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  Referat tizian

EINLEITUNG Tizian hieß eigentlich Tiziano Vecellio und war um 1488 bis 1576 einer der bedeutesten italienischen Maler der Hochrenaissance mit venezianischer Prägung. Obwohl vieles 1477 als das Geburtsjahr von Tizian weisstt, spricht der Entstehungszeitraum der frühesten Werke (um 1508) für einen späteren Zeitpunkt. Nach heutiger Auffassung wurde Tizian um 1488 in Pieve di Cadore bei Venedig geboren und in der Werkstatt Giovanni Bellinis ausgebildet.   Dort kam er in Kontakt mit Giorgione, dem er zeitgenössischen Berichten zufolge, 1508 bei den Arbeiten am Fondaco dei Tedeschi half. Bereits dieses, nurnoch in Fragmenten erhaltene Bild zeigt gewisse Fresken malerischer Eigenarten auf, die ihm von seinen Lehrmeistern unterscheidet. Bei einigen Ölgemälden aus dieser Zeit, wie dem Ländlichen Konzert (um 1510, Louvre, Paris) oder der Kirschenmadonna (um 1510, Kunsthistorisches Museum, Wien) ist hingegen die Zuschreibung Tizian oder Giorgione nicht eindeutig vorzunehmen.

    2 Die FRÜHWERKE von Tizian     In den 1511 entstandenen Fresken zur Antoniuslegende für die Scuola del Santo in Padua beginnt sich die Ausdruckskraft der figuralen Zusammenstellungen zu entfalten, die für das Gesamtwerk bestimmend werden sollte. Zugleich gewinnen die Landschaftsszenen an Fülle und die Farben an Tiefe und Intensität, wie Die drei Menschenalter (um 1513) und Himmlische und Irdische Liebe (um 1515) demonstrieren. Den Höhepunkt dieser frühen profanen Werke bilden die drei Bacchanalien, die Tizian zwischen 1518 und 1523 für den Palast des Herzogs Alfonso d'Este in Ferrara schuf. Gesamtkomposition, Figurenkonstellation und Kolorit setzen sich von der vergleichsweise idyllischen Malweise Giorgiones ab und nehmen in ihrer Sinnlichkeit und Dynamik Elemente des Barock vorweg.   Dasselbe gilt für die religiösen Bilder dieser Schaffensphase, wie das auch von den Zeitgenossen als Meisterwerk eingeschätzte Hochaltarbild Himmelfahrt Mariä (1516-1518). In seiner dramatischen Anlage und den leuchtenden Farben glich es einem anderen Gemälde für diese Kirche, der Madonna des Hauses Pesaro (1519-1526).

Hier brach Tizian obendrein mit dem Bildschema der Santa conversazione (Andachtsbilder mit der thronenden Mutter Gottes, dem Jesuskind und zwei oder vier Heiligen) durch einen asymmetrischen, diagonalen Bildaufbau. Die üblicherweise im Zentrum platzierte Gestalt der Maria rückte er in die Mitte der rechten Bildhälfte und ließ im Hintergrund zwei riesige, diagonal in die Tiefe verlaufende Säulen über den Bildraum hinaus ragen. Dieses neue Schema wurde von folgenden Künstlergenerationen, wie z. B. Paolo Veronese oder der Malerfamilie Carracci übernommen und ebneten mit der Dominanz von Bewegung und perspektivischer Tiefe den Weg zu neuen Zzusammenstellungsprinzipien.   In den dreißiger Jahren wurde Tizian zu einem der populärsten Maler Italiens, der immer auf vornehme und zahlungsfähige Auftraggeber rechnen konnte.

Wie zum Beispiel die Herzöge von Ferrara, Mantua und Urbino und ihre Familien. Eine harmonische und höchst farbenfrohe, unterschiedliche Farbgebung kennzeichnet das meisterhafte Bild der Venus von Urbino (1538-1539), eine Neufassung der Schlummernden Venus von Giorgione (1510). Während der Tempelgang Mariä (1534-1538) eine ähnliche malweise und große Detailfülle aufweist, wird in den drei großformatigen Wandgemälden in Santa Maria della Salute in Venedig (1543-1544) Tizians Befähigung zu kraftvoll-dynamischen Darstellungen gestärkt. Sie belegen darüber hinaus seine Vertrautheit mit den Prinzipien des Manierismus, mit denen ihn Giorgio Vasari und Francesco Salviati anlässlich eines Besuchs 1539 bekannt gemacht hatten. Zu einem bedeutensden Förderer des Künstlers wurde Kaiser Karl V., dem er erstmals 1530 in Bologna begegnete.

Vor allem nach seiner Ernennung zum Hofmaler (1533) und seinen Aufenthalten am Hof in Augsburg 1548 und 1550 war Tizian einer der begehrtesten Porträtmaler seiner Zeit. Während seine frühen Porträts renaissancetypisch im Zeichen der Selbstinszenierung und Idealisierung stehen, so auch der Mann mit Handschuhen (um 1523) oder Flora (um 1515), gelangte Tizian in den dreißiger Jahren zu einer psychologischen Durchdringung der dargestellten Persönlichkeiten. Charakteristische Beispiele sind die Bilder des Federigo Gonzaga (um 1526), seines Freundes Pietro Aretino (1545) oder Papst Pauls III. (1543l), das Gruppenporträt Papst Paul III. mit seinen Neffen Kardinal Alessandro Farnese und Herzog Ottavio Farnese (1546) sowie das berühmte Porträt Karls V. (1548).

    3 Seine SPÄTWERKE   In den religiösen und mythologischen Bildern seines letzten Lebensabschnitts erfolgte nochmals eine Steigerung der Bewegungsdynamik und der Expressivität (Dornenkrönung, 1542-1544). Dies tritt auch in einer Reihe mythologisch-erotischer Gemälde zutage, die Tizian für Philipp II. von Spanien schuf: Danaë (um 1553), die Venus und Adonis (1554) und Der Raub der Europa (um 1559 bis 1562). Die Farben seiner Bilder wurden dunkler, der Auftrag breiter und unruhiger, was man auch gut in Der Tod des Aktäon (um 1561), Die Schindung des Marsyas (um 1570 bis 1576) und Nymphe mit Schäfer (um 1574). Diese von Tizian als Gedichte bezeichneten mythologischen Bilder setzten neue Maßstäbe für die Darstellung der Naturgewalten und waren in der Kühnheit der Pinselführung bis ins 20. Jahrhundert unerreicht.


  Auch in den religiösen Bildern der letzten Lebensphase, in der der Künstler angesichts der wachsenden Popularität von Tintoretto und Veronese und dem Tod seiner Gefährten Pietro Aretino und Jacopo Sansovino zunehmend vereinsamte, ist eine Tendenz zur Auflösung der Form in Farbe und Licht zu beobachten. Zu den nun häufigen nächtlichen Szenen zählen Verkündigung (1565, San Salvatore, Venedig) und die Dornenkrönung (um 1570, Alte Pinakothek, München). Die resignativ-durchgeistigte Weltsicht des Künstlers wird auch in seinen zwischen 1562 und 1570 geschaffenen Selbstporträts (Gemäldegalerie, Berlin-Dahlem; Prado, Madrid) greifbar. Sein letztes Werk war die Pietà mit den Heiligen Hieronymus und Magdalena (Accademia, Venedig), die ursprünglich für seine eigene Grabkapelle vorgesehen war und von Iacopo Palma il Giovane vollendet wurde.     Tizian starb am 27. August 1576 in Venedig.

Sein Werk hat die Entwicklung der europäischen Malerei entscheidend beeinflusst, indem er eine in ihrer Ausdruckskraft gleichwertige Alternative zu dem von Michelangelo und Raffael vertretenen geradlinigen und plastischen Stil entwickelte. Vor allem sein nuanciertes Kolorit und seine asymmetrische Kompositionsweise schufen eine neue Bandbreite von Gestaltungsmöglichkeiten, die sich besonders Peter Paul Rubens, Diego Velázquez, Rembrandt und Eugène Delacroix sowie die Impressionisten zu Eigen machten.  

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