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  Kleine fabel

Kleine Fabel  In der Kurzprosa „Kleine Fabel“ von Franz Kafka aus dem Jahre 1920, wird das Leben einer Maus beschrieben. Dies findet im Dialog zwischen ihr und einer Katze statt, die die Maus am Ende der kurzen Auseinandersetzung auffrisst. Der gesamte Text besteht aus nur drei Sätzen, wobei sich der einleitende bzw. ausleitende Satz in Synatax und Wortwahl sehr ähnlich sind (Z.1f bzw. Z.

9f). Sie umschliessen den in Syntax und Wortwahl anspruchsvolleren zweiten Satz, der zugleich den Hauptteil der Geschichte ausmacht (Z.2-8). In ihm beschreibt die Maus ihr vergangenes Leben bzw. ihre unmittelbare Zukunft. Die Verwendung von Adjektiven wird ausschliesslich in den im Präteritum verfassten Zeilen gewährleistet (Z.

1ff: „breit“, „glücklich“, „rechts“, „links“, „langen“, „schnell“). Hierbei fällt auf das der ganze Text mit Assoziationen und Kontrasten arbeitet. Abgesehen von der paradoxen Ausgangssituation, dass Maus und Katze miteinander kommunizieren, sind die Adjektive antithetisch wie z.B. „enger“ (Z.1f) und „breit“ (Z.

2) „rechts und links“ (Z.4). Konträr verhält sich auch der Begriff „Angst“ (Z.3) zu „glücklich“ (Z.4). Das Verhalten der Katze, der Maus einen Ratschlag zu geben und sie dann zu töten, ist ebenfalls paradox.

Inhaltlich lässt sich folgendes feststellen: der Ausruf „Ach“ in Zeile eins lässt erkennen, dass sich die Maus über die immer enger werdende Welt beklagt. Anfangs beängstigend breit, sah sie endlich rechts und links Mauern. Auffällig ist hierbei das es für die Maus entweder zu eng oder zu breit ist und am Punkte der ersten Zufriedenheit das ehemals Positive zur Last, zur Gefahr wird. Aus dem einst breiten und langen Raum wird sie immer schneller in die Ecke gedrängt. Sie befindet sich nun „im letzten Zimmer“, wohlwissend das sie in die Falle laufen wird. Dies nimmt sie jedoch sehr gelassen hin fast so als ob sie wisse das es unvermeidbar ist.

Die anschliessende Bemerkung der Katze „die Laufrichtung zu ändern“ scheint im ersten Moment plausibel und logisch. Jedoch werden auch in der anderen Richtung die Mauern zusammen schiessen und in „der Ferne“ einen Winkel bilden in dem die Falle steht. Egal welchen Weg die Maus einschlägt ihr letztes Ziel ist stets festgelegt und unwiderruflich. Die Katze kann hierbei auch als eine höhere Instanz angesehen werden, die zu jeder Zeit über das Leben der Maus verfügt hat. Kennt man Franz Kafkas Biografie, sind Parallelen zwischen „Kleine Fabel“ und seinem eigenen Leben offensichtlich. Sein autoritärer, manchmal auch als gottgleich beschriebener Vater findet sich in der überlegenen Katze wieder.

Sich selbst muss Kafka dann als die kleine graue Maus gesehen haben, zierlich und unscheinbar. Seinen Lebensabend verbrachte der schwer Lungenkranke Prager im Sanatorium, dem vermutlich „letzten Zimmer“ dieser Geschichte. Zeitlich wird diese These dadurch gestütztz, dass die Kurzprosa nur vier Jahre bevor er seinem Lungenleiden erlag, verfasst wurde.

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