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  Analyse : "prometheus" (j

Analyse : „Prometheus“ (J.W.v. Goethe)  Das Gedicht „Prometheus“, von J.W.v.

Goethe wurde in der sog. „Sturm und Drang-Zeit“ zwischen 1771-1775 geschrieben.   Prometheus ist ein Person aus der griechischen Mythologie. Zuerst überlistete er den Göttervater Zeus bei Opferangelegenheiten. Als dieser daraufhin den von Prometheus geschaffenen Menschen das Feuer vorenthielt, hinterging Prometheus den obersten Herrscher aller Götter ein zweites Mal, indem er den Menschen auf einem Umweg das Feuer brachte. Aus diesem Grund wurden Prometheus schwerste Strafen auferlegt, denen er mit Hilfe des Herakles entfliehen konnte.

Der mythische Prometheus ist der Prototyp des unbelehrbaren Rebellen. Übersetzt aus dem Griechischen bedeutet Prometheus soviel wie „Der Vorrausdenkende“.   Das 60 versige Gedicht läßt sich in 4 Abschnitte einteilen.   Im ersten Abschnitt macht Prometheus (Abk.= „P“) klar, daß die Erde zu seinem Zuständigkeitsbereich gehört und Zeus im Himmel bleiben soll. Diese Abgrenzung von „Mein“ und „Dein“ ist natürlich ein antithetisches Instrument.

Danach folgt eine kurze und prägnante Abwertung der Götter durch P. Im darauffolgenden sehr lang gezogenen Abschnitt gibt er einen Rückblick in seine Vergangenheit. Mit Hilfe dieser Eindrücke begründet er seine negative Einstellung gegenüber den Göttern. Im letzten Teil des Gedichts hält er Zeus vor, daß er jetzt Menschen formt, welche ihn auch mißachten werden.   Das Gedicht stellt eine direkte Rede des P an Zeus dar. Deshalb muß man auf rhetorische Gesichtspunkte achten.

Es fällt auf, daß Goethe auf ein Reimschema vollständig verzichtet hat. Ich werde später noch darauf eingehen. Bei jeder Gelegenheit bringt P eine Abwertung an. Schon im ersten Teil weist er den Mächtigsten aller Götter in seine Schranken und fordert Zeus vorlaut dazu auf seinen Himmel mit Wolkendunst zu bedecken, da die Dinge auf der Erde nicht in seinen Zuständigkeitsbereich fallen. Zeus solle sich lieber, spielend wie ein Kind, an Eichen und Bergeshöhen üben, empfiehlt ihm der unverfrorene P. Es gehört viel Mut und Selbstsicherheit dazu den Gott der Götter so derb zu beleidigen.

Anscheinend sieht sich P in einer sehr sicheren und vor allem besseren Situation als die Götter. In Zeile 14 sagt er, daß Zeus ihn um die Glut seines Herdes beneidet. Im zweiten Abschnitt beschreibt P das miserable Leben der Götter genauer. Sie seien angewiesen auf die torhafte Hoffnung von Kindern und Bettlern, erklärt er. Natürlich ist diese Aussage auch eine sehr kühne Abwertung. In den folgenden Strophen blickt P bis in seine Kindheit zurück um zu zeigen, daß die Götter für ihn unbedeutend sind.

Als Kind habe er nach einem Herz gesucht, dem er seine Probleme vortragen konnte. Doch in der Nähe der Sonne, dort wo die Götter wohnen, fand er keine Hilfe. P stellt ein Dutzend rhetorischer Fragen, in denen er eigentlich immer nur fragt: „Habt ihr mir geholfen ?“ Die offensichtliche Antwort, die dem Leser sofort klar wird, ist: „Ich habe mir selbst geholfen“. P kommt in der Retrospektive(genauer gesagt in den Zeilen35ff) zum Schluß, daß sein junges Herz damals den Göttern dankte, wobei diese im Himmel schliefen und ihm keine Beachtung schenkten. Sein Herz habe sich damals selbst geholfen, erkennt P im Nachhinein. Das ist das Hauptargument mit dem P seine Mißachtung der Götter begründet.

Dieses zeichnet sich auch in Zeile 40 sehr gut ab: „Ich dich ehren? Wofür?“ In den Zeilen 45-48 scheint es so, als ob P die absolute Spitzenposition des Zeus anzweifelt. Er sagt, daß die allmächtige Zeit, das ewige Schicksal und die Herren, die über P und Zeus stehen ihm zum Mann formten. Das bedeutet, daß Zeus nicht die mächtigste Person des Universums ist. In der vorletzten Strophe zeigt P noch einmal, wie selbstbewußt und eigenständig er ist. Er stellt die rhetorische Frage, ob Zeus schon dachte, das er aufgibt, nur weil seine Knabenmorgenblütenträume nicht in Erfüllung gegangen sind. Durch die Länge dieses Wortmonsters, will Goethe anscheinend die Quantität dieser Träume unterstreichen.

Und wenn die Zerstörung dieser riesigen Träume den P nicht entmutigen kann, so spricht dies für ein äußerst starkes Selbstbewußtsein. Nachdem er mit seinen Abwertungen und deren Begründung fertig ist, kommt er jetzt, in der letzten Strophe, auf die Erschaffung der Menschen zurück. Prahlerisch hält P dem Zeus vor, daß er den Menschen nach seinem eigenen Bilde formt. P hat sich sozusagen selbst in eine souveräne Position gebracht und formt nun auf seiner eigenen Erde sein eigenes Volk. Er ist jetzt autonom und hat sich von der Vormundschaft des Zeus entrissen. Die Menschen, welche von P erschaffen werden, haben die gleichen Eigenschaften wie P, und so sind sie genau so selbstbewußt und mißachtungsvoll wie er selbst.


Genau mit dieser Tatsache endet das Gedicht.   Das gesamte Gedicht ist eine Art von Unabhängigkeitserklärung. P zeigt, daß die Götter armselig und sogar von den hoffnungssuchenden Menschen abhängig sind. Im Gegensatz dazu demonstriert P seine Eigenständigkeit, mit deren Hilfe, er sein ganzen Leben gemeistert hat. Nun nachdem er sich als Rebell von den Göttern gelöst hat, baut er sich und seinen Menschen eine eigene Existenz auf. In diesem neuen Leben sind die Menschen unabhängig von den Göttern.

Die Menschen sind frei. Da das Gedicht mit dem Triumph des P endet, kann man die Bestrafung des historischen P aus der Analyse des Gedichtes herausnehmen.   Nun muß man dieses Gedicht aber auch in seine Zeit einordnen. Das Gedicht kann als eine große Metapher betrachtet werden. Die sofort zugängliche Bedeutungsebene ist klar und wurde ja schon ausführlich behandelt. Die Rolle des Zeus, als Herrscher, kann man auf den König übertragen.

Der König ist der Mächtigste im Reich, von dem wohl auch das Volk abhängig sein soll. P hält in dem Gedicht eine Rede an Zeus und spricht ihn persönlich und überaus couragiert an. Evtl. möchte sich Goethe mit P identifizieren, und möchte auch einmal frech und mißachtungsvoll dem Herrscher seine Meinung sagen. Wie ich eingangs erwähnte, bedeutet der Name P soviel wie der Vorrausdenkede. Vielleicht sieht sich Goethe ja in der Rolle eines fortschrittlich denkenden Menschen.

Genug Grund dafür und für die rebellischen Gedanken hat Goethe natürlich, da er in der „Sturm und Drang-Stimmmung“ ist. Meiner Meinung nach versucht Goethe in diesem Gedicht mit Hilfe der Figur des P seine Meinung einmal direkt aber trotzdem auch wieder nicht direkt kund zu geben. Dieser Widerstand zeigt sich auch indem Goethe auf das eigentlich obligatorische Reimschema verzichtet. Goethe hätte sich nie getraut den König öffentlich Vorwürfe zu machen. Es hätten sich dann genug Leute gefunden, die ihm das ausgetrieben hätten. In dieser Situation versucht er seine Forderungen auf diese unterschwellige Weise publik zu machen.

Er ruft also unter der Hand zur Revolution auf. Aber er begründet dies auch. Die Götter haben Prometheus nie geholfen, das heißt der König hat dem Volk nie aus seiner miserablen Situation geholfen, und kann deshalb nicht verehrt werden. Da man dieses Gedicht auch als rhetorischen Text behandeln sollte, muß man auch versuchen die Reaktion des Königs nachzuempfinden. Dieser fühlte sich wahrscheinlich angegriffen, falls er diesen Wink mit der chinesischen Mauer verstanden und ernst genommen hat. Die restlichen Leser werden den Aufruf zur Revolution wahrscheinlich positiver empfangen haben.

Sebastian F. Appler: Applepie@gmx.de https://www.applepie.de (1.120 Wörter)

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