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  Gottfried keller: romeo und julia af dem dorfe

Gottfried Keller: Romeo und Julia auf dem DorfeDie Seitenzahlangaben der Textstellen beziehen sich auf folgendes Buch:insel taschenbuch 756 Keller Romeo und JuliaKurze Biographie des Autors: Gottfried Keller wurde am 19.7.1819 in Zürich geboren. Er bildete sich in seiner Jugend zum Maler aus, kam aber in München, wo er in große Not geriet zur Erkenntnis, daß seine Begabung vorwiegend auf dem dichterischen Gebiet liege. Nach Zürich zurückgekehrt, trat Keller in nähere Beziehung zu den politisch deutschen Flüchtlingen. Im Herbst 1848 ging er mit einem Stipendium der Züricher Kantonsregierung nach Heidelberg, und studierte dort bis 1850.

1848 lernte Keller den Sozialisten und Philosophen Ludwig Feuerbach kennen, der ihm durch seine Theologie- und Religionskritik die Augen für die Schönheiten der irdischen Welt öffnete. Feuerbach lehrte, daß die Religion eine Selbstanbetung des Menschen sei, der seine Wünsche und Sehnsüchte auf Gott projiziere. Der Einzelne habe aber die Pflicht, all seine Kräfte und Liebe zum Wohle der Gemeinschaft einzusetzen. Keller, der die barocke Aufspaltung der Welt und des “Lebens” in Diesseits und Jenseits ablehnte, formulierte seine Verwurzelung im Diesseits so: “Die Welt ist mir unendlich schöner und tiefer geworden, das Leben ist intensiver und wertvoller, der Tod ernster, bedenklicher und fordert mich nun erst mit aller Macht auf, meine Aufgabe zu erfüllen und mein Bewußtsein zu reinigen und zu befriedigen, da ich keine Aussicht habe, das Versäumte in irgend einem Winkel der Erde nachzuholen.” Zu diesem Zeitpunkt seines Lebens lebte Keller in Berlin. Dort beschäftigte sich Keller auch mit kleinen Erzählungen und seine dichterische Kraft nahm die entscheidende Entwicklung.

1855 kehrte er wieder nach Zürich zurück, wurde im Jahre 1861 Staatsschreiber und verwaltete dieses Amt bis 1876 mit größter Gewissenhaftigkeit. Er entwickelte sich zum Meister der Novelle. Gottfried Keller starb am 15.7.1890. Heute gilt Keller als Meister der Novelle und als bedeutendster deutschsprachiger Erzähler des 19.

Jahrhunderts. Sein Schaffen ist dem poetischen Realismus zuzurechnen, wobei seine Romane und Erzählungen auch romantisch-phantastische Elemente enthalten. Als Befürworter einer gesellschaftlich engagierten Literatur verband er sein kritisches Verständnis der menschlichen Existenz mit Humor und erzieherischer Weitsicht. Kurze Inhaltsangabe zu “Romeo und Julia auf dem Dorfe”: Die Novelle “Romeo und Julia auf dem Dorfe” von Gottfried Keller erzählt von Sali und Vrenchen, deren Väter zuerst wohlhabende Bauern sind, aber dann wegen eines Streites immer mehr verarmen und ihren Kindern jeglichen Kontakt verbieten. Als diese sich nach vielen Jahren wieder treffen, sich in einander verlieben, und wegen mehreren dummen Umständen nicht zusammenkommen können, suchen sie in den Fluten ihren Tod. Interpretation:Keller, der sein Leben lang keine erfolgreiche Beziehung und auch sonst keinen leichten Start in sein Leben hatte, nimmt einen Zeitungsartikel in dem er von dem Schicksal eines armen Liebespaares aus bäuerlichen Verhältnissen, daß sich aufgrund des Streits ihrer Familien erschossen hatte, als Ansporn, nach Shakespeares Vorbild, eine Liebestragödie zu schreiben.

In dieser beschreibt er das tragische Schicksal zweier Leben, die füreinander Bestimmt waren und von einer kleinbürgerlichen Gesellschaft daran gehindert werden zum gemeinsamen Glück zu finden. Da für sie aber die Möglichkeit, ein Leben abseits der gesellschaftlichen Normen keine Alternative darstellt, kritisiert Keller in seinem Buch im Gegensatz zu Shakespeare auch die Gesellschaft seiner Zeit. Vorgeschichte: Diese Novelle erscheint 1856 in der berühmten Novellensammlung “Die Leute von Seldwyla” und beruht also auf einer Tatsächlichen Begebenheit: Dem Freiwilligen Tod zweier junger Menschen, deren Eltern in Feindschaft leben und in eine Verbindung ihrer Kinder nicht einwilligen. In einer Züricher Tageszeitung stand am 3. September 1847 zu lesen: “Im Dorfe Altsellerhausen, bei Leipzig, liebten sich ein Jüngling von 19 Jahren und ein Mädchen von 17 Jahren, beide Kinder armer Leute, die aber in einer tödlichen Feindschaft lebten und nicht in eine Vereinigung des Paares willigten wollten. Am 15.

August begaben sich die Verliebten in eine Wirtschaft, wo sich arme Leute vergnügen, tanzten daselbst bis 1 Uhr nachts und entfernten sich hierauf. Am Morgen fand man die Leichen beider Liebenden auf dem Felde liegen; sie hatten sich durch den Kopf geschossen.” Charakteristik von Sali und Vrenchen: Sali und Vrenchen kennen sich schon von kleinauf. Als Kinder spielen sie zwar des öfteren miteinander und es ist auch keine Seltenheit, daß sie sich gegenseitig auf den Arm nehmen und necken, aber der Zwang ihrer Väter, sich nicht mehr sehen zu dürfen, stellt zu dieser Zeit für sie eigentlich mehr oder weniger kein Problem dar. Sie verlieben sich erst, als sie einen Streit ihrer Väter schlichten wollen. Einmal wäre es fast zum Bruch ihrer Beziehung gekommen, nämlich als Sali Vrenchens Vater mit einem Stein, den er ihm gegen die Schädeldecke wirft, schwer verletzte, so daß dieser sein Gedächtnis verliert.


Daraufhin wünschte Vrenchen für kurze Zeit Sali nicht mehr zu sehen. Beide sind also Menschen von eher schüchtern gewordenem Charakter und man kann auch viele kleine oder größere Unsicherheiten in ihrem Handeln erkennen. Dennoch sind sie in ihrer Liebe gefestigt und entschlossen, lieber miteinander zu sterben, als getrennt leben zu müssen. Charakteristik und Parallelzeichnung der beiden Väter:Keller wollte den Konflikt der beiden Väter nicht durch verschiedene Charaktere begründen, sondern zeigen, daß eine sehr nebensächliche Angelegenheit zwei Menschen entzweien kann. Daher zeichnet er die beiden Männer ähnlich: Textstelle: “An einem……unterbrach.” (Seite 9+10) Sofort fällt auf, daß beide Namen mit den Buchstaben “Ma” beginnen (Manz, Marti).

Außerdem zeichnet er auch das Aussehen gleich. Beide sind “lange, knochige Männer von ungefähr 40 Jahren.” Beide sind “sichere, gutbesorgte Bauern.” Beide tragen “kurze Kniehosen von starkem Zwillicht.” Auch im Handeln der beiden Bauern kann man sehr deutlich eine starke Parallelzeichnung feststellen: In der Textstelle vom Pflügen wird jeder Handgriff - auf beide bezogen – auf genau die selbe Art und Weise verrichtet. Auch vom Acker des Geigers zweigt sich jeder eine Furche ab.

Erst als sich die Besitzverhältnisse ändern, beginnt der Streit. Die Konstellation der Hauptfiguren: Die Konstellation der Hauptfiguren entspricht dem klassischen Fünfer – Prinzip: Manz   Marti   Geiger   Sali   Vrenchen Wendepunkt ist die Szene auf der Brücke: Die beiden Bauern werden Todfeinde, Sali und Vrenchen verlieben sich. Der schwarze Geiger steht zwischen allen: Zwischen den Vätern, die ihn um seinen Erbteil gebracht haben und auch zwischen Sali und Vrenchen, da er ihre Beziehung kennt und droht, sie zu verraten. Später will er sich an den beiden Vätern rächen, indem er ihre Kinder praktisch in den Freitod treibt. Autobiographische Züge in dieser Novelle: Dem, der das Buch liest, fällt sicherlich sofort auf, daß viele Textstellen so formuliert sind, daß gerade die Würde und Anständigkeit des Paares gehoben werden: Textstellen: “…die Wirtin……gefiel” (Seite 76+77) “Die Wirtin und……hinnen.” (Seite 77) “…sie vergaßen……Achtung.

” (Seite 79) Sie “gingen still nebeneinander.” “… die Wirtin schien sie für rechtliche junge Leute zu halten, die man anständig bedienen müsse.” Vrenchen “…verabschiedete sich mit den besten Manieren…” von der Wirtin. Sali sieht Vrenchen an “voll Zärtlichkeit, Sorgfalt und Achtung.” Nicht zu Letzt auch die Tatsache, daß sie sich aus großer, ehrlicher Liebe umbringen, zeugt von Ehre und Anstand. Nun stellt sich die Frage, warum Gottfried Keller so viel Wert auf Würde legt: Meiner Meinung nach liegt es daran, daß er sich teilweise in dieser Novelle autobiographisch darstellt.

Denn auch Keller mußte unter verarmten Umständen aufwachsen und versuchte damals als Kind – laut Zeitzeugenberichten – auch immer etwas besser dazustehen. So gerne wäre er damals Sohn einer reichen Bürgerfamilie gewesen. Außerdem wurde er doch von den philosophisch – links - idealistischen Ideen Ludwig Feuerbachs stark beeinflußt, und deshalb legte er in vielen seiner Erzählungen großen Wert auf die Würde der ärmeren Bevölkerung. Gesellschaftkritische Züge der Novelle “Romeo und Julia auf dem Dorfe”: Gottfried Keller beschreibt das tragische Schicksal zweier Leben, die füreinander Bestimmt waren und von einer kleinbürgerlichen Gesellschaft daran gehindert werden zum gemeinsamen Glück zu finden. Da für sie aber die Möglichkeit, ein Leben abseits der gesellschaftlichen Normen keine Alternative darstellt, kritisiert Keller in seinem Buch im Gegensatz zu Shakespeare auch die Gesellschaft seiner Zeit. Insbesondere der Schlußsatz, Textstelle: “… man nehme an, ……Leidenschaften,” (Seite 102) enthält unverkennbare gesellschafts- und sozialkritische Züge.

Dieser Satz erweckt beim Leser Widerspruch, da Keller seine Erzählung so gestaltet, daß die jungen Leute alles andere als “entsittlicht” und “verwildert” dastehen. Die Leute in der Stadt reden nur aus Unkenntnis der Sachlage und auch mit einem gewissen Vorurteil derart schlecht über die zwei. Persönliche Stellungnahme: Obwohl ich Bücher wie diesem eher abgeneigt bin, hat mich sowohl der Stil, als auch die Handlung dieser Novelle sofort gefesselt. Für mich schreibt Keller zwar ein bißchen zu viel im Stil des epischen Realismus, der ja in unserer Zeit eher nicht mehr als Stilmittel verwendet wird, aber trotzdem ist diese Erzählung noch durchaus aktuell, da seine Gesellschaftskritik, nämlich, daß zu große Klassenunterschiede herrschen und dem Konflikt zwischen Elerngeneration und der Jugend praktisch zeitlos ist. Ich habe das Buch gerne gelesen und kann es sehr weiter empfehlen.

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