Facharbeit
F A C H A R B E I T
aus dem Leistungskurs K U N S T
Variationen zum
Thema Portrait
Thema: Die Photographie als künstlerisches Ausdrucksmittel
Variationen zum Thema Portrait
Verfasser: Rolf Nöhmeier
vinyl@moving-people.net
https://www.hp.europe.de/vinyl
Erzielte Punkte: 11 (praktischer Schwerpunkt)
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung S.
3
II. Variationen der Portraitphotographie S. 4
1. Arten des Portraits
1.1 Das Selbstportrait S. 4
1.
2 Das Gruppenportrait S. 4
1.3 Das Theaterportrait S. 5
1.4 Das Kinderportrait S. 5
1.
5 Das journalistische Portrait S. 6
1.6 Das künstlerische Portrait S. 6
2. Variationen der Gestaltungsweise
2.1 Aufnahmen im Freien S.
7
2.2 Aufnahmen im Studio - Das Kunstlichtportrait S. 8
2.3 Erklärung der verschiedenen Ausdrucksmittel
anhand der Portraits S. 8
3. Aufnahmezubehör
3.
1 Die Kamera S. 10
3.2 Die Objektivauswahl S. 11
3.3 Das Filmmaterial S. 11
4.
Die Bildentwicklung
4.1 Der Kontaktbogen S. 12
4.2 Ermittlung der Belichtungszeit S. 12
4.3 Die richtige Verwendung der Gradation S.
12
5. Präsentation S. 13
III. Bilderverzeichnis S. 14
IV. Literaturverzeichnis S.
15
I. Einleitung
Was ist ein Portrait ? Darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Ich gehe davon aus, daß der Begriff die charakteristische Darstellung eines Gesichtes ebenso einschließt, wie das Photo der ganzen Person in irgendeiner Umgebung. Am häufigsten ist aber sicherlich ein Kopf- oder Brustbild gemeint, wenn man vom Portrait spricht.
Die Photographie ist gewiß eines der reizvollsten und abwechslungsreichsten Hobbys auf dem Gebiet der bildenden Kunst, ja sie ist sogar zum Massenmedium unseres Jahrhunderts geworden. Man begegnet ihr nicht nur täglich in Presse und Werbung, sondern auch Millionen Photoamateure bedienen sich ihrer.
Photos sind dafür da, Erinnerungen von Reisen und Familienfeiern etc. im Bild festzuhalten; Menschen, Tiere, Landschaften und Gebäude werden mit der Kamera eingefangen, damit man sich später am vollendeten Bild erfreuen kann. Da jedes gelungene Photo auch die Persönlichkeit des Photografen widerspiegelt, kann es als Ausdruck erprobter Kreativität und ästhetischen Bewußtseins gesehen werden. Jedes Photo zeigt, wie der Photograf die Wirklichkeit um sich herum wahrnimmt und interpretiert. Auf jeden Fall stellt das Bild, im Besonderen aber die Abbildung des Menschen, hohe Ansprüche an das technische Können, die photografische Kreativität und das psychologische Einfühlungsvermögen.
Man braucht keine exotischen Motive, berühmte Persönlichkeiten oder dramatische Ereignisse, um interessante Bilder zu machen.
Wohl aber braucht man Experimentierfreude, Aufgeschlossenheit, Phantasie und ein gutes Auge, denn viele Motive, die auf den ersten Blick nicht besonders reizvoll erscheinen, können tatsächlich faszinierende Bilder ergeben.
Durch die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Formen von Kunst und vielen Photobüchern und Photoalben, letztendlich beim Engagement im schulischen Photokurs, wurde ich neugierig auf das Thema Photographie. Hinzu kam, daß meine Eltern bereits eine alte aber dennoch technisch sehr gute Kamera besitzen, mit der ich seit ein paar Jahren mehr als nur Schnappschüsse, vorzugsweise in Schwarzweiß, aufnehme. Mit dieser Kamera sind auch die Portraitphotos meiner Facharbeit entstanden. Zusätzlich habe ich mir in unserem Keller ein S/W-Photolabor eingerichtet, wodurch man auf die Entwicklung Einfluß nehmen kann, außerdem ist das Entwickeln von S/W-Photos in Photoläden sehr teuer. All dies führte dazu, daß ich mich speziell für die Portraitphotographie zu interessieren begann und schließlich meine Facharbeit darüber schrieb.
II. Variationen zur Portraitphotographie
1. Arten des Portraits
So wie es eine große Anzahl von Stilrichtungen in der Photographie, als auch deren technischer Auffassungen gibt, so differenziert sich der Bereich der Portraitphotographie auch in verschiedene Themenbereiche. Es fängt an beim einfachen Erinnerungsbild, das man im Urlaub macht und geht bis hin zum anspruchsvollen künstlerischen Portrait, das nicht nur den Augenblick während des Auslösens festhält, sondern auch eine Interpretation durch den Photografen anstrebt. 1 Im Laufe der Zeit haben sich aus dieser Vielfalt gewisse Hauptarten der Portraitphotographie herauskristallisiert, welche ich nun aufführen will.
1.
1 Das Selbstportrait
Wenn man sich selbst und seine wechselnden Gesichts- und Gemütsausdrücke kennenlernen will, der läßt sich selbst zum photographischen Objekt werden. Auch viele große Maler haben sich, unter Zuhilfenahme eines Spiegels, mit der eigenen Physiognomie befaßt, auch um sich selbst besser kennenzulernen. Die Selbstportraits von Dürer, Rembrandt, Van Gogh, Edouard Monet, Lovis Corinth oder Max Beckmann, beweisen dies. Doch das wichtigste ist, um zu einem Ergebnis zu kommen, die Auseinandersetzung mit den folgenden Aspekten. Wie sieht man sich selbst, bzw. wie will man gesehen werden.
1.2 Das Gruppenportrait
Das Gruppenportrait dient meist als Erinnerungsphoto bzw. zum Festhalten einer Gruppensituation zu einer bestimmten Zeit. Wer denkt hier nicht an eigene Klassenphotos oder Gruppenaufnahmen bei Familienereignissen.
Bei Gruppenportraits ist es wichtig, daß die photographierenden Personen nicht in einzelne Bildmotive zerfallen. Genauer gesagt, müssen die einzelnen Menschen in Bezug zueinander dargestellt werden.
1 Auch muß, bei formell gestellten Gruppenportraits, jeder einzelne gut sichtbar sein, denn es ist hinterher immer enttäuschend, wenn jemand ganz oder teilweise verdeckt ist.
1.3 Das Theaterportrait
Das Theatherportrait kann auf eine Vorstellung neugierig machen, bestimmte Szenen festhalten und analytisch beleuchten. In den Anfängen der Photographie mußten die Darsteller ins Photostudio kommen, um bestimmte Szenen auf Bild festzuhalten, da die Beleuchtung auf der Bühne zu schwach war, um akzeptable Aufnahmen zu erzielen. Erst mit der Entwicklung von hochempfindlichem Filmmaterial ist es gelungen, Szenenphotos aus der spontanen Handlung zu machen, unabhängig von zusätzlicher Beleuchtung.
Doch es kommt nicht nur auf die technische Ausrüstung an, sondern auch auf den persönlichen Kontakt zu den Schauspielern, Vertrautheit mit dem Aufführungsort und der Handlung.
Letztendlich ist auch Zurückhaltung nötig, um natürlichere, echte Ergebnisse zu erzielen. 2
1.4 Das Kinderportrait
Das Photographieren von Kindern gehört mit zu den dankbarsten photographischen Aufgabengebieten, aber es kann auch sehr nervenaufreibend sein, denn es ist praktisch unmöglich ein lebhaftes Kind dazu zu bringen, sich ruhig und in der richtigen Pose hinzusetzen. Selbst wenn dies gelingt, so ist das Resultat mit großer Wahrscheinlichkeit eher eine Enttäuschung, denn die besten Portraits sind fast immer ungezwungene und unbemerkte Schnappschüsse, da die “wirklichen” kindhaften Attribute zum Ausdruck kommen sollten. 3 Trotz allem muß der Schnappschuß etwas vorbereitet werden, indem man eine entspannte Atmosphäre, durch spielerische Ablenkung des Kindes mit Hilfe der Eltern, schafft. Zuviel Regie ist auf keinen Fall gut, besser man läßt dem Treiben ganz seinen freien Lauf.
1
Die Kunst, Kinder zu photographieren, hat weniger mit technischem Wissen und sorgfältiger Planung zu tun als vielmehr mit der Fähigkeit, ein Bild frühzeitig zu erahnen und im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken. Man muß nur warten können und geduldig sein. 2
1.5 Das journalistische Portrait
Das Kriegs-, Kultur-, Reiseportrait bzw. das journalistische Portrait läßt den Betrachter an einem Geschehen teilhaben. Der Moment der Aufnahme spiegelt eine Situation wieder; Einzelschicksale kann die Probleme eines ganzen Volkes repräsentieren.
Jeder Mensch bzw. jede Gruppe soll so dargestellt werden, als würde man eigentlich gar nicht photographieren. Der Knopfdruck auf den Auslöser soll erfolgen, bevor jemand die Möglichkeit hat, die Natürlichkeit hinter einer Maske zu verbergen. Aber es sollte natürlich nicht immer nur das Gesicht abgebildet werden, sondern es gilt das Typische, Situationsbezogene hervorzuheben, der ganze Mensch in seiner Kleidung, Umgebung und Handlung, wird hier mit einbezogen. 3
1.6 Das künstlerische Portrait
Außer den bereits genannten Portraits gibt es auch noch das künstlerische Portrait.
Hier hat der Photograf die spielerische Freiheit sein Können einzusetzen. Durch bewußte Inszenierung und Gestaltung nimmt er Einfluß auf das Ergebnis. Man möchte zwar den Erwartungen des Portraitierten gerecht werden, bringt aber auch seine eigene Sehweise ein, was dazu führen kann, daß sich der Portraitierte fremd ist, ja sich sogar nicht wiedererkennt. Beim photographieren von Personen, die einem fremd sind, steigt die Nervosität, da sie erwarten, daß man sie führt und alle Entscheidungen trifft. Dies kann ein Portrait vielleicht schon von vornherein zum Scheitern verurteilen. Überlegte Ver-
änderung des Modells, durch Schminken, Kleidung, Frisur, gezielte Lichtsetzung und Kontrastspiel des Bildes eröffnen vielseitige Möglichkeiten zur Variation.
In meinem praktischen Teil habe ich mich bewußt auf das künstlerische Portrait beschränkt, um so die verschiedenen Facetten einer Person darzustellen, was mir mit den anderen, oben genannten, Arten des Portraits nicht gelungen wäre.
2. Variationen der Gestaltungsweise
2.1 Aufnahmen im Freien
Die Arbeit im Freien bietet die Möglichkeit, unterschiedlichste Umgebungen und Hintergründe in seine Motive mit einzubeziehen; eine Erweiterung der gestalterischen Palette, die man früher oder später nutzten sollte. Je nach Wetterlage und Tageszeit läßt sich das natürliche Licht für unterschiedliche Stimmungen nutzen, ohne einen aufwendigen Lichtaufbau zu betreiben. Das beste Licht für Außenaufnahmen ist eine geschlossene, nicht zu dichte Wolkendecke.
1 Man erhält weiches, gestreutes Licht, das wie ein riesiger Weichstrahler wirkt, der nicht blendet und dadurch vor verzerrten Gesichtsausdrücken schützt. Außerdem bewirkt der schräge Lichteinfall eine vorteilhafte Modulation der Tiefenwirkung. Auch direktes Sonnenlicht läßt sich vor allem morgens und nachmittags, wenn die Sonne einen tiefen Stand hat, für eindrucksvolle Beleuchtung einsetzen. Das harte Sonnenlicht bevorzugt man vor allem bei Charakterköpfen, bei denen Unebenheiten und Hautstrukturen zur Akzentuierung des Ausdrucks gehören.2 Eindrucksvolle Gegenlichtaufnahmen, wo das Modell mit einem regelrechten Lichtsaum umgeben ist, lassen sich damit ebenfalls gestalten.
Eines muß man allerdings bedenken, wenn man im Freien arbeiten will, daß das Licht draußen sich nicht wie Studiolicht nach Wunsch und Bedarf “umstellen” läßt.
Das Modell wird so plaziert, wie es der Sonnenstand verlangt. Das heißt, wenn ein bestimmter Hintergrund festgelegt wurde, wird abgewartet, bis Lichteinfallswinkel, Position des Modells und dessen Beleuchtung zusammen stimmen. Will man nicht stundenlang warten, bis der richtige Moment gekommen ist, muß ein Erkundungsgang 1 schon vor dem eigentlichen Aufnahmetermin stattfinden, um Ort und Zeit genau festzulegen. 2
2.2 Aufnahmen im Studio - Das Kunstlichtportrait
Im Gegensatz zum Freilichtportrait ist man im Studio mit künstlichem Licht von den Zufälligkeiten und Flüchtigkeiten des Tageslichts unabhängig. Darüber-hinaus ist man auch flexibler in der Lichtgestaltung, was zu einer bewußteren und formelleren Gestaltung des Portraits führt.
Aus diesem Grund habe ich meine Aufnahmen alle in einem zu Hause eingerichtetem Studio angefertigt. Eine Studioausrüstung bedeutet einen hohen finanziellen und technischen Aufwand, abgesehen davon, daß auch der entsprechende Raum zur Verfügung stehen muß.
2.3 Erklärung der verschiedenen Ausdrucksmittel anhand der Portraits
Licht spielt in meinen Portraitaufnahmen die wichtigste Rolle, denn durch wechselnde Lichtpositionen und durch eine verschiedene Anzahl von Lichtern, kann man ganz verschiedene Effekte und Stimmungen erreichen, welche ich in meinem praktischen Teil zu verdeutlichen versucht habe. Einerseits ist es möglich eine Person natürlich darzustellen, aber andererseits kann man ein Gesicht bzw. eine Person dramatisch und geheimnisvoll aussehen lassen.
Eine natürliche Darstellung des Modells wird durch eine schattenlose Ausleuchtung erreicht, so als würde das Photo unter einem leicht bedeckten Himmel entstehen. Hierzu wird der diffuse Scheinwerfer als Hauptlicht von der Seite eingesetzt, was keine starken Schlagschatten, z.B. durch die Nase verursacht, sondern eine besonders feine Oberflächenwiedergabe ohne harte Kontraste bewirkt. Darüber hinaus setzt man von der anderen Seite einen weißen großen Karton als Aufhellschirm, der dann die letzten Schattenansätzte verschwinden läßt (s.h.
Abb. 1) 3 . Die natürliche Wirkungsweise in Bild # 02, wird zusätzlich noch dadurch unterstützt, daß keine Schminke benutzt wird und daß das Portrait aus einer spontanen Handlungsweise entstanden ist. Dieses Bild sollte immer wieder zum Vergleich herangezogen werden, um die Veränderungen zu veranschaulichen.
Aber mit dem fast selben Lichtaufbau ist es möglich eine ganz andere Wirkungsweise zu erreichen. Deutlich wird dies an den Bildern # 06 und # 07, wo nur das Hauptlicht direkt neben die Kamera verschoben wurde.
Der völlig andere Ausdruck der Aufnahme entstand durch die Verwendung von Schminke, veränderter Frisur, wechselndem Objektiv und letztendlich einer anderen Gradation (Papierhärte) des Photopapiers. Die Weichheit und Makellosigkeit der Gesichtshaut wurde mit Puder erreicht, der kleinste Unreinheiten der Haut kaschiert und abdeckt. Auch haben die Lippen unter Verwendung von Lippenstift eine ganz andere Wirkung. Im Gegensatz zu Bild # 02, wo ich mit einer Brennweite von 50 mm gearbeitet habe (dies entspricht ungefähr dem menschlichem Auge), verwendete ich bei Bild # 06 ein Objektiv mit 210 mm Brennweite, welches die Plastizität des Gesichts verringert und es dadurch flacher und breiter macht. Letztendlich habe ich bei der Entwicklung eine ganz weiche Gradation des Papiers verwendet, das zu ganz sanften Grauübergängen führt und keine starken Schwärzen zuläßt. Dies verändert am meisten die Augen, welche in den anderen Bildern sehr dunkel bis fast schwarz scheinen.
In der gleichen Photoserie ist auch das Bild # 07 entstanden, das aber durch den veränderten Gesichtsausdruck und unter Einbezug der Gestik sehr verlegen und kindlich wirkt.
Ebenso ist es möglich eine geheimnisvolle Wirkungsweise zu erreichen, indem ich stark gerichtetes Licht ohne diffusen Lichtstreuer von der Seite eingesetzt habe, was zu einer unnatürlichen, plastischen und kontrastreichen Akzentuierung durch Schlagschatten im Gesicht, führt (s.h. Abb. 2 und 3) 1 . Dies habe ich in den Bildern # 03, # 04 und # 05 angewandt, die sich in der Lichtführung nur durch die Höhe des Hauptlichtes unterscheiden.
Ich wollte hier dem Modell einen geheimnisvollen Charakter verleihen, unterstrichen durch Schminken der Augen und des Mundes mit Schwarz. Zusätzlich trägt der hell-dunkel Kontrast, den ich durch eine sehr harte Gradation des Photopapiers erreicht habe, dazu bei, daß das Bild eine dramatische Wirkung hat.
3. Aufnahmezubehör
3.1 Die Kamera
Es gibt eine Reihe photographischer Themenbereiche, für deren optimale technische Bewältigung ein ganz bestimmter Kammeratyp die beste Lösung ist; die Portraitphotographie gehört sicher nicht zu jenen photographischen Themen, für die einem bestimmten Kameratypus der Vorzug zu geben wäre. Grundsätzlich kann für die Portraitphotographie jedes Kamerasystem - soweit es eine Reihe technischer Mindestanforderungen erfüllt - verwendet werden; die ideale Portraitkamera gibt es also nicht.
Die Wahl für oder gegen ein bestimmtes System muß man selbst nach der Aufgabenstellung, seiner persönlichen Arbeitsweise und seinem Stil und den gegebenen Möglichkeiten treffen. Ich habe mich für eine Spiegelreflexkamera entschieden, da man bei diesem System die Möglichkeit besitzt es beliebig durch Zubehör zu erweitern. Auch bietet diese Kamera eine manuelle Steuerung der Belichtungszeit und Blendenwahl, wodurch man die Tiefenschärfe beeinflussen kann. Außerdem sieht man bei diesen Kameras ein Sucherbild, dessen Bildausschnitt und Schärfe völlig mit der Abbildung auf dem Film übereinstimmt. Trotz der Vielseitigkeit und Schnelligkeit hat es den Nachteil des relativ kleinen Negativformats. Beim Vergrößern der Bilder muß man höchste Sorgfalt walten lassen, da Staub und kleinste Kratzer sich als riesige Störgebilde auf dem Abzug auswirken können.
Ebenfalls wird die Körnigkeit des Films bei relativ starken Vergrößerungen (ab 30 x 40 cm) sichtbar, die meistens als störend empfunden wird. Doch manche Photographen benutzen diese Körnigkeit als zusätzliche Akzentuierung ihrer Bilder. Leider ist es mir, trotz größter Achtsamkeit, nicht gelungen kleinste Staubpartikel während der Belichtung des Papiers fernzuhalten. Vorteilhafter wäre hier die Verwendung einer Mittelformatkamera mit einer Negativgröße von 6 x 9 cm, die die oben genannten Nachteile um ein Vielfaches verringern würde, doch eine Verbesserung dieser Art ist nur eine Preisfrage.
Eines sei jedoch angefügt: So wichtig die technische Ausrüstung auch in der Portraitphotographie ist, über die Qualität der Bilder entscheidet letztendlich nicht die Kamera, sondern die Person, die dahinter steht.
3.
2 Die Objektivauswahl
Grundsätzlich läßt sich mit jedem Objektiv in der Portraitphotographie arbeiten, doch muß man die Wirkungsweise der Verschiedenen kennen. Ein starkes Weitwinkelobjektiv mit kurzer Brennweite von 20 mm verzerrt das Gesicht, es betont die Tiefe, wodurch die Nase des Portraitierten besonders groß abgebildet wird; ein unerwünschter Effekt. Es eignet sich eigentlich nur, wenn man wenig Platz hat den Abstand zu ändern, aber nicht auf die Miteinbeziehung der Umgebung verzichten will. Im Gegensatz dazu, verändert auch ein starkes Teleobjektiv, das bei ca. 200 mm Brennweite anfängt, die Gesichtszüge eines Menschen. Hierdurch wird die räumliche Tiefe gerafft, das Gesicht dadurch aber übertrieben flach wirkt; der Hintergrund aber wird in Unschärfe aufgelöst und hebt die Person ab.
Dies habe ich bei Bild # 06 angewandt um die veränderte Wirkung des Gesichts zu verdeutlichen. Zwischen diesen Objektiven gibt es den sogenannten normalen Bereich, der ungefähr bei 50-135 mm liegt, welcher das Gesicht eines Menschen einigermaßen formatfüllend und dennoch verzeichnungsfrei abbildet. Diese Objektive habe ich bei den restlichen Bildern angewandt.
3.3 Das Filmmaterial
Das wichtigste Merkmal eines Films ist seine Empfindlichkeit; d.h.
wieviel Licht benötigt wird um noch akzeptable Ergebnisse zu erreichen. Es gibt niedrig-empfindliche Filme, die sich durch feinstes Korn und höchste Bildschärfe auszeichnen, brauchen aber wesentlich mehr Licht als Hochempfindliche. Ideal sind diese Filme für gut ausgeleuchtete Aufnahmeobjekte, so wie es in meiner Arbeit der Fall war. Da man aber relativ lange Belichtungszeiten benötigt, besteht die Gefahr des “Verwackelns”, weshalb ich meist ein Stativ benutzt habe. Außerdem gibt es noch hochempfindlichere Filme, mit denen bei schlechten Lichtverhältnissen aus der Hand photographiert werden kann, jedoch lassen Korn und Bildschärfe, bei stärkerer Vergrößerung, zu wünschen übrig.
4.
Bildentwicklung
4.1 Kontaktbogen - Der erste Schritt zum Bild
Ein Kontaktbogen dient zur Erleichterung der Bildauswahl und zur Beurteilung des Films, denn selbst ein geübter Photograf kann sich anhand der Negative nur schwer vorstellen, wie das entwickelte Bild wirkt. Hierzu werden die Negative direkt auf das Photopapier gelegt und für ein paar Sekunden belichtet. Die Belichtungszeit wird mit einem Probestreifen ermittelt. Auf dem entwickelten Photopapier sind nun die Bilder in Negativgröße zu sehen, wovon man die Besten auswählt und wenn nötig, den gewünschten Ausschnitt mit einem Permanentstift markiert und festlegt (s.h.
Abb. 5).
4.2 Ermittlung der Belichtungszeit
Die richtige Belichtungszeit ist Grundvorraussetzung für das optimale Gelingen eines Bildes. Mit Ihr bestimmt man, ob ein Bild hell oder dunkel erscheinen soll. Die Zeit variiert durch den Vergrößerungsmaßstab, die Lichtstärke der Vergrößerungslampe, die eingestellte Blende und durch das Negativ.
Die Belichtungszeit wird mit einem sog. Probestreifen ermittelt, welcher wie das Photopapier unter den Vergrößerer gelegt wird. Durch Abschätzen bzw. Erfahrung wird eine ungefähre Belichtungszeit festlegt, die aber sicherlich noch zu keinem akzeptablen Ergebnis führt. Erst durch Belichten und Abdecken in bestimmten Zeitintervallen (z.B.
jeweils fünf Sekunden abdecken), entsteht ein Bild, das von ganz hell bis ganz dunkel reicht (s.h. Abb. 4). Daraus läßt sich dann die optimale, dem Geschmack entsprechende Belichtungszeit ermitteln. 4.
3 Die richtige Verwendung der Gradation
Unter Gradation versteht man die Härte bzw. den Kontrastumfang des Papiers, welche von ganz weich bis extra hart reichen kann. Für ein Porträt mit sehr feinen Grauabstufungen, aber insgesamt wenig starker Schwärzung, wählt man eine weiche Gradation, was vor allem bei Portraits sehr feine Gesichtszüge unterstreicht. Sollen aber sehr starke schwarzweiß Kontraste hervorgehoben werden, so wählt man ein hartes Papier. Ich habe ein Papier verwendet, bei dem die Papierhärte durch verschiedenfarbige Filter verändert werden. Es bringt den Vorteil, daß bei einem Bild verschiedene Gradationsstufen verwendet werden können, um z.
B. bei sehr weichen Bildern etwas Schwärzung in die Schatten zu bringen, so daß das Bild nicht “flau” wirkt. Bei den Bildern # 02,
# 06 und # 07 habe ich diese Technik verwirklicht, wobei bei Bild # 02 die Belichtungszeit etwas verkürzt ist, dadurch ein hellerer Ton entsteht und dem Portrait etwas “Strahlendes” verleiht. Die starken Kontraste, bewirkt durch die harte Gradation, in den Bildern # 03 - 05 unterstützen die Bildaussage. Durch Verwendung einer sehr weichen Gradation bei Bild # 05 würde die Bildaussage verändert werden.
5.
Präsentation
Um den Bildern noch einen letzten Schliff zu geben, habe ich sie auf selbst angefertigten Passepartouts aufgezogen, um sie in Ihrer Wirkung zu verstärken, da ein unruhiger Hintergrund, bedingt durch lose Bilder, vom eigentlichen Portrait ablenkt. Die Bilder innerhalb des Passepartouts habe ich durch einen weißen Rand von ca. 0,7 cm abgegrenzt, dadurch wirkt das Bild in sich abgeschlossen. Ein schwarzer Rand wäre für die weichen Photos zu hart bzw. für die restlichen Bilder zu wenig abgrenzend. Zusätzlich habe ich noch eine Mappe aus dem Passepartoutmaterial angefertigt, die die Portraits vor äußerlichen Einflüssen schützen und dem Ganzen einen Rahmen geben soll.
III. Bilderverzeichnis
Abb. 2 - seitliche LichtführungAbb. 1 - Lichtaufbau ohne Schatten
IV. Literaturverzeichnis
1) Nikolaus Karpf
Schule der Portraitphotographie / Spiegelbild des Menschen in der modernen Photographie / Gestaltung und Komposition
München, 1979
2) Unipart-Verlag
Das große Buch der Farbphotographie
Stuttgart, 1987
3) Gert Koshofer
So macht man bessere Photos
Niedernhausen, 1991
4) Schwarzweiss Photoschule
Urs Tillmanns / Claus Militz
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