Der Fremde – Albert Camus
Die Geschichte handelt von dem jungen Meursault, einem unbedeutenden jungen Franzosen in Algier, zu einer Zeit, zu der Algerien noch eine französische Kolonie war.
Er beschreibt seine mittelmäßige Existenz als bescheidener Büroangestellter. Die Geschichte setzt genau zu dem Zeitpunkt ein, als er erfährt, dass seine Mutter gestorben ist. Zum Begräbnis und zur Totenwache muss er in ein Altersheim außerhalb der Stadt fahren. In der damaligen Zeit wurde es noch als hartherzig und unmenschlich angesehen, wenn Kinder ihre Eltern in ein Altersheim gaben.
Meursault begründet diesen Entschluss nur mit einem lakonischen :“ Wir hatten uns nichts mehr zu sagen.
“ Bei dem Begräbnis ist er erschöpft und vollkommen teilnahmslos.
Am nächsten Tag trifft er im Bad eine ehemalige Arbeitskollegin, Marie, mit der er dann noch in einen lustigen Film geht. Schließlich verbringt er auch noch die Nacht mit ihr.
Kurze Zeit später lernt er seinen Zimmernachbarn Raymond besser kennen, dieser hat einen recht zweifelhaften Ruf. Meursault hilft Raymond, einen Brief zu verfassen. Er ist Meursault für dessen Hilfe dankbar und lädt ihn, samt Marie, zu einem Sonntagsausflug ans Meer ein.
Am Strand begegnen die beiden einer Gruppe von Algeriern und es kommt zu einem Handgemenge zwischen einem Algerier und Raymond. Meursault nimmt Raymonds Waffe an sich, um zu verhindern, dass dieser unbedacht handelt.
Als Meursault später noch einmal an den Strand kommt, trifft er den jungen Algerier, der nun mit einem Messer bewaffnet ist.
Um sich zu schützen, greift er zum Revolver und drückt halb betäubt jedoch ab.
Leseprobe:
Das Meer hatte einen zähen, glühenden Brodem verbreitet. Es ist mir vorgekommen, als öffnete sich der Himmel in seiner ganzen Weite, um Feuer herabregnen zu lassen.
Mein ganzes Sein hat sich angespannt, und ich habe die Hand um den Revolver geklammert. Der Abzug hat nachgegeben, ich hatte die glatte Einbuchtung des Griffes berührt, und da, in dem zugleich harten und betäubenden Knall, hat alles angefangen. Ich habe den Schweiß und die Sonne abgeschüttelt. Mir wurde klar, dass ich das Gleichgewicht des Tages zerstört hatte, die außergewöhnliche Stille des Strandes, an dem ich glücklich gewesen war. Da habe ich noch viermal auf einen leblosen Körper geschossen, in den die Kugeln eindrangen, ohne dass man es ihm ansah. Und es waren vier kurze Schläge, mit denen ich an das Tor des Unglücks hämmerte.
Meursault wird verhaftet und des vorsätzlichen Mordes angeklagt, für schuldig erklärt und zum Tode durch das Fallbeil verurteilt.
Er beschreibt nun seine letzten Tage. Den Beistand eines Priesters weist er immer wieder zurück, da er an nichts glaubt.
Der Erzähler ist Meursault selbst. Die Erzählung ist in einem äußerst monotonen Ton geschrieben. Dieser neutrale, unpersönliche Ton ist kennzeichnend für das Klima des Absurden.
Die Ideen werden an die erste Stelle gesetzt, der Stil muss sich unterordnen. Camus verwendet oft kurze Sätze und Feststellungen. Bei vielen seiner Handlungen empfindet er es als gleichgültig, ob er sich für das eine oder das andere entscheidet. Meursault ist eine hohle Figur, die keinen Einfluss auf die Welt, in der sie lebt, zu haben glaubt. Für ihn existiert alles um ihn herum, ohne ihn selbst zu berühren, er steht quasi außerhalb seiner selbst. Er sieht in seinem Leben keine Zusammenhänge, erlebt alles nur gleichgültig.
Bewegende Momente beschreibt er im gleichen Stil wie eine Straßenszene.
„Abends hat die Marie mich abgeholt und hat mich gefragt, ob ich sie heiraten wollte. Ich habe gesagt, das wäre mir egal, und wir könnten es tun, wenn sie es wollte. Sie hat wissen wollen, ob ich sie liebte. Ich habe geantwortet wie schon einmal, dass das nichts heißen wollte, dass ich sie aber zweifellos nicht liebte.“
Sätze wie: „Das war mir gleichgültig.
“, „Ich wusste es nicht.“ oder „Das bedeutete nichts.“ beschreiben seine Gedanken, ja seine ganze Existenz. Von den anderen Menschen wird er nach dem Zwischenfall am Strand als potentieller Mörder angesehen. Besonders seine Gleichgültigkeit gegenüber dem Tod seiner Mutter und seine Einstellung gegenüber seiner Umwelt schockieren die Geschworenen, ebenso wie die Tatsache, dass er keinen Gott braucht, um existieren zu können.
Der Richter rollt Meursaults Leben auf und kann alles so verdrehen, dass Meursaults Gleichgültigkeit nach Gewissenlosigkeit und Kälte aussieht.
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