Datenfernübertragung in privaten mailbox-netzen
            
 
 
 
 
 
       Datenfernübertragung in privaten Mailbox-Netzen
 
 
 
       Grundlagen
 
 
       Der Schlüssel zur DFš ist ein Modem oder Akustikkoppler.
 
       Der Begriff MODEM setzt sich zusammen aus MOdulator und
       DEModulator und besagt, daß die zu übertragenden Daten vom Sender
       moduliert und vom Empfänger wieder demoduliert werden. Dies ist
       nötig da eine normale TTL-Pegel-šbertragung vom Telefonnetz nicht
       möglich ist - es überträgt nämlich keinen Gleichstrom. Deshalb
       werden die Daten auf eine Trägerfrequenz, dem Carrier, einem
       Sinuston von ca. 1kHz, aufmoduliert. Je nach Verfahren sind somit
       šbertragungsraten bis max.
 14.400 BPS möglich.
       Ein Akustikkoppler erfüllt den gleichen Zweck und arbeit auch nach
       dem gleichen Prinzip. Nur wird hier die Anbindung an das
       Telefonnetz nicht wie bei einem Modem elektrisch sondern akustisch
       durch den Telefonhörer vorgenommen. Der Vorteil ist, daß kein
       Eingriff in die bestehende Telefonanlage vorgenommen werden muß.
       Der Nachteil liegt aber darin, daß durch die zweimalige Wandlung
       von elektrischen in akustische Signale und umgekehrt die Qualität
       der Verbindung stark abnimmt so, daß bei dieser Technik nicht so
       hohe šbertragungsraten erreicht werden können.
 
       Modem und Akustikkoppler arbeiten beide grundsätzlich als seriell
       angeschlossene Peripheriegeräte. Für tragbare Rechner gibt es auch
       den Akustikkoppler als Einsteckkarte, für stationäre Rechner nur
       das Modem. Modem-Karten haben dabei einige Vorteile. Sie benötigen
       z.B. keine freie serielle Schnittstelle (sie ist bereits auf der
       Karte integriert) und auch keine eigene Stromversorgung (diese
       wird dem Rechner-Slot entnommen).
 Nach Installation einer Modem-
       Karte muß noch die Anpassung der Schnittstelle (Port- und
       Interrupt-Nummer) erfolgen, wobei zu beachten ist daß auf IBM-PC
       und kompatiblen Rechnern für die vier vorgesehenen seriellen
       Schnittstellen lediglich zwei Interrupts zur Verfügung stehen.
       Port eins und drei sowie zwei und vier arbeiten mit dem gleichen
       Interrupt.
 
       Als zweite wichtige Komponente zur DFš ist die Software zu nennen,
       in den meisten Fällen sicher ein Terminal-Programm. Dieses
       Programm übernimmt die Ansteuerung des Modems sowie die
       Kommunikation mit dem Mailbox-Rechner und muß vor der ersten
       Verbindungs-Aufnahme genau auf die vorhandene Hardware
       konfiguriert werden, z.B. Art des Modems, Port-Nummer,
       šbertragungs-Parameter, etc.
 Ist eine Farb-Darstellung erwünscht
       muß ein ANSI-Treiber geladen sein. Meistens wird in den Terminal-
       Programmen auch eine Art Telofonbuch der Mailboxen geführt, so daß
       diese nur ausgewählt werden müssen damit die Verbindung aufgebaut
       werden kann und nicht jedesmal die Telefon-Nummer eingegeben
       werden muß. Auch wird eine besetzte Leitung erkannt und nach
       voreingestellter Zeit neu angewählt.
 
       Alle weiteren Details unterscheiden sich stark je nach benutztem
       Programm und angerufener Mailbox, so daß ich hier nicht weiter
       darauf eingehe.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
       Mailboxen
 
 
       In Mailboxen gibt es grundsätzlich zwei Bereiche: Mail und Files.
 
       Im eigentlichen Sinne sind Mailboxen, wie der Name schon sagt,
       elektronische Briekästen, weshalb diese Art der Kommunikation oft
       auch E-Mail (electronic mail) genannt wird.
       Einerseits kann man Briefe speziell an einen Adressaten richten.
       Diese Mail wird in der Box hinterlegt und bekommt dann auch nur
       derjenige zu sehen an den sie gerichtet ist. Beim nächsten Anruf
       von ihm bekommt er einen Hinweis daß Mail auf ihn wartet. Ist der
       Adressat in der Box unbekannt wird die Mail sofort gelöscht.
       Auf der anderen Seite gibt es die sogenannten öffentlichen
       Konferenzen. Dies sind thematisch unterteilte 'Pinnbretter' an
       denen jeder Nutzer der Box teilnehmen, d.
h. lesen und schreiben
       kann. Z.B. finden sich in der 'Pascal-Konferenz' sicherlich alle
       ineressierten Pascal-Programmierer wieder. In dieser Konferenz
       kann man dann nicht nur lesen was die anderen zu sagen haben und
       teilweise nützliche Tips erfahren, sondern auch Anderen mit seinen
       eigenen Fähigkeiten weiterhelfen oder auch Antworten auf spezielle
       Fragen erhalten.
 
 Der sehr große Vorteil daran ist die
       zeitunabhängige überregionale Kommunikation mit Personen, die man
       sonst nie kennengelernt hätte, bzw. im eigentlichen Sinne meist
       auch gar nicht kennenlernt sich jedoch trotzdem über das
       gemeinsame Thema 'unterhalten' kann.
 
       Der zweite Bereich ist das mittlerweile fast schon unüberschaubare
       Angebot an Public Domain-Software. Jede Box stellt mittlerweile
       einen mehr oder weniger kompletten Pool an aktuellen freien
       Programmen dar. Diese können einfach mit Hilfe des Terminal-
       Programmes auf den eigenen Rechner übertragen werden, 'download'
       genannt (im Gegensatz zum 'upload' wenn man Programme in die Box
       lädt). Auch hier gibt es entscheidene Vorteile: es wird für den
       Transfer kein Speichermedium benötigt und es steht kein Händler
       zwischen Programmierer und Nutzer, weshalb Kopiergebühren
       wegfallen, der Weg über die Mailbox-Netze ist erheblich schneller
       als der Versand wodurch die neuen Programme dementsprechend früher
       in der jeweiligen Box bereit liegen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
       Vernetzung
 
 
       Mit der Vernetzung der einzelnen Mailboxen sind die letzten
       lokalen Begrenzungen aufgehoben.
 
       Eigentlich jede Mailbox ist mittlerweile mit einem der privaten
       Mailbox-Netze verbunden. Als Beispiele für verschiedene Netze
       seien hier genannt: Fido-, Zerberus-, Maus-, PC-, Sub- und Magic-
       Net.
       Das größte von allen ist das Fido-Net, dem allein in Deutschland
       über 1.000 Mailboxen angeschlossen sind obwohl es seinen Ursprung
       (1984) und seine größte Verbreitung in den USA hat. Jede Fido-Box
       wird von mehreren (bis zu ca.
 100) 'Usern' benutzt wobei durch die
       Vernetzung jeder mit jedem kommunizieren könnte. Fido ist Rechner-
       und Programmunabhängig - es genügen wenige Vorgaben zum Austausch
       der Informationen. Deshalb konnte es sich wohl auch so weit
       verbreiten. Es ist mittlerweile auf jedem Kontinent vertreten und
       in den meisten Fällen ist auch im näheren Umfeld eine dem Netz
       angeschlossene Box erreichbar.
       Die Merkmale der verschiedenen Netze gleichen sich in vielen
       Fällen. Jede angeschlossene Box hat ihre eigene Nummer zur
       eindeutigen Identifikation, die nach Regionen (Kontinenten,
       Staaten, Bezirken, usw.
) unterteilt ist. Das Netz selber hat keine
       konventionelle Topologie sondern bildet eine Knoten-Struktur wie
       ein echtes Netz. Der passendste Vergleich sind viele miteinander
       an mehreren Punkten verbundene Stern-Netze, wobei geografisch
       bedingte Abgrenzungen, falls sich das Netz so weit erstreckt,
       durch ein oder mehrere gemeinsame Transferlinien übergangen
       werden.
 
       Selbst zwischen den verschiedenen Netzen bestehen Verbindungen,
       sogenannte 'Gateways', so daß auch an andere Netze angeschlossene
       Nutzer erreichbar sind.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
       Begriffsdefinition Baud, BPS, CPS
 
       Diese Einheiten werden oft falsch angewandt, deshalb eine Klärung.
 
       Baud stammt von einem französischen Wissenschaftler der sich schon
       sehr früh mit der DFš beschäftigt hat.
 Ursprünglich wurde diese
       Einheit als Maß für die Telegrafiegeschwindigkeit benutzt was ja
       den Anfang der DFš darstellt. Gemeint ist damit lediglich die
       Informationsänderung/s also die Spannungsänderung/s auf der
       šbertragungsleitung. Das ist allerdings keinesfalls gleichzusetzen
       mit der Einheit Bit/s [BPS] was lediglich bei TTL-šbertragungen
       der Fall wäre.
       Der Hintergrund ist folgender: Eine Telefonleitung ist eine
       analoge Leitung, d.h. sie kann verschieden hohe Spannungen
       übertragen.
 Somit ist es möglich mehr als ein Bit Informationen
       pro Taktabschnitt zu übertragen. Während es bei der TTL-
       šbertragung (z.B. Taktsignal) nur die Zustände 0V (log.0) und 5V
       (log.1) gibt können auf einer analogen Leitung durch verschieden
       hohe Spannungen mehrere Bits gleichzeitig übertragen werden.
 Z.B.
       steht bei zwei Bit pro Informationseinheit [Baud/s] 0V für 00bin,
       2.5V für 01bin, 5V für 10bin und 7.5V für 11bin. Also werden hier
       bei gleicher šbertragungsfrequenz [Baud] doppelt soviele
       Informationen übertragen.
 Die absolute šbertragungsgeschwindigkeit
       errechnet sich demnach ganz einfach aus (Baud) * (Bit/Baud) =
       (Bit/s) [BPS].
       Hierraus kann man entnehmen daß xxxx Baud als Angabe für die
       šbertragungsgeschwindigkeit falsch ist - richtig wäre BPS ! Ein
       handelsübliches 2.400 BPS-Modem arbeitet z.B. mit 600 Baud und 4
       Bit/Baud.
 
       Auch nach dieser Rechnerei kommt man allerdings noch nicht auf die
       gewünschte Einheit Character/s (tats.
 Byte/s) [CPS] denn die Daten
       werden nicht einfach hintereinander übertragen sondern, um Fehler
       zu erkennen und den Datenstrom zu synchronisieren, mit den sog.
       šbertragungsparametern.
       8N1 ist z.B. ein solcher šbertragungsparameter. Dabei bedeutet '8'
       die Anzahl der Datenbits, 'N' kein (None) Paritätsbit und '1' die
       Anzahl der Stopbits.
 Bei diesem Beispiel werden effektiv zehn Bits
       pro Byte übertragen:
                 0 10100101 1
                 | |||||||| |
                 | ||||||||_|_DatenBits_
                 |          |
                 |__________|_Start-/StapBits
 
       Ein weiteres Beispiel (7E1):
                 0 10100101 1 1
                 | |||||||| | |
                 | ||||||||_|_|_DatenBits
                 |          | |
                 |__________|_|_Star-/StopBits
                            |
                            |___ParitätsBit
       Hier werden sogar elf Bits pro Byte übertragen.
 
       Die effektive šbertragungsrate errechnet sich also aus (Bit/s) /
       (Bits/Char) = (Char/s) [CPS]. Allein aus dieser Angabe läßt sich
       (im Idealfall) errechnen wie lange eine šbertragung eines
       bestimmenten Datenblock benötigt. 100 kB würden demnach also mit
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
       einem 2.400 BPS-Modem mit 8N1 ca. 7 Minuten benötigen (102.
400Byte
       * 10Bit/Byte / 2.400Bit/s / 60s/min).
       Die Einschränkung 'im Idealfall' deshalb weil die obigen
       šberlegungen sich allein auf die reine Datenübertragung
       beschränken. Fehlerkorrekturen wie MNP 5 filtern Start-, Stop- und
       Paritätsbits heraus, arbeiten dafür aber mit eigenen, blockweisen
       Protokollen wie z.B. XModem, YModem-G, ZModem-32.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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