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  Hermann hesse

Hermann Hesse „Gertrud“   Diplomarbeit Literatur 10.09.2001   Danielé Coscia - Friedenstr.8 - 65599 Dornburg    1                Inhaltsverzeichnis           Inhaltsverzeichnis 1   Der Autor „Hermann Hesse“ 2   Die weltweite Wirkung seiner Werke 6   Zeittafel 7   Roman Gertrud „Die Personen“ 9   Inhaltsangabe 10   Vorgeschichte, Blickwinkel, Sprache 15   Charakterisierung der Hauptpersonen 16   Charakterisierung des Romans 20   Autobiographische Erfahrungen in „Gertrud“ 21   Öffentliche Kritik 22                 Der Autor Biographie und Kurzgeschichte 2     „Zwischen Bremen und Neapel, zwischen Wien und Singapore habe ich manche hübsche Stadt gesehen. Die schönste Stadt von allen aber ist Calw an der Nagold“.  Mit viel Sympathie erinnerte sich der vierzigjährige Hermann Hesse an seine württembergische Heimatstadt Calw, in der er am 2.

Juli 1877 geboren wurde. Er entstammte einer Familie, die in der Geisteswelt des schwäbischen Pietismus verwurzelt war. Vater und Großvater hatten als protestantische Missionare in Indien gewirkt und leiteten vierzig Jahre lang den evangelischen „Calwer Verlagsverein“. Das tiefreligiöse Klima des Elternhauses hinterließ dauerhafte Spuren in Hesses Entwicklung, erregte aber auch früh den Oppositionsgeist des hochsensiblen Kindes. Der Konflikt mit den Anpassungszwängen einer autoritären Umwelt stürzte den Heranwachsenden in eine schwere Lebenskrise. 1892 entfloh der junge Theologie-Stipendiat der berühmten Klosterschule Maulbronn, beging einen Selbstmordversuch und wurde zweimal in eine Erziehungsanstalt eingewiesen.

Den Weg aus dem Lebenstief bahnte die Hinwendung zu praktischer Tätigkeit, zunächst als Mechaniker-Lehrling in Calw, schließlich als Buchhändler in Tübingen und Basel. Ende des 19. Jahrhunderts schrieb Hesse seine ersten Lyrik- und Prosatexte, die 1899 unter den Titeln „Romantische Lieder“ und „Eine Stunde hinter Mitternacht“ in Buchform erschienen. Der literarische Durchbruch gelang mit dem Entwicklungsroman „Peter Camenzind“ (1904), dessen Erfolg ihm die freie Schriftsteller-Existenz ermöglichte. Schon den Debüt-Roman kennzeichnet ein unverwechselbarer Grundton, der auch allen folgenden Werken eigentümlich ist. In einem späteren Vorwort schrieb Hesse: „Ich habe mich im Laufe meiner Entwicklung den Problemen der Zeit nicht entzogen und nie, wie meine politischen Kritiker meinen, im elfenbeinernen Turme gelebt - aber das erste und brennendste meiner Probleme war nie der Staat, die Gesellschaft oder die Kirche, sondern der einzelne Mensch, die Persönlichkeit, das einmalige, nicht normierte Individuum.

“  Im Jahr 1904 heiratete Hesse die Basler Gelehrten-Tochter Maria Bernoulli und übersiedelte nach Gaienhofen am Bodensee. Dort wurden in den folgenden Jahren die Söhne Bruno, Heiner und Martin geboren. Die Sorgepflicht für eine Familie nötigte Hesse zu gesteigerter schriftstellerischer Produktion. Er publizierte die Romane „Unterm Rad“ (1906), „Gertrud“ (1910) und „Roßhalde“ (1914), veröffentlichte Erzählungsbände wie „Diesseits“ (1907) und „Umwege“ (1912), schrieb Artikel für zahlreiche überregionale Periodika und edierte 1907-1912 zusammen mit Ludwig Thoma die Münchner Kulturzeitschrift „März“.   „Unter der literarischen Generation, die mit mir angetreten, habe ich ihn früh als den mir Nächsten und Liebsten erwählt und sein Wachstum mit einer Sympathie begleitet, die aus Verschiedenheit so gut ihre Nahrung zog wie aus Ähnlichkeiten.“   Thomas Mann „Er kann, was nur wenige können.

Er kann einen Sommerabend und einerfrischendes Schwimmbad und die schlaffe Müdigkeit nach körperlicher Anstrengung nicht nur schildern, das wäre nicht schwer. Aber er kann machen, dass uns heiß und kühl und müde ums Herz wird.“ Kurt Tucholsky 3   Den Ausbruch des 1. Weltkrieges im August 1914 erlebte Hesse in Bern, wo er seit 1912 mit der Familie wohnte. Anders als die meisten deutschen Schriftsteller-Kollegen war Hesse von Anfang an ein entschiedener Kriegsgegner, der sich mit pazifistischen Aufrufen und der Tätigkeit für die Kriegsgefangenen-Fürsorge in den Dienst der Völkerverständigung stellte. „O Freunde, nicht diese Töne“ überschrieb er programmatisch einen Artikel in der „Neuen Zürcher Zeitung“ vom 3.


November 1914, in dem er die Gegenposition zu Nationalismus und Chauvinismus bezog: „Dass Liebe höher sei als Hass, Verständnis höher als Zorn, Friede edler als Krieg, das muss ja eben dieser unselige Weltkrieg uns tiefer einbrennen, als wir es je gefühlt.“  Unter dem Pseudonym Emil Sinclair veröffentlichte Hermann Hesse im Jahr 1919 den Roman „Demian - Geschichte einer Jugend“. Ein dichterisches „Manifest“ der Kriegsgeneration, das den alten Moralvorstellungen und Wertorientierungen abschwor und neue Wege der Selbstverwirklichung in einer entseelten, materialistischen Welt einforderte. Ein „Zeitgeist-Roman“, in dem sich Einflüsse der Psychoanalyse Freuds und Jungs mit religionsphilosophischen Spekulationen christlicher und fernöstlicher Provenienz verbinden.  Den literarischen Neubeginn begleitete eine Lebenswende. 1918 trennte sich Hesse von seiner Familie, ging 1919 nach Montagnola im Tessin und wurde 1923 von seiner Frau Maria geschieden.

Im gleichen Jahr wurde er Schweizer Staatsbürger und ging 1924 eine zweite Ehe ein, die allerdings nur von kurzer Dauer war. 1931 fand er schließlich in der Kunsthistorikerin Ninon Dolbin (geb. Ausländer) die „kongeniale“ Ehepartnerin, mit der er bis zu seinem Tod verheiratet blieb. In Montagnola schrieb Hermann Hesse Werke, die seinen Namen weltberühmt machten. Auf die Künstler-Novelle „Klingsors letzter Sommer“ (1920) folgte 1922 jener Roman, der für Generationen vorwiegend junger Leser zum begeistert Kultbuch wurde: „Siddharta, eine indische Dichtung“. Die literarische Quintessenz von Hesses Auseinandersetzung mit der fernöstlichen Religiosität von Buddhismus und Taoismus, die 1911 mit einer Reise nach Indien und Ceylon begonnen hatte.

In seinem 1913 veröffentlichten Reisetagebuch „Aus Indien“ notierte er, wie er seine Hinwendung zur fernöstlichen Geistigkeit verstanden wissen wollte: „Mein Weg nach Indien und China ging nicht auf Schiffen und Eisenbahnen, ich musste die magischen Brücken alle selber finden. Ich musste aufhören, dort die Erlösung von Europa zu suchen, ich musste aufhören, Europa im Herzen zu befeinden, ich musste das wahre Europa und den wahren Osten mir im Herzen und Geist zu eigen machen.“   Die radikale Auseinandersetzung mit der Sinnkrise der westlichen Welt vollzog Hesse in seinem literarisch anspruchsvollsten Werk, dem 1927 publizierten Roman „Der Steppenwolf“. Ein Welt-Bestseller, dessen Experimental-Charakter Thomas Mann mit dem Stil des „Ulysses“ von James Joyce verglich. Mit äußerster Schärfe beschreibt Hesse die Kollision des Individuums mit den absurden Anpassungszwängen einer ausgelaugten Zivilisation, die ihre sinnstiftende kulturelle Legitimation eingebüßt hat. Einen Zustand existentieller Orientierungslosigkeit, der nur noch über den mühsamen Weg schonungsloser Selbstanalyse überwindbar scheint:     „Diese Aufzeichnungen sind ein Versuch, die große Zeitkrankheit nicht durch Umgehen und Beschönigen zu überwinden, sondern durch den Versuch die Krankheit selber zum Gegenstand der Darstellung zu machen.

“   Hermann Hesse 4   Solche Überlegungen führten zum Ideen- und Motivkreis des Spätwerks, das sich über Vorstufen wie dem Mittelalter-Roman „Narziß und Goldmund“ von 1930 und „Die Morgenlandfahrt“ (1932) zum Symbol-Roman „Das Glasperlenspiel“ von 1943 entfaltete. Das „Glasperlenspiel“ entwirft die utopische Welt der Geistes-Elite von „Kastalien“, einer ideal-typischen Gelehrten-Republik, die die höchste Stilisierungsform menschlicher Kultur repräsentiert.  Von Hesse konzipiert als Gegen-Entwurf zur antihumanen Terror-Herrschaft von Stalinismus und Nationalsozialismus, als deren Antipoden er sich verstand. Schon 1933 schrieb er: „Lieber von den Faschisten erschlagen werden, als selber Faschist sein. Lieber von den Kommunisten erschlagen werden, als selbst Kommunist sein.“ Ein Bekenntnis, das die braunen Machthaber in Deutschland und ihre Kulturfunktionäre mit Hass-Tiraden beantworteten.

Etwa im rüden Stil des Nazi-Dichters Will Vesper, der Hesse in die Nähe des „Kulturbolschewismus“ rückte, und ihm vorwarf, „die deutsche Dichtung der Gegenwart an die Feinde Deutschlands und an das Judentum“ verraten zu haben.     „Hermann Hesse hat dem Geist gedient, indem er als Erzähler, der er ist, vom Widerspruch zwischen Geist und Leben und vom Streit des Geistes gegen sich selber erzählte. Eben dadurch hat er den hindernisreichen Weg wahrnehmbarer gemacht, der zu einer neuen Ganzheit und Einheit führen kann.“   Martin Buber   „Nirgends läßt er sich einordnen, weil er stets nur das tat, worum er uns sein Leben lang verhalten bat: in allem, was lebt, die Liebe zu suchen. Wenn tüftelnde Schriftgelehrte endlich das richtige Klischee für ihn gefunden zu haben glaubten, widerlegte er sie durch ein ganz anderes Buch.“   Oskar Maria Graf   In mehr als 50 Sprachen übersetzt und mit einer Weltauflage von über 100 Millionen Exemplaren ist er nach wie vor der meistgelesene deutschsprachige Autor des 20.

Jahrhunderts. Auch Jahrzehnte nach seinem Tod ist das Faszinosum Hermann Hesse ungebrochen, beeindruckt die moralische Integrität eines Mannes, der seinem Zeitalter eine klarsichtige Diagnose stellte: Dass „die politische Vernunft nicht mehr dort“ anzutreffen sei, „wo die politische Macht liegt“, und dass „ein Zustrom von Intelligenz und Intuition aus nichtoffiziellen Kreisen stattfinden“ müsse, „wenn Katastrophen verhindert oder gemildert werden sollen“. Maximen eines ethisch fundierten Nonkonformismus, die in Zeiten gesellschaftlichen Umbruchs stets aktuell wurden: nach den Katastrophen zweier Weltkriege, zur Zeit der Vietnamkriegs-Gegner und revoltierenden Jugend der sechziger Jahre und in der Friedens- und Ökologiebewegung von heute. Wie auch Hermann Hesses intellektuelles Selbstverständnis unvermindert gültig ist, das er 1949 formulierte: „Wir haben die Aufgabe,   5   den übernationalen Gedanken, den Gedanken der Einheit der Menschheit und ihrer Kultur, fördern zu helfen, und haben jedem Nationalismus Widerstand zu leisten. Wir Geistigen haben, allen Dampfwalzen und Normierungen zum Trotz, das Differenzieren zu üben und nicht das Verallgemeinern.“     „Hesse besitzt alle Eigenschaften, die ich in der Kunst stets aufs höchste schätzte: jene seltene und kostbare Verbindung von Eleganz und Tiefe, von künstlerischer Disziplin und schöpferischer Kraft.

Er besitzt außerdem einen ausgesprochenen Sinn für Humor, was bei einem deutschen Schriftsteller die Ausnahme ist.“   Andrè Gide    Nach dem Zusammenbruch Hitler-Deutschlands im Jahr 1945 sah Hermann Hesse seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Damals schrieb er: „Ich glaube, dass die Mehrzahl derer, welche diesen zwölf Jahre dauernden Angsttraum überlebt haben, gebrochen und zur aktiven Teilnahme an einem Wiederaufbau nicht mehr fähig ist.“ Dennoch wurde er nicht müde, die „geistige und moralische Erweckung“ des geschlagenen deutschen Volkes zu reklamieren, die er von jenen „Wachgebliebenen“ erwartete, die bereit seien zur „Bewältigung der Schuldfrage“.  Nach der Verleihung des Frankfurter Goethepreises und des Literatur-Nobelpreises im Jahr 1946 rückte Hesse selber in den Rang einer „moralischen Instanz“ auf und sah sich lange Jahre mit ungezählten Zuschriften ratsuchender Landsleute konfrontiert. Bis zu seinem Tod am 9.

August 1962 in Montagnola behielt er diese Ausnahmestellung unter Deutschlands Literaten, obwohl er zuzeiten sehr an seiner Tauglichkeit zur Altersweisheit zweifelte. Etwa, wenn er schrieb: „Mit der Reife wird man immer jünger. Es geht auch mir so, obwohl das wenig sagen will, da ich das Lebensgefühl meiner Knabenjahre im Grunde stets beibehalten habe und mein Erwachsensein und Altern immer als eine Art Komödie empfand.“ Im Be- wusstsein seiner großen Lesergemeinde ist Hermann Hesse stets jung geblieben; und sein Werk entfaltet noch heute eine universale Wirkung, die in der deutschen Literatur ohne Beispiel ist. Hesses Schreibmaschine, Anfang 1908 in Konstanz erstanden     Quelle: www.radiobremen.

de/ rb2/literatur/hesse/  6  Die Weltweite Wirkung seiner Werke   Hermann Hesses Werk ist in nahezu jeden Winkel der Erde vorgedrungen. Es wurde in 55 Sprachen, unter anderem in fünfzehn indische Sprachen, übersetzt. Hermann Hesses Leserschaft ist breit gefächert. Viele literarisch Bewanderte schätzen an Hesses Werken die inhaltliche und sprachliche Qualität seiner Dichtungen, Essays und Briefe. Bedrängten, Zukurzgekommenen und Versagenden erscheinen seine Werke sehr hilfreich. Dabei ist es gleichgültig, unter welchem gesellschaftlichen System sie leben und zu welcher sozialen Schicht sie gehören.

Die einen finden in Hesses Dichtungen Ausdruck und Bestätigung eigenen Denkens, andere sehen in ihm einen Ratgeber und Seelsorger.   Für manche wurde Hesse rasch zum Idol. Er war "in": Musikgruppen, Clubs, Restaurants oder Gästezimmer tragen seinen Namen oder den einer Hauptfigur seiner Werke. Viele aber entdeckten erst spät den literarischen Rang seiner Dichtungen, spürten, wie zeitlos sie sind, zeitlos trotz aktuellster Gegenwartsbezüge. Im Ausland wurde man auf Hermann Hesse erst aufmerksam, als er den Nobel-Preis erhalten hatte. Eine Ausnahme ist Japan, wo Hesse bereits viele Jahre früher einer der beliebtesten europäischen Autoren war und dies bis heute geblieben ist.

      Hermann Hesse war sich in der Einschätzung seines Werkes auch in kritischen Zeiten sicher:  "Ich habe noch nie daran gezweifelt, dass ein gewisser Teil dieses Werkes unentbehrlich ist und diese Zeit überdauern, d. h. später wieder sein Dasein in der Welt finden und rechtfertigen werde."  Hermann Hesse wird - vor allem von jungen Menschen - auch heute noch immer wieder neu entdeckt.                        Quelle: Martin Pfeifer: Erläuterungen zu Hermann Hesse, S. 11               Zeittafel: Hermann Hesse (1877-1962) 7     1877: Hermann Hesse am 2.

Juli in Calw/Württemberg als Sohn eines baltischen Missionars und späteren Leiters des "Calwer Verlagsvereins" Johannes Hesse (1847-1916) und Marie Hesse (1842-1902), Tochter des Indologen, Sprachforschers und Missionars Dr. Hermann Gundert, geboren. (Die väterliche Familienseite ist baltischer Herkunft, die mütterliche schwäbisch- westschweizerischer.) 1881-1886: Hesse wohnt mit seinen Eltern in Basel, wo sein Vater an der "Basler Mission" unterrichtet. 1886-1889: Rückkehr nach Calw, Hesse besucht das Reallyzeum in Calw. 1890-1891: Hesse besucht die Lateinschule in Göppingen, um sich auf das Württembergische Landexamen vorzubereiten als Vorraussetzung für die kostenlose Ausbildung zum evangelischen Theologen im "Tübinger Stift".

Hesse erwirbt deswegen die württembergische Staatsangehörigkeit (vorher war er im Besitz der russischen, da sein Vater russischer Untertan war). 1891-1892: Seminarist im ev. Klosterseminar Maulbronn, aus dem er nach sieben Monaten flieht. Er will "Dichter oder gar nichts werden". 1892: Hesse bei Christoph Blumhardt in Bad Boll (zum "Teufelsaustreiben"); Selbstmordversuch (Juni); Nervenheilanstalt Stetten (Juni-August). Aufnahme ins Gymnasium von Cannstatt (November).

1893: Hesse legt im Juli das Einjährig-Freiwilligen-Examen (Obersekundarreife) ab. Hesse will jetzt Sozialdemokrat werden, hält sich in Wirtshäusern auf; liest Heine. 1894-1895: Praktikant bei der Calwer Turmuhrenfabrik Perrot. 1895-1898: Buchhändlerlehre bei J. J. Heckenhauer, Tübingen.

Hesses erstes Gedicht erscheint gedruckt in "Das deutsche Dichterheim", Wien. 1899-1903: Buchhandelsgehilfe und Antiquar in Basel. Reisen durch die Schweiz. Rezensionen für die "Allgemeine Schweizer Zeitung". 1901: Erste Italienreise (Florenz, Ravenna, Genua, Pisa, Venedig). 1902: "Gedichte", der Mutter gewidmet, die kurz vor Erscheinen des Bändchens verstirbt.

1904: Eheschließung mit Maria Bernoulli (aus altem Basler Gelehrtengeschlecht). Mit ihr bezieht er im Juli ein leerstehendes Bauernhaus in Gaienhofen am Bodensee. Freier Schriftsteller und Mitarbeiter von zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften. 1905: Geburt des ersten Sohnes, Bruno. 1906: Zusammen mit Albert Langen und Ludwig Thoma Herausgeber der liberalen, gegen das persönliche Regime Wilhelms II. gerichteten Zeitschrift "März" (bis 1912).

1907: In Gaienhofen baut und bezieht Hesse ein eigenes Haus. 1909: Geburt des zweiten Sohnes, Heiner. Hesse besucht Wilhelm Raabe in Braunschweig. 1911: Geburt des dritten Sohnes, Martin. Indienreise Hesses mit dem befreundeten Maler Hans Sturzenegger. 1912: Hesse verlässt Deutschland und übersiedelt mit seiner Familie nach Bern.

1914: Bei Kriegsbeginn meldet sich Hesse freiwillig, wird jedoch als dienstuntauglich zurückgestellt und der Deutschen Gesandschaft in Bern zugeteilt, wo er im Dienst der "Deutschen Gefangenenfürsorge" 8 Hunderttausende von Kriegsgefangene in Frankreich, England, Russland und Italien mit Lektüre versorgt, Gefangenenzeitschriften herausgibt, redigiert und einen Verlag für Kriegsgefangene aufbaut. 1914-1919: Zahlreiche politische Aufsätze, Mahnrufe, Offene Briefe usw. in deutschen, schweizerischen und österreichischen Zeitschriften. 1915: Beginn der Freundschaft mit Romain Rolland. 1916: Der Tod des Vaters, die Krankheit seiner Frau und des jüngsten Sohnes Martin führen zu einem Nervenzusammenbruch. Erste psychotherapeutische Behandlung durch den C.

G. Jung-Schüler J. B. Lang bei einer Kur. 1919: Hesses Übersiedlung nach Montagnola/Tessin in die Casa Camuzzi, die er bis 1931 bewohnt. 1920: Gründung und Herausgabe der Zeitschrift "Vivos Voco" für neues Deutschtum.

1921: Krise mit fast anderthalbjähriger Unproduktivität zwischen der Niederschrift des ersten und zweiten Teils von "Siddharta". Psychoanalyse bei C. G. Jung. 1923: Erster Kuraufenthalt in Baden bei Zürich, wo sich Hesse fortan bis 1951 am Ende jedes Jahres aufhält. Die Ehe mit Maria Bernoulli wird geschieden.

1924: Hesse wird Schweizer Staatsbürger, Eheschließung mit Ruth Wenger. 1926: Hesse wird als auswärtiges Mitglied in die Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste gewählt, aus der er 1931 austritt. 1927: Gleichzeitig erscheint zum 50. Geburtstag Hesses eine Hesse-Biographie von Hugo Ball. Scheidung auf Wunsch seiner Frau Ruth. 1931: Eheschließung mit der Kunsthistorikerin Ninon Dolbin geb.

Ausländer. Mit ihr bezieht Hesse die vom Mäzen H. C. Bodmer erbaute und ihm auf Lebzeiten zur Verfügung gestellte "Casa Hesse" in Montagnola. 1939-1945: gelten Hesses Werke in Deutschland für unerwünscht. Der Druck des "Glasperlenspiels" wird 1942 von Goebbel´s Propagandaministerum untersagt.

1946: Hesses Werke erscheinen wieder in Deutschland. Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main. Nobelpreis für Literatur. 1947: Ehrendoktor der Universität Bern. 1950: Wilhelm-Raabe-Preis. 1955: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Aufnahme in die Friedensklasse des Ordens Pour le Mérite. 1962: Am 9. August stirbt Hermann Hesse in Montagnola; am 11. August wird er unter großer Beteiligung auf dem Friedhof San Abbondio in Montagnola beigesetzt.   1904 Peter Camenzind 1906 Unterm Rad 1910 Gertrud 1914 Roßhalde 1915 Knulp 1919 Demian 1920 Klingsors letzter Sommer 1922 Siddhartha 1927 Der Steppenwolf 1930 Narziß und Goldmund 1943 Das Glasperlenspiel                         Quelle: "Reclam Biografien: Hermann Hesse" von Eike Middell; "Hermann Hesse privat" von Uli Rothfuss 9 Hermann Hesse „GERTRUD“     Personen    Kuhn Der Ich-Erzähler des Romans. Musiker, durch einen Unfall Behindert.

Enge Beziehung zu Gertrud zu der er tiefe Gefühle hegt   Gertrud Imthor Sopranistin, Tochter vom Fabrikanten Imthor, tiefe platonische Beziehung zu Kuhn, später auch Ehefrau von Heinrich Muoth   Fabrikant Imthor Witwer, Vater Gertruds, Musikfreund und Gönner junger Talente Auch nach der Hochzeit Gertruds kein gutes Verhältnis zu Mouth   Heinrich Mouth Angestellter an der Hofoper als Sänger, enger Freund von Kuhn und späterer Ehemann von Gertrud   Teiser Junggeselle, Musiker   Brigitte Teiser Schwester vom Junggesellen Teiser, ledig, tiefe Liebe zu Kuhn   Liddy Jugendfreundin Kuhns, Schülerin des berühmten Gesangslehrers „H“   Lotte Ehemalige Geliebte von Mouth   Marion Schauspielerin und ehemalige Geliebte von Mouth   Vater und Mutter Kuhns werden nicht Namentlich genannt   Rößler Kapellmeister   Konrad Lohe Präzeptor, Lateinlehrer, von seinen Schülern Lohegrin genannt   Professor S Lehrer Kuhns am Konservatorium   Hans H Dichter, u.a. Text für Kuhns Oper gedichtet   Stefan Kranzl Beliebter junger Geiger   Weitere Personen: Freunde Kuhns, Klavierlehrer Kuhns, Dienstboten von Kuhns Mutter, Demoiselle Lucie Schniebel die Cousine von Kuhns Mutter.           Inhaltsangabe „Gertrud“ 10  Der Ich-Erzähler Kuhn entwickelt eine frühe Neigung zur Musik aus Flucht in seine eigene Welt. „..

.von da an hatte ich meine eigene Welt, meine Zuflucht und meinen Himmel, den mir niemand nehmen oder schmälern konnte und den ich mit niemanden zu teilen begehrte...“ (S.05).

Er begann bereits in Jungen Jahren mit dem Musizieren und Komponieren. Schon mit Zwölf Jahren lernte auf der Violine zu spielen. Nach Beendigung der Volksschule ging er, mit Widerwillen seiner Eltern, denn Sie wären nicht sehr von seinem Berufswunsch begeistert, auf das Konservatorium der Hauptstadt und studierte Musik. Mit ca. Zwanzig Jahren hatte er eine depressive Phase, wobei er glaubte das Musiker doch der falsche Beruf für ihn wäre, da er sich sehr schwer tat mit den Anforderungen die Ihm auf dem Konservatorium gestellt worden sind. Dieser Zustand dauerte nun 3 Jahre an.

Liddy, ebenfalls Schülerin am Konservatorium verdreht nicht nur Kuhn den Kopf. Mal war Huhn in sie verliebt, dann wieder nicht. Immer wenn Sie zusammen waren, entflammte Kuhns Leidenschaften für Liddy immer aufs neue. An einem Tag im Winter als sie keinen Unterricht hatten, verließen Kuhn mit seinen Freunden und Liddy mit ihren Drei Freundinnen die Stadt um Rodeln zu gehen. Sie machten sich am frühen Nachmittag, als es bereits anfing zu dämmern, auf den Heimweg. Kurz vor der Stadt schlug Kuhn einen Umweg vor, um den vertraulichen Zustand zwischen ihm und Liddy noch etwas zu erhalten.

Es war dunkel geworden als Liddy auf die Idee kam, noch einmal eine Wiese hinunter zu Rodeln. Kuhn, der von dieser Idee nicht sehr angetan war, da es schon viel zu dunkel und deshalb gefährlich war, erntete von seinen Freunden Lächerlichkeit, Spott und Hohn. Nur die Hoffnung, dass wenn Sie unten angekommen sind, Kuhn endlich von Liddy einen Lohn bekommen würde, ließ er sich auf die Schlittenfahrt mit Ihr ein. Der Schlitten geriet außer Kontrolle und Kuhn wurde dabei verletzt, während Liddy mit Schürfwunden an den Händen davon kam. Im Krankenhaus kam Kuhn wieder zur Besinnung. Zwar heilte seine Kopfwunde aber sein linkes Bein, dass mehrfach gebrochen war, kam nicht wieder in Ordnung, so, dass er mit einer Behinderung leben muss.

Seine Mutter (wird Namentlich wie der Vater nicht genannt) kam ihn im Krankenhaus oft besuchen, obwohl ihr Verhältnis nicht sehr innig war „...doch war unser Verhältnis nie sehr innig gewesen, ich hatte stets mehr zum Vater gehalten...

“ (S.13). Kuhn beschloss erst mal zu Ende zu studieren. Die Musik konnte Ihn auf eine gewisse Art trösten um über seine Behinderung hinweg kommen zu können „..von da an war ich Geiger und sooft auch seither meine Wünsche ins Land der Gesundheit und Jugendlust hinüberliefen, und sooft ich mit Bitterkeit und zorniger Scham mein Krüppeltum hasste und verfluchte, es ging mir dieses Leid doch nimmer so leicht über die Kraft; Es war etwas da, zu trösten und zu verklären.

..“ (S.14/15). Sein Leben hatte sich verändert, selbst als Liddy ihn besuchen kam, die sich an dem Unglück schuldig fühlte, merkte er, dass er sie nicht mehr liebte. Sie versprach ihm, wieder zu kommen, aber sie kam nie wieder.

Es kamen ihn auch Zwei Kameraden von jenem Ausflug besuchen, doch auch da merkte Kuhn, dass sie nur aus Mitleid kamen. Sein Klavierlehrer, der ihn ebenfalls besuchen kam, teilte ihm mit, dass er nicht an sein Talent als Komponist glaube. Nur, zu seinem Verwundern, sein Theorielehrer lobte ihn „..Sie sind der einzige Schüler dies Jahr, der wirklich etwas von Musik zu verstehen scheint..

.“ (S.17).   In seinem letzten Semester an dem Konservatorium machte er die Bekanntschaft mit dem Sänger Mouth, der einen sehr Ansehnlichen Ruf genoss. Sie lernten sich durch Kuhns Theorielehrer kennen, als Kuhn seine Violinsonate und Zwei von Ihm komponierte Lieder zum Begutachtung vorbeibrachte. Huhns Lehrer gab sie daraufhin auch Mouth zur Durchsicht, woraufhin er sich bei Kuhn meldete.

Kuhn war sehr erstaunt als er vom Mouth hörte, dass er begeistert von seinem Werk sei, obwohl der Theorielehrer Professor S ihm nicht viel Hoffnung machte. Mouth wollte es singen und bat Kuhn, ihn dabei musikalisch zu begleiten. Er schickte Kuhn den beliebten jungen Geiger Stefan Kranzl, mit dem er zusammen 11   spielen sollte. An Mouths Geburtstag präsentierte Kuhn in Begleitung von Kranzl sein erstes Werk. Noch an jenem Abend gab es Streit zwischen Kuhn und Mouth, da er sich lustig über Kuhns Art, seine Behinderung mit seiner Musik zu trösten, machte. Marion, Mouths, die junge Schauspielerin und Mouths Geliebte, versuchte Kuhn zu erklären, dass es Mouth nicht so meinte „.

.er hat jemanden lieb und tut ihm weh, er stellt sich als verachte er alle Zufriedenen...“ (S.33).

Doch mit der Zeit wurden sie sehr gute Freund und Kuhn begann sich fast zu fürchten, wenn er bedachte, dass Mouth irgendwann nicht mehr für ihn da sein könnte. Denn er wusste genau, dass Mouth einen Ruf an einer großen Oper nachstrebte. Und so sollte es bald kommen. Am letzten Herrenabend, saßen sie zusammen und stießen auf Wiedersehen und Zukunft an. Am Tag darauf verließ Mouth die Stadt und auch Kuhn der bis dahin noch keine Anstellung fand, ging wieder zurück in seine Heimat zu seinen reichen Eltern, die ihn Unterstützten. Von seinen Zehn Monaten dort, hatte er nicht viel zu erzählen, abgesehen von Drei Schülern die er unterrichtete.

Er bewarb sich vergeblich bei Kapellmeistern und Theatern um eine Geigerstelle. Bald darauf traf er auf Präzeptor Lohe, seinen ehemaligen Lateinlehrer. Er übergab ihm ein Buch über Theosophischer Katechismus für Anfänger. Dennoch schaffte er es nicht, Kuhn von seinen Weisheiten und den Wegen seines Glaubens, zu überzeugen. Trotz allem kam Kuhn gern zu ihm, um über wichtige Dinge seines Lebens zu reden. Inzwischen sang Mouth in Sechs Konzerten in einem Opernhaus in R.

Kuhns Werk. Er schickte ihm sein Honorar und bat ihn, er möchte doch auch nach R. kommen, wo er vorerst als zweiter Geiger Arbeiten könne. Bereits Drei Tage später traf Kuhn in R. ein. Der dortige Kapellmeister war nicht sehr erfreut über Kuhn „.

..ich muss Leute mit geraden Gliedern haben...“ (S.

43). Mouth bat ihn, Kuhn erst einmal Vorspielen zu lassen, bevor er sich entgültig entscheide, er müsse ja nur spielen und nicht tanzen können. Kuhn wurde engagiert. Sein intensiver Umgang mit Mouth erleichterte ihm die Arbeit in der Oper und war ihm von großen Nutzen, was allerdings viel Neid unter seinen Kollegen auslöste. Nur der erste Geiger des Orchesters, Teiser, schloss mit ihm ein freundschaftliches Verhältnis. Für Kuhn wurde Teiser ein sehr vertrauter Freund.

Bei einem Gespräch mit Mouth Geliebten Lotte erfuhr Kuhn das der Sänger Frauen schlägt, sie bat Kuhn herauszufinden weshalb sich Mouth von ihr abwende, doch wollte er sich nicht in Mouth Frauengeschichten einmischen . Nach einem Konzert, indem ein Geigenduo von Kuhn gespielt wurde, lernte er den Fabrikanten Imthor einen großen Musikfreund kennen. Der Witwer Imthor lud Kuhn zu sich nach Hause ein , um bei ihm ein Stück aufzuführen. An jenem Abend machte er die Bekanntschaft mit der Tochter von Imthor , mit Gertrud. Auch sie ist wie ihr Vater der Musik sehr zugetan. Von diesem Abend an war Kuhn zum ersten mal verliebt „ .

..bis dahin war ich zwar schon je und je verliebt gewesen, doch stets – und namentlich seit meiner Entstellung – mit einem scheuen, begehrlichen und unsicheren Gefühl. Nun war statt der Verliebtheit die Liebe gekommen, und mir schien, es sei ein feiner, grauer Schleier von meinen Augen gefallen, und die Welt liege für mich im ursprünglich göttlichen Lichte da, wie sie vor Kindern und wie sie vor den Augen unsrer Paradiesträume liegt...

“ (S.53). Nach der Begegnung mit Gertrud änderte sich sein Leben, es hatte plötzlich wieder einen Sinn. Kurz vor seinem Besuch bei Gertrud erhielt er einen Brief von dem Dichter Hans H., der die Texte für Kuhns Werke schrieb. In diesem Brief war der Text für eine neue Oper enthalten, die Kuhn komponieren sollte.

Mit voller Begeisterung nahm Kuhn diese Idee an und bat Gertrud, mit ihm an der Oper zu arbeiten und einige Sachen daraus zu singen. Gertrud sagte zu und somit trafen sich die beiden sehr oft um an dem neuen Werk zu arbeiten. Die Arbeit ging mir großer Begeisterung voran, bis Kuhn vorschlug, die große Rolle Mouth zuzuteilen. Gertrud war von diesem Vorschlag nicht begeistert, da keine Sympathie für Mouth empfand. Mouth übernahm natürlich die Rolle und auch Teiser war sehr begeistert von Kuhns neuem Werk und nahm ihn mit zu sich nach Hause um das Ereignis zu feiern. Dort lernte er Brigitte, die Schwester von Teiser, kennen, die nach dem Tod der Mutter bei ihm lebte.

Mit Teiser arbeitete Kuhn von nun an mit der 12     Instrumentalisierung der Oper. Als Gertrud aus einem Dorf Kuhn eine mit Alpenrosen gefüllte Schachtel zukommen lies, überwandt sich Kuhn, ihr von seinen Gefühlen für sie, mitzuteilen. „...dass ich ihre Freundschaft nicht mehr annehmen könne, da es bei mir liebe sei.

..“ (S.65). Doch mochte Gertrud nicht mehr als Freundschaft, da ihr die momentane freundschaftliche Beziehung zu Kuhn beibehalten wollte. Für sie war er eine genialer Musiker, aber für mehr hatte sie nichts übrig.

Nach Gertruds Rückkehr begannen erneut die Proben, an denen nun auch Mouth teilnahm, was weder Gertrud, noch ihren Vater erfreute. Von nun an kam Mouth oft bei den Imthors zu Besuch.   Nach langer Zeit besuchte Kuhn seine Eltern wieder. Sein Vater lag wegen einer Fußverletzung im Bett. Kuhn verbrachte viel Zeit bei ihm und so, kamen sie sich wieder näher. Bei seiner Abreise beschloss Kuhn, in Zukunft in besserer Verbindung mit seinen Eltern zu bleiben, als es vorher der Fall war.

Bei seiner Ankunft bei Gertrud bemerkte er eine Veränderung bei ihr und auch Mouth, der ihm sonst so nahe stand, verzichtete auf seine Begleitung wenn er z.B. Imthors besuchen ging. Mouth gehörte plötzlich zu den meist geladenen Gästen. Aber Gertruds Vater blieb im Gegensatz seiner Tochter immer noch distanziert von Mouth. Nach einer Zeit, in der sich Kuhn und Mouth nur selten sahen und auch die Distanz Kuhns zu Gertrud größer wurde, ging er auf sie zu um sich Gewissheit zu verschaffen „.

..und wider meinen Willen wusste ich schon alles...“ (S.

74). Er wollte wissen ob Sie Heinrich Mouth liebt. Ihre einzige Antwort war ein Nicken. Sofort musste er an Lotte und Marion denken, die er während seiner Beziehungen geschlagen hatte und nun befürchtete er, er könne dies auch Gertrud antun. Er bat sie um Besinnung, nicht seinetwegen. Für Kuhn brach eine Welt zusammen, er wollte sterben und beschloss, sich mit einem Revolver umzubringen.

Nach den letzten Erledigungen, die er noch zu machen hatte, ging er auf sein Zimmer und wollte nichts weiteres als sterben. Er wurde unterbrochen, als man ihm ein Telegram brachte, in dem stand: „Vater sterbend... Bitte sofort kommen..

. Mama“ (S.77). Sein Vater lag im Sterben und seine Mutter würde allein sein. Er ließ von seinem Vorhaben ab und begab sich erneut auf die Reise zu seinen Eltern. Auf der Fahrt öffnete er einen Brief den er kurz vor seiner Abreise, auf seinem Tisch vorfand.

Es war eine positive Nachricht seines Verlegers über den Erfolg seines Werkes und seiner Streichmusik. Zudem eine Gratulation eines großen Münchener Kritikers. Einen Augenblick konnte er über das Schreiben lächeln, bis ihm seine Situation wieder klar wurde. Kuhn sah seinen Vater noch einmal, bevor er am nächsten Tag starb. Nach der Beerdigung traf Kuhn nochmals auf Konrad Lohe, der ihm riet, er solle sich auch um andere Menschen kümmern, zu Beispiel um seine Mutter. Kuhn war bereit es zu probieren, wenn gleich es nicht leicht werden würde, da seine Beziehung zu ihr nicht die beste war.

Er versuchte alles um seiner Mutter Recht zu tun. Er kümmerte sich um die Geschäfte, machte Spaziergänge mit ihr und ging mit ihr auf Reisen nach Konstanz, von da aus nach Zürich, über den Brüning in Richtung Berner Oberland. Im Grindelwald war es dann so weit, die Reisen brachten keine Abwechslung und kehrten zurück nach Hause. Während die Mutter mit ihrer Cousine Lucie Schniebel zusammen zog, reiste Kuhn wieder ab nach R, wo er unter anderem erfuhr, dass Mouth Gertrud heiraten will und nach München gezogen ist.   Kuhn nahm seine Arbeit wieder auf. Auf einem Konzert traf er Herrn Imthor, der Kuhn immer noch zu verstehen gibt, dass er mit der Heirat nicht einverstanden ist.

Kuhn hielt sich zurück. In der Zwischenzeit ging es Kuhns Mutter immer schlechter, da ihre Cousine Lucie bei ihr eingezogen war und ihr das Leben unerträglich macht. Dennoch hielt er es für besser, wenn sich die beiden Frauen unter sich einigen. Und schon meldete sich Mouth bei Kuhn, der 13   ihn zur Hochzeit einladen wollte. Kuhn lehnte ab, doch würde er ihnen ein Orgelspiel für die kirchliche Trauung schenken. Heimlich versteckt nahm Kuhn an der Hochzeit teil und sah nach langer Zeit, zum ersten mal Gertrud wieder.

Von ihrer Schönheit fasziniert, kamen die alten Gefühle wieder, do dass, er es nicht mehr ertragen konnte und sich wieder auf dem nach Hause Weg begab. Kaum zu Hause angekommen, erhielt er eine weitere Nachricht von seiner Mutter. Sie gab zu, sich in ihrer Cousine Lucie getäuscht zu haben und verstand jetzt auch seine und des Vaters Abneigung gegen Lucie. Sie bat ihm, er möge kommen und ihr helfen, die Cousine loszuwerden. Kuhn fuhr direkt zu seinen Mutter und sprach mit Lucie. Er machte ihr klar, dass das Haus verkauft werden und die Mutter wegziehen würde.

Das kühle Verhältnis zwischen Kuhn und seiner Mutter lockerte auf „...Kind, du hast es gut gemacht, und ich muss Dir danken. Willst Du mir nicht etwas aus deiner Oper vorspielen?..

.“ (S.98). Inzwischen war Kuhns Oper schon in München und wird in der nächsten Spielzeit laufen. Die Mutter zog nun zu ihm und sie verbrachten viel Zeit mit einander. Am Abend nach der Aufführung seiner Oper, die ein voller Erfolg wurde, erzählte ihm Teiser, was seine Schwester für ihn empfinde „.

.nun darf ich schon sagen, dass Mädel hat dich gern gehabt, schon lang..“ (S.107). Die sei der Grund, wieso sie auf dem Weg zum Bankett in Tränen ausbrach.

Sie hatte bemerkt, was Kuhn für Gertrud empfinde. Die restlichen Tage verbrachte Kuhn nach der Abreise von den Teisers überwiegend bei Mouth. Als er aus München zurückkehrte, war Kuhn plötzlich berühmt geworden.   Inzwischen verbrachte Kuhn viel Zeit bei Gertruds Vater. Als seine Tochter ihn besuchen kam, hatte sie sich sehr verändert. Ihr Vater sagte, sie möchte dich ganz bei ihm bleiben, doch sie lehnte ab.

Ein Wiedersehen, gab es erst ein paar Monate später, als Mouth Gertrud zu ihrem Vater geleitete. Auch Mouth schien Kuhn verändert, er sah, dass er Angst hatte, Gertrud zu verlieren. Kurz darauf reisten alle zur Erholung ab, Mouth nach Bayreuth, Teisers nach Steiermark, Kuhn und seine Mutter zu Verwandten an die Nordsee und Gertrud in Begleitung ihres Vaters in die Berge. Inzwischen begann sich Gertrud etwas zu erholen, aber auch nach der Heimkehr schien Gertrud noch etwas kraftlos zu sein. Während Gertruds Vater, der Witwer Imthor, an Mouth schrieb, sie brauche noch etwas Erholung, glaubte Mouth, Imthor würde Gertrud zur Trennung überreden, da er ja nie für diese Heirat war. Mouth bat um ein Treffen mit Gertrud und Imthor bat Kuhn, mit Mouth zu reden, aber er weigerte sich.

Mouth kam ohne Anmeldung angereist, versöhnte sich mit Gertrud und reiste alleine wieder ab. Gertrud wollte jetzt nur noch allein sein und wollte von nun an nicht mehr mit Kuhn singen. Auch Gertruds Vater litt und hatte sich verändert.   Durch einen Brief wurde Kuhn von Mouth auf einen Besuch eingeladen. Und da Mouth nur sehr selten Briefe schrieb und diese nie unwichtig waren, nahm er die Einladung an. Er überlegte, ob er es Gertrud mitteilen solle, vielleicht um beide wieder zueinander zu führen.

Er tat es nicht und reiste ab nach München zu Mouth. Kuhn machte sich große Sorgen um Mouth und fragte bei einer Veranstaltung den Kapellmeister, ob Mouth krank sei. Er antwortete, dass Mouth sich langsam zu Grunde richtet. Es war nicht selten, dass er betrunken zur Aufführung kam und habe er mal nicht getrunken, so würde er schlecht spielen und miserabel singen. Darauf hin bittet Kuhn Mouth um eine Auszeit. Er solle sich erholen, Urlaub machen und bitte mit dem Trinken aufhören.

Mouth stellt sich uninteressiert. Kuhn versuchte Mouth zu überzeugen, dass Gertrud noch nicht für ihn verloren ist. Darauf hin hat Mouth Kuhn zu einem kleinen Feste zu ehren Gertruds eingeladen. Und nachdem Kuhn Abends nach Hause ging, nahm sich Mouth das Leben. Kuhn in seiner Trauer wurde klar, wie sehr er diesen Menschen geliebt hatte. Gertrud jedoch, vergoss an Mouths Grab keine Träne.

Als Gertrud nach Hause kam und Mouths Blumen auspackte, die unterdessen angekommen waren, brach sie zusammen und blieb für lange Zeit für alle anderen unsichtbar. 14   Nach Jahren starb auch starb auch Kuhns Mutter und Brigitte Taiser, die es aufgab auf Kuhn zu warten und zu vergessen. Brigitte wurde die Frau eines Musikers und starb im ersten Kindbett. Gertrud überwand den Schmerz und die Trauer, fand ihr altes Leben wieder und begann auch wieder zu singen. Noch wenige male gab es Situationen, wo Kuhn es bei Gertrud noch einmal versuchen wollte, doch er kannte die Antwort „..

.sie ist mein Freund, und wenn ich nach unruhigen einsamen Zeiten aus meiner Stille hervortrete und ein Lied oder eine Sonate habe, gehört es zuerst uns beiden...“ (S.123).

                 Quelle: Hermann Hesse „Gertrud“ Rowohlt Taschenbuch Verlag                                                                   Vorgeschichte 15  Gertrud von Hermann Hesse erschien 1910. In einem Brief an Th. Heuss vom 17.11.1910 hat er die Entstehungsgeschichte (er arbeitete in Gaienhof Drei Jahre lang an diesem Roman) und die Drei verschiedenen Fassungen seines Musikerromans näher erläutert: „Es liegen in meinem Tisch verborgen Zwei große Manuskripte von je etwa Einhundert Seiten, in welchen beiden Versucht ist, die Gertrud nicht im Ich-Ton zu erzählen, sondern rein episch. Das war die Arbeit zweier Winter, und im dritten schrieb ich, nach achtmonatlichem Besinnen, die ganze Sache neu im Ich-Ton“.

Bereits diese Umarbeitung in die subjektive Erzählerperspektive deutete an, dass auch dieser scheinbar rein fiktionale Text des Dichters auf autobiographischen Erfahrungen beruht, die von der motivisch-gedanklichen Grundstruktur bis hin zu den beiden Musikergestallten Kuhn und Mouth samt ihrem Verhältnis zu Gertrud reichen. (Quelle: Literaturlexikon)        Blickwinkel  Es handelt sich um eine Form der Ich-Erzählung, also um einen teilnehmenden Erzähler. Durch diese Form der Erzählung kann der Autor seine Verzweiflung zum Ausdruck bringen und so den Leser mit seinem Schicksal konfrontieren und ihn daran teilhaben lassen. Der Erzähler ist am Romangeschehen aktiv beteiligt, er gehört zum Personenbestand. Er erlebt alles mit, und zwar aus seiner subjektiven Sicht, die natürlich beschränkt ist. Die Ich-Form ist wegen ihrer persönlichen und intimen Darstellungsweise die bevorzugte Erzähltechnik der meisten Schriftsteller des 19.

und 20. Jahrhunderts.   Als Zeitstufe wurde das Präteritum verwendet. Die Handlung beginnt mit der Studienzeit Kuhns und zieht sich über mehrere Jahre hinweg, bis zum Tod seines besten Freundes. Man kann nicht mit Bestimmtheit sagen, welchen Zeitraum die Handlung umspannt, aber ungefähr 6 bis 10 Jahre. Der Roman erscheint chronologisch fortlaufend, doch sind längere und kürzere Rückblenden enthalten.

          Sprache  Hermann Hesse ist wohl einer der bedeutendsten und beliebtesten deutschen Erzähler und Romanciers dieses Jahrhunderts. Seine Sprache zeichnet sich durch bildhafte Klarheit und Kraft aus, aber auch durch ihre schlichte Eleganz. Jeder Satz scheint vollendet und mit großem Können gebaut: jedes Wort steht an der richtigen Stelle, nichts wirkt gekünstelt oder sinnlos. Dennoch zeichnet nicht klassische Perfektion diesen großen Erzähler aus, sondern menschliches Einfühlungsvermögen, durch das beeindruckende und überzeugende Charaktere entstehen. (Quelle: Literaturlexikon)        Charakterisierung der Hauptpersonen 16      Kuhn:Durch einen Unfall ist er zum Krüppel geworden. Er ist unsterblich in Gertrud verliebt.

Er sieht in ihr alles, von Schönheit angefangen bis zur inneren Vollkommenheit „...ich hatte meine Musik beinahe vergessen. Ich suchte hinten im Saal da Fräulein Gertrud, dass an einem Bücherregal gelehnt in der Dämmerung saß. Ihr dunkelblondes Haar sah beinahe schwarz aus, ihre Augen sah ich nicht.

....mir war es lieb zu hören, dass ihre klaren guten Augen mich betrachtet hatten, ohne dass ich es wusste. Und ich dachte schon an diesem ersten Abend unserer Bekanntschaft, es müsste gut und selig sein, ein ganzes Leben unter dem Blick dieser schönen und aufrichtigen Augen hinzubringen, und es müsste dann unmöglich sein, jemals Schlechtes zu tun oder zu denken.

..“ (S.53). Knuth lebt in seiner eigenen Welt, von der er sich nicht mehr trennen kann und will. Erst durch die Musik lernt er mit seiner Behinderung und der nicht erwiderten Liebe umzugehen, sie in einem positiven Licht zu sehen „.

..aus dem Treiben, Schillern und Kämpfen meiner gesteigerten Empfindungen war Musik geworden...“ (S.

21). Findet sich damit ab und lernt sich auf platonischer, rein freundschaftlicher Basis mit Gertrud zu reden. Doch verzweifelt er innerlich. Ein unsicherer, schüchterner Künstler, der in bestimmter Weise mit sich selbst nicht fertig wird, mit seiner Denkweise, der aber auch egoistisch ist, da er von anderen Menschen erwartet, gleich zu denken wie er „...

lernen Sie eine Zeitlang mehr an andere als an sich selber denken...“ (S.82). „.

..Sie müssen irgend jemand so lieben lernen, dass sein Wohl Ihnen wichtiger ist als ihr eigenes...“ (S.

83). Nur in der Musik kann er seinen Gefühlen freien Lauf lassen, sie ausdrücken. Auch gelingt es ihm durch sie mit seinem verkrüppelten Bein und seinem Schicksal, das für ihn manchmal unüberwindbar, trostlos und ohne jegliche Hoffnung erscheint, fertig zu werden. Das Bein scheint ihm nicht viel auszumachen, aber mit seinem Erscheinungsbild, seinem Auftreten kommt er nicht zurecht „..Mouth: so geh doch Du einmal und tanz einen Walzer! Es würde Dir gut tun, glaub mir! Denk doch nicht immer an dein dummes Bein, dass ist nur Einbildung.

..“ (S.117). „..

.Kuhn: Es hätte weniger gut und prächtig ausgesehen, wenn an seiner Stelle ich schiefer Krüppel diesen feierlichen Weg gegangen wäre...“ (S.95).

Zu seinem Vater hatte er ein stets gutes Verhältnis, zu seiner Mutter, jedenfalls bis nach dem Tod des Vaters , nicht „..doch war unser Verhältnis nie sehr innig gewesen; ich hatte stets mehr zum Vater gehalten...“ (S.

13). Zu seinem Freund Mouth hatte er ein sehr inniges Verhältnis „...es entstand eine Freundschaft, damals meine einzige, und ich begann mich beinahe auf die Zeit zu fürchten, wo er nicht mehr da sein würde..

.“ (S.37), obwohl dieser das Herz Gertruds erobert hatte, die ja für Kuhn die Welt bedeutet. Zum Witwer Imthor hatte er ein sehr gutes Verhältnis. Für Lotte und Marion war er mitleiderregend „..

.es war nun nicht mehr das erstemal, dass eine schöne und liebende Frau mit Mitleid und merkwürdigen Vertrauen entgegen kam und es tat mir auch diesmal sowohl wie weh, doch kannte ich diese Melodie schon ein wenig und nahm sie nicht zu ernst...“ (S.44).

Er pflegte ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu den Teisers „...mit diesem treuen arbeitete ich die Instrumentierung meiner Opernmusik aus...

“ (S.62). Zudem ist Brigitte Teiser in ihm verliebt gewesen „...die schöne lustige Brigitte Teiser, die nach Jahren des Wartens und   17   Verheilens einen anderen Musiker geheiratet.

..“ (S.123). Die Beziehung zu Präzeptor Konrad Lohe war eine typische Lehrer-Schüler Beziehung „..

Freunde   wurden wir nicht, aber ich kam gerne zu ihm, er war einige Zeit hindurch der einzige Mensch mit dem ich über wichtige Fragen meines Lebens redete...“ (S.41).      Muoth:Künstlernatur wie Kuhn.

Muoth ist ein Sänger, typischer Lebemann und Draufgänger, umgibt sich ständig mit schönen Frauen, die seiner unheimlichen Faszination erliegen aber auch ihnen gegenüber Handgreiflich wird „...ich musste an Marion denken, an die schöne Marion und an jenen Abend, da ich mit ihr durch die Föhnluft gegangen war, an ihrem Arm, und sie sich so tapfer zu Ihrem Geliebten bekannt hatte. Hatte er die auch geschlagen?..

.“ (S.48) „..ach, wenn er mich lieber wieder geschlagen hätte (Lotte)..

.“ (S.47). Er betrinkt sich oft ohne dabei Maß und Ziel zu kennen und schlägt wahrscheinlich daher oft seiner Begleiterinnen. Der Alkohol wurde auch der Grund dafür, dass er einen Knick in seiner Kariere bekam „..

.ob er krank ist, weiß ich nicht...er ist manchmal fast betrunken auf die Bühne gekommen, und wenn er einmal nicht trinkt, spielt er schlecht und singt miserabel..

.“ (S.116). Kuhn kann diesen Charakterzug nicht verstehen und verurteilt ihn scharf „...

er ist ein armer, stürmender Mensch, der lauter Kräfte und keine Ziele hat. In jedem Augenblick möchte er die ganze Welt austrinken, und was er tut, ist immer nur ein Tropfen. Er trinkt und ist nie betrunken, er hat Frauen und ist nie glücklich, er singt so herrlich und will doch kein Künstler sein. Er hat jemanden lieb und tut ihm weh...

“ (S.25). Bei der Hochzeit von Muoth und Gertrud fürchtet Kuhn um ihre Zukunft, schenkt dem Brautpaar dennoch ein Orgelspiel. Mouth liebt Gertrud aufrichtig und hat Angst davor, sie zu verlieren. Vor allem Gertruds Vater, der auf Mouth nicht gut zu sprechen ist, erweckt Furcht in ihm, er könnte die beiden auseinander bringen. Dennoch ist anscheinend nicht mit ihm glücklich, obwohl auch sie innigste Liebe für sie empfindet.

Mouth ist ein Egoist, der ständig nur an sich denkt, keine Rücksicht auf Gefühle anderer nimmt und manchmal trotzdem den Eindruck von einem kleinen, hilflosen Kind erweckt „...sie behandeln alle Leute gerne so, wie sie Weiber behandeln. Bei Freunden geht das nicht, drum laufen sie ihnen draus. Sie sind ein Egoist!.

..“ (S.56).       Gertrud:Sopranistin. Sie ist eine sehr schöne, mittelgroße, junge Frau, mit dunkelblonden gewellten Haaren stellt für Kuhn den Inbegriff an Schönheit dar „.

..an dem Tag, da ich durch den herbstlichen Garten beim schon sachte beginnenden Blätterfall das Imthorsche Haus aufsuchte, um endlich die zurückgekehrte Gertrud zu besuchen, schlug mir das Herz beklommen. Sie aber, schön und aufrechter und ein wenig bräunlich geworden, kam mir lächelnd entgegen, gab mir die Hand und tat mit ihrer lieben Stimme und ihrem hellen Blick und ihrer ganzen noblen, freien Art mir sogleich wieder den alten Zauber an, da sich beglückt meine Sorgen und 18   Begierde bei Seite tat und froh war, wieder in ihrer heilenden Nähe zu sein...

“ (S.68). Die Tochter eines reichen Witwers und Gönners, die sowohl äußere und innere Schönheit besitzt. Sie fällt Kuhn vor allem durch ihre ehrliche, offene Kritik an seinem Werk und ihr Gespür für Musik auf. Sie sieht in der verkrüppelten Künstlerfigur Kuhn einen guten Freund, nicht aber einen Partner fürs Leben, den sie liebt, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen will, was auch durchaus verständlich ist. Auch bemitleidet sie ihn in bestimmter Weise, er es aber nicht als Kritik auffasst.

Die Freundschaft zu Kuhn ist ihr heilig, sie steht zu ihm, bewundert ihn in bestimmter Weise, vor allem sein musikalisches Können „...es kam zwischen Gertrud und mir keine Verlegenheit auf, wir trieben im selben Strom, Arbeiteten am selben Werk, es war für sie wie für mich ein Aufblühen reifgewordener Jugendkräfte, ein Glück und Zauber in dem meine Leidenschaft ungesehen mitbrannte. Sie unterschied nicht zwischen meinem Werk und mir, sie liebte uns und war unser, und auch für mich war Liebe und Arbeit, Musik und Leben nicht mehr zu trennen..

.“ (S.57). Sie kann sich nicht auf Knopfdruck und Kommando in Kuhn verlieben. Gertrud ist ein Mensch, der andere durch ihre natürliche, nicht überhebliche Art faszinieren und anregen kann, sie hat sich viele kindliche Fähigkeiten bewahrt, das Staunen, die Ehrlichkeit und Natürlichkeit. Doch dadurch, dass sie sich in Kuhns besten Freund verliebt und ihn später auch heiratet, baut sie aus Rücksicht seinen Gefühlen gegenüber eine bestimmte Distanz auf.

Eine innige Liebe verbindet sie zu ihrem Vater der sie unterstützt, bei dem sie sich erholen kann und für die er immer da ist, wenn sie ihn braucht. Die Beziehung des Vaters zu Gertruds zukünftigen Mann Mouth steht auf tönernden Füssen. Anfangs mochte Gertrud Mouth überhaupt nicht „...er hat etwas was ich fürchte.

..“ (S.68) „...

ich habe ihn nicht gern...“ (S.60) „..

.sehr gern tue ich’s nicht, dass wissen sie ja. Ich singe sonst nie vor Fremden, und vor Herrn Mouth ist es mir doppelt peinlich...“ (S.

68). Dennoch heiratet Sie Mouth gegen den Willen ihres Vaters. Glücklich war sie mit ihm nicht „...Als sie an seinem Grab standen.

....Gertrud aber hatte nicht geweint, sie schaute aus einem bleichen, schmalen Gesicht überwach und streng vor sich in den leisen Regen, der im Wind versprühte, und hielt sich gerade wie ein junger Baum, als stünde sie auf unerschütterten Wurzeln. Es war aber nur Notwehr.

..“ (S.122). Einige Zeit nach seinem Tode bekam sie ihr Leben wieder im Griff und blühte förmlich wieder auf.  Kuhn: „Zwischen Gertrud und mir bestand nur eine gute Kameradschaft.

Ich glaube sie wusste seit jener Stunde am Klavier genau, was in mir vorging, doch sagte sie nie ein Wort und war um nichts anderes gegen mich. Sie liebte nicht nur meine Musik, sie hatte mich selber gern und fühlte wie ich, dass zwischen uns beiden ein natürlicher Einklang war, dass jeder von uns des andern Wesen gefühlsmäßig verstand und billigte. So ging sie neben mir in Eintracht und Freundschaft, doch ohne Leidenschaft“ (S.61).      Witwer ImthorVater von Gertrud, von Beruf Fabrikant und seht Wohlhabend. Seine Frau starb bereits vor Jahren.

Sehr besorgt um seine Tochter, da sie Mouth heiraten wird und er diese Angelegenheit mit Skepsis entgegen sieht „...Sie wissen, ich bin mit der Heirat nicht recht einverstanden. Ich hätte Sie schon lange gern einmal über Herrn Mouth befragt. Soweit ich ihn kenne, darf ich nicht über ihn klagen.

Aber ich hörte so mancherlei über ihn: Er soll ja viel mit Frauen zu tun gehabt haben...“ (S.88). Sehr gutes Verhältnis zu Kuhn.

Er wäre ihm als Schwiegersohn 19   wahrscheinlich lieber gewesen. Sehr begeistert von der Musik „...der für einen eifrigen Musikfreund und Gönner junger Talente galt..

.“ (S.50). Sehr freundlicher und in Kunst gebildeter Mann „...

ais dem was er mir sagte, konnte ich aber wohl merken, wie viel er von Musik verstand; er lobte nicht in den Tag hinein, sondern gab einen ruhigen, Sachlichen Beifall, der mehr wert war...“ (S.50) Nachdem Gertrud sich negativ durch die Heirat mit Mouth verändert hatte, veränderte auch er sich. Er litt darüber, dass Gertrud unglücklich war „.

.am schwersten schien Gertruds Vater zu leiden. Seit ich ihn vor Jahren als einen klugen, strammen, still-heiteren Alten Herrn hatte kennen gelernt, war er älter geworden, anders geworden, sprach leiser und unruhiger, machte keine Scherze mehr, sah sorgenvoll und elend aus..“ (S.113).

Ansonsten sehr zurückhaltend den anderen Personen gegenüber.    MutterDie Beziehung der Mutter zu ihrem Sohn Kuhn ist vorerst nicht die Beste. Das erste mal, als es eine Veränderung in diesem Mutter-Sohn Verhältnis gab, war nach Kuhns Unfall als sie ihn im Krankenhaus Besuchte „...sie war wieder meine Mutter, da sie mich krank liegen hatte und mich pflegen konnte; und ich sah sie wieder mit Knabengefühlen an und vergaß einstweilen alles andere.

Später freilich kehrte das alte Verhältnis wieder, und wir vermieden es, von diesem Krankenlager viel zu reden, da es uns beide verlegen machte...“ (S.13). Sie gab auch nie viel auf seinen Traum, Musiker zu werden.

Noch einmal veränderte sich das Verhältnis zwischen den beiden nach dem Tod seines Vaters. Darauf hin zog ihre Cousine Lucie Schniebel bei ihr ein. Aber es folgten heftige Streitereien. Sie bat ihren Sohn um Hilfe, der brachte es fertig, dass diese auseinander gebracht wurden. Durch diese hilfreiche Tat der Mutter gegenüber, änderte sich das Verhältnis Kuhns zu seiner Mutter im positiven. Sie freuten sich nun an auf einen neuen gemeinsamen Lebensabschnitt „.

..sie hatte jetzt Vertrauen zu mir, und ich freute mich darauf, bald mit ihr ein kleines Hauswesen zu eröffnen und aus der langen Heimatlosigkeit herauszukommen...“ (S.

98).                  Quelle: Zitate aus Roman „Gertrud“ Hermann Hesse Rowohlt Verlag                  Charakterisierung 20   Gertrud ist ein Roman, der in 9 Kapitel gegliedert ist. Dem musikalischen Hauptthema entsprechend, könnte man den Roman als literarische Parabelform zur Sinfonie bezeichnen. J. V. Widman bezeichnet den Stil dieses eigenartigen und gleichzeitig fesselnden Werkes als ein gedämpftes „Andante“.

„...Das Reifen eines Menschen an der Liebe und am Schmerz durch die Musik...

“   Gertrud ist ein Roman, der vor allem zwei wichtige Themen behandelt: die Musik und der Sinn des Lebens. Da dem komponistischen Kuhn die Liebe die er Gertrud entgegen bringt nicht erwidert wird, stellt er sich die Frage nach dem Sinn des Lebens und findet ihn in der Musik. Er lebt dadurch auf und erfährt, dass Musik eine von den schönsten Möglichkeiten ist, das Leben so zu ertragen, wie es ist, mit all seiner Sinnlosigkeit. In diese Welt zieht er sich vollkommen und ganz zurück und baut sich dadurch eine Welt auf, die noch stärker durch die Musik gezeichnet ist, wie seine vorige „...

etwa von meinem 6. oder 7. Jahr an begriff ich, dass von allen unsichtbaren Mächten die Musik mich am stärksten zu fassen und zu regieren bestimmt sei. Von da an hatte ich meine eigene Welt, meine Zuflucht und meinen Himmel, den mir niemand nehmen oder schmälern konnte und den ich mit niemanden zu teilen begehrte. Ich war Musiker..

.“ (S.05). Durch die unglückliche Liebe zu Gertrud ist er zur musikalischen Kreativität angespornt und ermuntert, gleichzeitig bietet sie ihm die Flucht in eine Welt der Töne und Harmonie, den einzigen Rückhalt seines scheinbar sinnlos gewordenen Lebens. In der Musik findet Kuhn die einzige Möglichkeit seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen und sie auszudrücken.   Für Hesse ist Musik in diesem Buch die unbegreiflichste, amüsanteste und sinnlichste Gegenwelt, die sich ein Mensch schaffen kann und nur dadurch kann er so intensiv und ausdrucksvoll über die Musikwelt des Komponisten Kuhn schreiben.

Hesse findet auch eine einleuchtende Antwort zu der Frage nach dem Sinn des Lebens. Diese mag uns in schwierigen Situationen bitter oder gar zyn

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