Emilia galotti
Emilia Galotti
Thematik:
Lessing zeigt, wie eine bürgerliche Familie zwischen Ansprüchen ihrer eigenen privaten Moral & der mit politischer Macht verbundenen skrupellosen höfischen Unmoral zerrieben wird.
- Emilia sieht im Tod einzigen Schutz ihrer Sittlichkeit vor der Verführung des Prinzen
- Sozialkritik à bürgerliche Anklage gegen Absolutismus & Empörung über moralisch verkommene Adelsgesellschaft höfische Welt = Unmoral ßàBürgerliche Welt = Verantwortung, Vernunft & Moral
Aufbau & Handlung:
Aufbau
Das Stück setzt sich aus 5 Aufzügen zusammen = 5 -Stufen- Schema
1. Akt = Einleitung: Exposition è Einführung in Prinz – Emilia Handlung; Marinelli zeigt sich als Intrigant; Anbahnung weiterer Konflikte: Prinz – Orsina & Prinz – Odoardo
2. Akt = Steigerung der Handlung è Heftiger Streit zwischen Marinelli & Appiani
3. Akt = Höhepunkt: Appiani tot; Emilia entführt & scheint Verführung des Prinzen zu erliegen
4. Akt = Peripetie, letzte Spannung è Gespräch Orsina – Odoardo; Übergabe des Dolches
5.
Akt = Katastrophe: Tod Emilias
Handlung
Der Prinz verliebt sich in die bürgerliche Emilia Galotti, die einzige Tochter des Oberst Odoardo Galotti und seiner Gattin Claudia. Emilia steht jedoch schon kurz vor der Eheschließung mit dem Grafen Appiani. Der Prinz beauftragt seinen Kammerherren Marinelli, den Grafen unter einem Vorwand aus der Stadt zu schicken. Der Auftrag misslingt jedoch, da Marinelli und Appiani dabei in Streit geraten. Der gekränkte Marinelli lässt daraufhin Appiani auf der Fahrt zur Hochzeit in einem fingierten Überfall umbringen. Emilia & ihre Mutter werden als Überlebende auf das Lustschloss des Prinzen „gerettet“.
Ihre Mutter, die von dem Interesse des Fürsten an Emilia weiß, ahnt die Wahrheit über den Überfall, ist jedoch unfähig etwas dagegen zu unternehmen.
Vater Odoardo trifft auf dem Lustschloss die Gräfin Orsina, die gedemütigte ehemalige Geliebte des Prinzen. Diese erkennt die Zusammenhänge, klärt Odoardo über den Plan des Prinzen auf und gibt ihm, von Eifersucht getrieben, einen Dolch um den Prinzen zu töten. Bei einem letzten Gespräch zwischen ihm und Emilia bittet sie ihn, sie zu töten. Sie hat Angst den Verführungskünsten des Prinzen zu erliegen und das so ihre Sinnlichkeit über ihre Sittlichkeit siegt. Schließlich erdolcht Odoardo seine Tochter Emilia.
Aufklärung
Gott ist in der Welt (Pantheismus !!!) à Städte des Friedens, Harmonie, Glück & Seligkeit
Welt nicht wie in Barock als Städte des Teufels
Toleranzgedanken: Alle Menschen sind Gottes Kinder àalle vor Gott & untereinander gleichen Wertes
Mensch gebraucht die Ratio à Verstand als Organ des Welterlebens & Weltverstehens
Welt & menschliche Vernunft in engem Zusammenhang àMensch kann Welt mit Vernunft erkennen & ergründen à Welt muss ebenfalls „vernünftig“ sein
Menschliches Selbstbewusstsein erwacht, Eigenwert & Individualität des Menschen
Kant: „Aufklärung als Ausweg selbstverschuldeten Unmündigkeit“. Unmündigkeit = Unvermögen, ohne fremde Anleitung Verstand zu nutzen à Sapere aude! (à habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen)
Vernunft, Geist & Verstand prägen den Aufklärer
Toleranz im gesellschaftlichen, religiösen, politischen Bereich ( Emanzipation von Minderheiten, Aufstieg unterdrückter Klassen & Überwindung nationaler Schranken
Harmonie als oberstes Gebot: Einheit & Einklang von Körper & Geist
Hauptpersonen:
Adelswelt bürgerliche Welt
begehrt bzw. liebt
Prinz Emilia
Angst vor Verführbarkeit
Vertrauter zukünftiges Ehepaar
Hass / lässt Appiani töten
Marinelli Graf Appiani
Ist eigentlich Beleidigung / stuft ihn herab ist zwar adlig, aber
Bürgerlich, gehört Moralisch zum
Aber durch Arbeit Bürgertum
Zum Adel
Machen gemeinsame Sache gegen Appiani
Angelo Pirro
Bandit Diener Odoardos
Gräfin Orsina Odoardo & Claudia Galotti
Ehemalige Geliebte des Prinzen Vater von Emilia Eltern von Emilia
des weiteren: Camillo Rotha (Berater des Prinzen), Conti (Maler), einige Bedienstete
Prinz:
abhängig von Marinelli; verantwortungslos; Willkürlichkeit in seinen Entscheidungen; Launenhaft; Leidenschaftlich; Überdrüssig; maßlos
Marinelli:
kaltblütig; skrupellos; hinterlistig; heuchlerisch; planend
Emilia:
Streng religiös (Kirchgang); Symbol der Sittlichkeit; stellt ratio über Gefühl (wählt Tod als letzten Ausweg anstatt der Sinnlichkeit & Verführung)
Appiani:
selbstbewusst; starke Persönlichkeit (lässt sich nicht von Marinelli fortschicken); mutig (kämpft beim Überfall)
Odoardo:
absolute Autorität in der Familie (( Militär Oberst); starke Persönlichkeit & selbstbewusst (widersetzt sich dem Prinzen); lässt sich manipulieren (Gespräch mit Orsina & bitte von Emilia)
Orsina:
gehässig (will Prinz mit Gift / Dolch töten); missbraucht Menschen für ihre Zwecke (Gespräch mit Odoardo);
Dramentheorie von Lessing:
Gottsched:
- Vorbild für Theater: Französischer Hof
- Stück muss moralischen Nutzen haben & die Natur nachahmen
- Einhaltung der 3 Einheiten à eine Handlung, ein Ort & eine Zeit (=24h) (àAristoteles)
- Will Katharsis (Reinigung) beim Zuschauer durch Jammer & Schrecken erreichen
- Lehnt Shakespeare ab, da zu volkstümlich, etc.
Lessing:
lehnt Gottsched absolut ab ( Gottsched verschlimmere nur durch seine Dramenform die gegebenen Zustände
Absage an klassische Regelpoetik (( Einhaltung der 3 Einheiten) ( Regelpoetik erfasst nur Äußerlichkeiten
Drama soll sich aus sich heraus erklären à aus dem Inneren
Lessing deutet Aristoteles um à Katharsis soll durch Mitleid am Schicksal des Helden & Furcht vor eigenem, ähnlichen Schicksal beim Zuschauer erfolgen
Zuschauer muss sich mit Figur identifizieren können
Tragödie soll den ganzen Menschen erfassen ( Zuschauer soll Gefühl haben, in ähnlicher Situation genauso zu handeln
Bürgerliches Trauerspiel:
Das Theater sollte nicht länger als Mittel höfischer Repräsentation & Unterhaltung dienen, sondern einen Ort, an dem das Bürgertum Öffentlichkeit herstellen konnte, eröffnen. Das Theater sollte sich nicht am starren französischen Vorbild orientieren (Gutes, Tugendhaftes gegen Schlechtes, Lasterhaftes; gutes Handeln = moralisches Handeln, u.U.
gegen die persönlichen Interessen, für das Wohl der Gemeinschaft; so lässt sich erklären, dass der Tod des Helden den Sieg über das Laster bedeutet), sondern das Theater soll sich stärker an der Realität orientieren (Bürger als tragischer Held).
Der Autor
G. E. Lessing wurde am 22. Januar 1729 als Sohn eines Pfarrers und einer Parrerstochter im sächsischen Kamenz geboren und studierte Theologie, Philosophie und Medizin in Leipzig und Wittenberg. Nachdem er in Wittenberg die Magisterwürde erhalten hatte, betätigte er sich in Berlin als erfolgreicher und angesehener Theater- und Literaturkritiker und schrieb er auch selbst mehrere Dramen.
1767 folgte er der Einladung, als Dramaturg am neu gegründeten Deutschen Nationaltheater in Hamburg zu arbeiten (damit war er der erste deutsche Dramaturg überhaupt). Nachdem das Theaterprojekt bereits Ende 1768 gescheitert war, arbeitete Lessing von 1770 bis zu seinem Tod alsBibliothekar.
Er starb in ärmlichen Verhältnissen am 15. Februar 1781 in Braunschweig.
1755 fing Lessing mit seinen Arbeiten zu Emilia Galotti an. 17 Jahre später, am 13.
3.1772 wurde das Theaterstück in Braunschweig uraufgeführt.
Als Ursprungsstoff dient der sogenannte Virginia Stoff aus einem Bericht des Livius:
Römischer Offizier, ein Plebejer, ersticht seine
Tochter Virginia um sie vor der
Machtstellung eines übermächtigen Patriziers zu
retten. Diese Tat wird zum Symbol für einen
Aufstand indem die Plebejer die Alleinherrschaft der
Patrizier brechen.
Anders als der Virginia- Stoff vorschreibt löst Lessing die ,,Emilia Galotti" von allen politischen Banden heraus. Denn das wesentliche, tragische Problem das er beschreibt ist eine Tochter, die der Vater ermordet, weil er ihre Ehre höher stellt als ihr Leben.
An Stelle Roms tritt ein kleines italienisches Fürstentum, an die Stelle der Antike das Zeitalter des Absolutisten Ludwig des Vierzehnten. Jedoch zeichne Lessing mehr deutsche als italienische Zustände und Figuren.
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