Die brücke die, im jahre 1905 von ernst ludwig kirchner, erich hekkel, karl schmidt
Die Brücke Die, im Jahre 1905 von Ernst Ludwig Kirchner, Erich Hekkel, Karl Schmidt
-Rotluff und Fritz Bleyl gegründete Künstlervereinigung, die dem deutschen- Expressionismus
bedeutende Impulse gab und die selbst einen entscheidenden Markstein in der Entwicklung der
expressionistischen Malerei darstellt. Wie kaum eine andere Künstlergruppe repräsentiert sie
die unmittesbar nach der Jahrhundertwende einsetzende Abkehr bom Historismus und Akadem-
ismus des19 Jh.s, für die u-a- der französische- Impressionismus und seine deutsche Variante
ebenso wie der Naturlysmus wtwa der Neu- Dachauerund der Worpsweder Künstlerkolonie,
aber auch die Entwicklung des-Jugendstils erste Grindlagen geschaffen hatten. Das gewandelte Lebensgefühl einer neuen Generation äußerte sich in einer radikalen Ablehnung der trditionellen
Kunstformen und in der Befreiung von einer gelehrt- akademischen Malerei, die unter dem Diktat des Bildungsauftrags der Kunst gestanden hatte. Es ist bezeichnend, daß die Gründer der Brücke Autodidaakten waren, die keine akademische Kunstausbildung im traditionellen Sinne erhalten hatten. Kirchner, Heckel, Schmidt-Rottluff und Bleyl lernten sich als Architekturstudenten an der Technischen Hochschulen in Dresden kennen.
Ein gemeinsames
Interesse für die zeitgenössische Siteatur hatte sie zusammengefürt, und in dem von Kirchner
1906verfaßten und in Holz geschnittenen Manifest der Brücke ist von Malerei oder überhaupt
von bildender Kunst spiziell auch noch gar nicht die Rede. Es ging ganz allgemein um ein neues Konzept, in dem Grunzüge für eine gewandelte geistige Haltung skizzirt wurden.
Zum Mittel, mit dem sich die antibürgerliche,aggrelliv-elitäre Haltung der jungen Künstler Ausdruck verschaffen sollte, wählten sie dieMalerei, Den geistigen Hintergrund ihrer Zielvor-
stellungen kennzeichnet das Horazsche Motto "Odi vulgus Profanum", das die Gründer des
Brücke-Kreises zu ihrem Wahlspruch erhoben hatten, ebenso wie der große Einfluß, den die Schriften Mietzsches auf sie ausgeübt hatten.Einflüsse des-Kubismus traten hinzu. Auch die
Werke einzilner Künstler wie die Vincent van Goghs, Paul Gauguins und Edvard Munchs wirk-
ten als Anregung.
Erklärtes Ziel der Maler war es, zu einer ganz neuern visionären Sehweise zu gelangen, die den
tradierten Kanon der Kunstformen durch eine individuell geprägte Gestaltung ersetzen sollte, die
das künstlerische Ego mit allen seinen elementaren Gefühlen im Kunstwerk zu einem eindringlichen, oftmals schockierenden Ausdruckbringen sollte.
Auf elementare Empfindungen führte zu einer Bevorzugung bewußt archaisierender, oft primitiver Bildelemente, für die die Brücke Maler ihre Vorbilder u.a. in der auf einfachste Formen reduzierten Kunst Afrikas und der Südsee fanden.
Die vereinfachte Form und das Elementare der Farbe, die zum Ausdrucksmittes der persön-
lichen Empfindung wurde, verband sich mit einem völligen Desintesse am nur Schönen ;in die
Darstellung traten oft gewaltsame Züge, die Porträts etwa wurden vielfach bis zur Grimasse
verzerrt,harte Umrisse zud eine expressive Organisation der Flöche wie des Duktus kenn-
zeichnen das revolutionäre in der Kunst der Brücke Maler. So hatte auch Schmidt-Rottluff 1906 an Emil Nolde geschieben, und Heckel ergänzte später einmal, daß der Name der Künstlervereinigung den Wunsche ihrer Mitglieder nach einem Brückenschlag zu neuen Ufern symbolilieren sollte.Die Dresdner Zeit der Brücke -Maler begann, als Kirchner, Heckel, Schmidt-Rottluff und Bleyl 1905 einen ehemaligen Schusterladen als Atelier mieteten.
Die erste
Ausstellung der Gruppe fand kurz darauf im Mustersaal einer Fabrik für Kronleuchter statt, ohne
eine Resonanz zu finden. Die zweite Kunsthandlung Richter allerdings löste einen Skandal aus.
Der Stil, in dem die Künstler anfangs arbeiteten, war von einer aggressivnervösen Handschrift gekennzeichnet, die jedes Ordnungsschema mißachtete. Lediglich Kirchner befaßte sich in Andeutungen mit den Problemen von Fläche und Bildraum. Die Farbe wurde zunächst in der Fliddenmanier van Goghs und der Neoimpressionisten aufgetragen, ein charakteristisches Beispiel hierfür ist Erich Heskels Bild "Ziegelei", das 1907 entstand . Doch schon ab 1907-08
veränderte sich der Farbauftrag zu breiten Flächen bei intensivstem Kolorit.
Dies deutete sich
beispielsweise in Kirchners Gemälde "Die Sraße " von 1907, stärker noch in" Liegender blauer
Akt mit Strohhut" von 1908 bereits an und wurde dann in seinen späteren wie" Weiblicher Akt
mit Hut" von 1911, vor allem aber auch in den späteren Werken Schmidt-Rottluffs wie
"Tannen vor weißem Haus ,Zwei Frauen und in der Dämmerung" extrem gesteigert.
Die größte Leistung der frühen Jahre der Brücke stellen jedoch die großen Mappenwerke mit Holzschnitten dar, die bereits ab 1906 und dann bis zum Jahre 1911 in jährlichen Abständen
erschienen.
Der Kollektive Arbeitsstil der Gruppe, ihr Hang zum Diskutieren waren dem Wesen des Einzelgängers zu fremd. Dagegen blieb der ebenfalls 1906 zur Brücke gekommene Max
Pechstein jahrelang eines ihrer aktivsten Mitglieder; er schuf Bilder von intensivstem Kolorit bei großer Vereinfachung der Formen, wie z.B. "Am Flußufer"von 1911.
Das gleiche gilt für Otto Mueller, der 1910 aufgenommen wurde, während Franz Nölken znd Kees van Dongen , der von den Fauves kam, beide traten 1908 bei--keinen entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung
der Gruppe ausübten, ebrnsowenig wie der Tscheche Bohumil Kubista.
Die entscheidenden Kräfte blieben neben Mueller und Pechstein die drei Gründungsmitglieder
Kirchner, Hekkel und Schmidt-Rottluff. Sie suchten die Anfangsphase ihrer Arbeit in den Jahren
1905/06, die von einer völligen künstlerischen Voraussetzungslosigkeit gekennzeichnet war.
Die Auseinandersetzung mit den traditionellen Formen der Kunst wurde differenzeirter: Zwar
kämpften die Brücke-Maler noch immer erbittert gegen die Pseudokunst der Salonmalerei,
verachteten jedes dekorative Element und richteten ihre Aggressionen gegen falsches Gefühl und
verlogenen Idealilmus, aber sie begannen doch auch die Holzschnittkunst des 15.und16.Jh.
s.
zu studieren, entdeckten gerade in der deutschen Kunst früherer Jahrhunderte Parallelen zu ihrer eigenen expressiven Ausdrucksweise . Ihre Vorstellungen von Realität, von Schönheit und Häß-
lichkeit veränderten sich ebenso wie die Borstellung, daß allein die künstlerische Emotion Maßstab für das Abbild der äußeren Welt sei.
Im übrigen wurde die Stilentwicklung dier einzelnen Maler nun sehr viel individueller. Dies gilt besonders für die Zeit nach 1908, als die Mitglieder der Gruppe nacheinander nach Berlin über-
siedelten. Darstellenswert waren praktisch alle Motive, so daß in der reifen Zeit der Brücke
Großstadtszenen neben Landschaftsbildern, Staßenansichten und Szenen aus Cafés und
Varietè´s neben Küstenlandschaften, Porträts neben Akten entstanden.
Aber der plychologische Wert der nuancierter eingesetzten Farbe wurde erkannt, in einem immer noch flächigen, aber ruhigern und geordneteren Stil, der dennoch nichts von der emo-
tionalen Wirkung verlor, wurde die Wiedergabe der persönlichsten Empfindungen des Künstlers
in einer leidenschaftlichen Ausdrucksform zum Ereignis.
Der eingentliche Kreis der Brücke löste sich dagegen schon 1913 wegen persönlicher Differ-
enzen auf, nachdem schon im Jahr zuvor Pechstein wegen seines Beitritts zur Berliner Neuen Sezession ausgeschlossen worden war. Der wirkliche Grund lag in der zunehmend individuelleren Arbeitsweise der einzelnen Künstler, denen die enge Arbeitsgemeinschaft für ihre persönliche Entwicklung keine entscheidenden Impulse mehr zu geben vermocht.Mit dem Ende der Brücke und mit dem Weltkriegs war der erste Höhepunkt des deutschen Exprssionismus
überschritten, dessen Nachwirkungen jedoch bis in die jüngste Zeit sichtbar geblieben sind.
Die Kunst der Brücke-Maler kennzeichnete die schärfste Abkehr von einer akademischen
reglementierten Malerei und wies in ihrer Tendenz zur Abstaktion auf radikalere Entwicklungen
voraus. Das Brücke-Museum in Berlin hat Zahlreiche Werke und Dokumente gesammelt, die das Bewußtsien für die Bedeutung des Brücke-Kreises wachhalten sollen.
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