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  Thesenpapier:

  Thesenpapier: Ahab´s Bein (Helmut Raab)  Umberto Eco stellt in seinem Buch Kant und das Schnabeltier eine Behauptungen bezüglich Melville’s Buch Moby-Dick auf:   Die Erzählung läßt die LeserInnen im unklaren, welches Bein Ahab verloren hat, womit die Freiheit gegeben ist, sich das selbst vorzustellen. (vgl. Eco 2000, S. 371).   Dieses Thesenpapier soll ein erster Versuch sein, diese Behauptung zu prüfen.     In Kapitel 29 kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Kapitän Ahab und dem zweiten Steuermann Stubb.

Stubb wird geweckt, weil Ahab in der Nacht auf Deck auf und ab geht, und seine Beinprothese Lärm auf den Planken macht. „Und dann brachte er [Stubb] zaghaft und nicht sehr deutlich etwas von einem Fender vor, den man vielleicht um das Knochenbein legen könnte (Melville 1977, S. 149).“ Darauf wurde Ahab wütend und beschimpfte und bedrohte Stubb. Dieses Erlebnis muß Stubb ziemlich beeindruckt haben, denn am nächsten Morgen berichtet er Flask, dem dritten Steuermann, über einen seltsamen Traum.   „Du, Stampfsteven, so was Verrücktes hab ich in meinem Leben noch nicht geträumt! Du kennst doch das Bein vom Alten.

Ja, und da hab ich geträumt, er gäbe mir einen Tritt damit, und wie ich zurückgeben will – da fliegt mir wahrhaftig das rechte (Hervorhebung von mir) Bein weg! (Melville 1997, S. 151)“ Ich behaupte, daß diese Textstelle die Freiheit, sich selbst vorzustellen, welches Bein Ahab verloren hat, zumindest einschränkt.   Einen eindeutigen Beleg, welches Bein Ahab verloren hat, ergibt sich aus der Verknüpfung von mehren Textstellen. In Kapitel 36 auf den Seiten 182-183 schreibt Melville:   „Er [Ahab] nahm die Kleidkeule, und den Hammer in der erhobenen Rechten, das Goldstück in der Linken, daß alle es sehen konnten, trat er auf den Großmast zu und rief aus: »Wer von euch einen Wal sieht, einen Wal mit weißem Kopf, mit zerfurchter Stirn und schiefen Maul, wer mir den Weißkopf zuerst sieht – drei Löcher hat er in der rechten Schwanzflosse – wer ihn sieht, den weißen Wal – seht her, Jungs, der soll die Dublone haben!« »Hurra! Hurra!« schrien die Männer und schwenkten die Mützen, während er das Goldstück an den Mast nagelte.“   Daraus geht eindeutig hervor, daß Ahab Rechtshänder ist, und somit auch sein rechter Arm der „Wurfarm“ ist. „Es ist Brauch unter den Walfängern, daß jedes Boot, das von einem Walfänger ablegt, am Ruder den Bootsführer hat, der den Wal tötet, und im Bug den Harpunier, der ihn festmacht (Melville 1977, S.

302).“ Ahab ist Bootsführer. „Kaum waren sie frei vom Schiff, da kam von Luv her ein viertes Boot unter dem Heck hervor, gerudert von den fünf Fremden. Achtern stand Ahab (Melville 1977, S. 235).“ Wenn die Harpune getroffen hat, tauschen Bootsführer und Harpunierer die Plätze (vgl.

Melville 1977, S. 303). Dieser Umstand ist von Bedeutung, wenn die LeserInnen sich der Beschreibung der Konstruktion eines Walfangbootes zuwenden.   „Auch entging ihnen nicht, wie ängstlich der Alte [Ahab] darauf sah, daß die schwere Klampe genau die richtige Form bekäme – die waagerechte Schenkelleiste im Bug, gegen die man das Knie stemmt, wenn man nach dem Wal sticht oder wirft. Oft hat er im Boot gestanden, das gesunde (Hervorhebung von mir) Knie fest in der halbkreisförmigen Ausbuchtung der Klampe, und mit dem Stechbeitel des Zimmermanns hier ein wenig ausgehöhlt, dort einen Span abgeflacht (Melville 1977, S. 247).

“ Daraus geht hervor, daß Ahab das Boot deshalb bearbeitet, weil er als Bootsführer mit einer Lanze nach dem Wal wirft. Ahab paßt die Ausnehmung seinem gesunden Bein an, d.h. sein gesundes Bein steht in der Ausnehmung. Wie oben erwähnt, ist Ahab Rechtshänder. Um eine Wurfbewegung durchzuführen, muß einE RechtshänderIn das linke Bein vorne haben, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

EinE RechtshänderIn kann unmöglich das rechte Bein vorne haben, wenn ein kraftvoller Wurf zu tätigen ist. Ahab paßt die Ausbuchtung im Boot seinem gesunden Bein an, welches aus den genannten Gründen das linke Bein sein muß. Somit geht eindeutig aus der Erzählung hervor, daß Ahab sein rechtes Bein verloren hat. Die Behauptung von Eco ist somit nicht aufrecht zu erhalten.   Dieses Thesenpapier soll nur ein kurzer Einstieg in die Thematik sein. Eine noch genauere Prüfung des Werkes von Melville unter Berücksichtigung dieser Behauptung ist vonnöten.


          Literatur:   Eco, Umberto. 2000. Kant und das Schnabeltier. München: Carl Hanser Verlag. Melville, Herman. 1851 [1977].

Moby-Dick. Zürich: Diogenes.             

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