Der jugendstil
Der Jugendstil
Der Begriff Jugendstil kommt aus Deutschland und ist von der Münchner Kunstzeitschrift „Jugend“ abgeleitet. in Österreich sprach man vom Sezessionsstil, in Frankreich von Art nouveau, in Italien vom Stile Liberty und in Großbritannien vom Modern style. Er erlebte seinen Aufschwung ab ca. 1890 und endete 1914, mit dem Beginn des 1. Weltkriegs. Der Jugendstil war eine internationale Erneuerungsbewegung zur Überwindung des damals vorherrschenden Historismus, der Stile aus vergangenen Epochen wiederaufnahm, wie die Gotik oder die Antike.
Man bezeichnet den Jugendstil auch als Ende des Historismus und Übergang zur Moderne. Er umfasste fast alle Kunstgattungen: von der Architektur über Malerei, Plastik und Glaskunst bis hin zu Literatur und Buchkunst.
Ein gesellschaftlicher Hintergrund der Entstehung des Jugendstils ist die rasante Industrialisierung. Das traditionelle Handwerk verlor seine starke Stellung und musste der billigeren und massenhaften Fertigung der modernen Industrie weichen. Schon früh hatte es dazu Gegenbewegungen gegeben, vor allem in England, dem Ursprungsland der industriellen Revolution. Die englische Bewegung Arts and Crafts (Kunst und Handwerk), wird als wichtigster Vorläufer des Jugendstils angesehen.
Die von William Morris gegründeten Werkstätten sollten in Konkurrenz zur Industrieproduktion hochwertiges Kunsthandwerk am Leben erhalten. Es gab auch Einflüsse aus der japanischen Kunst. Durch die Öffnung Japans Mitte des 19. Jahrhunderts erhielt man erstmals Einblick auf das Kunstschaffen der Asiaten, etwas "Neues", das man studieren und reflektieren konnte. Vor allem die asiatischen Holzschnitte beeinflussten einige europäische Künstler.
Merkmale des Jugendstils
Man unterscheidet eine florale und eine geometrische bzw.
abstrakte Richtung. Die Künstler legten Wert auf die Dekoration von Flächen, Ornamente, wertvolle Materialien und elegante Rahmen. Die Abstraktion als Merkmal der modernen Kunst trat im Jugendstil meist durch Ornamente auf. Ungegliederte Flächen mit schwungvollen Konturen treten in Kontrast mit aufwendig geschmückten Teilen. Stilisierte, d. h.
von der Natur abgeleitete Formen wurden zu einem wichtigen Stilmittel. Typisch sind die Anklänge an pflanzliche Formen wie Gräser, Zweige und Ranken sowie an Haare und fließendes Wasser. Auf Schatten und räumliche Tiefe wird verzichtet, stattdessen werden die Randlinien der Figuren betont, zB in der Lithographie „Der Kuss“ von Peter Behrens. (Die Lithographie ist ein Flachdruckverfahren.)
Ziel des Jugendstils war die Verbindung von Architektur, Kunsthandwerk und Kunst zu einem einheitlichen, ästhetischen Gesamtkunstwerk und die Verleihung von dekorativer Schönheit. Die Neigung zum Geheimnisvollen und Esoterischen war in der Kunst und Kultur der Zeit um 1900 weit verbreitet.
Viele Figuren wirken verklärt oder mystisch, die dargestellten Frauen erscheinen oft überirdisch und engelhaft. Die junge, verführerische Frau wurde zu einem Hauptmotiv der meist männlichen Künstler. Die Kombination der Motive „Jugend“ und „Blumen“ tritt oft auf. Häufig verwendet werden auch symbolische Gestalten. Das reicht von der Verwendung symbolträchtiger Tiere wie Adler und Eule bis zur Darstellung historischer Gestalten, die für bestimmte Tugenden oder Ziele stehen. Symbolische Gestalten treten beispielsweise in Klimts Beethovenfries und seinen Deckenbildern für die Wiener Universität auf.
Es werden zB „Wahrheit“, „Gerechtigkeit“, „Unmäßigkeit“ oder „Wahnsinn“ in Form von Frauengestalten dargestellt.
Oft waren die Künstler der Jahrhundertwende auch im kunsthandwerklichen Bereich tätig, beispielsweise in der Goldschmiedekunst, der Glasbläserei oder der Keramik. Die Gestaltung von Möbeln nahm ebenfalls einen breiten Raum ein. Das Kunstgewerbe erlebte in ganz Europa einen Aufschwung. Der Jugendstil war nur einer Minderheit der Bevölkerung zugänglich, die Geschmack und auch reichlich Vermögen hatte.
Wien war eines der bedeutendsten Zentren des Jugendstils.
Die Wiener „Secession“ entstand 1897 unter der Führung von Gustav Klimt als „Vereinigung bildender Künstler Österreichs – Secession“. Vorbilder der Wiener Sezession waren die Münchner und die Berliner Sezession. Unter Sezession versteht man die Abspaltung einer Künstlergruppe von einem bestehenden, traditionellen Künstlerverband. Das Leitmotiv der Secessionisten „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“ zeigt den Grundgedanken des Protests gegen den Historismus. (Im Historismus wurden vergangene Stilformen nachgeahmt. Beispielsweise entstanden bedeutende Bauwerke der Wiener Ringstrasse wie zB das Parlament oder die Hofburg in historischen Stilen und haben Merkmale der Gotik, der griechischen Baukunst, des Barock usw.
) Die Sezession sollte eine Alternative zu den traditionellen Kunstvorstellungen des Wiener Künstlerhauses darstellen. Zu den neuen Idealen zählte nach englischem Vorbild auch die Hinwendung zum Handwerk (Qualitätsarbeit in geringer Stückzahl) sowie der Versuch einer Koordination von industrieller und handwerklicher Produktion. Malerei, Architektur und Kunsthandwerk sollten in einem engen Zusammenhang stehen, der nicht durch industrielle Großproduktion bestimmt war. Ziel war das Gesamtkunstwerk unter der Führung der Architektur. Das Sezessionsgebäude wurde als Kunstausstellungshaus nach den Plänen von Joseph Maria Olbrich erbaut. Nicht nur heimische, sondern auch ausländische Künstler konnten hier ihre Arbeiten präsentieren und ein breites Publikum erreichen.
In der einfachen Bevölkerung fand das Gebäude wenig Anklang, die Wiener bezeichneten es spöttisch als „goldenes Krauthappel“.
Die Künstler des Jugendstils schlossen sich oft in Gruppen zusammen, zB auch die „Darmstädter Künstlerkolonie“. Am Schauplatz dieser Künstlergemeinschaft entstanden zahlreiche Bauwerke wie zB der „Hochzeitsturm“ von Josef Maria Olbrich. Das zeichenhafte Bauwerk deutet bereits auf die Wendung zum Expressionismus hin. Während die Werke des französischen Art nouveau verspielt wirken, machen die Werke des deutschen Jugendstils oft einen eher ernsten und schweren Eindruck. Während des 1.
Weltkriegs löste sich die Darmstädter Künstlerkolonie auf.Architektur
Die meisten Architekten des Jugendstils begnügten sich aus Kostengründen damit, nach ökonomischen Gesichtspunkten erstellte Gebäude äußerlich durch Jugendstil-Ornamente zu gestalten und die Fassaden zu verzieren. Oft handelte es sich um repräsentative Villen reicher Bürger, beispielsweise das Palais Stoclet in Brüssel. Die Architektur des Jugendstils war vor allem der oberen Gesellschaftsschicht mit einem Sinn für moderne Kunst vorbehalten. Nur bei wenigen Bauten wurden die Ideen des Jugendstils konsequent verfolgt, zB bei den von dem spanischen Architekten Antonio GaudÍ entworfenen Wohnhäusern und Parkanlagen, die mit ungewöhnlichen, phantasievollen Formen und Oberflächen gestaltet wurden.
Es wurden neue Materialien wie Eisen und Glas verwendet.
Der Bahnhof King's Cross Station in London und vor allem der Eiffelturm waren Vorbilder, die von den Jugendstilkünstlern aufgegriffen und in ihrem Sinn umgestaltet wurden. Die Verwendung von Marmor, Majolika (glasierte Tonwaren), Fliesen, Metallapplikationen, buntem Stuck (plastische Verzierungen aus Gips, Kalk und Zement auf gemauertem Untergrund) und Vergoldungen artete oft in üppige Verzierungen aus.
Paris war um 1900 eine der führenden europäischen Städte im Bereich der Kunst. Der Architekt Héctor Guimard gestaltete die Eingänge der neu angelegten Pariser Untergrundbahn Metro. Das flüssig geformte Gusseisen erlaubte die Gestaltung in schwungvollen, „pflanzlichen“ Linien. In Paris wurden zahlreiche Gebäude im Stil der Art nouveau dekoriert, hauptsächlich in der floralen Richtung.
In Österreich verwirklichte vor allem Otto Wagner die Architektur des Jugendstils. Anfangs wurde er noch vom Historismus beeinflusst, dann wandte er sich aber der modernen Architektur zu. Er war Professor an der Wiener Akademie, wodurch er großen Einfluss gewann, unter anderem auf Adolf Loos, Josef Hoffmann und Joseph Maria Olbrich. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern gab es in Wien keinen ausschließlichen Vertreter des floralen Jugendstils, sondern vor allem der geometrischen Richtung. Die klare und schlichte Gliederung in Linien und große Flächen wurde von kostbaren Einzelornamenten unterbrochen und von Schmuckrahmen umgeben. Otto Wagner bevorzugte Stahl und Glas für seine Konstruktionen und stellte damit die Verbindung zu Ingenieuren und Konstrukteuren her.
Er erhielt einen Preis für einen Plan zur baulichen Modernisierung von Wien. Bei diesem Projekt wurden in den Jahren vor der Jahrhundertwende vor allem die Stationen der Stadtbahn errichtet. Bekannt ist zum Beispiel die Gestaltung der Station Karlsplatz, weitere Werke Wagners sind das Postsparkassenamt in Wien und die Kirche am Steinhof. Später löste er sich vom Jugendstil und gestaltete einfache, schmucklose Fassaden.
Als weithin sichtbares Wahrzeichen stellt die Kirche am Steinhof ein Hauptwerk des Wiener Jugendstils dar. Beim Volk war das Bauwerk wegen des neuen Kunststils sehr umstritten.
Bis auf wenige Einrichtungsteile stammt auch die gesamte Inneneinrichtung, die Orgel und das Altarbild aus dem Jugendstil. Die Kuppel der Kirche ist mit Kupferplatten bedeckt und war ursprünglich vergoldet. Die Wiener nannten sie deshalb auch "Limoniberg" (Zitronenberg). 1898/1899 wurden zwei Häuser nach Plänen Otto Wagners an der linken Wienzeile erbaut. Eines der beiden Häuser ist mit farbigen Keramikfliesen verkleidet und unter dem Namen "Majolikahaus" bekannt.
Neben der Wiener Steinhofkirche gilt als zweites monumentales Gesamtkunstwerk dieser Zeit das Palais Stoclet in Brüssel, das unter der Führung von Josef Hoffmann namhafte Künstler, darunter Gustav Klimt, gemeinsam mit kunstgewerblichen Werkstätten gestalteten.
In der Innenarchitektur versuchte man häufig, aus einem Raum ein einheitliches Gesamtkunstwerk zu machen. Es wurden beispielsweise alle Einrichtungs- und Ziergegenstände bis ins Detail in den Formen des Jugendstils gestaltet. Skulptur und Kunsthandwerk
In der Bildhauerei der Zeit um 1900 lassen sich sehr unterschiedliche Strömungen feststellen. Ein bestimmter Stil tritt oft nicht rein auf, sondern mit Einflüssen aus anderen Richtungen. Das hängt oft mit der Ausbildung und künstlerischen Herkunft der Künstler zusammen.
Im Jugendstil wurden selten große Skulpturen geschaffen, sondern meist kleinformatige Arbeiten.
Es sollte das Dekorative und Schöne ausgedrückt werden. Die Künstler legten großen Wert auf das Material und die Oberfläche. Ein häufiges Motiv waren idealisierte Frauengestalten in langen fließenden Gewändern, verbunden mit pflanzlichen Ornamenten, beispielsweise die Skulptur „Weibliche Figur“, nach einem Entwurf von Otto Wagner, die sich in Wien im Stadtpark befindet. Die Frau ist in harmonischen Formen gestaltet, sie wirkt vornehm und ist im oberen Teil von einem Halbkreis aus Pflanzen umgeben. Zur Kleinplastik des Jugendstils gehören viele keramische Arbeiten, Kunstschmiedearbeiten, Schmuck, usw. Die zweckfreie Plastik trat eher in den Hintergrund, häufiger wurden Gebrauchsgegenstände künstlerisch gestaltet.
1903 gründeten Josef Hoffmann und Koloman Moser die „Wiener Werkstätte“ als „Produktiv-Genossenschaft von Kunsthandwerkern“. Es wurden künstlerisch gestaltete Gebrauchsgegenstände wie Geschirr, Gläser oder Besteck hergestellt, aber auch Möbel, Textilien und Schmuck. Nach dem Vorbild der englischen Kunsthandwerker sollten zweckmäßige Gegenstände des täglichen Lebens auf einem hohen künstlerischen Niveau erzeugt werden.
Auch in den USA lebte das Kunsthandwerk auf, bekannt sind die Lampen und Farbglasfenster von Louis C. Tiffany. Ein führendes Zentrum des Kunsthandwerks in Frankreich war die Schule von Nancy.
Der französische Goldschmied René Lalique schuf ebenfalls typische Schmuckstücke und Glasgegenstände. Malerei
Auf dem Gebiet der Malerei und Grafik fand der Jugendstil die besten Anwendungsmöglichkeiten. Wichtige Aufgabenbereiche der Graphik wurden Werbung und Plakat, Illustration und Buchmalerei sowie Schrift- und Textilgestaltung. In der Zeit um 1900 war die Plakatkunst besonders bedeutend.
Die Neigung zur Verwandlung, zum Traumhaften und Geheimnisvollen tritt häufig auf und weist auf eine Vorläuferschaft zum Surrealismus hin.
Besonders der französische Maler Henri de Toulouse-Lautrec fand Beachtung.
Seine Plakate wurden Meilensteine für die moderne Gebrauchsgrafik. Bekannt sind seine Bilder des Pariser Nachtlebens,. Der tschechische Künstler Alfons Mucha war ebenfalls in Paris tätig, er fertigte unter anderem zahlreiche Schmuckentwürfe und Plakate an, zB ein Werbeplakat für eine Zigarettenmarke. Die Werbung steckte noch in ihren Anfängen, erstmals verwendete man bewusst weibliche Reize als Werbemittel auf Plakaten, sowie künstlerisch gestaltete Schriften.
Ein wichtiger Vertreter des Jugendstils in Deutschland war Peter Behrens. Er war vielseitig tätig, zuerst als Maler, Grafiker, Schriftgestalter und Buchkünstler, später als Architekt, zB entwarf er eine Turbinenfabrik.
Seine Werke weisen typische Züge des deutschen Jugendstils auf, zB härtere Formen, eine gewisse Schwerfälligkeit und Würde, beispielsweise die Lithographie „Der Kuss“. Er kreierte zwei neue Schrifttypen: Behrens kursiv und Behrens Antiqua. Neben der Plakatgestaltung war der Jugendstil auch für die Gestaltung von Kunstzeitschriften und edel ausgestatteten Büchern besonders geeignet.
Der Schweizer Maler Ferdinand Hodler repräsentierte einen eigenen Stil mit starken Anklängen an den Jugendstil. Er bemühte sich um lineare Stilisierung und lyrische Stimmung, seine Themen weisen jedoch auf den Symbolismus hin. Der Symbolismus betonte eine „tiefere Bedeutung“ der Kunst und stand teilweise mit der Literatur in Verbindung.
Hodler gestaltete die Figuren in seinen Bildern sehr plastisch und mit charaktervollem Ausdruck. Zum Teil wurde die Kleidung eher stilisiert, aber der Kopf naturgetreu dargestellt. Er beschäftigte sich mit mystischen und religiösen Vorstellungen und malte auch Landschaften.
In Österreich gilt Gustav Klimt (1862 – 1918) als Hauptvertreter der Wiener Secession, deren Präsident er war. Anfangs arbeitete er mit seinem Bruder und anderen Malern zusammen. In München kam er erstmals mit dem Jugendstil in Berührung, der bald seine Malerei beeinflusste.
Seine Bilder sind oft geprägt vom dichten Nebeneinander naturalistischer und abstrakter Elemente. Er stellte die Gesichter und sichtbaren Körperteile sehr lebensnah dar, die Kleidung und den umgebenden Raum füllte er aber mit einer mosaikhaften, teilweise mit Gold geschmückten Flächendekoration, in der man bereits Ansätze einer ungegenständliche Malerei erkennen kann. Ornament und Figuren gehen ineinander über.
In den Jahren nach der Jahrhundertwende schuf Klimt drei Deckenbilder für die Wiener Universität, die die Fakultäten „Medizin", "Jurisprudenz" und "Philosophie" symbolisierten, die jedoch auf breite Ablehnung stießen. Sie wurden nicht in der Universität angebracht und wurden am Ende des zweiten Weltkriegs durch einen Brand vernichtet.
Der „Beethovenfries“ entstand für eine Ausstellung der Wiener Secession.
Klimts monumentaler Wandzyklus befand sich im linken Seitensaal, den der Besucher der Ausstellung zuerst betrat. Der Zyklus war ursprünglich nur als Dekorationsmalerei gedacht und sollte nach der Ausstellung abgetragen werden. Heute wird der Fries als eigenständiges Kunstwerk betrachtet und gilt als einer der Höhepunkte des Wiener Jugendstils. Er wurde mit Kaseinfarben, Goldfarbe, schwarzen und farbige Kreiden, Graphit, aufgetragenem Stuck, sowie verschiedenen Applikationen (z.B. Spiegel, Perlmutter, etc.
) ausgeführt und hat eine Gesamtlänge von 26 m. Das Thema des Frieses bezieht sich auf Richard Wagners Interpretation der IX. Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Die Gestalten auf dem Bild stellen symbolisch verschiedene Themen dar, zB „Die Sehnsucht nach Glück“ oder „Nagender Kummer“.
Durch seine einflussreiche Stellung im Kunst- und Kulturschaffen der Monarchie wurde er zum beliebten Porträtmaler der Wiener Gesellschaft und galt als hervorragender Wandmaler seiner Zeit. Jedoch stießen einige seiner Werke auch auf große Kritik.
Mit dem Gemälde "Fritza Riedler" entstand das erste Porträt seiner "goldenen Periode", die ihren Höhepunkt in seinem bekanntesten Bild "Der Kuß" fand.
Er malte es in den Jahren 1907/1908, der ursprüngliche Titel war „Liebespaar“. Der Stil erinnert an frühchristliche Mosaiken und Ikonen. Das Paar befindet sich in der Mitte des Bildes und ist von der Seite zu sehen. Die Frau kniet am Boden, ihre rechte Hand liegt um den Hals des Mannes. Ihr Gesicht ist von vorne zu sehen, sie hat die Augen geschlossen und trägt Blumen im Haar.
Ihr Kleid besteht aus runden, bunten Ornamenten auf einem goldenen Grund. Gesicht, Arme und Füße sind plastisch und realistisch dargestellt, das Kleid ist nur flächenhaft angedeutet. Man kann jedoch die Körperform erkennen. Der Mann beugt sich zur Frau hinunter um sie zu küssen und hat seine Hände um ihr Gesicht gelegt. Er hat grüne Blätter in den Haaren; seine Kleidung lässt die Körperhaltung nicht erkennen. Er trägt ein goldenes, weites Gewand mit eckigen schwarzen, weißen und gelben Ornamenten, das bis zum Boden reicht.
Sein Gesichtsausdruck ist nicht sichtbar, das Licht fällt auf das Gesicht der Frau. Der Boden ist eine bunte Blumenwiese, die auf der rechten Seite abrupt aufhört. Um das Paar befindet sich eine goldene Fläche mit runden Ornamenten wie eine Art Schleier. Der Hintergrund ist goldbraun.
Das Bild wurde oft nicht nur als Idealisierung und Sinnbild der Liebe allgemein, sondern auch als Darstellung von Klimt und seiner Lebensgefährtin Emilie Flöge interpretiert. Eine direkte Ähnlichkeit fehlt aber.
Die Fläche am rechten unteren Rand, wo die Blumenwiese endet, wird als Abgrund erklärt, der Gefahr darstellt. Die Kleidung der Frau und des Manns ist nicht genau voneinander abgegrenzt, sie drückt Zusammengehörigkeit und Vereinigung aus; andererseits stellen die eckigen Ornamente beim Mann auch einen Gegensatz zu den runden Ornamenten bei der Frau dar. Die Haltung des Paares drückt auch eine Dominanz des Mannes über die Frau aus. Das Motiv des Kusses kommt auch in früheren Gemälden vor. Als das Bild zum ersten Mal ausgestellt wurde, hing direkt daneben „Die drei Lebensalter“, das das gleiche Format und einen ähnlichen Aufbau hat. Möglicherweise waren die beiden Bilder daher als Einheit gedacht.
Später schuf Klimt auch Landschaftsdarstellungen.
Die zahlreichen Frauenbilder in dieser Zeit verweisen auf die Verehrung und den Einfluss des weiblichen Geschlechts auf seine Kunst, in vielen Bildern und Zeichnungen setzte er sich auch mit Sexualität und Erotik auseinander. Zu Lebzeiten war er zwar nur von einem eher kleinen Personenkreis der Wiener Gesellschaft anerkannt, die ihn förderte und Bilder in Auftrag gab. Er erhielt jedoch zahlreiche Ehrungen und Preise. Klimt beeinflusste Künstler wie Egon Schiele, Oskar Kokoschka und später Friedensreich Hundertwasser.
Das Bildnis der Adele Bloch-Bauer I
Adele Bloch-Bauer ist sitzend dargestellt, es sind nur der Kopf, das Dekolleté und die Unterarme naturgetreu gemalt und von der Fläche abgehoben.
Das ganze Bild ist in Gold- und Brauntönen gehalten. Adele Bloch-Bauer trägt ein Trägerkleid, es ist durch die typischen mosaikartigen Muster ausgefüllt, im Mittelteil fallen Dreiecke mit darin liegenden Augen auf. Der Umriss des Kleids verläuft nicht natürlich sondern in geschwungenen Linien. Sie trägt einen breiten Halsschmuck und mehrere Armreifen, die Arme sind abgewinkelt. Rund um die Figur befinden sich kleinförmige Muster, man kann einerseits streng geometrische und auch runde Formen erkennen. Die Frau sitzt in einem Fauteuil, das sich durch ein schneckenförmiges Muster vom Hintergrund abhebt.
In der linken unteren Ecke kann man die Abgrenzung von der Wand zum Boden erkennen. Die Wand ist durch eine unregelmäßige, feine, Musterung gestaltet. Am Rand befinden sich drei hellere Vierecke. Trotz der vielen unterschiedlichen Ornamente macht das Bild einen sehr einheitlichen Eindruck.
Oskar Kokoschka
Kokoschka begann mit der Gestaltung von Postkarten und Plakaten und arbeitete für die Wiener Werkstätten, er stand im Einfluss Klimts und der Wiener Secession. Später löste er sich vom Jugendstil und entwickelte einen eigenen Stil.
Seine Porträts sollten das Wesen des Menschen darstellen, er malte ausdrucksvolle, expressionistische Charakterdarstellungen. Neben der Malerei hatte auch Zeichnung und Lithographie einen hohen Stellenwert in seinem Werk.
Egon Schiele
Schiele war ebenfalls ein Schüler Klimts, später lehnte er jedoch das Dekorative und Schöne in der Kunst der Wiener Secession ab. Er schuf Bilder mit realistischen und expressionistischen Merkmalen. Der menschliche Körper wurde in seinen Werken zum Ausdrucksträger für Verzweiflung oder Leid. Ein pessimistischer Ausdruck herrscht in seinen Bildern vor.
Er orientierte sich nicht am „guten Geschmack“ sondern wollte die Realität darstellen. Bedeutend sind auch seine Zeichnungen.
Kokoschka und Schiele entwickelten sich vom Jugendstil zu bedeutenden österreichischen Vertretern des Expressionismus.
Der Jugendstil beeinflusste auch die Mode. Paul Poiret war in Paris der berühmteste Modeschöpfer in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.
Er orientierte sich an früheren Kunststilen und orientalischen Kulturen und entwickelte daraus eine elegante Art-nouveau-Mode. Die Umrisse seiner langgestreckten Roben sind linienbetont, der Körper wird vom Korsett befreit. Typisch sind Stolen, gestickte Borten und stilisierte Blumen.
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