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  Analyse des monologs in "wallensteins tod" 3

Analyse des Monologs in „Wallensteins Tod“ 3.Aufzug/13.Szene   Wallenstein, ein kaiserlicher Oberfeldherr im Dreißig Jährigen Krieg, steht vor folgender Situation. Er hat seinen Kaiser verraten und erkennt, daß sein Scheinfreund Octavio auf der gegnerischen kaiserlichen Seite ist. Nachdem Wallenstein Octavios Feindschaft bewußt geworden ist und ihn viele Truppen verlassen haben, beschließt Wallenstein, daß jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, um den Kampf aufzunehmen. Zu diesem Zweck zieht er seine Rüstung an und führt diesen Monolog.

  Die 13.Szene des 3.Aufzugs lässt sich in 3 Abschnitte unterteilen. Im ersten Abschnitt vergleicht er seine jetzigen Gefühle, welche durch Octavios „Verrat“ hervorgerufen worden sind, mit denen, die er hatte als er beim Regensburger Fürstentag (1630) ausgeschlossen wurde. Er vergleicht sich mit einem Baum, dem die Äste abgeschlagen worden sind. Im zweiten Teil blickt er in die nähere Zukunft zurück.

Als die Schweden angriffen, Oberst Tilly 1631 starb und das Reich kurz davor stand besiegt zu werden rief der Kaiser den verstoßenen Wallenstein, damit er als kaiserlicher Oberfeldherr das Reich verteidigt. Wallenstein sagt, er sei jetzt der Gleiche wie damals. Im sofort anschließenden dritten Abschnitt blickt er auf die gegenwärtige Situation. Er sagt, daß die Truppen, welche gegen ihn ziehen, vorher mit ihm gekämpft und gesiegt haben. Wenn Kopf und Haupt sich trennen, so Wallenstein, wird sich zeigen, wo die Seele sitzt. Zum Schluß kommen Illo und Terzky herein, welchen Wallenstein versichert, daß man gewinnen wird.

Er begründet seine Siegessicherheit, indem er die ihm loyalen Truppen aufzählt und erklärt, daß die Schweden ja auch noch dazu kommen. Wallenstein sagt er habe vor neun Jahren, als er mit Tilly und dem Heer der Liga, das halbe Reich unterwarf auch nicht mehr Truppen gehabt.   Im ersten Teil des Monologs sagt sich Wallenstein, daß er schon einmal in einer ähnlichen sogar schwereren Situation war. Doch, damals als er vom Regensburger Fürstentag ausgeschlossen wurde, hat er allen gezeigt, daß ihn diese Beschneidung der Macht nicht im Kern treffen konnte. Er benutzt die Metapher des Baumes, dem die Zweige abgehauen worden sind um dies zu verdeutlichen. Ein Baum ohne Äste kann nicht mehr als ganzer und gesunder Baum bezeichnet werden.

Vielmehr ist er dann verkrüppelt und seiner wahren Ausmaßen beraubt. Im Mark dieses Baumes also im Innersten von Wallenstein befindet sich aber nachwievor seine schaffende Gewalt, die, wie er sagt, eine Welt aus sich hervorbrachte. Man könnte tiefergehend von einem Baum sprechen dem die Äste wieder nachwachsen. Im zweiten Abschnitt erinnert sich Wallenstein, wie er aus seinem „politischen Exil“ wieder zurückgeholt worden war, als dem Reich und dem Kaiser Gefahr drohte. Er war damals immer noch der altbewährte Helfer in der Not ist. Sogar der Stolz des Kaisers, so behauptet Wallenstein, neigte sich damals vor dem Gekränkten.

Es ist klar, daß ihn dieser Rückblick ein sehr positives Licht drückt. Er bekam seine militärische Macht zurück und wurde mit Vollmachten ausgestattet und sollte, durch die „hohlen Lager“ gehen um Menschen zu sammeln. Dieser Ausdruck könnte bedeuten, daß erst Wallenstein die Lager mit seinem Kriegsgeschick sozusagen füllen mußte um aus den einfachen Menschen Soldaten zu machen. Nun vergleicht er sich sogar noch mit einem Kriegsgott, der den Pflug und die Werkstatt verlässt um das Reich zu retten. Wahrscheinlich, bezieht er sich mit dem Pflug, darauf, daß der Kriegsgott Mars sowohl der Gott des Schlachtfeldes als auch Gott des landwirtschaftlichen Feldes ist. Alle hätten sich damals auf die Hoffnung verlassen, die Wallenstein verkörperte, sagt er sich.

Zusammenfassend kann man sagen, er fühlte sich damals in seiner Sache bestätigt, weil der Kaiser ihn ja wieder aus seiner Verbannung zurückholte. Indirekt deutet Wallenstein in den ersten zwei Abschnitten an, nur er alleine hätte damals das Reich während dieser Bedrohung gerettet. Es fällt auf, daß er in diesem Selbstgespräch verschiedene nicht anwesende Personen in der zweiten Person direkt anspricht. Zum Beispiel „Du Octavio“ oder „Schon einmal galt ich euch statt eines Heeres, ich einzelner“ Vielleicht versucht er sich auf diese Weise selbst gegen den Gegner aufzuhetzen. In den ersten zwei Teilen hat er also in die Vergangenheit geblickt und sich auf diese Weise selbst gezeigt, daß er ein überaus erfolgreicher Stratege ist und vor allem das alle anderen heute wie damals Unrecht haben und nur er Recht hat. Den Mut und die Bestätigung, welche er durch den Rückblick entwickelt hat, kann er jetzt verwenden um sich auf die kommende Schlacht vorzubereiten.


Er ist sich jetzt äußerst siegessicher. Er sagt nun im dritten Teil, man solle ruhig die Truppen gegen ihn kämpfen lassen. Diese Truppen haben vorher unter und mit ihm gekämpft. Es wird sich dann zeigen in wem sich die siegende Seele befindet. Durch diese Metapher deutet er an, daß die Truppen damals nur durch seine Führung siegen konnten. Heute, wenn die Truppen gegen und getrennt von ihm kämpfen, können diese gar nicht gewinnen, weil den Truppen ja der Geist fehlt.

Diese Einstellung drückt Wallenstein aus indem er von Haupt und Gliedern spricht. Mann kann auch sagen, hier würde ein amputierter Arm gegen das Haupt kämpfen, welches sich einen eigenen Körper geschaffen hat, denn (so Wallenstein), es ist der Geist, der sich den Körper baut. Hier bezieht er sich wieder auf den Baum dem die Äste nachwachsen. Als Terzky und Illo eintreten ist Wallenstein mit der selbsthergeleiteten Siegessicherheit so gefüllt, daß er den Beiden seine Überzeugung sofort mitteilen muß. Er ruft zum Mut auf und zählt die wenigen Truppen auf, die ihm noch geblieben sind. Doch die Schweden sollen ja nach Wallensteins Erwartungen noch dazu kommen, und mit deren Stärke ist der Krieg zu gewinnen.

Als Letztes erwähnt er stolz und fast nebenläufig, daß ihm vor neun Jahren nicht mehr Truppen zu Verfügung standen. Wenn er damals gewonnen hat muß er heute logischerweise auch wieder gewinnen.   Der gesamte Monolog inklusive der Ansprache an Illo und Terzky stellt ein einziges Mutmachen dar. Anscheinend hat Wallenstein unterbewußte Selbstzweifel und Ängste, wenn er sich die Zukunft vorstellt. Diese Zweifel verdrängt er aber komplett. Noch mehr sogar, er beliefert sich selbst mit Argumenten, welche klar zeigen, daß er in seiner Sache richtig handelt und vor allem, daß er siegen wird.

Er gräbt alte Erfolge aus und bewertet diese in einem äußerst optimistischem Licht. Er wertet sich in diesem Monolog massiv auf und wertet daneben die Feinde ab, mit dem naiven Motto „Alle anderen haben Unrecht, und nur ich bin der Einzige, der richtig handelt.“ Das Problematische ist, daß Wallenstein die Zukunft nicht realistisch betrachtet. Er geht zum Beispiel blind davon aus, daß Buttler auf seiner Seite steht oder daß die Schweden noch zu ihm kommen werden. Unter psychoanalytischen Gesichtspunkten könnte man von einer Rationalisierung des Konflikts sprechen. Er versucht alles um seine Unsicherheit zu verdrängen.

Diese grenzenlose Gutgläubigkeit ist ja schon vorher aufgefallen, als er lange nicht an Octavios Verrat glauben konnte.     By Sebastian F. Appler: Applepie@gmx.de https://www.applepie.de  

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