Sylvia Kellner
Gertrud von Hermann Hesse
Titel:
Gertrud ist ein gängiger Frauenname, der weder über das Alter noch über das Äußere oder Charaktereigenschaften Auskunft gibt. Es handelt sich hier um eine der Hauptgestalten, da der Titel des Buches nach ihr benannt ist, sie steht in Kontakt mit anderen Personen und sie nimmt eine wichtige Rolle im Roman. Dadurch daß nur der Vorname der Frau genannt wird, wirkt es persönlicher, es wird keine Distanz aufgebaut, was der Autor auch sicherlich beabsichtigte.
Themen:
Gertrud ist ein Roman, der vor allem zwei wichtige Themen behandelt: die Musik und der Sinn des Lebens. Da dem komponistischen Kuhn die Liebe die er Gertrud entgegen bringt nicht erwidert wird, stellt er sich die Frage nach dem Sinn des Lebens und findet ihn in der Musik. Er lebt dadurch auf und erfährt, daß Musik eine von den schönsten Möglichkeiten ist, das Leben so zu ertragen, wie es ist, mit all seiner Sinnlosigkeit.
In diese Welt zieht er sich vollkommen und ganz zurück und baut sich dadurch eine Welt auf, die noch stärker durch die Musik gezeichnet ist, wie seine vorige.
Durch die unglückliche Liebe zu Getrud ist er zur musikalischen Kreativität angespornt und ermuntert, gleichzeitig bietet sie ihm die Flucht in eine Welt der Töne und Harmonie, den einzigen Rückhalt seines scheinbar sinnlos gewordenen Lebens.
In der Musik findet Kuhn die einzige Möglichkeit seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen und sie auszudrücken.
Für Hesse ist Musik in diesem Buch die unbegreiflichste, amüsanteste und sinnlichste Gegenwelt, die sich ein Mensch schaffen kann und nur dadurch kann er so intensiv und ausdrucksvoll über die Musikwelt des Komponisten Kuhn schreiben.
Hesse findet auch eine einleuchtende Antwort zu der Frage nach dem Sinn des Lebens. Diese mag uns in schwierigen Situationen bitter oder gar zynisch erscheinen, der Sinn des Lebens ist es, zu leben, immerfort zu leben, an Problemen nicht zu scheitern, sondern an ihnen zu reifen, wachsen und aus ihnen zu lernen.
Er drückt dies auf ähnliche Weise wie Goethe aus, der meint, daß man aus Steinen die einem den Weg erschweren auch etwas Schönes bauen kann.
Das erscheint uns oft schwierig oder gar unmöglich, aber das Beispiel des Komponisten Kuhn der durch seine Verkrüppelung und durch seine unglückliche Liebe nicht gerade auf die Butterseite des Lebens gefallen ist, zeigt uns, daß es möglich ist und daß man nicht aufgeben darf. Das Leben ist ein Abenteuer, das es zu lichten gilt, eine unbedingt zu meisternde Entwicklung.
Ein weiteres Thema ist die Freundschaft zweier gegensätzlicher Menschen, die sich in ihren Denkweisen vollkommen unterscheiden und sich trotzdem verstehen.
Fabel:
Das Reifen eines Menschen an der Liebe und am Schmerz durch die Musik.
Gattung:
"Gertrud" ist ein Roman, der in 9 Kapitel gegliedert ist.
Dem musikalischen Hauptthema entsprechend, könnte man den Roman als literarische Parabelform zur Sinfonie bezeichnen. J. V. Widman bezeichnet den Stil dieses eigenartigen und gleichzeitig fesselnden Werkes als ein gedämpftes "Andante".
Blickwinkel:
Es handelt sich um eine Form der Ich-Erzählung, also um einen teilnehmenden Erzähler. Durch diese Form der Erzählung kann der Autor seine Verzweiflung zum Ausdruck bringen und so den Leser mit seinem Schicksal konfrontieren und ihn daran teilhaben lassen.
Der Erzähler ist am Romangeschehen aktiv beteiligt, er gehört zum Personenbestand. Er erlebt alles mit, und zwar aus seiner subjektiven Sicht, die natürlich beschränkt ist. Die Ich-Form ist wegen ihrer persönlichen und intimen Darstellungsweise die bevorzugte Erzähltechnik der meisten Schriftsteller des 19. und 20. Jahrhunderts.
Zeitstufe & Zeitraum:
Als Zeitstufe wurde das Präteritum verwendet.
Die Handlung beginnt mit der Studienzeit Kuhns und zieht sich über mehrere Jahre hinweg, bis zum Tod seines besten Freundes. Man kann nicht mit Bestimmtheit sagen, welchen Zeitraum die Handlung umspannt, aber ungefähr 6 bis 10 Jahre.
Der Roman erscheint chronologisch fortlaufend, doch sind längere und kürzere Rückblenden enthalten.
Sprache:
Hermann Hesse ist wohl einer der bedeutendsten und beliebtesten deutschen Erzähler und Romanciers dieses Jahrhunderts. Seine Sprache zeichnet sich durch bildhafte Klarheit und Kraft aus, aber auch durch ihre schlichte Eleganz. Jeder Satz scheint vollendet und mit großem Können gebaut: jedes Wort steht an der richtigen Stelle, nichts wirkt gekünstelt oder sinnlos.
Dennoch zeichnet nicht klassische Perfektion diesen großen Erzähler aus, sondern menschliches Einfühlungsvermögen, durch das beeindruckende und überzeugende Charaktere entstehen.
Charakterisierung der Hauptpersonen
Kuhn:
Er ist ein Krüppel, der sich unsterblich in Gertrud verliebt hat. Er sieht in ihr alles, von Schönheit angefangen bis zur inneren Vollkommenheit. Knuth lebt in seiner eigenen Welt, von der er sich nicht mehr trennen kann und will. Erst durch die Musik lernt er mit der nicht erwiderten Liebe umzugehen, sie in einem positiven Licht zu sehen. Findet sich damit ab und lernt sich auf platonischer, rein freundschaftlicher Basis mit Gertrud zu reden.
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