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  Franz kafka - auf der galerie

Franz Kafka: Auf der Galerie   1. Die Parabel bei Kafka (zur Wiederholung) - Parabeln sind grundsätzlich gleichnishafte Erzählungen. Bei Kafka spricht man jedoch von absoluten Parabeln. Diese enthalten keine eindeutigen Bilder, sondern der Leser muss seinen eigenen Textsinn finden. - „Auf der Galerie“ vielleicht die bekannteste Parabel Kafkas, wurde oft verwendet für Wahrnehmungstests.   2.

Struktur -gleiches Geschehen wird zweimal in jeweils zwei langen, sich äußerlich ähnelnden Absätzen dargestellt   1.Absatz 2.Absatz   Beginnt mit einem langen, konditionalen Nebensatz, endet mit einem kurzen Hauptsatz. Beginnt mit einem langen, kausalen Nebensatz, endet mit einem kurzen Hauptsatz. Modus: Irrealis der Gegenwart Modus: Indikativ Gegenwart Wortwahl: Viele Partizipien (z.B: peitsche- schwingend, schwirrend, Küsse werfend, etc…); Fehlen sistierender Prädikate; gleichgebaute präpositionale Adverbialen (in…, auf…, vor…, vom…, usw.

) Wortwahl: Viele finite Verben; Wörter, die in Verbindung mit Farbe stehen (weiß und rot, Apfelschimmel…), viele Zäsuren, dargestellt durch „ Strich-Punkte“ ;   Zweck: Form und Inhalt hängen in „Auf der Galerie“ zusammen. Durch die vielen Partizipien in Absatz eins, wird dem Charakter der zeitlichen Unbegrenztheit Wirkung verliehen, der ja auch einen wesentlichen Aussageinhalt bildet (unermüdlich, ohne Unterbrechung, monatelang, nichtaussetzend, Zukunft,…). Durch das Fehlen sistierender Prädikate im Vordersatz, spiegelt der Satzrhythmus akustisch die Endlos-Bewegung des Kreisens. Wo auch immer die Kreisbewegung bei Kafka auftaucht, hat sie den Sinn des existenziellen Kreisens, des Nicht-Vorankommens und der Nicht-Entwicklung. Im zweiten Absatz spiegeln die Fülle der Verben und die Wörter, die in Verbindung mit Farbe stehen die Lebhaftigkeit der fast impressionistischen geschilderten Aktion. Der Rhythmus dieser Passage ist bestimmt von den vielen durch Semikola dargestellten Zäsuren, die den Eindruck von tempogeladenen, vielfältigen Einzelbewegungen vermitteln.

  3 Erzählstruktur und paradoxe Kommunikation - Irreleitende, verwirrende Erzählstruktur: Selber Erzähler schildert denselben Vorgang zwei Mal auf unterschiedliche Weise. - Die für Kafka typische Paradoxie diesmal nicht im Erzählten, sondern im Kommunikationsakt selbst. - Gegen die Gefühle des Lesers (er tendiert dazu, den ersten Part als Wahrheit und den zweiten Part als Trug zu werten), stellt der Erzähler den ersten Part als Irreal, den Zweiten als Realität hin: Der Erzähler verwendet für den Zweiten Absatz fast durchgehend Indikativ, als wäre dies die Wirklichkeit, und damit das perfekte Glück der Zirkuswelt. Dahingegen ist der erste Absatz in Irrealis gestaltet und als Nichtrealität aufgefasst werden kann. Warum resigniert und weint der Galerie- besucher? Die Gründe dazu sind vom Herausgehenden ableitbar, jedoch nicht klar festzulegen. Ob er als einziger die Verformung der Wahrheit wahrnimmt, weil er von dem Glück, dass sich die Dame und der ganze Zirkus sich teilt, ausgeschlossen ist; weil die Unbegreifbarkeit der schönen Zirkuswelt keinen Protest zulässt, oder weil er sich selbst in dieser Situation zum Protestieren unfähig fühlt; vielleicht sogar, weil es ihm unmöglich ist, gegen das Glück der anderen zu protestieren, von dem er ausgeschlossen ist; all dies bleibt dahingestellt.

  Erzählperspektive: - Der Erzähler ist nicht gleich dem Galeriebesucher, steht ihm aber räumlich sehr nahe: „Vielleicht eilte er hinab…“ kann nur jemand sagen, der (unsichtbar) neben dem Galeriebesucher steht. Der Erzähler bemerkt auch sein Weinen, und bemerkt seinen „schweren Traum“, was drauf hinweist, dass er ebenfalls Innenansicht besitzt. Letzten Endes weist auch der Titel „auf der Galerie“ auf den Standpunkt des Erzählers hin.     Die Ironie des Erzählers   Wir hatten schon gemerkt, dass der unterschiedliche Modusgebrauch in Teil 1 und Teil 2 jeweils fast über die gesamte Erstreckung durchgehalten wird. Jedoch gibt es in jedem Teil eine Abweichung, und zwar jedes Mal, wenn der Erzähler seine eigene Wertung preisgibt:   Teil 1 wwwww Teil 2   Satz „Hände, die eigentlich Dampfhämmer sind…“ „ als wäre sie seine über alles geliebte Enkelin…“ Zeck Durch den Indikativ und das „eigentlich“ ist die Ebene der irrealen Annahme an einem Punkt gebrochen. Durch den Konjunktiv ist die Kette der Indikative gebrochen.


Erzähler Satz entspricht für Erzähler der Realität.   Leser Dem L. bleiben Zweifel offen, ob dies nur für ein Element der Grundmenge gelten soll. Durchblickt das billige Theater des Direktors und das angebliche Glück der Dame.   Dass dem Leser im zweiten Teil klar wird, dass es sich bei dieser Darstellung, bzw. Aufführung um eine Täuschung und billiges Theater handelt, wird auch einerseits durch die Darstellung der Verhaltensweisen des Publikums ( mit „offenen Munde“, „mit englischen Ausrufen“ ), zum anderen durch die hyperbolische Verwendung affektiert-wertender Wörter ( „hingebungsvoll“, „geliebte“,…) und in deren Kontrast die „Tierhaltung“ des Direktors, verdeutlicht.

" „Da dies so ist“ in Part zwei gewinnt Doppeldeutigkeit. Bekräftigt den Status der Realität, schließt aber die Entwertung der Realität mit ein. - Nur der Galeriebesucher durchschaut die Scheinhaftigkeit dieser Welt.   4 Sinnpotential und innerer Kontext „Auf der Galerie“ ist ein Beispiel für Kafkas „offene Parabeln“, was beinhaltet, dass sie nicht eindeutig deutbar, aber auch nicht undeutbar ist. - Der Direktor weist Parallelen zu Kafkas Vater auf. „In auffälliger Tierhaltung…“ kommt sehr nahe an den ebenfalls mit Tierattributen ausgestatteten Vater aus der Verwandlung.

Der Direktor steht im Gegensatz zur Reiterin „unten“, also fest im Leben. Er ist innerhalb dieses Systems der Verursacher aller Bewegungen, und damit allen Lebens. Direktor hat den bösen Teil in der Parabel, wie Kafkas Vater für ihn selbst immer eine Negative Rolle gespielt hat. - Kafka selbst könnte die Gesamtperson aus der Galeriebesucher und Reiterin bilden. Kafka erwähnte des öfteren, dass er sein Endziel darin sehe, nicht ein guter Mensch zu werden, sondern die ganze Mensch und Tiergemeinschaft zu überblicken- genauso wie der Galeriebesucher, der alles durchschaut. Es wirkt vielleicht etwas entfremdend, dass Kafka irgendwas mit einer Reiterin zu tun haben könnte, dennoch muss man sich vor Augen halten, dass Kafka kein Mann von physisch starker Konsistenz war, und sich selbst öfters als schwächliche Gestalt dargestellt hat.

Darüber hinaus fällt einem schon beim ersten Durchlesen die Eigenschaft „lungensüchtig“ der Kunstreiterin auf. Obwohl der Erzähler sie von Anfang an nur von außen betrachtet, weiß er sofort von ihrer Lungensucht. Es liegt sehr nahe, dass es sich um jene wohlbekannte Lungenschwäche handelt, die Kafka mit so vielen seiner Figuren verbindet.

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