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5.Buchbesprechung Art: 1 Mittendorfer Michael Quellen: siehe spätere Angaben     Alfred Andersch: Sansibar oder der letzte Grund   Der Autor   Alfred Andersch wurde am 4. Februar 1914 in München geboren. In der Schule unterrichtete ihn Oberstudiendirektor Himmler, der Vater Heinrich Himmlers, der als Reichsführer SS für den größten Massenmord der Geschichte mitverantwortlich war. Seiner Schulzeit setzte Andersch mit seinem letzten Roman „Der Vater eines Mörders“ ein Denkmal. Alfred Andersch machte eine Buchhändlerlehre und trat 1929 der Kommunistische Partei bei.

1933 wurde er deshalb für drei Monate im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Nach seiner Entlassung beschäftigte er sich nur noch mit seinem Beruf und begann zu studieren. Im Krieg wurde er zur Wehrmacht eingezogen, aus der er 1944 desertierte. Über dieses Erlebnis schrieb er den Roman „Die Kirschen der Freiheit“. Nach dem Krieg arbeitete Andersch als Schriftsteller, als Literaturredakteur beim Rundfunk und als Kritiker. Immer wieder setzte er sich in seinen Hörspielen und Romanen engagiert und kritisch mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinander, so auch in seinem bekanntesten Roman „Sansibar oder der letzte Grund“, den er 1957 veröffentlichte.

Im gleichen Jahr übersiedelte er in die Schweiz, wo er am 21. Februar 1980 starb. Sansibar Der Vater eines Mörders Der Rote Efraim (Stichwort Literatur, Veritas Verlag; Internet;...)   Thema und Absicht   Andersch erzählt in seiner Roman von den Geschehnissen in einer kleinen deutschen Stadt im Jahr 1937.

Er setzt sich darin mit dem Nationalsozialismus in einer kritischen Form auseinander. Vielleicht verarbeitet er so auch seine eigenen Erlebnisse während des Krieges. Vor allem die Figur des „Jungen“ stellt er mit sehr viel persönlichem Engagement dar. Er schildert in dieser Person sehr deutlich, was in ihm in der Zeit des Nationalsozialismus vorgegangen sein könnte: Der Junge will ständig fliehen; als er die Gelegenheit dazu hat, entscheidet er sich, um dem Kapitän das Leben zu retten, wie ein Erwachsener, flieht nicht und kehrt wieder zum Schiff zurück. Andersch versucht,politische Freiheit in einer konkreten geschichtlichen Situation mit einer reellen Situation zu verbinden. Er wählt dafür Figuren, die verschiedene Interessensgruppen in der NS - Zeit repräsentieren: Judith, eine Jüdin Knudsens Frau (behindert, mög.

Opfer des Euthanasieprogramm) Gregor (illegaler kommunistischer Widerstand) Den lesenden Klosterschüler (entartete Kunst) Helander (für die Stellung der Kirche) (Stichwort Literatur, Veritas Verlag; Literatur Kartei (Bibliothek); Internet;...)     Inhaltsangabe   Im Herbst 1937 treffen im Ostseestädchen Rerik mehrere Menschen zusammen, die aus politischen oder privaten Gründen vor dem Regime fliehen wollen: der kommunistische Funktionär Gregor, der Fischer Knudsen, die Jüdin Judith, der Pfarrer Helander und der Junge. Gregor, welcher der Partei skeptisch gegenübersteht, nachdem er ihren Terror in Moskau erlebt hat, soll die Arbeit der Partei in Rerik neu organisieren. Das letzte Mitglied in der Stadt, Knudsen, hat mit der Partei innerlich abgeschlossen, weil sie bei der Machtergreifung der Nazis, versagt hat.

Sein Schiffsjunge träumt von Freiheit und Abenteuern in Übersee. Der Pfarrer der Stadt, Helander, ein Kriegsveteran aus dem 1. Weltkrieg, will eine Holzfigur eines expressoinistischen Künstlers, den „Lesenden Klosterschüler“, vor der Vernichtung durch die Nazis die die Figur als Beispiel für entartete Kunst betrachten, retten. Knudsen lehnt die Mithilfe ab, weil er fürchtet, dass seine geistig verwirrte Frau abgeholt wird, wartet aber trotzdem bis in die Nacht hinein an der Anlegestelle. Judith, eine junge Jüdin aus reichem Haus, versucht vergeblich aus Rerik nach Schweden oder in ein anderes Land zu fliehen. Dabei rechnet sie stündlich mit ihrer Verhaftung.

Bei Gregor liegt die gesamte Handlung. In einer brutalen Auseinandersetzung kann er Knudsen, der ihn hasst, bewegen, den Klosterschüler und Judith nach Schweden zu bringen. Diese Lösung ist nur möglich, weil sich Gregor gegen seine Partei für andere einsetzt. Knudsen hilft, gezwungen durch Gregor, der Jüdin, die nur durch Flucht überleben kann. Judith wiederum überlässt die Entscheidung Knudsen. Der Junge gibt sich mit dem kleinen Abenteuer zufrieden und entscheidet sich dann verantwortungsvoll für das reale Leben.


Der todkranke Pfarrer wählt den Freitod, indem er die Nazis bekämpft und schließlich Selbstmord begeht.   Persönliche Wertung   Andersch schildert in diesem Roman wie sich verschiedene Charaktere einer privaten, vom persönlichen Verlust heraufbeschworenen Krise aussetzten: Judith hat ihre Mutter, Gregor seine Freundin, Helander seinen Gott und der Junge seinen Vater verloren. Es ist sehr interessant, in diesem Buch zu lesen, wie die Hauptfiguren diese Krisen überwinden: Gregor löst sich zum Beispiel vom Kommunismus, Judith versucht um jeden Preis, sogar um ihre Weiblichkeit, zu fliehen und Helander setzt sich als Ziel seine Figur zu retten. Auch kann man sich leicht in die Figuren hinein versetzten. Vor allem mit der Statue kann sich der Leser sehr gut vergleichen: Sie erinnert den Leser daran, wie der Roman zu lesen ist. Der Klosterschüler liest interessiert, aber trotzdem jederzeit zum aufhören bereit.

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