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  Der kurzprosatext "eine kaiserliche botschaft" von franz kafka hat - um sich auf kafkas gesamtes werk zu beziehen - folgende grundlegende thematik: die menschen sind häufig unfähig, kontakt miteinander aufzunehmen und zu kommunizieren, sie stehen fern ein

Franz Kafka, Eine kaiserliche Botschaft Der Kurzprosatext “Eine kaiserliche Botschaft” von Franz Kafka, der sich an den nicht näher bestimmten Adressaten der Botschaft richtet, handelt davon, wie der Kaiser als eine Art letzter Wille einem Boten den Auftrag erteilt, einem bestimmten Untertanen eine Botschaft zu überbringen. Erscheint der Bote zunächst geeignet, diesen Befehl auszuführen, so scheitert er dennoch an der Masse der Menschen und an der Unendlichkeit des Weges, er kommt nicht vorwärts. Man kann den Text “allgemein” deuten, d. h. in Bezug auf eine Beschreibung eines einzelnen Menschen und sein Stellung in der Gesellschaft. Gleichzeitig läßt sich der Text aber auch auf das Verhältnis Kafkas zu seinem Vater beziehen.

Noch einleuchtender läßt sich der Text deuten, wenn man Paralellen zu Kafkas Biographie zieht.     Ein Ich-Erzähler tritt in dem Kurzprosatext nicht hervor, doch erscheint ein solcher existent, denn der Text spricht die Person an, für die die kaiserliche Botschaft bestimmt ist. Jedoch wird die Person nicht mit ihrem Namen angesprochen, vielmehr wird nur das Personalpronomen “Du”, wie in einem Brief groß geschrieben, in den verschiedenen Kasi verwendet. So fühlt sich der Leser angesprochen und involviert. Vielleicht wartet auch er auf eine kaiserliche Botschaft. Man kann den Text in zumindest zwei Abschnitte einteilen, wobei der erste eine einleitende Funktion hat.

Relativ lang und ausgiebig wird hier beschrieben, was dem folgenden als Basis zugrunde liegt. Der Satzbau ist streckenweise hypotaktisch, durch Einfügungen teilweise verschachtelt.   Gleich zu Beginn des Textes bzw. ersten Abschnitts wird die alles dominierende und überstrahlende Machtposition des Kaisers betont. Das Substantiv “Kaiser” mit seinem bestimmten Artikel steht am Anfang des ersten Satzes, es leitet diesen ein. “Der Kaiser” hat demjenigen, an den der Text adressiert ist, “von seinem Sterbebett aus eine Botschaft gesendet”.

Dieses erscheint dem “unsichtbaren” Berichterstatter so unwahrscheinlich, daß er mehrfach seine Zweifel zum Ausdruck bringt: zum einen wird dieses Zweifeln durch das eingefügte “so heißt es” formuliert, zum anderen wird es dadurch erkennbar, daß in geradezu extremen Maße die Nichtigkeit des Untertanen gegenüber seinem Herrscher betont wird. Das Personalpronomen ist durch vier eingefügte Beschreibungen erweitert: Der Adressat der Botschaft wird als “jämmerlicher Untertan” bezeichnet, die letzte eingefügte Emphase lautet: “gerade dir”. Bereits hier lassen sich besagte Parallelen zu Kafkas Leben bzw. zu dem Verhältnis zwischen Vater und Sohn ziehen. So wird der Adressat der Botschaft wie folgt beschrieben: Er ist “ein jämmerlicher Untertan” und “vor der kaiserlichen Sonne in die Ferne geflüchtet”. Man kann dies als Metaphern für Kafkas Emotionen und Verhalten deuten: er konnte nie die Anforderungen, welche sein Vater an ihn stellte, erfüllen, fühlte sich “wertlos”, und kappte deprimiert und resigniert alle Bande, die vielleicht eine wirkliche Kommunikation ermöglicht hätten.

“Der Bote” steht im Akkusativ zu Beginn des zweiten Satzes, wodurch er ins Geschehen eingeführt, und seine zentrale Rolle formal deutlich gemacht wird. Nur dem Boten hat der Kaiser die Botschaft mitgeteilt, er hat sie ihm ins Ohr geflüstert. Dieser Vorgang wird mit vertauschten Rollen wiederholt, der Bote muß die Botschaft, ebenfalls flüsternd, repetieren. Noch einmal wird deutlich, welche Bedeutung der Kaiser dem Überbringen der Botschaft eingeräumt hat: er hat den Boten “vor der ganzen Zuschauerschaft seines Todes” (und im Angesicht dessen) abgefertigt. Im eingefügten Hauptsatz wird erläutert, daß “alle hindernden Wände niedergebrochen” werden und im Ring die “Großen des Reiches” stehen. Das Sterben des Kaisers ist eine staatspolitische Zeremonie, doch nicht die staatlichen Würdenträger, sondern der “nichtige einzelne Untertan” hat für den Sterbenden Priorität.

Im folgenden Satz wird der sofort aufbrechende Bote beschrieben: für ihn verwendete Attribute sind “kräftig” und “unermüdlich”, die Gleichförmigkeit und Unbeirrbarkeit seines Ganges wird dadurch verdeutlicht, daß er “einmal diesen, einmal jenen Arm vorstreckt”. So “schafft er sich Bahn durch die Menge”. Widerstand bricht er, indem er auf das “Zeichen der Sonne” zeigt, welches auf seiner Brust ist. Des Kaisers Person und Macht war Sonnes-, wenn nicht Gottesgleich .Auch der Vater nahm eine dominierende Position in Kafkas Leben ein, er hat dieses wie das eines Untertanen oder auch “Sklaven” geprägt.   Nachdem in einer Art Fazit festgestellt worden ist, daß der Bote so leicht vorwärts kommt “wie kein anderer”, folgt der zweite Abschnitt des Kurzprosatextes - und mit ihm die Einschränkungen der aufgestellten Behauptung über den Boten.


Formal deutlich gemacht werden diese durch die Konjunktion “aber”. Die “Menge” und ihre Behausungen sind hinderlich und wollen nicht enden. Durch die diffuse Bezeichnung “Menge” erscheinen die Menschenmassen als etwas unerklärlich Bedrohliches. Eingefügt ist nun eine kurze Passage, die im Konjunktiv aufzeichnet, was wäre, wenn sich “freies Feld” öffnen würde: der Bote würde fliegen und bald an die Tür klopfen. Durch das Verb “fliegen” wirkt die geschilderte Situation irreal und wie eine Traumsequenz..

Das Klopfen an der Tür wird als “herrlich” bezeichnet, es ist das, was Kafka sich wahrscheinlich sehnsüchtig erträumt hat: eine wirkliche Kontaktaufnahme von Seiten des Vaters. Erneut jedoch schließt im Text die Konjunktion “aber” an. “Aber” das Geschildert wird sich nie ereignen, “statt dessen” müht sich der Bote “nutzlos” ab. Der Bote ist nicht in der Lage, den “innersten” Palast zu überwinden, und selbst wenn ihm das gelingen sollte, so meint der “unsichtbare” Berichterstatter pessimistisch, würde er letztendlich nicht zu seinem Ziel gelangen. In einem Satzgefüge werden immer neue Höfe, Paläste und Treppen aufgezählt, die zu überwinden wären (erneute Verwendung des Konjunktives). Beim Leser wird der Eindruck eines nie enden wollenden Labyrinthes hervorgerufen.

Daß der Bote räumlich und zeitlich gefangen ist, wird durch folgenden eingefügten Satz und die Verdoppelung der adverbialen Bestimmung “niemals” deutlich: “aber niemals, niemals kann es geschehen” - daß der Bote sich vor der Residenzstadt, “der Mitte der Welt” befindet. Hierdurch, so die deprimierende Feststellung, dringt niemand, erst recht nicht “mit der Botschaft eines Toten”. Abgesetzt vom von der vorherigen Passage - formal durch den Bindestrich erkennbar - richtet sich der letzte Satz wieder direkt an den Adressaten der kaiserlichen Botschaft: Er/ sie sitzt des Abends am Fenster und erträumt sich die Nachricht.   Besonders die letzten Sätze des Kurzprosatextes legen nahe, den Text auch auf einer höheren Ebene als der der Vater-Sohn-Beziehung zu betrachten. Einerseits kann es Kafka selbst sein, der sich am Abend ein Zeichen der Anteilnahme durch den Vater erhofft (für sein Tätigkeit als Schriftsteller). Andererseits kann es auch ein ob seiner Isolation verzweifeltes Individuum sein.

Dieses mag sich Stütze von einer höheren Instanz erhoffen, welche es in der gesichtslosen Masse nicht übersieht. Daher kann man auch eine religiös-theologische Interpretation vornehmen. Besagte Instanz ist alt, ehrwürdig, aber für die menschliche Gesellschaft vielleicht schon tot und ohne Bedeutung. Das Element der Religion, verkörpert durch den Boten, ist für die Gesellschaft weitgehend bedeutungslos geworden, es kann sich nicht mehr durchsetzen.      

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