoriums unabhängig regierten,
aber bei Angelegenheiten die das gesamte Reich angingen
zusammenhielten. Die Grenzen des Reiches waren nicht klar
festgelegt und es gab keine einheitliche Rechtsordnung und sie
hatten kein stehendes Heer.
Man spricht deshalb von einem
hegemonialen (Hegemonia: das Anführen; Bezeichnung für die
Vorherrschaft eines Staates, die formal staatsrechtlich oder durch
zwischenstaatliche Verträge abgesichert ist, aber auch allein auf
strategischem, wirtschaftlichem oder kulturellem Übergewicht
eines Staates über andere beruhen kann) Reich. Viel wesentlicher
für den Alltag waren jedoch die kleineren, politischen
Grundeinheiten, die am besten als Stadtstaaten zu bezeichnen sind.
Die Regierung der Reiche
Die
Regierungsform war ein Königtum, dessen König gewählt wurde.
Vier der vornehmsten Edelleute, die durch ihre eigene Körperschaft
unter der vorherigen Regierung ausgewählt worden waren,
bekleideten das Amt der Wähler, denen sich die zwei königlichen
Verbündeten von Tezcuco und Tlacopan anschlossen. Der Herrscher
wurde aus den Brüdern des verstorbenen Fürsten gewählt oder aus
seinen Neffen. Auf diese Weise blieb die Wahl stets auf die nämliche
Familie beschränkt.
Der begünstigte Bewerber mußte sich im
Krieg ausgezeichnet haben, auch wenn er, wie etwa der letzte
Montezuma, ein Mitglied des Priesterstandes war. Diese sonderbare
Art der Wiederbesetzung des Thrones hatte manche Vorteile. Die
Bewerber erhielten eine Erziehung, die sie zur königlichen Würde
geeignet machte, während das Alter, in dem sie gewählt wurden,
das Volk nicht nur gegen die Übel der Minderjährigkeit schützte,
sondern auch hinreichende Mittel gewährte, ihre Befähigung zum
Amt zu beurteilen. Jedenfalls war diese Methode erfolgreich, da
der Thron, wie schon erwähnt, mit einer Nachfolge fähiger Fürsten
besetzt wurde , die sich dazu eigneten, über ein Kriegliebendes
und ehrgeiziges Volk zu herrschen. Die Wahlanordnung, so
mangelhaft sie auch war, verrät eine verfeinerte und
wohlberechnettere Staatsklugheit, als man von einem vergleichsweise
unzivilisierten Volk erwarten durfte.
Der
neue König wurde mit vielem Prunk religiöser Förmlichkeit in
seine königliche Würde eingeführt.
Doch dies geschah nicht
eher, als bis er durch einen siegreichen Feldzug eine hinreichende
Zahl von Gefangenen gemacht hatte, um seinen Siegeszug in die
Hauptstadt zu schmücken und Schlachtopfer für die finsteren und
blutigen Gebräuche zu liefern. Die Krone die reich verziert war
wurde ihm von dem Herrscher von Tezcuco, dem mächtigsten seiner königlichen
Verbündeten, auf das Haupt gesetzt. Der Titel König wurde später
vom Titel Kaiser verdrängt vielleicht um den Vorrang vor den verbündeten
Königreichen Tlacopan und Tezcuco anzudeuten. Die aztekischen Fürsten
besaßen weitläufige Paläste die Hallen enthielten, für die
verschiedenen Ratsversammlungen, die dem König bei der Ausübung
seiner Geschäfte behilflich waren. Die wichtigste war eine Art
von geheimem Staatsrat, der wahrscheinlich zum Teil aus den von
den Edelleuten nach der Thronbesteigung ernannten vier Wählern
bestand, deren Stellen, wenn sie durch einen Todesfall ausfielen,
sofort wieder besetzt wurden. Sie mußten dem König in bezug auf
die Regierung der Landschaften, auf die Verwaltung der Einkünfte
und überhaupt auf alle wichtigen Gegenstände der öffentlichen
Wohlfahrt Ratschläge erteilen.
Es
gab aber auch mächtige, reiche Häuptlinge die gleich unabhängigen
Fürsten auf ihren Ländereien lebten.
Die gesellschaftliche Ordnung
Ebenso
wie in den anderen Bereichen ihrer Kultur waren die Stadtstaaten
des zentralen Mexiko und die drei Bündnispartner des aztekischen
Reiches auch in den Grundzügen ihrer gesellschaftlichen Ordnung
weitgehend einheitlich. Die Bevölkerung war in Geburtsadlige und
in die nicht Geburtsadligen sozial geschichtet. 10% der Bevölkerung
gehörten dem Geburtsadel (Pilli) an, dem standen 90% Nichtadlige
gegenüber. Die beiden Schichten waren in sich noch weiter
gestaffelt. Sowohl zwischen den beiden großen Schichten als auch
deren Unterteilungen war ein sozialer Aufstieg oder Abstieg fast
unmöglich.
Die einzige Möglichkeit für sozialen Aufstieg waren
besondere, kriegerische Leistungen. Nichtadlige erlangten auf
diese Weise Tributfreiheit und bekamen Land zugewiesen. Diese
nannte man Verdienst- oder Dienstadel.
Der Adel
Der
Geburtsadel war in sich deutlich geschichtet. Die Adelshäuser
unterschieden sich nach Herkunft, Abstammung, Besitz und Macht.
Die Stellung drückte sich im Besitz bestimmter historischer Titel
aus.
In verschiedenen Stadtstaaten kamen oft dieselben Titel vor.
Die Führung eines Adelshauses war nicht einfach vererbbar; der
Nachfolger war meist der älteste Sohn der ranghöchsten Ehefrau.
Wie auch bei den Königen mußte sich auch der Sohn der adligen
erst im Krieg beweisen. Außerdem mußte er Erfahrungen in
niedrigeren Ämtern gesammelt haben. Vereinzelt übernahm auch ein
weiblicher Nachkomme die Führung eines Adelshauses. Der Akt der
Amtsübernahme war mit religiösen Zeremonien verbunden, darunter
auch die Durchbohrung der Nasenscheidewand, sowie einer Verteilung
von kostbaren Geschenken an die Teilnehmer.
Das Adelsgeschlecht
hatte seinen Hauptsitz in einem Palast. Zu diesem gehörte
ein beachtlicher Landbesitz der vom Oberhaupt oder Angehörigen
seiner engeren Familie verwaltet wurde. Die Ländereien und Titel
wurden innerhalb einer Familie vererbt. Sowohl im Rang als auch im
Reichtum gab es innerhalb des Adels gewaltige unterschiede die
auch nach außen erkennbar gemacht wurden. Während es sich die
meisten Adligen der größeren Stadtstaaten leisten konnten
mehrere Frauen zu haben und einen entsprechend großen Haushalt zu
führen, waren Adlige unteren Ranges nicht von Bauern zu
unterscheiden. Ausschließlich der Adel verfügte über
Landbesitz, wobei das Besitzgebiet nicht unbedingt zusammenhängend
war.
Der Nutzen des Landes von den Adligen war der, daß sie mit
den erzielten Produkten handeln konnten. Alle Nichtadligen die an
Adelshäusern arbeiteten oder auf deren Ländereien mußten
Abgaben an die adligen Besitzer zahlen. Für die jungen männlichen
Adligen fand in den wichtigen Tempeln angegliederten Schulen (calmecac)
eine militärische Ausbildung statt, es wurden aber auch
Kenntnisse in Religion und Verwaltung vermittelt und die für
Adlige als wichtig erachteten Fähigkeiten wie Dicht- und
Redekunst entwickelt.
Die Nichtadligen
Die
Mehrzahl der Bevölkerung war nicht adelig. Zumeist waren sie
Bauern, manche waren nebenbei auch noch Handwerker. Die meisten
Haushalte bestanden aus Familien die mehrere Generationen umfaßten
und verheirateten Geschwistern.
Die Ehen waren monogam und das
jung verheiratete Paar pflegte zur Familie des Mannes zu ziehen.
Unter Umständen gehörten einem Haushalt auch
nichtverwandtschaftliche Familien oder Ehepaare an. Ein je nach
Region verschieden großer Teil der nichtadligen Bevölkerung
bearbeitete das Land eines Adelshauses und war somit von diesem
abhängig. Die Bauern lieferten dem Besitzer des Landes einen
Teilertrag. Entsprechend verfuhren auch die Handwerker mit ihren
Produkten. Die Handwerker besaßen die Möglichkeit sich von dem
Adelshaus ihrer Region zu trennen und in eine andere Region zu
ziehen.
Von dieser Möglichkeit wurde oft Gebrauch gemacht. Ein
anderer Teil der nichtadligen Bevölkerung gehörte örtlich
gebundenen kooperativen Verbänden an. Diese Verbände waren
sozial wenig geschichtet. Die Verbände waren auf eine gemeinsame
ethnische Herkunft aufgebaut. Das Land war in Parzellen an die
Mitglieder verteilt, die es dauernd und ohne Abgabenverpflichtung
nutzen konnten. Das Anrecht war vererbbar und konnte nicht
verkauft werden und fiel bei Nichtbearbeitung an die Gemeinschaft
zurück.
Die Tributverpflichtungen eines Verbandes an den
jeweiligen Herrscher waren unterschiedlich. Häufig bearbeiteten
die Verbände Landstücke für den Herrscher und lieferten ihm die
Erträge. Ferner waren Kriegsdienste und andere Arbeiten zu
leisten. Die kooperativen Verbände der Nichtadligen werden oft
als calpolli bezeichnet. Die Kinder der Nichtadligen wurden nach
einer harten Erziehung meist zum Krieger ausgebildet. Dies geschah
in Schulen, die die Azteken telpochcalli nannten.
Die jungen Männer
hatten aber auch Gemeinschaftsarbeiten zu leisten. Unter den
Nichtadligen ragten als besondere Gruppen bestimmte spezialisierte
Handwerker und die Fernkaufleute (pochtecatl) hervor. Die
Fernkaufleute bildeten eine besonders deutlich abgegrenzte und in
sich geschichtete Bevölkerungsgruppe, die in den Städten in
eigenen Wohnvierteln lebte, ihre eigenen Zeremonien abhielt und
einem besonderen Verhaltenscodex gehorchte. Sie waren von
Dienstleistungen befreit aber gaben dem Herrscher einen Tribut.
Auch hochspezialisierte Handwerker wie die Gold- und
Silberschmiede, Edelsteinschneider und Federarbeiter bildeten
eigene kooperative Verbände. Sie lebten ebenfalls in getrennten
Stadtvierteln und verehrten ihre eigenen Gottheiten.
Die teuren
Rohmaterialien wurden von den Auftraggebern, vor allem dem Adel
und dem Herrscherhaus, bereitgestellt. Die niedrigsten Bevölkerungsschichten
bildeten die Sklaven und die Lastträger. Die Sklaven bezeichnete
man als tlaco´tli. Diese Menschen boten ihre Arbeitskraft meist
nur für eine gewisse Zeit einem anderen, weil diese entweder
Schulden abzutragen hatten oder sie waren als Buße und
Schadensersatz für ein begangenes Verbrechen dazu verurteilt
worden. Sie wurden vor allem im Haushalt eingesetzt. Nach Ablauf
der Frist oder Ausgleich der Schulden waren sie wieder frei.
Nur
wenn die Sklaven sich wieder setzt hatten konnte jemand Lebenslang
tlaco´tli werden. Dann konnte er verkauft oder zum Opfer bestimmt
werden. Die Lastträger (tlamama´) waren das wichtigste
Transportmittel, da Tragtiere und wagen unbekannt waren. Sie
wurden vor allem von Händlern eingesetzt. Ihre Arbeit war hart
und wenig angesehen. Trägerdienste wurden aber auch von den
Nichtadligen während ihrer Arbeit erfüllt.
Heirat und Erziehung der Kinder
Bevor
junge Leute heiraten konnten mußten sie von ihren Lehrern im
calmelac oder im telpochcalli die Bewilligung erhalten die Schule
zu verlassen. Dann mußten die Wahrsager und der Orakel - Kalender
befragt werden. Wenn die Vorzeichen nicht günstig waren, was
anhand der Geburtsdaten festgestellt wurde, war die Heirat nicht möglich.
Danach mußte man die Heiratsvermittlerinnen rufen, die
cihuatlanque, da zwischen den Familien der beiden zukünftigen
Ehepartner kein Kontakt herrschen durfte. Die Heiratsvermittlerin
stellt auch den Antrag an die Eltern der Braut..
Daraufhin müssen
die Eltern zuerst erschreckt tun. Das geht sogar soweit, daß sie
ihre Tochter schlecht machen. Dann jedoch versammelt sich die
Familie der Braut und man diskutiert der Form halber. Diese Komödie
ist wohlgemerkt formell arrangiert: alle Entscheidungen stehen von
vornherein fest. Dann werden die Wahrsager noch mal nach einem günstigen
Heiratstag befragt. Zur Hochzeit bei der es auch ein Festessen
gibt werden alle Verwandte, die ehemaligen Lehrer, die Freunde und
prominente Persönlichkeiten eingeladen.
Der Mann kann neben
seiner Ehefrau noch Konkubinen haben aber er darf nur ein mal
heiraten. Bei Ehebruch wird dem Mann der Schädel mit Steinen
zertrümmert bzw. die Frau erdrosselt.
In
der Familie werden die Kinder hart behandelt weil man wollte, daß
die Kinder einmal zu Männern bzw. Frauen werden die imstande sind
dem Unglück standzuhalten, zu kämpfen und mit Würde zu sterben.
Die körperlichen Züchtigungen schlossen jedoch große Zärtlichkeit
nicht aus.
Manchmal wurden allerdings auch Kinder geopfert wenn es
der Wille Tlalocs war. Die Kinder wurden mit größter Sorgfalt
erzogen. Bis zum 15. Lebensjahr obliegt die Erziehung des Sohnes
dem Vater und die der Tochter der Mutter. Danach kommen sie je
nach Wunsch der Eltern entweder in den calmelac, das Seminar oder
in den telpochcalli, die weltliche Schule. Dort sollen sie
theoretisch zu Priestern oder hohen Beamten ausgebildet werden.
Das Rechtswesen
Die
gesetzgebende Macht beruhte gänzlich im Herrscher. Dem König
standen die Gerichtshöfe gegenüber. Über jede bedeutende Stadt
war vom König ein oberster Richter eingesetzt. Gegen sein Urteil
konnten die Menschen nichts unternehmen. Er behielt sein Amt
solange er lebte und wer sich gegen ihn stellte wurde mit dem Tode
bestraft. Unter diesem Richter stand in jeder Landschaft ein aus
drei Richtern gebildeter Gerichtshof.
Außer diesen Gerichtshöfen
gab es noch Unterrichter, die im Lande verteilt und vom Volk
selbst in ihren verschiedenen Bezirken gewählt wurden. Ihre
Befugnis war auf kleinere Angelegenheiten beschränkt. Es gab noch
eine andere Klasse untergeordneter, auch vom Volk angestellter
Beamte. Jeder von ihnen hatte über die Aufführung einer gewissen
Anzahl von Familien zu wachen und über jede Unordnung oder
Verletzung des Gesetzes an die höheren Machthaber zu berichten.
Die Richter der höheren Gerichtshöfe wurden von den Erträgen
der untergebenen Ländereien entlohnt. Sie behielten wie auch der
Oberrichter ihre Ämter lebenslang.
Die Richter trugen eine
angemessene Kleidung und aßen, um Zeit zu sparen, in demselben
Raum in dem sie auch ihre Sitzungen hielten. Es gab keine
Rechtsanwälte. Die Parteien legten ihren Standpunkt selbst dar
und unterstützten dies durch Aussagen von Zeugen. Der Eid eines
Angeschuldigten wurde als beweiskräftig zugelassen. Der gesamte
Verhandlungsverlauf wurde von Gerichtsschreibern in Bilderschrift
protokolliert. So wurde z.
B. das Todesurteil mit einem Pfeil quer
über das Bild des Angeklagten dargestellt. Die Gesetze der
Azteken wurden aufgezeichnet und dem Volk zugänglich gemacht. Auf
sämtliche großen Verbrechen gegen die Gesellschaft stand die
Todesstrafe. Sogar der Mord an einem Sklaven wurde mit dem Tode
bestraft. Diebstahl wurde je nach Gewichtigkeit mit Sklaverei oder
Tode bestraft.
Vor Diebstahl hatte die aztekische Bevölkerung
anscheinend sowieso keine Angst, da die Eingänge zu ihren
Wohnungen weder durch Riegel noch durch andere Gegenstände
versperrt waren. Es war ein Kapitalverbrechen den Acker eines
anderen zu nutzen oder die eingeführten Maße zu verändern. Ein
Teil des Gesetzbuches betraf die Sklaverei. Es gab verschiedene
Arten von Sklaven: Kriegsgefangene, die fast immer geopfert
wurden, Verbrecher, Staatsschuldner, Personen, die wegen Armut auf
ihre Freiheit verzichteten, und Kinder die von ihren eigenen
Eltern verkauft wurden. Allerdings konnte niemand in die Sklaverei
geboren werden. Es war den Sklaven erlaubt seine eigene Familie zu
haben und sogar eigene Sklaven zu besitzen.
Die Azteken besaßen
ein eigenes Gesetzbuch für den Krieg, das Kriegsgesetzbuch.
Dieses trug dieselben strengen Züge wie ihre übrigen Gesetze.
Ungehorsam gegen Befehle wurde mit dem Tode bestraft. Auch stand
bei einem Krieger der Tod darauf, seine Hauptmannschaft zu
verlassen, den Feind anzugreifen, ehe das Zeichen dazu gegeben
war, und sich eines andern Gefangenen oder Beute zu bemächtigen.
Im Folgenden Abschnitt beschreiben wir das Militärwesen noch
etwas genauer.
Das Militärwesen
Das
große Ziel der aztekischen Einrichtungen, auf das auch die
Erziehung und der Moralcodex der Gesellschaft ausgerichtet waren,
war das Kriegshandwerk.
Der Krieger teilte mit den Priestern das höchste
Ansehen. Der König, wie schon erwähnt, musste auch ein
erfahrener Krieger sein. Die Schutzgottheit der Azteken war der
Kriegsgott. Ein großer Zweck ihrer kriegerischen Unternehmungen
war es, viele Gefangene für die Opferungen zusammenzubringen. Für
einen Krieger war es die höchste Ehre im Kampf zu sterben. Die
Kriegsfrage wurde in einem Rat des Königs und seines höchsten
Adels verhandelt.
Bevor sie den Gegner den Krieg erklärten, gaben
sie diesen die Möglichkeit sich zu unterwerfen, d.h. sie mussten
den aztekischen Glauben annehmen und Abgaben zahlen. Als Ansporn
gab es verschiedene Kriegerorden, von denen jeder seine Vorrechte
und besonderen Abzeichen hatte. Die Heere waren in Scharen von
8000 Mann geteilt und diese wiederum in Hauptmannschaften von
300-400 Mann deren jede ihren eigenen Befehlshaber hatte. Bei den
Azteken war es üblich, daß die Krieger singend und unter
Kriegsgeschrei auf die Feinde
losgingen.
Sie machten von Hinterhalten, Überrumpelungen und
leichten Plänkeleien Gebrauch. In der Schlacht waren die Krieger
nicht so sehr darauf bedacht ihre Gegner zu töten, als sie
gefangen zu nehmen. Die Tapferkeit eines Kriegers wurde nach der
Anzahl seiner Gefangenen geschätzt.
Die
Hauptstadt der
Azteken
Die
Hauptstadt der Azteken war die Doppelstadt Tenochtitlan
Tlatlelolco. In der Stadt lebten zur Zeit des europäischen
Imperialismus ca. 150.
000 Menschen. Die Stadt war auf mehreren größeren
und vielen kleinen, später mit einander verbundenen Inseln im See
von Mexiko errichtet worden. Die Verbindung zu den nahegelegenen
Orten im Norden, Westen und Süden bestand aus Dammstraßen, im
Osten lag Tetzcoco, das nur mit Wasserfahrzeugen erreicht werden
konnte. Tenochtitlan konnte man in vier große Stadtviertel
aufteilen, und diese wiederum in eine große Zahl von kleinsten
Stadtteile. Die Namen der großen Stadtviertel waren Tlatelolco,
Moyotlan, Atzacualco und Cuepopan; die Namen der kleinsten
Stadtteile sind nicht überliefert. Zur Hauptstadt gehörte natürlich
auch noch Tlatelolco.
Im Mittelpunkt der Doppelstadt lagen die großen
Tempelbezirke, die drei großen Herrscherpaläste und der große
Markt. Der jüngste der drei Paläste (von Motecuzoma II.) wird
heute noch als Amtssitz des mexikanischen Staatspräsidenten
benutzt. In den zentralen Tempeln der Doppelstadt wurden zahllose
Opfergaben, die in besonderen Einbauten und steinernen Kisten
waren, gefunden. Die Haupttempel von Tenochtitlan und Tlatlelolco
waren jeweils dem Regengott Tlaloc und dem mexikanischem
Stammesgott Huitzilopochtli. Im Bauschmuck spielten Schlangen eine
wichtige Rolle.
Die Haupttempel lagen im großen Tempelbezirk, in
dem sich zahlreiche kleinere und größere Tempel befanden, die
verschiedenen Gottheiten geweiht waren. Im Tempelbezirk waren aber
auch die Kriegerstätten, der Ballsportplatz und das Schädelgerüst,
ein hölzernes Gestänge, auf dem die Schädel der Geopferten
aufgesteckt waren, zu finden. Wegen der dichten Bevölkerung muß
die Stadt einen eindeutig urbanen Charakter getragen haben. Es gab
ein gut ausgeprägtes Abwasser- und Frischwassersystem, welches
heute die Grundlage für das Straßennetz bildet. An den Straßen
lagen die eingezäunten oder von einer Mauer umschlossenen
Wohngrundstücke, hinter denen die bewirtschafteten Felder (Chinampas)
waren. Nur im Zentrum, nahe den Tempeln, waren wenige Chinampas
anzutreffen.
Die Chinampas waren Felder in Form von Streifen, die
weniger als 10m breit waren, dafür aber beträchtlich länger. An
den Seiten liefen schmale, mit Bäumen bepflanzte Kanäle entlang.
Schon wegen der beschränkten Fläche der Inselstadt war nur ein
relativ kleiner Teil der Bevölkerung in der Landwirtschaft, in
der Jagd und Fischerei im Seengebiet tätig. Die Zahl der Adligen,
der Händler und Kunsthandwerker, aber auch der Krieger war unverhältnismäßig
hoch.
Fazit
Die
Azteken haben sich im Laufe der Zeit zu einem zivilisierten Volk
entwickelt. Sie kannten die Schrift, die Kunst, die Architektur,
die Kochkunst, die Stickerei und die Poesie.
Das Alles bewundern
wir heute noch, aber in Wirklichkeit strebten die Azteken andere
Ziele an. Der materielle Fortschritt interessierte sie nicht. Sie
schmückten ihre Häuser mit Blumen und führten Kriege; sie
opferten Menschen zu Tausenden und hielten sich an Höflichkeitsregeln.
Sie kannten weder das Rad noch Tragetiere, wohl aber die
Selbstlosigkeit.
Man
müsste sich sehr eingehend mit den Azteken beschäftigen um ihr
Verhalten zu verstehen. Man wird sie einerseits für abstoßende
Barbaren halten, andererseits aber für bewundernswerte
Kulturmenschen.
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