Analyse hiob seite 11 f
Analyse Hiob Seite 11 f
1. Einordnen in den Inhaltlichen Zusammenhang
Das Ehepaar Mendel und Deborah Singer lebt im polnisch – russischem
Grenzgebiet in einem kleinen Dorf ein klägliches Dasein. Das vierte Kind
das ihnen geboren wird, ist behindert. Nachdem es heran gewachsen ist
und seine Mißbildung unübersehbar geworden sind, sucht die Mutter
verzweifelt um Hilfe. In ihrer Not findet sie ihren Weg zu einem Rabbi,
einem Wunderheiler zu dem offenbar Hunderte in den Ort Kulcysk
“wallfahren”, um Heilung oder Tröstung zu suchen. Als Deborah in Kulcysk
ankommt, warten viele wie sie, am nächsten Morgen den Rabbi sehen zu
können.
2. Analyse (den Zusammenhang zwischen Text und Deutung herzustellen)
Die Darstellung jener Nacht des Wartens vollzieht sich auf drei
verschiedenen Ebenen. Der Erzählbericht beschreibt zunächst den Ort
Kulcysk als ein “Nest” mit “niedrigen Stroh und Schindel gedeckten
Häusern, einem Kilometer weiten Marktplatz, der wie ein trockener See
war”, als einen verlorenen Flecken, in dem herumstehende Fuhrwerke “ an
steckengebliebene Wracks erinnern. Die Beschreibung des Ortes
insbesondere die benutzten Epittita, geben einen ersten Eindruck von der
Verlassenheit. Von der Verlassenheit, der Trübnis, der Öde dieses
Grenzortes. Einzelne Hinweise zeigen, daß dieser Ort, ein Ort der
gottesferne ist, in dem Menschen wie Irrlichter herum irren: “ Einzelne
Männer irrten mit schwankenden gelben Laternen durch die runde Nacht”.
Die Farbsymbolik–die Laterne ist gelb– unterstreicht die Schändlichkeit
des Ortes. Hier ist keine Hoffnung, die Nacht ist “rund”, es gibt kein
Entkommen. Die Menschen sind Gestrandete, “ winzig, verloren” ihr Tun
ist” sinnlos”.
Mit diesem Erzählbericht wird der Leser eingestimmt, der Ort ist
genannt, im nächsten wird er “bevölkert”. “Sie schliefen auf Pritschen
neben den Betten der Einheimischen, die Siechen, die Krummen, die
Lahmen, die Wahnsinnigen..
. die den Krebs im Leibe trugen... von der
Menschheit verstoßene..
. alle, alle, alle...” Es hat zunächst den
Anschein, als sei das hier geschilderte (Roman) Personal identisch mit
dem Ausbund der Hölle. Bei genauen hinsehen fällt auf, daß die
Aufzählung einer gewissen Struktur folgt.
Erst werden die körperlich
Kranken, dann die psychisch Gestörten, dann diejenigen aufgeführt die
den Krebs im, das Böse, im Leibe tragen. Am Ende erweist sich, das alle,
die mit Sorgen und Nöten geschlagen sind– und wer wäre das nicht– sich,
an diesem Ort aufhalten. So wird unter der Hand der Ort Kulcysk zur Welt
und damit wird die Welt zu einem höllischen Wohnplatz, zu einem Ort der
Gottesferne. An diesem Ort befindet sich nun auch Deborah, doch auch in
ihr ist keine Hoffnung. Die zentrale Aussage ”finster war das Zimmer”,
in dem sie neben Menuchims Korb “kauerte”, “finster war ihr Herz”, wird
als solche, durch die Gemipation “finster” durch die Inversion mit
spitzen Stellung und mit parallelem Bau kenntlich gemacht. Daß keine
Hoffnung ist wird auch in der darauf folgenden Bemerkung deutlich:” Sie
wagte nicht mehr Gott anzurufen.
Er schien ihr zu hoch, zu groß, zu
weit, unendlich hinter unendlichen Himmeln”. Der Aspekt der Gottesferne,
der schon verschiedentlich, offensichtlich wurde, wird ein weiteres mal
in den Vordergrund gestellt, zum einen durch die Trias “zu hoch, zu
groß, zu weit”, zum anderen durch die hyperbplische Aussage, Gott sei
“unendlich hinter unendlichen Himmeln”. Deborah findet keinen Zugang
mehr zu Gott, Deborah ist, auf religiöser Ebene gesehen, der Hölle
verfallen, nicht nur weil sie ein Weib ist, sondern weil sie es war,
durch deren schwäche und Unaufmerksamkeit Miriam in die Christliche
Kirche laufen konnte, so daß auch Deborah gezwungen war, das Haus des
Fremden, feindlichen Gottes zu betreten, eine Sünde wider das erste
Gebot. Deborah ist verworfen, ihr bleibt nur der Anruf derer die ihr
nahestehen oder die Hilfe der Nothelfer ihren Glaubens. Aber es ist
bereits abzusehen, daß ihre Bitten und Gebete nicht erhört werden, für
sie zu Mindest wird es den Tag, an dem ein gesunder Menuchim erscheint,
nicht geben. Ihr wird das Wunder verwehrt bleiben.
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