Der dumme august
            
                                                         Hausaufgabe aus dem Deutschen
                                                                    4.Dezember 1992                                                             Max Grillenberger                                       
                                                                                                                                                                               11a                                                 
           	Die Schlußszene des Dramas "Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing.                        	Zeigen Sie die dramatische Gestaltung und die Bedeutung dieser Szene im Zusammenhang mit 	Lessings Anliegen!
                                                               (Literarische Erörterung)
 
A    	Im Jahre  1779 schrieb Gotthold Ephraim Lessing das in Blankversen verfaßte dramatische 	Gedicht "Nathan der Weise".Vorausgegangen waren während Lessings Tätigkeit als Biblio- 	thekar in Wolfenbüttel zahlreiche Auseinandersetzungen mit der Orthodoxie und 	schließlich 	das Verbot der Veröffentlichung von religionskritschen Schriften gegenden Hamburger Haupt- 	pastor Melchior Goeze. Daraufhin entschloß sich Lessing "gegen die Unduldsamkeit in religi-	ösen Fragen vorzugehen" "ich muß versuchen, ob man mich auf meiner alten Kanzel, dem 	Theater, wenigstens noch ungestört will predigen lassen." (2 / S.
181) Er schuf sein letztes 	dramatisches Werk, "Nathan der Weise". 
		Ort des Geschehens ist das spätmittelalterliche 	Jerusalem. Die fünf Aufzüge führen in das 	Haus des reichen Juden Nathan, der Recha,eine 	Christin ,als Tochter angenommen hat. Mit 	dieser Handlung verknüpft, ist eine zweite, die sich auf dem Hof des moslemischen Sultans 	Saladin und dessen Schwester Sittah abspielt.
 
B	  In der Schlußszene des 5. Aktes kommen die dramatische Gestaltung, sowie Lessings  Absich-	ten und Ziele des Werkes besonders stark zu Wirkung.
II.1.	Da "Nathan der Weise" weder als Tragödie noch als Komödie zu bezeichnen ist, sondern eine Mischung aus beiden Gattungen des Dramas ist, kann man versuchen, in der Schlußszene ernste, rührende und komische Elemente zu erkennen.(Anmerkung, Reclam S.142) Im letzten Auftritt bietet Sultan Saladin dem jüdischen Geschäftsmann Nathan die sofortige Rückzahlung des geliehenen Geldes an. Nathan geht auf die großzügigen Angebote der Vergeltung für seine Hilfe aus der Geldnot nicht ein.
 Er weist Saladin fast ungeduldig zurück und zeigt sich von der seelischen Not seiner weinenden Stieftochter Recha viel mehr gerührt: "Und warum zuerst von dieser Kleinigkeit ? - Ich sehe dort Ein Aug' in Tränen, das zu trocknen, mir Weit angelegner ist." (V 3700 ff) In diesen Worten kommt die liebevolle Beziehung Nathans zu seiner Adoptivtochter Recha deutlich zum Ausdruck. Recha bestätigt die Zuneigung zu ihrem Stiefvater und fühlt sich als seine Tochter, obwohl sie erfahren hat, daß sie ein angenommenes Kind ist.In dieser Vater-Tochterbeziehung ist das "rührende Element" (Anmerkung, Reclam S.143) deutlich spürbar .  Der junge Tempelherr, der Recha einst vom Feuertod gerettet hatte, liebt diese und hofft auf ihre Zuneigung, da er sie zur Frau nehmen will .
Saladin bestärkt Recha, dessen Zuneigung zu erwidern.Mit den drängenden Worten"bekenn ihm deine Liebe! trage dich ihm an"(V 3730) tritt Saladin leidenschaftlich für den Tempelherrn ein. Als Nathan in den Verlauf der Handlung eingreift, indem er ruft :"halt Saladin! "(V3741) kommt es zu einem dramatischen Höhepunkt der Handlung. Er berichtet, Recha habe einen Bruder, der an einer Bindung seiner Schwester mitzureden habe. In einem spannenden Dialog erfährt der ungeduldige Tempelherr, daß er kein von "Stauffen" sei, sondern "Leu von Filnek" heiße, und sein Vater Nathans Freund gewesen sei. Auf die Frage nach Rechas Bruder vernimmt der Tempelherr, daß er dieser selbst sei.
 Recha reagiert ungläubig und bezweifelt die Wahrheit."Kann nicht sein! nicht sein! Sein Herz weiß nichts davon!" (V 3796) Der junge Tempelherr reagiert auf die aufgedeckte Geschwisterbeziehung demütig, indem er meint, Nathan gebe ihm damit unendlich mehr, als er ihm nehme. Die Spannung der dramatischen Gestaltung der Schlußszene kommt zu einem weiteren Höhepunkt, als Saladin und Sittah im Tempelherrn ihren Neffen ,den Sohn Saladins Bruder Assad erkennen.Voller Freude fallen sich alle Familienmitglieder und auch deren Freund Nathan in die Arme.In diesem Schlußbild ist eine Mischung von ernsten, rührenden und auch komischen Elementen des dramatischen Gedichtes enthalten.   
           	Mit der Erweiterung der Familie durch Saladin und Sittah kommt die islamische Weltreligion 	hinzu und es bilden Christen, Mohammedamer und ein Jude eine große Familie mit  den drei 	Religionen.
 
   II 1.  	In der Schlußszene mit der Versöhnung aller Beteiligten kommt die Ringparabel, die Lessing im 	Zentrum des dramatischen Gedichtes (III.6.) eingebaut hat, zur Wirkung. Die Ringparabel 	aus Boccaccios "Decamerone" baute Lessing als Grundlage für sein belehrendes 	Beispiel in 	das dramatische Gedicht ein. Nathan wird vom Sultan befragt, welche der drei Weltreligionen  	er für die wahre halte.
 Er antwortet sehr geschickt mit der Parabel von den drei Ringen, die 	einander so stark gleichen, daß sie nach ihrem Wert nicht mehr zu unterscheiden 	sind. Nach 	diesem Gleichnis kann keiner der drei Religionen der Vorzug gegeben werden, denn auch vor 	Gott seien alle gleich wertig. Den Wert des Ringes sieht ein kluger Richter schließlich nur im 	richtigen praktischen Handeln, da dieses eine Bewertung der Echtheit des Ringes 	bewirken 	könne. Nach Lessing liegt es an jedem einzelnen, seinen Ring zum echten zu machen."Es eifre 	jeder seiner unbestochnen von Vorurteilen freien Liebe nach! es strebe von euch jeder um die 	Wette, Die Kraft des Steins in seinem Ring' an Tag Zu legen!" (V 2040 ff) 
III 1.   	Dieser Aufforderung Nathans kommen die Personen in der Schlußszene spürbar nach.
 Die 	Familienzugehörigkeit wird mit Freude und Rührung aufgenommen."Geschwister!" "sie 	Ge-	schwister!"(V 3792) rufen Sittah und Saladin, als sie von der Geschwisterbeziehung Rechas 	und des Tempelherrn erfahren.Sie tolerieren dabei die unterschiedliche Religionszugehörigkeit. 	Auch Nathan beweist Liebe und Toleranz, als er Recha freimütig mit ihrem christlichen Namen 	"Blanda" nennt. Schließlich stellt sich die Familienzugehörigkeit 	des Sultan Saladin und seiner 	Schwester Sittah heraus.Sie erfahren durch Nathans Buch, daß ihr Bruder Assad der Vater von 	Recha und deren Bruder ist.
 Aus Freude ruft Saladin dem Tempelherrn übermütig zu:"Nun 	mußt du doch wohl, Trotzkopf, mußt mich lieben!" (V 3844) Er nennt ihn freudig: "Mein Sohn ! 	mein Assad! meines Assads Sohn!" (V 3846) Mit diesem Ausruf  beweist er, daß sich die lang 	aufgestaute Spannung gelöst hat . Lessings großes Anliegen war, das harmonische Zusam- 	menleben der Religionen zu bewirken und zu fördern. Auch der junge Tempelherr ,der noch 	stark mit Vorurteilen belastet ist, erkennt, daß religiöse Toleranz für ein Leben in Harmonie 	nötig ist.
	   Menschliches Verhalten und die Ablehnung von Aggressivität beim Streben nach der positiven 	Wirkung "des Steins in seinem Ring ...
" (V 2042) fordert Lessing in Nathans Erzählung vom 	Richterspruch: "Komme dieser Kraft mit Sanftmut, Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohl-	tun, Mit innigster Ergebenheit in Gott Zu Hilf' !" (V III.Akt,7.A) Lessing sieht den Wert 	eines 	Menschen nicht "abhängig von seinem äußeren Glaubensbekenntnis (2 / S.181), sondern 	er-	achtet seinen Beitrag zur harmonischen Entwicklung einer menschlichen Gesellschaft als viel 	wichtiger. Wahre Religion bedeutet für Lessing Humanität. Der Wert geoffenbarter Religionen 	könne sich "nur in der sittlichen 	Bewährung ihrer Anhänger zeigen.
" (1 / S.81) 
 
C		Diese Vorstellung einer Idealwelt wurde Lessing oft als Utopie ausgelegt. So schreibt Theo 	Herold nach Lessings Selbstdeutung sei Nathan "eine Utopie der idealen 	Kommunikations-	gemeinschaft." (3 / S.81) Lessing sieht in seinem Werk "Nathan der Weise" den Entwurf einer 	Welt, wie sie sein könnte, wenn sich die Menschen nach 	seinen dargelegten Vorstellungen ver-	halten würden. Im sittlichen Empfinden und dementsprechenden Handeln liegt bei Lessing 	die Voraussetzung für ein gutes Zusammenleben aller Menschen.
Mit seinem dramatischen 	Gedicht "Nathan der Weise" zeigt er das Zusammenwachsen von Menschen verschiedener 	Herkunft und Religion zu einer großen Familie auf, die stellvertretend für das tolerante Zu-	sammenleben aller Menschen der Welt stehen könnte. 	
 
 
 
 
 
  
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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