Frank wedekind "frühlingserwachen"
Frank Wedekind „Frühlingserwachen“
Handlungsstruktur:
Einteilung in drei Akte, die aus lockeren Szenenfolgen bestehen und sexuelle Probleme der jugendlichen Hauptpersonen thematisieren. Gewidmet ist das eher weniger umfangreich gestaltete Stück, das insgesamt 38 Personen aufbietet, „Dem vermummten Herrn“, der in der letzten Szene des Dritten Aktes dem dramatischen Geschehen überraschend eine offene Wendung gibt.
Personen:
Im Mittelpunkt stehen drei tragisch miteinander verknüpfte Schicksale;
Wendla Bergmann, 14 Jahre alt und charakterlich sehr unterschiedlich zu ihren Schulfreunden Moritz Stiefel und Melchior Gabor.
Erster Akt, Leitfaden
Was bedeutet es, erwachsen zu werden? Was ist das Geschlechtliche, was Körperlichkeit und Sexualität? Diese zentralen Fragen, Zweifel und Nöte von pubertierenden Jugendlichen und das Versagen der Erwachsenenwelt werden im ersten Akt als Exposition entfaltet. Das Gespräch zwischen Wendla Bergmann und ihrer Mutter in der Eingangszene führt unmittelbar in das Zentrum der Problemkonstellation des Stückes. Der 14.
Geburtstag der Tochter ist der Anlass für Befürchtungen der Mutter, dass die sich entwickelnde körperliche Reife des Mädchens Probleme verursachen könnte. Die Diskussion um die Lände des Rockes, die der Mutter nur als Vorwand dient, vermag Wendla nicht nachzuvollziehen, da sie von ihr in der Unwissenheit über alles Geschlechtliche gehalten wird. Das thematische Zentrum des Stückes, die erwachende Sexualität, wird so exponiert un- auf Wendla mit ihren vagen Todesahnungen bezogen- auf einen dunklen Erwartungshorizont projiziert.
Zweite Szene:
Hier werden die Schüler Melchior Gabor und Moritz Stiefel im Kreis ihrer Mitschüler eingeführt. Die Frage nach dem Sinn individueller Existenz wird von Melchior anfänglich ganz allgemein gestellt „Möchte doch wissen, wozu wir eigentlich auf der Welt sind!“ Die Gründe für den vorgebrachten Zweifel werden schnell deutlich. Es sind nicht allein die Ansprüche des Elternhauses, die sich artikulieren, wenn der als introvertiert gestaltete Moritz sich durch die Anforderungen des Vaters überfordert fühlt- „hole mich der Teufel, wenn der Papa nicht“.
Moritz und Melchior nähern sich im Dialog den im Hintergrund stehenden geschlechtlichen Fragen sukzessiv an. Sie gestehen sich, dass sie bereits „männliche Regungen“ empfunden haben. Moritz hat darauf mit Irritation und Schuldgefühlen reagiert, da die tabuisierte Sexualität und die Entdeckung des eigenen Körpers mit sich bis zur „Todesangst“ steigernden Gewissensbissen verknüpft erscheinen. Melchior reagiert weniger beschämt, er war mehr oder weniger darauf gefasst, doch ein wenig Schamgefühl kam auch in ihm auf.
Dritte Szene:
Wendla, ihre Freundinnen Thea und Martha- Hinweis auf das geschlechtliche Rollenverständnis. Bei den Freundinnen steht nicht unmittelbar die Sexualität im Zentrum aber die pubertär weibliche Perspektive nimmt das „Frau“ werden durch die Diskussion über eine spätere Mutterschaft mit auf.
Marthas Bericht über eine erlebte heftige Familienszene gibt Anlass zu den Fragen nach den Formen der erlittenen Gewalt, was auf die späteren Ereignisse und Wendlas masochistisches Begehren vorausdeutet.
Vierte Szene:
Spielt sich in der schulischen Realität ab, die stellvertretend für die Erwachsenenwelt als dominierender Hintergrund der sich sukzessive aufbauenden Konflikte erkennbar wird. Die Angst vor den Zeugnissen treibt Moritz dazu, in das Konferenzzimmer einzudringen, um aus den Protokollen zu ersehen, ob er das Schuljahr erfolgreich abschließen wird. Vollkommen aufgelöst berichtet er sodann, dass er auf Probe versetzt sei.
Fünfte Szene:
Wendla und Melchior treffen aufeinander, worauf es zu einer von Wendla unbewusst provozierten handfesten Auseinandersetzung kommt.
Zweiter Akt:
Erste Szene:
Ort der Handlung ist Melchiors Studierzimmer, er unterhält sich mit Moritz üpber die Schulstunden.
Seine Mutter tritt hinzu um sich zu erkundigen, was ihr Sohne lese. Auf die Antwort Goethes Faust, merkt sie an, dass diese Lektüre ein oder zwei Jahre zu früh einsetze. Melchiors Mutter wird als reflektierte Erwachsene dargestellt, die Verständnis zeigt.
Diese Position wandelt später, als sie erfährt, dass sich ihr Sohn zu seiner Verantwortung gegenüber der von ihm geschwängerten Wendla bekennt. In weiterer Folge erklärt Moritz, Melchiors Unterweisung über den „Beischlaf“ gelesen zu haben und die Eindrücke nicht mehr los zu werden.
Zweite Szene:
Wendla führt einen Dialog mit ihrer Mutter- diese ist weniger liberal als Melchiors Mutter, sie wird kleinbürgerlich- verklemmt dargestellt, unfähig, sich über Sexualität und die Probleme der Tochter zu äußern.
Dritte Szene:
Diese Szene sowie die vierte wurden anfänglich von der Theaterzensur gestrichen, sie zeigen den Schüler Hänschen Rilow bei seinen Vorbereitungen zur Onanie und seinen damit einhergehenden Gewaltprojektionen.
Vierte Szene:
Hier kommt es zum ersten Geschlechtsverkehr zwischen Wendla und Melchior- diese Szene ist der Mittelpunkt des Stückes, die Peripetie, nach der sich der Untergang der drei Hauptpersonen vollzieht. Der zeitliche Sprung zur nächsten Szene umfasst mehrere Wochen.
Fünfte Szene:
Melchiors Mutter ist nicht gewillt, seinem Freund Moritz dabei zu helfen, aus Angst vor Nichtbestehen der Probezeit vor dem Vater zu fliehen.
Sechste Szene:
Wendla fühlt sich nun „erwachsen“, fühlt dabei aber nicht die Tragweite des Geschehenen.
Siebente Szene:
Moritz führt ein Gespräch mit der Prostituierten Ilse, als Sinnbild des verführerischen Eros und lockenden Lebens dargestellt, und seine Abwehr ihrer sexuellen Angebote verweisen noch einmal auf Moritz’ Zwiespalt.
Er möchte das Leben ergreifen, vermag es aber nicht, da er durch die Erziehung nicht dazu in der Lage ist, sich körperlich zu nähern, öffnen. Ende stellt sein Selbstmord dar.
Dritter Akt:
Zu Beginn des dritten Aktes wird die Dramatik der vorangegangenen Szene durch das Gespräch zwischen den Lehrern unterbrochen, in dem Melchior wegen seiner Schrift „der Beischlaf“, heftig kritisiert und als „Mitschuldiger“ am Tod seines Freundes Moritz Stiefel der Schule verwiesen wird.
Zweite Szene:
Hier wird Moritz beerdigt, auch über ihn wird von Kirche und Familie der Stab gebrochen: „der Junge war nicht von mir“ sagt der Vater am Grab (keine Übertreibung, Wedekind entlehnte diese Aussage aus persönlichen Erlebnissen).
Dritte Szene:
Melchior wird ebenfalls durch seine Eltern verstoßen und wird in eine Erziehungsanstalt eingewiesen, doch ist anzumerken, dass die Mutter lange auf seiner Seite stand.
Vierte Szene:
Spielt bereits in besagter Erziehungsanstalt und veranschaulicht die von entfremdeter Sexualität und offener Gewalt bestimmte Realität.
Fünfte Szene:
Es wird immer klarer, das Wendla die durch ihre Mutter veranlasste Abtreibung mit ihrem Leben wird bezahlen müssen.
Sechste Szene:
Bildet eine Art Gegenpart zu dem tragischen Ende der drei Hauptfiguren- Hänschen Rilow und Ernst Röbel, der genauso wie Moritz nur auf Probe in das nächste Schuljahr aufstieg, bekennen sich zu ihren homosexuellen Neigungen zueinander, vereinbaren diese aber jedoch zeitgleich mit der Realität.
Siebente Szene:
Durch den „vermummten Herren“ wird Melchior, der aus der Korrektionsanstalt entwichen ist, in das Leben zurückgeführt, als er selbiges abschließen will, indem er seinem Freund Moritz, nunmehr auf sein Dasein als Geist, der sich über die Leben der Lebenden belustigt und der vorgibt, von nichts berührt zu werden, die Hand reichen soll. Doch steht die Person des „vermummten Herren“ dagegen, will ihn unter Menschen führe, die Gelegenheit bieten, seinen Horizont in der fabelhaftesten Weise zu erweitern und ihn mit allem bekannt zu machen, was die Welt Interessantes bietet. Offen bleibt, was für eine Art von Leben Melchor sich bietet, Schlusssatz zu Moritz: „ Leb wohl, lieber Moritz. Wo dieser Mensch hinführt, ich weiß es nicht.
Aber er ist ein Mensch“
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