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  Hannibals kampf um rom

Hannibals ganzer Lebenslauf steuert ihn unweigerlich auf seinen moerderischen Kampf um Rom zu. Er unterliegt den Roemern in einem vernichtendem Ringen und sein Leben koennte ein Drama Shakespeares in fuenf Akten sein. Hoehepunkt dieses Dramas waere sicherlich Hannibals Rueckkehr aus Italien und seine Niederlage gegen den Scipionen bei Zama. Zuerst stellen wir aber den ersten Akt seines Lebens dar, welches an Dramatik und auch Tragik kaum zu ueberbieten ist. Auch deshalb ist die Faszination Hannibals bis in unser Jahrhundert erhalten geblieben. Viele Fragen bewegen uns, wenn wir seinen Lebensweg betrachten, zum Beispiel warum er unterliegen konnte, obwohl er doch die vielleicht beruehmteste Schlacht der Kriegsgeschichte mit Waterloo, naemlich Cannae, so vernichtend gewann? Wie kam es, dass er Rom nicht einnehmen konnte? Dies, und anderes soll hier versucht dargestellt zu werden.

Hannibal wurde im Jahre 246 v. Chr. (alle weiteren Daten ebenfalls vor Christus, ausser anders gekennzeichnete) geboren. Somit war er ein Kriegskind, denn Karthargo befand sich fuenf Jahre vor Ende seiner ersten Auseinandersetzung mit dem kriegerischen Rom, einem Kampf, der nun schon achtzehn Jahre andauerte. Sein Vater, Hamilkar Barkas(=Blitz), war Kommandant der punischen Streitkraefte auf Sizilien und verteidigte es erfolgreich gegen Rom. Hannibal wurde in eine Zeit geboren, in der sich die Ereignisse zuspitzten und wo sich die zaeheren und opferbereiteren Roemer schliesslich gegen die reichen Kartharger durchsetzen konnten.

Ueber Staatsanleihen finanzierte man in Rom eine neue Flotte (die frueheren Flotten waren vernichtet oder im Sturm gesunken) und schlug die Kartharger 241 bei den Aegatischen Inseln. Die Kriegsmueden Kartharger stimmten einem ueberharten Frieden zu, in welchem sie Sizilien an Rom verloren, italisches Hoheitsgebiet nicht mehr befahren durften und zu hohen Reperationszahlungen verpflichtet wurden. Hamilkar Barkas, wie gesagt bisher recht erfolgreich, zog sich enttaeuscht mit seinen Soehnen Hannibal, dem juengeren Hasdrubal und dem juengsten Bruder Mago auf sein Landgut zurueck. Ausserdem hat Hannibal wohl noch zwei Schwestern gehabt, die im Gegensatz zu ihren Bruedern einen grossen Teil ihres Lebens in Karthargo verbringen konnten. Hier erhielten Hannibal und seine Geschwister Unterricht von dem griechischen Lehrmeister und Philosophen Sosylos, der sie in Sprachen und Kultur unterrichtete. Wir koennen also davon ausgehen, dass Hannibal mindestens karthargisch und auch griechisch sprach.

Wahrscheinlich konnte er allerdings noch viel mehr Sprachen, die er bei seinen bunt zusammengewuerfelten Soeldnerheeren auch dringend benoetigte. Im Moment aber benoetigte seine Vaterstadt wieder dringendst seinen Vater Hamilkar, denn die vom karthargischen Senat betrogenen Soeldner aus Sizilien befanden sich im offenen Aufstand gegen die Kartharger. Auch die Libyier (Afrikaner) schlossen sich dem Aufstand an, und der vom Senat entsandte Hanno "der Grosse" wurde von den Soeldern schwer geschlagen. Jener Hanno war uebrigens ein alter Feind des Barkidenclans Hamilkars und vertrat die reiche Oberschicht Karthargos, waehrend die Barkiden einer erklaerten Kriegerkaste stammten. Hamilkar sollte seinen Feind auch seinen Soehnen vererben, und dieser wuerde nicht unerheblich daran schuld sein, dass seine Soehne, die "Loewenbrut", schliesslich alle sterben mussten, zwei im zweiten punischen Krieg; Hannibal beging Selbstmord (Hamilkar Barkas.).

Trotz zahlenmaessig stark unterlegenen Verbaenden konnte Hamilkar die Aufstaendigen blutig aufreiben. Die Roemer aber nutzten derweil die Schwaeche des Gegners: auch auf Sardinien befanden sich karthargische Soeldner im Aufstand und Karthargo ruestete eine Flotte aus, um Sardinien zu befrieden. Rom wertete dies als "Bruch" des Friedensvertrages, erklaerte Karthargo kurzerhand den Krieg und besetzte Korsika und Sardinien. Die von den blutigen Gemetzeln der Soeldner im eigenen Lande geschwaechten Kartharger mussten hilflos zusehen, wie sich die Roemer die beiden verbliebenen Mittelmeerinseln einverleibten. Sie mussten sogar eine Erhoehung der Reperationszahlungen hinnehmen. Es liegt mir allerdings fern, dass Verhalten der Roemer, trotz meiner etwas negativen Darstellung, zu verurteilen.


In der damaligen Zeit war das Vorgehen der Roemer allgemein ueblich und ein Gegner, der sich nicht wehren konnte, war der beste Gegner. Kaum ein Staat haette sich eine solche Gelegenheit entgehenlassen koennen, denn wenn der Gegener seine urspruengliche Staerke zurueckerlangt hatte, ohne dass man aus seiner Schwaeche einen Nutzen gezogen hatte, so raechte sich dies zumeist fuerchterlich. Die karthargische Aussenpolitik allerdings hatte in den Jahren vor der ersten grossen Auseinandersetzung mit Rom eben jenen Fehler begangen, als man beispielsweise gegen und nicht mit Koenig Pyrrhos focht (Pyrrhos). Zurueck aber zu Hamilkar und seiner Loewenbrut: Die Barkiden zogen im Jahre 237 nach Iberien (Spanien), um es fuer Karthargo zu erobern. Ihre Heimatstadt hatte diese neue Kolonie bitter noetig, denn nach dem Verlust der Mittelmeerinseln und nach den gewaltigen Reperationsleistungen stand Karthargo kurz vor der Verarmung. Bevor die Barkiden allerdings nach Iberien zogen, besuchte Hamilkar mit seinem aeltesten Sohn Hannibal den Baal-Tempel in Karthargo (Hannibal heisst uebrigens soviel wie "Gnade des Baal") und liess ihn ewigen Hass auf Rom schwoeren.

Hamilkar selbst muss von einem starken Hass auf Rom beseelt gewesen sein, denn diese hatten sich aus seiner Sicht als imperialistische vertragsbruechige Landraeuber erwiesen. Seinen Hass vererbte er auf Hannibal, der als kleines Kind die Taten der Roemer miterlebte, und der schwor, niemals Roms Freund zu werden. Im Alter von neun Jahren verliessen Hannibal und seine Brueder also Karthargo, um nach Iberien zu gehen. Hannibal sollte Karthargo erst nach ueber dreissig Jahren wiedersehen. In Iberien erwies sich erneut Hamilkar Barkas Talent als Organisator und Feldherr. In wenigen Jahren unterwarf er erfolgreich die iberischen und keltiberischen Staemme in einem Feldzug, der mit dem von Caesar gefuehrten Gallienfeldzug verglichen werden mag.

Die Gewinne aus den neuen Kolonien sendete der Barkide nach Karthargo, damit man die Reperationsleistungen zahlen konnte, weshalb auch Rom den Eroberungen des Barkiden eher wohlgesonnen war. Vorwuerfe, dass den Barkiden eine Reichsbildung auf der iberischen Halbinsel vorschwebte, scheinen gehaltlos, da die Barkiden loyal zu ihrer Heimatstadt standen. Auch Hannibal und seine beiden Brueder sollten absolut loyal sein, obwohl sie die groessten Teile ihres Lebens nicht in der Stadt verbrachten. Hannibal und seine Brueder begleiteten den Vater auf seinen Feldzuegen gegen die Iberer und mussten wahrscheinlich auch miterleben, wie ihr Vater in einem reissenden Fluss ertrank. So fand das Leben Hamilkars ein Ende, der sich als genialer Feldherr erwiesen hatte, und es ist reine Spekulation ueber den Ausgang einer zweiten roemisch-karthargischen Auseinandersetzung Mutmassungen anzustellen, bei der der Vater der drei Barkas Brueder noch gelebt haette. Seine Nachfolge trat Hasdrubal "der Schoene" an, der ein Schwiegersohn Hamilkars war und aus den frueheren karthargischen Besitzungen Spaniens stammte.

Hasdrubal war offenbar nicht wesentlich ungeschickter als der Barkide. Er eroberte Spanien bis zum Ebro und gruendete Carthargo Nova, dass spaetere Cartagena. In Rom war man inzwischen aufgrund der karthargischen Expansion im erzreichen Iberien doch misstrauisch geworden und fand, dass es nun an der Zeit war, dem Eroberungsdrang der Kartharger Einhalt zu gebieten. Eine entsendete Delegation brachte in Cartagena schliesslich den Ebro-Vertrag mit Hasdrubal zustande (226), in welchem die Kartharger darauf verzichteten, den nordspanischen Fluss in feindlicher Absicht zu ueberqueren. Damit glaubte man in Rom die gallische Kuestenregion und die Zinnkarawanen aus Gallien genuegend geschuetzt zu haben. Der Ebro-Vertrag wird im allgemeinen als grosser diplomatischer Erfolg Hasdrubals gewertet, denn schliesslich erlaubte der Vertrag den im ersten karthargischen Krieg unterlegenen Puniern freie Hand bei der Eroberung einer reichen Kolonie.

Gerhard Herm weist in seinem interessanten Buch ueber die Kelten ("Die Kelten", Bechtermuenz Verlag) allerdings darauf hin, das die Roemer zwischen den beiden grossen Kriegen mit Karthargo vermehrt von einfallenden Kelten bedroht wurden. Am meisten fuerchteten die Roemer wohl eine Allianz zwischen den Karthargern und den Barbarenstaemmen, was sie erfolgreich verhinderten, indem sie den Kartharger in Iberien ein anderes Interessengebiet auslieferten. Waeren Kelten und Kartharger zu dieser Zeit gemeinsam in Italien eingefallen, haette sie wohl kaum mehr etwas aufhalten koennen. So aber ueberwanden die Roemer in den Jahren von 225 bis 222 die Keltenstaemme und konnten sich getrost wieder den Karthargern zuwenden. Hasdrubal, der weiterhin umsichtig regiert hatte, wurde 221 von einem iberischen Sklaven ermordet. Der Grund fuer die Tat bleibt im Dunkeln.

Kommen wir nun nach Hannibals Kindheit in Karthargo und seiner Jugend in Iberien zum dritten Akt in seinem Leben. Fuer die Streitkraefte der Kartharger in Iberien war es sonnenklar, wer der Nachfolger Hamilkars werden musste: der erst fuenfundzwanzigjaehrige Barkidenspross Hannibal. In Karthargo allerdings gab es auch Opposition gegen die Ernennung Hannibals zum Strategen, natuerlich unter der Fuehrung von Hanno "dem Grossen". Erneut befuerchtete man das Streben der Barkiden nach absoluter Herrschergewalt. Die Barkidenpartei unter Bomilkar konnte sich allerings durchsetzen und Hannibal wurde in seinem Amt bestaetigt. Dieser laeutete seine Zeit als Stratege mit der Belagerung und Eroberung Saguntums ein, eine Stadt griechischer Abstammung, die unter dem Schutz Roms stand.

Hannibal kuemmerte sich nicht um die Proteste Roms und hatte damit auch ganz recht, denn schliesslich befand sich Sagunt suedlich des Ebro. Nach monatelanger Belagerung fiel Sagunt (219) und in Rom forderte man die Auslieferung Hannibals. Der karthargische Senat lehnte ab und die offenen Feindseligkeiten begannen im Jahre 218. Von Sagunt aus brach Hannibal mit einem gewaltigen Heer auf: ca. 100.000 Mann folgten ihm in Richtung Italien.

Nach der Ueberschreitung des Ebro mussten die laestigen Katalonier unterworfen werden. Nach getaner Arbeit liess Hannibal seinen Bruder Hasdrubal mit ca. 40.000 Mann in Iberien als Oberbefehlshaber zurueck. Er sollte es vor den erwarteten roemischen Strafexpeditionen schuetzen. Auch nach Karthargo ensendete Hannibal Truppenverbaende, was fuer seine Umsicht spricht.

Hannibal zog ueber die Pyrenaeen und wurde in Gallien von einem keltischen Heer erwartet. Es gelang ihm allerdings, die Kelten davon zu ueberzeugen, dass er ihr Teritorium in friedlicher Absicht durchqueren wollte, um nach Italien zu gelangen. Hannibal entliess 7.000 unzuverlaessige Soeldner und verfuegte nun ueber ein Heer mit ca. 40.000 Mann Fusstruppen und 10.

000 Reitern, nebst seinen 37 Kriegselefanten. Wie setzte sich sein Heer zusammen? Wie bei den Karthargern ueblich, bestand Hannibals Heer vornehmlich aus Soeldnern. Bei den Fusstruppen fanden vor allem iberische Soeldner und balearische Schleuderer, die ihre Geschosse ebenso toedlich einsetzen konnten, wie Bogenschuetzen. Die leichte Kavalerie bestand aus etwa 4000 Numidiern, die besten Reiter und vielleicht auch die besten Krieger ihrer Zeit. Ihr Befehlshaber Maharbal war einer der wichtigsten Freunde und Unterfeldherren Hannibals. Ihm und seinen Reitern wuerde Hannibal die meisten seiner Siege zu verdanken haben.

Die restliche Kavalerie bestand aus schweren Iberern, die teilweise zu zweit auf einem Pferd kaempften, wobei einer von beiden bei Kampfhandlungen absprang und vom Boden aus weiterkaempfte. Die 37 Kriegselefaten, die "Panzer" der Antike, unterstuetzten die Truppen, wobei sie eher von psychologischen Nutzen waren, denn vor allem die verschreckten Kelten in den Alpen flohen vor den gewaltigen Fabelwesen. Sein groessten Siege allerdings errang Hannibal ohne die Dickhaeuter, die bis dahin schon alle gestorben waren. In Gallien sah Hannibal von einer Belagerung der romfreundlichen Griechenstadt Massilia (Marseille) ab. Auch den Konsul Publius Cornelius Scipio, der mit seinen Legionen in Gallien lagerte, liess er unbehelligt, denn er wollte den Krieg unbedingt nach Italien bringen, wo er hoffte eine schnelle Entscheidung erzwingen zu koennen. Scipio beendete seine halbherzige Verfolgung Hannibals, nachdem dieser ueberraschend die Rhone ueberquert hatte.

Dieses war ein ausserordentlich gefaehrliches Unternehmen gewesen, denn auf der anderen Rhoneseite wurde Hannibal von den keltischen Volskern erwartet. Diese waren ihm zwar an der Zahl unterlegen, haetten aber sicherlich keine Schwierigkeiten gehabt, die den Fluss ueberquerenden und kampfunfaehigen karthargischen Truppen zu vernichten. Hannibal entsandte des Nachts Hanno, einen Sohn Bomilkars, mit einer Kavallerieeinheit. Hanno ueberschritt die Rhone ein Stueck flussaufwaerts und ritt dann gegen die Volsker. Bei Tagesanbruch gab er Hannibal Rauchzeichen und dieser setzte ueber den Fluss. Die voellig ueberraschten Kelten, die ploetzlich eine karthargische Eliteeinheit in ihrem Ruecken fanden, ergriffen die Flucht.

Kurz darauf kam es zu einem blutigen Vorhutgefecht der roemischen und karthargischen Kavallerie, nachdem Scipio, der Vater des beruehmten Scipio Africanus, welcher den Barkiden besiegen sollte, Hannibal in Richtung Alpen ziehen liess. Er zweifelte wahrscheinlich daran, dass es den Puniern gelingen konnte, mit einem solch gewaltigen Heer und den unbeweglichen Elefanten die Alpen zu ueberqueren. Er selbst kehrte per Schiff nach Norditalien zurueck, um die Reste der karthargischen Truppen dort zu empfangen. Seinen Bruder Cnaeus Cornelius Scipio schickte er derweil nach Spanien. Hannibals Route bei seinem Zug ueber die Alpen bleibt ein ungeloestes Raetsel. Wir wissen nicht genau, bei welchem Nebenfluss der Rhone Hannibal abgebogen ist, um ueber die Alpen ziehen, vielleicht war es bei der Isere.

Unsere Unwissenheit ruehrt von den Chronisten her, die uns ueber Hannibal berichten. Livius, ein Roemer, und Polybios, ein Grieche, geben uns unterschiedliche Auskuenfte ueber Hannibal und seinen Feldzug. Niemand weiss es wirklich, aber vielleicht ist Polybios der authentischste Biograph, denn dieser kam in der posthannibalischen Zeit als Geisel nach Rom und erlebte die Zerstoerung Karthargos im 3. Punischen Krieg (149-146) aus naechster Naehe, denn er war mit Scipio Aemilianus befreundet, einem Sohn des legendaeren Scipio Africanus. Polybios reiste angeblich auf Hannibals Spuren von Spanien ueber Gallien, durch die Alpen, bis nach Italien und beschreibt uns akribisch Hannibals Weg. Bevor Hannibal seinen Alpenzug beginnt traf er allerdings auf die keltischen Vokoulier.

Er griff in deren Thronwirren ein und unterstuetzte den aelteren Bruder und Koenig der Vokoulier gegen dessen juengeren, rebellischen Bruder. Dafuer erhielt er Nahrungen und Informationen ueber die Alpen. Wie gesagt wissen wir nicht die genaue Route Hannibals durch die Alpen. Nach Polybios waere der "Col de Grimone" moeglich, aber auch der "kleine St. Bernhard", oder der "Col du Mont Geneve" waeren moeglich. Eigentlich umoeglich; denn Hannibal ueberquerte das mitteleuropaeische Gebirge mit einem gewaltigen Heer, mit den fuer dieses Gelaende sicherlich nicht geschaffenen afrikanischen Truppen und Elefanten (die z.

T. auch aus Indien kamen), ohne gesicherten Nachschub und noch dazu anfang Winter, denn inzwischen war es schon November geworden. Allerdings kam es ihm zu Gute, dass er den fuer antike Heere ueblichen Tross, in dem Frauen und Kinder der Soldaten reisten, Musiker, Schauspieler und Haendler, verboten hatte (Alexander der Grosse war hingegen oft von dem gewaltigen Tross behindert worden). Auch seine Frau Imilke, ueber die wir nur sehr wenig wissen (war sie Ibererin?), und seinen waehrend der Belagerung von Sagunt geborenen Sohn schickte er nach Karthargo. Was im weiteren mit den beiden geschah, ist nahezu unbekannt, aber wahrscheinlich sah Hannibal beide nicht wieder. In den Alpen stiess Hannibal einmal mehr auf ein keltisches Heer, welches es auf die von Hannibals Heer mitgefuehrte Nahrung, Ausruestung und Pferde abgesehen hatte: die Allobroger.

Sie besetzten wichtige Bergpaesse und liessen Steine, Speere und Pfeile auf den langgezogenen karthargischen Heereswurm prasseln. Des Nachts allerdings verliessen sie die Paesse, um in ihre Behausungen zurueckzukehren. Hannibal gelang es in einer Nacht, die verlassenen Stellungen zu erobern und vertrieb die Allobroger. Ihr Dorf wurde eingenommen und das Heer goennte sich eine zweitaegige Ruhepause. Doch die Keltenstaemme hatten noch immer nicht genug: die listigen Trikorier und mit ihnen verbuendete Staemme, schickten eine Gesandschaft zu Hannibal, die ihn, Freundschaft heuchelnd, in eine Falle lockte. In der Guilschlucht am "Mont Dauphin" erwarteten ihn die Verbuendeten in einem moerderischen Hinterhalt.

Hannibal konnte sie erst nach tagelangen Gefechten zurueckwerfen. Nach neun Tagen hatte Hannibal den Hochgebirgspass erreicht und nun machten sich seine Truppen an den Abstieg. Noch einmal mussten sie in den einsetzenden Schneefaellen schmerzliche Verluste hinnehmen. Die den Winter nicht gewohnten Afrikaner und Iberer stuerzten in die Steilschluchten ab, wurden von Lawinen verschuettet oder brachen sich wie ihre Reit- oder Lasttiere die Knochen auf den rutschigen abschuessigen Steinen. Hinzu kamen Felsbloecke, die den Karthargern die passierbaren Wege blockierten und die von ihnen "gesprengt" werden mussten: Aus Wein gewonnener Essig und Holz wurden an solchen Gesteinsbrocken in Brand gesetzt. Die erhitzten Gesteinsbrocken konnten zerstoert werden und die Elefanten raeumten die Truemmer aus dem Weg (Livius).

Nach 15 endlosen Tagen, mittlerweile war es Ende November/Dezember, erreichte Hannibal endlich Norditalien, aber seine legendaere Alpenueberquerung hatte fuerchterliche Verluste gefordert: mehr als zwanzigtausend Mann waren an Hunger und Kaelte gestorben, waren in Schluchten gefallen oder von den Kelten getoetet worden. Hannibal kommandierte bei seiner Ankunft nur noch ca. 26.000 Mann, bestehend aus 12,000 afrikanischen Fussoldaten, 6000 iberischen Infanteristen und 8000 Reitern, die erschoepft von dem moerderischen Marsch waren. Bei ihrer Ankunft mussten sie erst einmal die Hauptstadt des feindlichen keltischen Tauriskerstammes erobern: Augusta Taurinorum (Turin). Nun musste Hannibal sein Feldherrengenie zum ersten Mal unter Beweis stellen, denn am Tacinius traf er zum ersten Mal auf die Legionen Roms, die sich ausgeruht und auf ihn vorbereitet hatten.

Sie standen unter dem Kommando des Consuls Cornelius Scipio, der Hannibal in Gallien nicht mehr erreicht hatte. Mit Hannibals Sieg ueber den Consul begann der Groesste der Punier seinen beispiellosen Siegeszug durch ganz Italien, bei welchem er die Roemer in drei weiteren grossen Treffen vernichtend schlagen sollte, viele weitere Gefechte gewann und ueber fuenfzehn Jahre ganz Italien ungeschlagen verwuesten sollte. Vor dem Kampf liess Hannibal die gefangenen Kelten bei einer Art Gladiatorenkampf auf Leben und Tod um die Freiheit ringen. Diese Kaempfe waren symbolisch, denn ebenso wie bei den Kelten ging es fuer die Kartharger nun bei jedem Treffen mit den Roemern um Leben und Tod. Die von Cornelius Scipio am Tacinius aufgestellten roemischen Speerwerfer wurden unter der Fuehrung Hanniballs vernichtet

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