Friedrich schiller: "don carlos"
Friedrich Schiller: „Don Carlos“
- Übergangswerk vom Sturm und Drang zur Klassik
Gliederung
1. Entstehungsgeschichte
2. Gehalt des Stückes
a) Personenkonstellation
b)Inhalt des Stückes
3. Gattung: Familienportrait oder politisches Drama?
4. Übergangswerk vom Sturm und Drang zur Klassik
Zu 1. Entstehungsgeschichte
Þ1782 begann Schiller sich für den Stoff zu interessieren
Þ Buch hielt ihn bis zum Tod fest-> 4 verschiedene Buchfassungen
Þ Umfang, Inhalt und Form sehr unterschiedlich
Þ Schillers Einstellung gegenüber dem Werk veränderte sich
1783 Þ Entstehung des Bauerbacher Plan (erste Skizze) historische Quellen: „Histoire deDome Carlos“ von Abbé de St-Réal
Þ Anfangs als Familiendrama geplant Marquis untere Rolle
1785-87 Þ einziges Drama Schillers von dem vor der Fertigstellung einzelne Teile gedruckt wurden
Þ In der Zeitschrift „Rheinisches Thalia“ erscheinen Teile des Werkes (jetzt in fünfhebigen Jamben umgeschrieben)
Þ stärkere Kritik an der Kirche
1787 Þ Prosaversion (Carlos begeht Selbstmord) für den Theaterdirektor Siegfried Gotthelf Koch
Þ für Hamburg eine Fassung in Jamben
Þ erste Buchausgabe (verkauft sich gut)
1788 Þ Aufführung in Mannheim
1792 Þ eine überarbeite Fassung des „Don Carlos“ wird in Weimar erstaufgeführt
1805 Þ Bei Cotta erscheint „die Fassung letzter Hand“.
Ist um ca. 900 Verse kürzer als die Erstfassung und hat den Untertitel ein dramatisches Gedicht (übliche Fassung bei Theateraufführungen)
Zu 2. Gehalt
a) PersonenkonstellationPhillip II. von Spanien
Intrigen um Gunst und Macht
sexuelle Vater-Sohn-
Begierde KonfliktAlba,Domingo,
Großinquisitor
Großinquisitor
Prinzessin Eboli
Bündnis gegen Carlos
eheliche
Bindung
Unerfüllte Vertrauen Misstrauen Liebe
Ideologische private
Misstrauen Gegensätze GegensätzeElisabeth
Marquis Posa
Bündnis für Carlos Don Carlos
politische
Freundschaft Rivalität Liebe zur Stiefmutter
b) Inhalt
- Liebe des Infanten Don Carlos zu seiner jugendlichen Stiefmutter Elisabeth, ursprünglich ihm selbst ahnverlobt, wird von dieser zurückgewiesen.
- Dennoch: Vater, Philipp II. , wird mitgeteilt => verwerfliche Beziehung zwischen Don Carlos und Elisabeth
- Marquis von Posa, Jugendfreund Carlos, kehrt aus Glaubenskrieg in den flandrischen Provinzen zurück => Überzeugt Carlos Flandern aus Unterdrückung zu befreien
- Phillip II.
weigert sich den Befehl über flandrische Provinzen Carlos zu
übergeben
- Marquis gewinnt Vertrauen Philipps und lenkt schuldhafte Liebe Carlos (mit einem Brief) auf sich, um ihn ganz für große Aufgabe zu gewinnen
- Posa wird erschossen, kann aber Don Carlos über die wahren Hintergründe aufklären.
- Königin, der sich Posa anvertraut hat, unterrichtet Philipp über den Plan Posas:
Carlos soll eine Revolution in Flandern anführen
- König erfährt dies –durch Alba – und übergibt Don Carlos dem Großinquisitor
Zu 3. Gattung: Familiengemälde oder politisches Drama?
- grundsätzliche Interpretationsproblem Þ wegen langjähriger Entstehungsgeschichte (siehe Punkt 1)
- Trotz eindeutigem Titel Þ Schwierigkeiten bei der Festlegung des Helden: Carlos oder Marquis von Posa
- Bemühung Kritikers einer Festlegung auf eine Leseart: Familiengemälde, Liebesdrama, Freundschaftstragödie, Ideendrama, politische Tragödie
- Schiller hatte von Anfang an Unterschiedliches im Sinne => eine einheitliche Interpretation war nur sehr schwer festzustellen
- Joachim Müller versucht eine starke Festlegung => er kommt zur Behauptung einer „vierfachen Tragödie“
- in den 60er Jahren Diskussion der Opposition „Familiengemälde oder politisches Drama“
- Benno von Wiese bezieht eindeutig Position: „die Grundkonzeption des Familiengemäldes in einem fürstlichen Haus bleibt erhalten“
- ähnlich klar Helmut Koopmann: “Familiengemälde in einem fürstlichen Hause“
- Gegenposition: Vertreter (z.b. Sengle; Storz) sehen das Werk als politisches Drama an
Þ im Werk herrscht eine nahezu durchgehende Verflechtung persönlich-familiärer mit öffentlich-politischen Motiven
Þ Bei dieser Lage empfiehlt sich eine persönliche Festlegung der Leseart oder Übernahme einer Position eines Kritikers
Zu 4. Übergangswerk vom Sturm und Drang zur Klassik
Þ in „Don Carlos“ vermischt sich die Sturm-und-Drang-Ästhetik mit der Ästhetik der deutschen Klassik
Þ Entstehungszeit des „Don Carlos“ fällt literarhistorisch gesehen in eine Umbruchszeit (Werk des Übergangs)
Merkmale des Sturm und Drangs in „Don Carlos“
- Vater-Sohn-Konflikt (Carlos-Philipp II)
- in Freundschaft transponierte Verhältnis der Brüder zueinander ( Posa - Carlos)
- Posas verkündetete Ideale des >Menschen als Selbstzweck< greifen direkt auf die Forderung des Sturm und Drangs (Loslösung von Zwängen des bürgerlichen Lebens) zurück
- Szenenwechsel (häufiger Schauplatzwechsel orientiert an Vorbild Shakespeare)
Merkmale der Klassik in „Don Carlos“
- Ansatz der klassischen Symmetrie (klassische Bauform)
- Verwendung des Blankverses (Schillers erstes Versdrama)
- Streben nach Humanität (übergeordneter Leitgedanke: Freiheit wie die „Natur“ sie kennt)
„Don Carlos“ ist daher in Stil, Sprache und Aufbau der Klassik zuzuordnen, aber in der Aussage, Thematik und die Konzeption dem Sturm und Drang
Quellen: Kindlers Literaturlexikon, Erika Fischer-Lichte „Grundlagen und Gedanken zum Verständnis des Dramas“
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