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  Else von der tanne

Else von der Tanne (Wilhelm Raabe)  Es ist der 24. Dezember 1648, der Pfarrherr zu Wallrode im Elend Ehrn Friedemann Leutenbacher, der gerade seine Weihnachtspredigt vorbereitet steht am Fenster seines Hause blickt in die Nacht hinaus und denkt an Else von der Tanne, die die Leute für eine Hexe hielten und an ihre seltsam, wunderliche Geschichte. Der schwedische Feldherr Bannier hatte am 24. Dezember 1636 die Sachsen bei Wittstock geschlagen und war damit Herr in Deutschland. Die Zeit seines Kommandos wurde von den Leuten die „Schwedenzeit“ genannt. In dieser Zeit erschien Else mit ihrem Vater in Wallrode im Elend.

Sie ließen sich im Wald unter der großen Tanne nieder und der Fremde gab dem Pfarrherrn, als der sie besuchte unmißverständlich zu verstehen, daß er nichts mit den Leuten im Dorf zutun haben möchte. Da die Menschen Angst vor den vier Hunden des Fremden hatten und dachten er wäre nur auf der Durchreise kamen sie seinem Wunsch nach. Drei Wochen später ging der Fremde in das Dorf. Die Einwohner umkreisten ihn am Hauptplatz. Nachdem der Pfarrherr angeboten hatte im Dorf wohnen zu können bot der Fremde Geld, damit er in Ruhe bei der großen Tanne leben konnte. Nach einer kurzen Beratung willigten die Dorfbewohner ein.

Sie erfuhren auch den Namen des Fremden nämlich Magister Konradus. Nachdem die Leute aus dem Dorf die Hütte des Magisters fertiggestellt hatten zog dieser mit seiner Tochter Else darin ein. Durch die Dinge die der Magister aus seinem Karren auslud den er mitgebracht hatte, es waren Teppiche, Hausgeräte, Bücher und Instrumente in seltsamer Form die nicht zum Hausgebrauch dienen konnten, und durch die Tatsache, daß er in Ruhe leben wollte, entstanden in den Köpfen der Leute die seltsamsten Phantasien. So gab es bald keinen mehr im Dorf der nicht bereute beim Aufbau der Hütte geholfen zu haben und der nicht gerne helfen wollte sie wieder niederzureißen. Im Frühjahr des Jahres 1637 trat der Magister an den Pfarrherrn heran und lud ihn in sein Haus ein. Der Parrherr war so von Else fasziniert, das er immer wieder kam.

Im laufe der Jahre erzählte der Magister Konradus dem Pfarrherrn sein Schicksal. Er war Lehrer an der Domschule in Magdeburg gewesen. Seine Frau und seine beiden ältesten Kinder verbrannten am zehnten Mai 1631 in seinem Haus bei einem Angriff auf Magdeburg. Nachdem er mit Else vier Jahre lang in den Trümmern gewohnt hatte, ging er mit ihr fort um sie vor dem Grauen des Krieges zu beschützen. So kam er nach Wallrode. Der Pfarrherr war ganz gefesselt von der Unschuld die in den Augen Elses von der Tanne zu lesen war.

Sie verstand die Sprache der Tiere, des Windes und des Lichts ganz anders als der Pharrherr. Sie wußte nichts von dem Krieg und dem Elend in der Welt und so fühlte sich auch er wieder wie ein Kind, wenn er in ihrer Nähe war. Else wuchs heran und wurde die schönste der Jungfrauen. So kam es das sich Else und ihr Vater zu Pfingsten im Jahre 1648 auf den Weg ins Dorf machten, damit Else die Kommunion empfangen konnte. Auf dem Weg dorthin hatte schon Elses Reh versucht sie von dem Vorhaben abzubringen es aber nicht geschaft. Auch die alte Justine die sie wärend ihres Weges trafen riet von dem Gang ab.

Als der Magister und seine Tochter auf dem Friedhofe vor der Kirche ankommen, wenden sich die Menschen von ihnen ab und beschinpfen Else als Hexe und ihren Vater als Hexenmeister. Nun bedrohten die Leute die Beiden doch der Pfarrherr hilft ihnen in die Kirche zu gelangen und hinter ihnen her kam auch der Großteil der Gemeinde. Die die draußen geblieben waren streuten die Erde eines frischen Grabes auf die Stiegen des Gotteshauses und ein junger Mann legte einen Zweig des Baumes dazu, auf dem im Jahr 1644 der kaiserliche Heeresführer den Ortsversteher aufhängen ließ. Nachdem die Gemeinde die Kirche verlassen hatte, versammelten sie sich vor dieser um auf Else und den Magister Konradus zu warten. Als diese in der Tür auftauchen schießt ein Mann mit einem Stein nach Else und verletzt sie schwer. Daraufhin nimmt der Pfarrherr einen Spaten und verjagt die Menschen.

Danach bringen er und der Magister Else wieder in den Wald zurück. Es ist der 24. Dezember 1648 und draußen tobt ein Sturm. Es klopft am Fenster des Pfarrherrn. Die alte Justine sagt ihm, das Else im sterben liegt. Sofort macht sich der Pfarrherr auf den Weg.

Er kämft sich durch den Schneesturm, doch als er die Hütte Elses und ihres Vaters erreicht, ist es zu spät. Else von der Tanne ist bereits Tod. Der Magister ärgert sich, daß er seine Tochter nicht von der bösen Welt beschützen konnte. Vom Schmerz geplagt, wandert der Pfarrherr weiter in den Wald hinein und stirbt schließlich an Überanstrengung und Unterkülung. Der Vater Elses bleibt noch den Winter über in der Hütte doch im Frühjahr verläßt er sie.     Die Erzählung von W.


Raabe entstand 1863/64 und ist eine freie Erfindung des Autors. (erschienen 1965)    Wilhelm Raabe (1831-1910)   Wilhelm Raabe wurde am 8. Sebtember 1831 in Escherhausen (Braunschweig) als Sohn eines Gerichtsaktuars geboren. Er hatte eine glückliche Kindheit. Er besuchte das Gymnasium in Holzminden. Sein Vater starb sehr früh, deßhalb zog seine Mutter nach Wolfenbüttel.

1849 ging er nach Magdeburg um eine Lehre in einer Buchhandlung zu machen. 1853 gab er Lehre und Beruf wieder auf. Er versuchte dann die Reifeprüfung nachzumachen, was ihm allerdings nicht gelang. Er ging danach für zwei Jahre nach Berlin und war dort Gasthörer an der Univerität. Im Oktober 1856 vollendete er sein erstes Werk „Chronik der Sperlingsgasse“. Sechs Jahre arbeitete er in Wlfenbüttel und schrieb einige Erzählungen.

Im Juli 1862 heiratete er und zog nach Stuttgart. Im Jahre 1870 kehrte er in seine niedersächsische Heimat zurück. Dort schrieb er noch einige Werke und starb am 15. November 1910 in Braunschweig.     Ein Pfarrer der sehr viel Leid und Elend in seinem Leben erfahren mußte und der mit der Sehlsorge von Menschen betraut ist, die nur die Schrecken des Lebens kennen, erfährt durch ein Kind (Else von der Tanne), das sein Leben lang vor diesen beschütz wurde, wie es ist, gerne zu Leben und sich über Dinge zu freuen. Doch muß er feststellen, daß man niemanden vor der Realität verstecken kann.

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