Magersucht
Magersucht
Magersüchtige leiden unter einer -im schlimmstem Fall tödlichen- Essstörung. Sie verweigern stets die Aufnahme von Nahrung. Meist essen sie am Tag nur einen Apfel oder andere Nahrungsmittel mit so wenig Kalorien wie nur möglich. Magersucht führt zu einer völligen Überschätzung des Körpers. Die Betroffenen leiden unter einer seltsamen Wahrnehmungsstörung: Bei extremem Untergewicht empfinden sich Magersüchtige als zu dick. Sie haben den realen Bezug zu ihrem Aussehen verloren.
Das Bild im Spiegel ist zum Trugbild geworden. Auch wenn sie nur noch 35 Kilo wiegen, entdecken ihre Augen an ihrem Körper immer noch Stellen (speziell an den Oberschenkeln), die zu fett sind. Ein Phänomen, das von Außenstehenden kaum verstanden wird, ist, dass Magersüchtige sich ständig mit dem Essen beschäftigen, obwohl sie selbst so wenig wie möglich essen. Je weniger sie essen, umso mehr beschäftigen sie sich damit. Sie reden pausenlos über Essen, Nicht-Essen, Nahrung, Kaloriengehalt oder laufen durch die Lebensmittelabteilungen der Supermärkte. Sie riechen und berühren Nahrung, aber sie essen sie nicht.
Stattdessen "sehen sie sich satt". Oft trinken sie Unmengen Kaffee oder Diät Cola, da sie die aufputschende und gleichzeitig appetithemmende Wirkung des Koffeins brauchen. Viele Magersüchtige versuchen ihr ihre Hungergefühle durch Kaugummikauen zu vertreiben. Sie beobachten in der Küche sehr aufmerksam, welche Lebensmittel verarbeitet werden. Bei der Selbstzubereitung lassen sie bestimmte Zutaten verschwinden (zum Beispiel reduzieren sie das Bratfett in der Pfanne). Jedes Lebensmittel wird genau unter die Lupe genommen, gewogen und berechnet.
Sie wissen meist genau wie viele Kalorien die einzelnen Lebensmitteln haben. Sie tauschen Lebensmittel oder Zutaten aus, ersetzen selbst Zitronensaft gegen Zitronensäure, da sie so drei Kalorien sparen. Sie leugnen stets hungrig zu sein. In Wirklichkeit leiden sie nicht unter Appetitlosigkeit, sondern unter großem Hunger, den sie mit Stolz bezwingen. Abnehmen wird zur Sucht: Magersüchtige ernähren sich irgendwann nur noch von Salat, den sie nicht anmachen. Sie löffeln Tee wie Suppen, um sich dabei die Vorstellung vom Essen zu verschaffen.
Bei fortgeschrittener Erkrankung sind sie sogar "Süchtig" nach dem Gefühl des Hungers. Durch körperliches Training sollen zusätzlich möglichst viele Kalorien verbrannt werden. Magersüchtige verlieren extrem schnell an Gewicht, magern bis auf das Skelett ab und halten sich immer noch für zu dick. Sie entfernen sich immer weiter von der Realität und ihren Mitmenschen, auf Beziehungen und Freundschaft wird nicht mehr so viel Wert gelegt. Ihnen ist nicht bewusst, dass sie schwer krank sind und behandelt werden müssen. Ganz im Gegenteil, sie fühlen sich gut wenn sie abmagern.
Jedes Kilo das sie verlieren ist für sie ein Zeichen von Leistung und Erfolg. Sie glauben, sie haben sich unter Kontrolle, während andere um sie herum schwach sind und ständig ihren Gelüsten nachgeben. Die Sterblichkeitsrate liegt bei 20 Prozent. Wie bei jeder Sucht muss auch beim Hungern die Dosis ständig erhöht - und damit noch mehr gehungert werden. Der Satz verzweifelter Eltern "Iss doch einfach etwas..
.!" erzeugt nur Unverständnis und ist keine Hilfe. Magersucht macht abhängig! Irgendwann weigert sich der Körper Nahrung aufzunehmen. Um nicht zu verhungern, versuchen Betroffene aus Vernunft ihr Gewicht über der lebensbedrohlichen Grenzen zu halten.
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